key: cord-0067334-tjzpg6ld authors: Sube, Lena; Bröhl, Jessica; Kadatz, Lisa; Klose, Inga; Frings, Stefanie; York, Jana title: Gesundheit – digital und inklusiv: eine Lernsoftware barrierearm gestalten date: 2021-09-06 journal: Präv Gesundheitsf DOI: 10.1007/s11553-021-00896-z sha: 92460cf0c766552e3d05a391dc9cf1f9239b9da1 doc_id: 67334 cord_uid: tjzpg6ld BACKGROUND: Acquiring occupational health and saftety competencies is difficult for peole with learning difficulties due to a variety of barriers. Software-based teaching of health-related topics is a possibility to reduce barriers to health empowerment for people with learning disabilities. MATERIALS AND METHODS: This article aims to determine practical recommendations for action from these aspects. These were derived from a qualitative and participative research project that was carried out in the form of three focus groups. Participants were employees with and without disabilities of a workshop for handicapped people, the WfbM Recklinghäuser Werkstätten GmbH. Discussions with focus groups were conducted. The participants were shown accessible drafts for the learning software sam® (secova GmbH & Co. KG, Rheine, Germany) on the subject of occupational safety. Those drafts were then discussed and evaluated jointly. The knowledge gained was then included into the revision of the software design and was edited into a manual for practitioners. RESULTS: The research found that fundamental aspects like a high-contrast and clear design, the use of simple language or the support of symbol icons need to be taken into account. Furthermore, the focus has to be both on the individual needs of people with disabilities and the local circumstances of the institutions. CONCLUSION: The use of the manual is also conceivable in other contexts. Prospectively the results should be evaluated in practice. Einleitung Nach der Ottawa-Charta zielt Gesundheitsförderung "auf einen Prozess, allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen" [13] . Auch die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen (UN-BRK) fordert "ein Höchstmaß an Gesundheit" [11] . So sollten ganzheitliche Maßnahmen zur Stärkung der physischen und psychischen Gesundheit für alle Menschen entwickelt werden. In der Arbeitswelt hat sich dafür das betriebliche Gesundheitsmanagement u. a. mit Maßnahmen zum Arbeitsschutz etabliert [10] . Trotz der rechtlichen Forderungen zeigt sich eine geringe Gesundheitsbefähigung von Menschen mit Lernschwierigkeiten 1 [5, 14, 19] . Außerdem fehlt es an umfassenden Studien zur Gesundheitsversorgung von Menschen mit Beeinträchtigungen [4] sowie an adressat*innenbezogenen Konzepten. Es deutet sich an, dass Menschen mit Beeinträchtigungen in der Gesundheitsversorgung zahlreichen baulichen Barrieren ausgesetzt sind [3] , bspw. durch fehlende barrierearme Zugänge und Blindenleitsysteme zu Arztpraxen. Außerdem begegnen diesen Personen im Alltag strukturelle Barrieren bspw. in Form von 1 Gemeint sind Personen, welche Schwierigkeiten beim Erreichen von bestimmten Lernzielen aufweisen. knapp bemessenen Personalschlüsseln in Einrichtungen der Behindertenhilfe, die nur eine begrenzte Betreuung bei Arztbesuchen, Ernährungskursen o. Ä. ermöglichen. Die Anzahl an Krankheitstagen von Menschen mit Beeinträchtigung fällt deutlich höher aus als jene von Menschen ohne Beeinträchtigung [4] . Zudem gelten diese Personen hinsichtlich der COVID-19-Pandemie ("coronavirus disease 2019") als Risikopatient*innen [15] und haben somit einen besonderen Bedarf an gesundheitlicher Aufklärung und barrierearmen Konzepten. In diesem Kontext stellen auch digitale Inhalte, wie sie aufgrund der COVID-19-Pandemie verstärkt Anwendung finden [7] , häufig Barrieren dar. So können fehlende Kontraste und die Verwendung von Fachtermini zur Hürde für Menschen mit Beeinträchtigung werden. Letztere erschweren oftmals den Zugang zu wesentlichen Informationen für Menschen mit Lernschwierigkeiten, welche aus vielerlei Gründen nur begrenzt im digitalen Raum teilhaben können [2] . Diese Personengruppe stellt den größten Anteil an Beschäftigten in Werkstätten für Menschen mit Behinderung (WfbM) dar [9] . Ein Blick in die Praxis der Werkstätten zeigt, dass es hier häufig an barrierearmen Konzepten und Materialien mangelt, die die Zielgruppe im Sinne der UN-BRK für Themen der Gesundheitsförderung und des Arbeitsschutzes informieren und befähigen. Besonders in dem Lebensbereich Arbeit, bei dem die Betriebe nach dem Arbeitschutzgesetz (ArbSchG) gesetzlich verpflichtet sind, die Beschäftigten vor gesundheitlichen Schädigungen zu schützen, werden WfbM bei der konzeptionellen Umset-zung bisher außer Acht gelassen [4] . Um das Gesundheitsverhalten von Menschen mit Lernschwierigkeiten positiv zu beeinflussen, ist es daher von Nöten, die vielfältigen Barrieren abzubauen und neue, ganzheitliche Konzepte zu entwickeln. Diese könnten dazu beitragen, die bestehende Lücke an barrierearmen Gesundheitskonzepten zu schließen und die Teilhabe an Arbeit und letztlich auch an der Gesellschaft zu stärken [21] . Ein wesentlicher Faktor bei der Entwicklung von Konzepten zum Arbeitsschutz und zur Gesundheitsförderung ist die Einbeziehung der Adressierten im Rahmen eines partizipativen Vorgehens. Bei diesem sollten die Adressierten mit ihrem Gesundheitsverständnis und ihren Ressourcen aktiv in den Prozess eingebunden werden [19] . Eine Möglichkeit, Lerninhalte zu Gesundheit und Arbeitsschutz partizipativ zu gestalten und auch in Zeiten von Kontaktbeschränkungen zu trainieren, bietet barrierearme, digitale Lernsoftware. Diese sollte zur Schulung von Menschen mit Lernschwierigkeiten eingesetzt werden, da diese privat und beruflich am häufigsten von digitaler Exklusion betroffen sind [8] . Häufige Gründe für die erschwerten Teilhabemöglichkeiten sind fehlende Internetzugängen und hinderlichen Strukturen im Arbeitsund Wohnsetting [6] . Infolgedessen bie-tensichfürMenschenmitLernschwierigkeiten weniger Möglichkeiten, auf digitale Gesundheitsinformationen zuzugreifen. Die [12] . Auf diese Weise könnte deren Motivation gesteigert sowie deren Vigilanz verstärkt werden. Um eine solche Lernsoftware erfolgreich in den Arbeitsalltag einzuführen, sind grundsätzlich technische und personelle Voraussetzungen wie die dringende Förderung digitaler Kompetenzen [6] zu beachten. Der vorliegende Artikel stellt forschungsbasierte Ansätze vor, wie digitale und barrierearme Lerninhalte partizipativ gestaltet und genutzt werden können. Grundlage dieses Artikels ist ein Forschungsprojekt, das im Zeitraum von Oktober 2019 bis Mai 2020 von Studierenden der TU Dortmund in Kooperation mit den WfbM der Recklinghäuser Werkstätten gGmbH durchgeführt wurde. Ziel war es, in partizipativ gestalteten [1, 20] Arbeitsschutz · Lernschwierigkeiten · Digitale Teilhabe · Behindertenhilfe · Partizipative Forschung Background. Acquiring occupational health and saftety competencies is difficult for peole with learning difficulties due to a variety of barriers. Software-based teaching of healthrelated topics is a possibility to reduce barriers to health empowerment for people with learning disabilities. Materials and methods. This article aims to determine practical recommendations for action from these aspects. These were derived from a qualitative and participative research project that was carried out in the form of three focus groups. Participants were employees with and without disabilities of a workshop for handicapped people, the WfbM Recklinghäuser Werkstätten GmbH. Discussions with focus groups were conducted. The participants were shown accessible drafts for the learning software sam ® (secova GmbH & Co. KG, Rheine, Germany) on the subject of occupational safety. Those drafts were then discussed and evaluated jointly. The knowledge gained was then included into the revision of the software design and was edited into a manual for practitioners. Results. The research found that fundamental aspects like a high-contrast and clear design, the use of simple language or the support of symbol icons need to be taken into account. Furthermore, the focus has to be both on the individual needs of people with disabilities and the local circumstances of the institutions. Conclusion. The use of the manual is also conceivable in other contexts. Prospectively the results should be evaluated in practice. Occupational safety · Learning disabilities · Digital participation · Social services · Accessibility 4 Piktogramme, 4 Bilder, 4 Animationen, 4 Mey G, Mruck K (Hrsg) Handbuch qualitative Forschung in der Psychologie. VS Medienkompetenz in der Behindertenhilfe in Bremen. Bedarfserfassung und Handlungsempfehlungen für die Gestaltung von Fortbildungen zur Medienkompetenzförderung Das Recht auf Gesundheit: Gesundheit im Licht der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung Gesundheitsförderung in Werkstätten für Menschen mit Behinderung (WfbM) Menschen mit geistigen und mehrfachen Behinderungen als vulnerable Bevölkerungsgruppe in der gesundheitlichen Versorgung Implementing new technological devices in social services: introducing the miTAS project Mediennutzung von Menschen mit Behinderungen Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten fürbehinderte Menschen (2020) Menschen in Werkstätten Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (2020) Betriebliches Gesundheitsmanagement Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen (2020) Was ist Barrierefreiheit Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung Barrieren der Barrierefreiheit -Gesundheitsversorgung für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung; Teil 1 -Empirische Erkenntnisse Informationen und Hilfestellungen für Personen mit einem höheren Risiko für einen schweren COVID-19-Krankheitsverlauf Qualitative Sozialforschung Einführung in die qualitative Sozialforschung. Eine Anleitung zu qualitativem Denken Digitale Teilhabe: Aufgaben der Verbände und Einrichtungen der Wohlfahrtspflege Gesundheitsverständnis und -verhalten von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen: eine qualitative Studie Partizipative Forschung. Einführung in die Forschungspraxis (Lehrbuch) Gesundheit inklusive: Gesundheit in der Behindertenarbeit Interessenkonflikt. S. Frings