key: cord-0066966-61mslvd5 authors: Hartl, Nathalie; Wössner, Elena; Sure-Vetter, York title: Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) date: 2021-08-26 journal: Informatik Spektrum DOI: 10.1007/s00287-021-01392-6 sha: b3a57c33e5db6bea375c4d822d7fbd8807ad50ec doc_id: 66966 cord_uid: 61mslvd5 In der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) werden wertvolle Forschungsdaten für das gesamte deutsche Wissenschaftssystem systematisch erschlossen, vernetzt und nachhaltig nutzbar gemacht. Bislang sind diese meist dezentral, projektbezogen oder nur zeitlich begrenzt verfügbar. Mit der NFDI soll ein digitaler Wissensspeicher unter Berücksichtigung der FAIR-Prinzipien (Findable, Accessible, Interoperable, Reusable) geschaffen werden. Bereits vorhandene Daten können zur Bearbeitung weiterer Forschungsfragen genutzt werden und neue Erkenntnisse und Innovationen ermöglichen.Bis zu 30 NFDI-Konsortien, Zusammenschlüsse verschiedener Einrichtungen innerhalb eines Forschungsfeldes, arbeiten zusammen interdisziplinär an der Zielumsetzung. Um die Aktivitäten zum Aufbau einer Nationalen Forschungsdateninfrastruktur zu koordinieren, wurde der gemeinnützige Verein Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) e.V. mit Sitz in Karlsruhe im Oktober 2020 gegründet. Gemeinsam gestalten Verein und NFDI-Konsortien die Zukunft des Forschungsdatenmanagements in Deutschland. Darüber hinaus soll NFDI auch am Aufbau internationaler Initiativen, beispielsweise der European Open Science Cloud (EOSC), mitwirken. Täglich wächst die Menge an wertvollen Forschungsdaten. Doch große Teile davon sind aktuell nur für eingeschränkte Personenkreise sowie zeitlich begrenzt verfügbar. Forschungsdaten werden häufig auf einzelnen Servern oder Rechnern in wenig standardisierten Formaten gespeichert. Eine sinnvolle Archivierung mit Möglichkeit zur Nachnutzung ist in die wenigsten Forschungsprozesse standardmäßig integriert, sodass Zugänge zu Wissen verlorengehen. Um dies zu ändern, ist die Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) von Bund und Ländern ins Leben gerufen worden. Ziel von NFDI ist es, ein systematisches sowie nachhaltiges Forschungsdatenmanagement aufzubauen, zu koordinieren und dabei bereits bestehende Strukturen besser zu vernetzen. Relevante Daten sollen nicht länger ungenutzt auf den Servern einzelner Einrichtungen ohne zentralen Zugang schlummern, sondern nach den FAIR-Prinzipien [1] (Findable, Accessible, Interoperable und Reusable -also auffindbar, zugänglich, interoperabel und wiederverwendbar) zur Verfügung gestellt werden. Die Empfehlung, eine koordinierte Forschungsdateninfrastruktur in Deutschland aufzubauen, kam vom Rat für Informationsinfrastrukturen (RfII). Mit einer Nationalen Forschungsdateninfrastruktur in Form eines bundesweiten, verteilten, wachsenden Netzwerks soll ein "neues Rückgrat für K das Forschungsdatenmanagement" in Deutschland geschaffen werden [3] . Dahinter steht die Vision, Forschung disziplinübergreifend effektiver zu gestalten. Denn immer mehr wissenschaftliche Entdeckungen werden heute mit bereits vorhandenen Forschungsdaten gemacht. Diese können z. B. unter neuen Fragestellungen betrachtet werden oder mit anderen Datensätzen verknüpft werden. Ein gut zugänglicher digitaler Wissensspeicher erlaubt neuen Erkenntnisgewinn und befördert Innovationen, die der Gesellschaft nutzen. Bund und Länder haben sich dem Vorschlag des RfII angeschlossen und im November 2018 eine Vereinbarung zum Aufbau und zur Förderung einer NFDI getroffen [4] . In der Bund-Länder-Vereinbarung wurde festgelegt, insgesamt bis zu 30 Konsortien zu fördern, die in 3 Ausschreibungsrunden in einem wissenschaftsgeleiteten Verfahren ausgewählt werden. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) koordiniert das Verfahren zur Begutachtung der Bewerbungen und ein Expertengremium prüft und bewertet die Anträge [5] . Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) entscheidet auf dieser Basis letztlich, welche Konsortien gefördert werden. Bei der Auswahl der Konsortien wird darauf Wert gelegt, die Wissenschaftslandschaft möglichst breit abzubilden. Das spiegelt sich auch bei der Betrachtung der bereits geförderten Konsortien aus den ersten beiden Förderrunden wider. Die 9 Konsortien DataPLANT, GHGA, KonsortSWD, NFDI4BioDiversity, NFDI4Cat, NFDI4Chem, NFDI4Culture, NFDI4Health und NFDI4Ing sind im Oktober 2020 gestartet. Im Juli 2021 haben weitere 10 Konsortien, BERD@NFDI, DAPHNE4NFDI, FAIRmat, MaRDI, NFDI4DataScience, NFDI4Earth, NFDI4Microbiota, NFDI-MatWerk, PUNCH4NFDI und Text+ ihre Förderzusagen erhalten [6] . Damit arbeiten verschiedenste Bereiche -von Kultur-, über Sozial-, Geistes-und Ingenieurswissenschaften bis hin zu Lebens-und Naturwissenschaften -an gemeinsamen Lösungen für individuelle Probleme. Der konsortialübergreifende Austausch ist dabei Grundlage für den Erfolg von NFDI. So ergeben sich auch Vernetzungen, die auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen können, beispielsweise zwischen Chemie und Kulturwissenschaft: Die Untersuchung und Restauration von Kunstwerken kann mittels chemischer Analysen von verwendeten Materialien und den dazu vorliegenden Daten optimiert werden. Querschnittsthemen [12] . Darüber hinaus sind die einzelnen Konsortien ebenfalls mit internationalen Organisationen vernetzt, beispielsweise das Konsortium GHGA (German Human Genome-Phenome Archive) mit dem europäischen Genomarchiv (EGA) und der Global Alliance for Genomics and Health (GA4GH). Die gemeinsame Bereitstellung von Genomdaten kann unter anderem dabei helfen, dank einer breiteren Datenbasis seltene genetische Erkrankungen besser zu verstehen. NFDI möchte sowohl deutschlandweit als auch international ein übergreifendes Forschungsdatenmanagement etablieren und Partner zusammenbringen, die gemeinsame Werte und ein hoher Qualitätsanspruch an Daten einen. Aktuell hat der NFDI-Verein 142 Mitglieder (Stand 20.07.2021), darunter Ministerien, Universitäten, Hochschulen, Institute und andere Organisationen aus dem Wissenschaftsbereich. Mehr Informationen sowie das Antragsformular zur Mitgliedschaft sind auf der Internetseite des Vereins www.nfdi.de zu finden. Der Verein ist sowohl auf den sozialen Netzwerken Twitter @NFDI_de als auch LinkedIn (National Research Data Infrastructure Germany (NFDI)) vertreten. Hier werden aktuelle Neuigkeiten sowie Jobangebote geteilt. In der Vortragsreihe InfraTalks geben Wissenschaftler:innen aus den Konsortien immer am ersten Montag des Monats Einblicke in ihre Forschung und aktuelle Problemfelder. Übertragen werden die Vorträge auf dem YouTube-Kanal NFDI Direktorat. Hier sind die InfraTalks auch noch nach den Live-Streams abrufbar. 2 Weitere Informationen finden sich auf der Vereinshomepage. The FAIR guiding principles for scientific data management and stewardship Bundesministerium für Forschung und Bildung (2021) Nationale Forschungsdateninfrastruktur Leistung aus Vielfalt Bund-Länder-Vereinbarung zu Aufbau und Förderung einer Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) Informationen und Erklärvideos zu NFDI und dem Begutachtungsprozess bei der Auswahl der Konsortien Nationale Forschungsdateninfrastruktur (2021) Übersicht zu den geförderten Konsortien Task force COVID-19 Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) e. V.: Aufbau und Ziele. Bausteine Forschungsdatenmanagement, Nr. 2/2021 Informationen zum NFDI-Verein Bundesministerium für Bildung und Forschung (2021) Karliczek: Mit FAIR-Data Spaces schaffen wir einen gemeinsamen Datenraum für Wissenschaft und Wirtschaft