key: cord-0066368-oobhtbbe authors: Rauscher, Natalie; Schäfer, Maren title: Leveling the playing field – Kommunikationsstrategien und Ungleichheitsnarrative des linken Diskurses im Umfeld der Demokratischen Partei der USA date: 2021-08-04 journal: Z Politikwiss DOI: 10.1007/s41358-021-00275-2 sha: 8b392dcd9b1a55df38e68ca1aeb1e6abe4a982ef doc_id: 66368 cord_uid: oobhtbbe Over the last decades, the U.S. has seen increasing income inequality and a widening wealth gap. Donald Trump’s presidency has deepened the political and cultural divide among Americans even more. As a result of these developments, many Americans have started to question the idea of the American Dream. For many, its promises of equal opportunity and upward social mobility no longer hold true. Young Americans, who are particularly affected by these trends, have started to demand big structural change in the American political and economic system. In line with that, they have championed progressive reform ideas and actors in the Democratic Party. While progressive politicians such as Bernie Sanders or Elizabeth Warren did not secure the presidency in 2020, they were among the Democratic Party’s highest-polling contenders for a considerable portion of the campaign. Although Elizabeth Warren eventually dropped out of the presidential race, she often managed to drive its political agenda. Taking her strategic communication during the 2019/2020 primaries as an example, this paper analyzes which narratives of inequality are utilized in American progressive political discourse, how these are communicated, and which interpretations of economic inequality her strategic framing suggests. A corpus-based analysis of Warren’s framing reveals that two frames are prevalent in her discourse on inequality: the fairness-frame and the wealth-frame. These highlight to what extent the American Dream has proven unattainable to many Americans and indicate why an increasing number of voters support candidates who demand structural change in the US. nannten Establishments zu wählen. Einige Kandidat:innen, die big structural change unterstützen, konnten in den letzten Jahren Wahlerfolge erzielen. Sie wollen zeigen, dass die USA ihrem Versprechen eines besseren Lebens, dem American Dream, wieder gerecht werden können, wenn man systemische Probleme revidiert. Am Beispiel von Elizabeth Warrens Wahlkampf im Rennen um das Präsidentenamt im Jahr 2019/2020 wird in diesem Artikel exemplarisch gezeigt, wie Politiker:innen progressive Politikansätze strategisch kommunizieren. Das Bekämpfen der Ungleichheit in den USA und die Wiederbelebung des American Dream sind und bleiben zentrale Anliegen progressiver Politiker:innen wie Warren und des insgesamt erstarkten progressiven Flügels der Demokratischen Partei. Auch, wenn Joe Biden selbst nicht zu diesem Flügel zu rechnen ist, spiegelte seine Präsidentschaftskampagne, die er zusammen mit Kamala Harris führte, den stärker werdenden Einfluss des linken Parteiflügels wider, der inzwischen von keinem in der Demokratischen Partei noch ignoriert werden kann. Obwohl noch nicht klar ist, wie lange der "Burgfrieden" zwischen moderaten und progressiven Kräften in der Partei nach der Wahl halten wird, der sich vor allem darauf gründete, eine weitere Amtszeit Donald Trumps zu verhindern, ist nicht von der Hand zu weisen, dass Ideen, wie Elizabeth Warren sie vertritt, zunehmend Teil des politischen Mainstreams in der Demokratischen Partei geworden sind. Auch außerhalb der Demokratischen Partei scheinen einige dieser Themen an Einfluss zu gewinnen, denn unabhängig von Siegen oder Niederlagen der zwei politischen Parteien konnten in einigen Staaten progressive Vorhaben wie ein höherer Mindestlohn oder die Dekriminalisierung von Drogenkonsum durch direkte Abstimmungen durchgesetzt werden (Thunert 2021) . Dieses Papier zeigt, welche narrativen Muster Elizabeth Warren im Zusammenhang mit ökonomischer Ungleichheit verwendet und wie diese strategisch kommuniziert werden, um ihrer politischen Agenda Legitimität zu verleihen. Trotz ihres letztlich schlechten Abschneidens im Vorwahlkampf hat Warren mit ihren narrativen Mustern möglicherweise einige entscheidende diskursive Erfolge erzielt. Ihre sprachliche Strategie gibt deshalb nicht nur Auskunft über ihre eigenen Anliegen, sondern lässt auch Rückschlüsse auf die Anliegen und kommunikativen Strategien des progressiven Flügels der Demokratischen Partei zu, der zunehmend structural change -also einen fundamentalen Umbau weiter Teile des amerikanischen Wohlfahrtsstaates und eine Adressierung der Probleme, die das amerikanische Wirtschaftssystem hervorruft -fordert. Hierbei bewegt sich Warrens Sprache eng am Narrativ des American Dream, dessen Versprechen sie durch ihre Politikvorhaben für die Mehrheit der amerikanischen Bevölkerung wieder erfüllen will. Um herauszufinden, wie genau Warren das Problem der ökonomischen Ungleichheit, Ausdruck des gebrochenen Versprechens des American Dream, in ihrer Kommunikation darstellt, wurde eine Korpus-gestützte Frame-Analyse ihrer Policy Vorschläge 1 aus dem Präsidentschaftswahlkampf durchgeführt. Diese zeigt, dass Warren die amerikanische Gesellschaft mit Hilfe von Frames bewertet, die ihrer möglichen Wählerschaft ökonomische Ungleichheit als systemisches Problem präsentieren. Warrens Kommunikation hebt hervor, dass die USA ihrem Versprechen von Fairness, Chancengleichheit und Anerkennung harter Arbeit gerecht werden 1 Zu finden auf ihrer Website https://elizabethwarren.com/plans, Stand Oktober 2019. K müssen und dafür eine grundlegend andere Politik und die Umverteilung des Vermögens notwendig sind. Dabei entfaltet diese Art der Kommunikation ihre Wirkung vor allem durch aktive Nutzung von Social Media, ohne die ein erfolgreicher Wahlkampf heutzutage unmöglich scheint. In den letzten Jahren wurden in den USA Themen wie die wachsende Ungleichheit hinsichtlich Einkommen und Vermögen, ein höherer Mindestlohn, Zugang zu einer bezahlbaren Krankenversicherung oder die Dekriminalisierung von Drogenkonsum zunehmend diskutiert. Jüngere Generationen wie die Millennials unterstützen verstärkt diese Themen und entsprechende politische Kandidat:innen, meist auf Demokratischer Seite. 2 Politiker:innen wie Elizabeth Warren, die seit Jahren eine Kritikerin großer Banken und des Einflusses Vermögender in der Politik ist, profitieren von der Verschiebung des Diskurses nach links. Die Themen, die seit langem auf ihrer Agenda stehen, beschäftigen nun auch moderatere Kräfte in der Partei. Dabei ist sie von sich selbst als ,demokratischen Sozialisten' bezeichnenden Politikern wie Bernie Sanders abzugrenzen. Obwohl auch Bernie Sanders nach europäischer Auffassung eher als Sozialdemokrat skandinavischer Färbung einzuschätzen ist, der einen starken Staat und ein deutlich ausgebauteres Wohlfahrtssystem wie etwa in Dänemark auch für die USA fordert, sieht sich Elizabeth Warren im Grunde als eine Verfechterin des kapitalistischen Systems. Sie möchte gleiche Chancen für alle innerhalb des Marktsystems der USA wiederherstellen. Zudem wollte sich Warren im Präsidentschaftswahlkampf 2019/2020 als eine Alternative zwischen dem linken Pol Bernie Sanders und dem moderaten Flügel der Demokratischen Partei, vertreten durch den letzlich erfolgreichen Joe Biden, darstellen. In Abgrenzung zu Bernie Sanders, der stehts für ein ,grassroots movement' plädiert 3 , war Warren sicherlich die Alternative der gut gebildeten Bürgerschicht, die sich links vom moderaten Flügel der Demokraten (Lee et al. 2019 ; The Economist 2019). Obwohl Joe Biden, der die Vorwahlen gewann, als moderat gilt, trat er bei der Präsidentschaftswahl mit einer Agenda an, die in mancherlei Hinsicht als progressiv eingeschätzt worden ist (Milbank 2020; JoeBidenPresidential-Campaign 2020) . Linke Politik scheint also einen größeren Einfluss zu haben. Dies zeigt sich auch darin, dass inzwischen sogar Republikaner:innen Themen wie den Erlass von Studienschulden ansprechen, wie zum Beispiel A. Wayne Johnson, der das student-loan System als "fundamentally broken" bezeichnete (Mitchell 2019) . 3 Die Sanders Kampagne betont stehts den ,grassroots' Charakter der Wahlkampagne, z. B. mit den Slogans "This is your movement!" oder "Not Me -Us!" (BernieSandersCampaign 2021). K verortet. Letzendlich muss man allerdings sagen, dass Warren mit dieser Strategie im Wahlkampf nicht erfrolgreich war (Friedersdorf 2020 (Piketty und Saez 2014, S. 838) . Spätestens seit dem Ende der 70er-Jahre ist klar, dass sich die Schere zwischen hohen, mittleren und geringen Einkommen vergrößert. Bei Vermögen ist der Trend noch stärker. Dabei kann man sagen, dass die hohen und sehr hohen Einkommen weitergewachsen sind, während die Einkommen aller anderen Einkommensgruppen stagnieren. Seit dem Ende der 70er-Jahre sind die durchschnittlichen Einkommen praktisch nicht von der Stelle gekommen (Kearney et al. 2015) . Paul Krugman schätzt aber, dass seit den 70er-Jahren die Einkommen der Top 1 % um 165 % gestiegen sind und die der Top 0,1 % sogar um über 360 % (2017, S. 68). In den USA wurde lange ein gewisses Maß an Ungleichheit als Teil einer dynamischen Wirtschaft akzeptiert. Hier scheint in den letzten Jahren ein Umdenken stattgefunden zu haben. Es hat sich eine gewisse Ablehnung und Skepsis innerhalb der amerikanischen Bevölkerung ausgebreitet, die ihre Teilhabe am wirtschaftlichen und politischen Leben schwinden sieht. Zusätzlich macht es die extreme Polarisierung zwischen der Demokratischen und Republikanischen Partei fast unmöglich, eine kohärente nationale Agenda zur Bekämpfung von ökonomischer Ungleichheit und strukturellen Problemen aufzustellen, geschweige denn sie umzusetzen. Weiterhin hat sich die Wahrnehmung von Ungleichheit und wirtschaftlicher Sicherheit in den letzten Jahren verändert und so zunehmend zum Verlust von Vertrauen in die etablierte Politik und ihre Institutionen geführt. Bürger:innen nehmen Ungleichheit verstärkt in ihrem persönlichen Kontext wahr. Sie empfinden das gesamte politische und wirtschaftliche System als unfair und von ihrer Lebenssituation entfremdet. Der Verlust von Vertrauen in die etablierte Politik wird sowohl von der wahrgenommenen als auch der real anwachsenden Ungleichheit begünstigt. Die amerikanische Bevölkerung hat nicht mehr das Gefühl, von der Politik repräsentiert und ernst genommen zu werden, und dadurch Angst vor wirtschaftlichem Abstieg (Lammert und Vormann 2019) . Kommunikation spielt dabei eine zentrale Rolle: "individual perception -distrust, as it were -is strongly influenced by public discourses, dominant ideologies and the ways in which specific policy questions are framed (e.g. in the media)" (Lammert und Vormann 2019, S. 140) . Das Misstrauen in etablierte Institutionen hängt folglich auch davon ab, wie Ungleichheit in der Öf-K fentlichkeit dargestellt wird. Vertrauen und Unterstützung von politischer Seite und etablierten Institutionen kann nur hergestellt werden, wenn die Bürger:innen den Eindruck haben, eine faire Chance zu bekommen: "the individual actor is showing support for the system (voting for established political actors, paying taxes etc.) as long as he or she has the impression of being treated fairly, and benefitting in one way or another from the political system and the economic order" (Lammert und Vormann 2019, S. 153 Die Schere zwischen den unteren und mittleren Einkommen einerseits und den hohen Einkommen andererseits ist so groß wie nie (siehe Abb. 2). 2016 war der median net worth der Topverdiener:innen 75-mal so hoch wie der Durchschnittswert eines Geringverdienerhaushalts und 7,4-mal so hoch wie der eines Mittelschichtshaushalts. Die weltweite Covid-19 Pandemie hat die USA nun erneut in eine tiefe wirtschaftliche Krise gestürzt, die den Haushalten, die sich langsam von der Finanzkrise erholt hatten, abermals schweren Schaden zufügt (Pew-Research-Center 2020; NYT 2021). Infolge der wirtschaftlichen Probleme und der größer werdenden Einkommensschere ist es nicht verwunderlich, dass immer mehr Amerikaner:innen den Status quo nicht länger akzeptieren wollen und den Glauben an die Möglichkeit ihres wirtschaftlichen Aufstiegs verloren haben. Themen wie ökonomische Ungleichheit und eine kritische Haltung gegenüber den Exzessen des kapitalistischen Systems scheinen in den letzten Jahren durch die Millennial-Generation und deren Unterstützung linker Kandidat:innen verstärkt Eingang in den politischen offline-und online-Diskurs in den USA zu finden (Purdy 2017, S. 28) . Dies sind Themen, die auch Elizabeth Warren aufgreift. Warren gehört damit klar dem linken Flügel der Demokratischen Partei an. Als Außenseiterin in den Wahlkampf 2020 gestartet, wurde sie zwischenzeitlich zu einem der frontrunner der Demokratischen Kandidatensuche für das Präsidentenamt. The Daily Beast schrieb schon früh über sie: "Warren has been one of the most articulate voices challenging the excesses of Wall Street. Still, she enjoys an outsize celebrity for an academic and bureaucrat: a favorite guest of Jon Stewart, Warren, 62, has become a hero of the left, a villain to the right, and a fascination for everyone in between" (Jacobs 2011 Trotz Warrens letztendlichem Ausscheiden aus dem Wahlkampf 2020 lohnt es sich, einen Blick auf die Kampagne einer der prominentesten Vertreter:innen des linken Flügels der Demokratischen Partei zu werfen und festzustellen, wie hier progressive Ziele strategisch kommuniziert werden. Warren zielt darauf ab, komplexe Zusammenhänge verständlich darzustellen und dabei zugänglich zu wirken. Sie scheint in den Augen vieler über die Jahre ihrer Kernbotschaft treu geblieben zu sein, wodurch sie in ihren Forderungen authentischer wirkte (Walker 2014, S. 4) . Nach dem Wahlkampf 2020 hat sie weiterhin eine loyale Unterstützergruppe hinter sich (Goldmacher und Herndon 2020) . Ihre Message und ihre Rhetorik haben Wiedererkennungswert. So sprach sie bereits 2012 beim Parteitag der Demokratischen Partei (DNC) von einem rigged system, das der Mittelschicht keine Chance lasse (Warren 2012a) . Eine ihrer bis heute viel genutzten Phrasen, leveling the playing field, benutzte sie ebenfalls bereits 2012 bei ihrer DNC Rede: "if we have the chance to fight on a level playing field, where everyone pays a fair share and everyone has a real shot then no one can stop us!" (Warren 2012a) . Leveling the playing field ist kein Ausdruck, den Warren erfunden hat, sondern eine im Englischen geläufige Umschreibung und Metapher aus dem Sport, um Fairness und Chancengleichheit auszudrücken. Es ist einer ihrer über die Jahre wiederkehrenden Ausdrücke. In ihrer Victory Speech 2012 nach den Senatswahlen sagte sie: "... we're going to fight for a level playing field and we're going to put people back to work" (Warren 2012b) . In ihrer Rede nach der Wiederwahl 2018 zur Senatorin sprach sie zwar nicht von leveling the playing field, doch sie sprach wieder vom rigged system, das große Teile der amerikanischen Bevölkerung von Teilhabe in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft ausschließt: "We came to this movement to pick a fight -a fight on behalf of millions of Americans who are getting ripped off in a rigged economy and ignored by a corrupt government in Washington" (DeCosta-Klipa 2018). Kurz darauf kritisierte sie im Frühjahr 2019 in der Rede, die sie zur formellen Ankündigung ihrer Präsidentschaftskandidatur nutzte: "Today, millions and millions and millions of American families are also struggling to survive in a system that's been rigged, rigged by the wealthy and the well-connected" (Taylor 2019) . Hier vermittelte sie nochmals, dass sie als Präsidentin für structural change stehen würde. In einer kurzen Stellungnahme nach ihrem Rückzug aus dem Präsidentschaftswahlkampf 2020 ging sie erneut auf die Anfänge ihrer politischen Karriere 2012 ein: 10 years ago I was teaching a few blocks from here and talking about what was broken in America and ideas for how to fix it. And pretty much nobody wanted to hear it. And I've had a chance to get out there and talk with millions of people and we have ideas now that we talk about that we just weren't talking about even a year ago, a 2 cent wealth tax and universal childcare (...) and canceling student loan debt (...). Those are life changing events for people. (...). (Warren 2020a) Hier betont Warren, dass viele der Inhalte, mit denen sie ihren Wahlkampf bestritt, mittlerweile immer mehr zum Mainstream gehören, zumindest in ihrer Partei, und Ideen wie eine Vermögenssteuer oder der Abbau von Studienschulden (ein Thema, mit dem sie sich seit ihren Anfängen beschäftigte) nicht mehr nur von politischen Außenseitern:innen diskutiert werden. Eine Vermögenssteuer, für die sich Warren und Konkurrenten wie Bernie Sanders im Wahlkampf stark machten, wurde im Frühjahr 2020 heftig diskutiert, bevor die Corona-Pandemie Debatten über andere politische Inhalte, darunter auch mögliche Steuererhöhungen, vorerst ein Ende setzte. Trotzdem bleibt das Thema relevant, denn eine Steuer, die die Reichsten stärker in die Verantwortung nehmen würde, könnte in den USA eine große re-distributive Maßnahme einleiten, um die Mittelschicht zu stärken. Eine solche Maßnahme würde die wachsende Ungleichheit in der amerikanischen Bevölkerung stärker und direkter adressieren. Außerdem wür-de sie der Finanzierung weitereichender sozialer Programme wie gebührenfreien Colleges, Kinderbetreuung, einer Infrastrukturreform oder einer allgemeinen Krankenversicherung dienen. 6 Warren und große Teile des linken Flügels ihrer Partei sehen eine solche Reform als eine Lösung an, die steigende Ungleichheit (vor allem bezüglich Vermögen) in den USA auszubalancieren, die Macht der Superreichen in der Politik zu reduzieren und strukturelle Probleme zu lösen (Rappeport und Kaplan 2019). Warren betont konstant strukturelle Schwächen im amerikanischen System, die dem American Dream und vor allem der Chancengleichheit (equality of opportunity) und Fairness fundamental entgegenstehen. Alle Amerikaner:innen sollten ihren fair shot erhalten und sich einen Weg in die Mittelschicht erarbeiten können. Progressive Politiker:innen wie Warren setzen sich daher als Antidote zum vorherrschenden politischen Establishment in Szene. Warren ist zwar selbst schon über 70, doch ist ihre politische Kommunikation auf eine junge Zielgruppe zugeschnitten. Sie ist ein Social Media Schwergewicht geworden, das unter den Kandidat:innen der Demokratischen Partei im Vorwahlkampf 2019/2020 nur von Bernie Sanders übertroffen wurde. Warren nennt heute über 3,4 Mio. Follower auf Facebook, 5,4 Mio. auf Twitter und 2,6 Mio. auf Instagram ihr Eigen. Bernie Sanders folgen 5,7 Mio. Menschen auf Facebook, 14,4 Mio. auf Twitter und 6,1 Mio. auf Instagram. Im Vergleich dazu waren die anderen Bewerber:innen der Demokratischen Partei im Vorwahlkampf abgeschlagen 7 . Auf den Social Media-Seiten von Warren geht es darum, ihre Follower direkt anzusprechen, mitzunehmen und zu zeigen, wie sie auf dem Campaign Trail mit ihrem Publikum interagiert. Daher werden auf Facebook 8 oder Twitter 9 häufig Townhalls oder kurze Videos veröffentlicht, in denen sie auf der Bühne spricht oder Unterstützer:innen trifft. Eines der beliebtesten Events und der geteilten Beiträge waren die Selfie-Lines und sogenannten pinky promises unter dem Motto "I'm running for president because that's what girls do.", die sie Mädchen gab, die zu ihren Townhall Meetings kamen (Goldmacher und Herndon 2020 Warren bediente sich dabei strategischer Frames, um Schwerpunkte zu setzen und Bewertungen vorzuschlagen, und verband ihr Narrativ der ökonomischen Ungleichheit und der Versprechen des American Dream so mit dem weiteren öffentlichen Diskurs. Wie in der Einleitung angedeutet werden Narrative häufig von politischen Akteur:innen genutzt, um ihren Ansätzen Legitimität zu verleihen (Yildiz et al. 2018) und ihre Agenda durch bekannte ,Erzählungen' in nachvollziehbarer oder identitätsstiftender Weise zu kommunizieren. Politische Narrative werden so zu performativen ,Sprechakten' politischer Entscheidungsträger:innen (Gadinger et al. 2014 Narrative können auch als eine Form persuasiver Kommunikation von Akteur:innen eingesetzt werden, welche nur beschränkten Zugang zu technischen, wissenschaftlichen oder fachlichen Diskursen (Polletta 1998a, b) oder traditionellen Kommunikationswegen haben (Naples 2003) . Diese (Rand-)Gruppen nutzen Storytelling, indem persönliche Erfahrungen kommuniziert und somit vermeintlich "unangreifbare" Tatsachen in den Diskurs eingebracht werden sollen (Nepstad 2002; Polletta 1998a) . Frames unterstützen Narrative, indem sie die persönlichen Geschichten mit größeren Diskursen verbinden und Interpretationen vorgeben. Strategisches Framing gibt den politischen Problemen der Narrative einen sprachlichen Rahmen und schreibt ihnen eine Bedeutung zu (Gadinger et al. 2014; Hauke 2014 (Gamson und Modigliani 1989; Entman 1993; Matthes 2012 Matthes , 2014 . Die Analyse des vorliegenden Artikels folgt einem Verständnis von Framing als bewusst eingesetzter Kommunikationsstrategie. K hobenen Aspekte mit dem belief system eines Individuums übereinstimmen (Oswald 2019, S. 23-24) . Gerhards und Rucht beschreiben belief systems als "a configuration of ideas and attitudes in which the elements are bound together by some form of constraint or functional interdependence" (1992, S. 575). Die einzelnen Elemente dieser Glaubenssysteme sind die Basis für individuelle Einstellungen hinsichtlich politischer Institutionen und Ideologien und beeinflussen somit auch, wie Individuen politische Themen interpretieren. Studien zeigen, dass Menschen leichter politische Botschaften akzeptieren, die in Einklang mit ihrem Wertesystem stehen (Druckman und Lupia 2016; Sabatier 1998) . Nachrichten, die hingegen konträr zu den Werten eines Individuums sind, werden ausgeblendet oder sogar abgelehnt (Landau et al. 2014; Entman 1993 in-/equality spricht Warren vor allem über Ungleichheit im Sinne von equality of opportunity, also Fairness und Chancengleichheit. Hier wird sichtbar, dass es notwendig ist, die untersuchten Aussagen auch qualitativ zu bewerten. Nur, weil die Begriffe equality/inequality nicht sehr häufig vorkommen, heißt das nicht, dass nicht trotzdem über diese Problematik gesprochen wird. Im nächsten Schritt wurde der Fokus deshalb auf die Themen Fairness sowie Reichtum und Macht gelegt. Eine Kollokations-Analyse 16 der Schlagworte fair und wealth zeigte, welche Begriffe im Zusammenhang mit diesen Themen verwendet werden. Die Ergebnisse der Kollokations-Analyse, einschließlich Frequenz der Begriffe im Korpus, MI Score 17 , Beispiele für ihre Nutzung sowie die Information, in welchen Plänen auf Warrens Website sie auftauchen, zeigen Tab. 1 und 2. Basierend auf den Ergebnissen wurde der Kontext, in dem die Kollokationen auftreten, genauer betrachtet, um so Argumentationsmuster und damit von Warren verwendete Frames zu identifizieren. Dies wird in der nachfolgenden Frame-Analyse sichtbar. Einer der prominentesten Frames, den Warren in ihrer Kommunikation einsetzt, ist der fairness-Frame. Dieser gibt eine Interpretation und Bewertung des Zustands der USA vor, der dem American Dream nicht mehr gerecht wird. Warren spricht z. B. von "fair pay" oder "fair share". Der fairness-Frame beinhaltet die folgenden Elemente: Problemdefinition: (Fehlende) ökonomische Wertschätzung bestimmter Bevölkerungsgruppen. Diese manifestiert sich in inadäquater Bezahlung für Arbeit oder Produkte. Aussagen wie "we owe them a fair pay for the work" (Warren 2019g) und "farmers need a fair price, one that covers the costs" (Warren 2019e) fordern mehr Anerkennung für erbrachte Arbeit in Form von höheren Löhnen und Preisen. Ursachenzuschreibung: Korruption und Vorteile für die Oberschicht bestehend aus den Superreichen, Großkonzernen und Politiker:innen führen zu ökonomischer Ungleichheit. Mit Forderungen wie "It's time Washington stopped trying to slash Social Security benefits for people who've earned them" (2019c) und "It's time to break up big Ag[riculture] and guarantee farmers a fair share" (2019e) macht Warren klar, wer Mit diesem Frame hebt Warren einen zentralen Punkt des American Dream hervor: Die gesellschaftliche und finanzielle Anerkennung harter Arbeit. Diese fehlt mittlerweile in den USA, nicht zuletzt aufgrund von systemischen Problemen. Mit dem Verweis auf dieses zentrale Narrativ der amerikanischen Gesellschaft und der Chancengleichheit werden fast alle Amerikaner:innen angesprochen, was eine breite Basis für die Resonanz des fairness-Frames schafft. Wo hinsichtlich Fairness und Chancengleichheit, oder equality of opportunity, relative Einigkeit in der Bevölkerung herrscht, ist man sich bei equality of outcome uneinig. Warren fordert aber, dass jeder eine faire Chance auf Erfolg bekommen sollte. In ihrer Kommunikation macht Warren außerdem klar, worin aus ihrer Sicht die Gründe für die aktuellen Missstände des unfairen Systems liegen und wer für diese verantwortlich ist. Sie nutzt dafür den wealth-Frame. Der Frame beinhaltet vier Elemente: Problemdefinition: Die wealth gap zwischen Arm und Reich Ursachenzuschreibung: Diskriminierende Regierungspolitik, egoistisches Verhalten der Wohlhabenden Problembewertung basierend auf moralischen oder anderen Werten: Ausbeutung der Arbeitnehmerschaft Handlungsempfehlung zur Lösung dieser Probleme: Gesetzesänderungen wie die Ultra-Millionaire Tax Diese sollen im Folgenden ausführlicher analysiert werden. In der Debatte um ökonomische Ungleichheit kommuniziert Warren die Vermögensunterschiede zwischen Arm und Reich als großes Problem. Mit Vergleichen wie "The 400 richest Americans currently own more wealth than all Black households and a quarter of Latino households combined" (2019h) weist sie auf das Ausmaß der Ungleichheit hin, ohne direkt die Worte equality oder inequality zu nutzen. Ihr Gebrauch von "richest Americans" und "wealth" deutet aber darauf hin, dass sie die extreme Ungleichheit in den USA als großes Problem sieht. Die Situation der Haushalte, deren Wohlstand unter $ 100.000 liegt, hebt sie besonders hervor. Während dieser Betrag in etwa dem nationalen Durchschnitt entspricht, ist es "five times the median net worth of Latinx and Black families, and over ten times the median net worth of Native American families" (Warren 2019d) . Das heißt, die meisten Minderheiten in den USA sind wirtschaftlich schlechter gestellt. Unter der sich vergrößernden wealth gap leiden laut Warren nicht nur die weniger wohlhabenden Schichten, sondern die gesamte amerikanische Wirtschaft. Die Vermögenskonzentration und die mangelnde Besteuerung dieses Vermögens verhindern, dass der Regierung ausreichend Ressourcen zur Finanzierung von Infrastrukturprojekten, Social Security oder Universal Child Care zur Verfügung stehen. Dass sich viele Amerikaner:innen kein Studium mehr leisten können oder non-white (Klein-)Unternehmer:innen nur bedingt gefördert werden verdeutlicht, "how the racial wealth gap in America holds back our economy" (Warren 2019d) . In Warrens Kommunikation ist die ungleiche Vermögensverteilung also auf individueller und gesamtwirtschaftlicher Ebene problematisch für die USA. Ursachenzuschreibung Dafür gibt es laut der Senatorin zwei Gründe: Eine langjährige Politik der Diskriminierung sowie die Gier der Reichen und des corporate America. Systemische Ungleichbehandlung, die immer noch nicht überwunden ist, nimmt vielen Amerikaner:innen die Möglichkeit, sich einen gewissen Wohlstand aufzubauen. Die Verantwortung dafür sieht Warren bei der Regierung, "because the government helped create that wealth gap with decades of sanctioned discrimination" (2019d). Fehlende Chancen zu sozialem und wirtschaftlichem Aufstieg, die von der Regierung billigend in Kauf genommen wurden, trugen dazu bei, dass sich der Vermögensunterschied in Amerika vergrößerte. Die Folgen der Diskriminierung zeigen sich heute beispielsweise in der niedrigen Erwerbsquote einiger gesellschaftlicher Gruppen und hohen Schuldenbergen. Mit letzterem haben vor allem Millennials zu kämpfen. Aufgrund hoher Studiengebühren sind sie am Ende ihrer Ausbildung mit einem Schuldenberg konfrontiert, den sie über Jahrzehnte abtragen müssen und der ihre wirtschaftliche Absicherung in der Zukunft gefährdet. Diese Verschuldung beeinträchtigt ihre Möglichkeiten, eigenen Wohlstand aufzubauen und diesen in die amerikanische Wirtschaft einzubringen. Warren macht hierfür Politik und Reiche gleichermaßen verantwortlich: "For decades, we've allowed the wealthy to pay less while burying tens of millions of working Americans in education debt" (Warren 2019f) . Durch benachteiligende Gesetze, die die Interessen der Reichen priorisieren und auf Konzerne konzentriert waren, klafft die Schere zwischen Arm und Reich in den USA immer weiter auf. The wealthy and well-connected, corporations und the government werden innerhalb des wealth-Frames als Ursache der wealth gap in einem negativen Licht präsentiert. Es wird als zutiefst unmoralisch dargestellt, sich in einem Land, in dem der American Dream zentraler Teil des Wertesystems ist, auf Kosten hart arbeitender Amerikaner:innen zu bereichern. Dieses Empfinden nutzt Warren, um eine Bewertung der Situation zu kommunizieren. Sie beschuldigt die Vermögenden, sich auf Kosten der Mittelschicht bereichert zu haben: "a small group of families has taken a massive amount of the wealth American workers have produced, while America's middle class has been hollowed out" (2019h). Auch bezüglich corporations schlägt sie im Rahmen des Frames eine Bewertung vor: "I saw the consequences of the coal industry's abandonment of the communities that made their shareholders and their executives wealthy -stolen pensions, poisoned miners, and ruined land and water" (2019g). Dem Publikum wird damit eine Bewertung von Unternehmen präsentiert, in der sich diese ohne Rücksicht auf Verluste bereichern. Die dritte unmoralische Instanz ist the government. Politiker:innen in Washington "care more about protecting the wealthy from paying their fair share than they do about solving (...) urgent national problems" (Warren 2019i) . Dieses Framing zielt auch auf die Probleme der Millennials ab. Sie kämpfen darum, eine wirtschaftlich sichere Existenz in einer unsicheren Arbeitsmarktsituation aufzubauen und haben das Gefühl, von der Regierung um ihre Möglichkeiten und ihre politische Einflussnahme gebracht worden zu sein. Diese Wahrnehmungen bilden eine Basis für die erfolgreiche Resonanz des wealth-Frames. Zur Lösung des Ungleichheits-Problems schlägt Warren Gesetzesänderungen wie die Vermögenssteuer vor, ihre Ultra-Millionaire Tax. Anders als beispielsweise Bernie Sanders bewegt sie sich aber weiterhin im kapitalistischen System und will Besitzverhältnisse nicht grundlegend ändern. Die Top-Vermögenden sollen nicht enteignet, aber stärker belastet werden als in der Vergangenheit. Sie greift damit das veränderte Wertesystem vieler Amerikaner:innen auf, die die extremen Auswüchse des Kapitalismus kritischer sehen als früher. Es gilt: Die Superreichen profitierten von der amerikanischen Infrastruktur und Gesellschaft und haben sich auf Kosten anderer bereichert, also sollen sie nun ihren fair share bezahlen; gleichzeitig stehen so mehr finanzielle Mittel zur Förderung von Chancengleichheit zur Verfügung, ohne die Mittelschicht mit Steuern zu belasten. Um die tief verwurzelte Abneigung vieler Amerikaner:innen gegen Steuern zu umgehen wählt Warren ihre Formulierungen jedoch sorgfältig. Sie plant, jährlich nur "two-cent tax on every dollar of wealth above $ 50 million" (2019d) zu erheben und "asks the wealthiest families in America", eine "small annual tax" auf ihr Vermögen zu bezahlen (2019b). Die Abwesenheit vehementer Forderungen ist auffällig. Sie betont stattdessen den Beitrag eines fair share. Warren will, dass die Ultra-Millionaire Tax die Einnahmen generiert, mit denen alle Amerikaner:innen die "wealth-building opportunities" (2019d) bekommen, die ihnen bisher verwehrt blieben. Weitere Gesetzesvorhaben zu Arbeitnehmerschutz und Social Security sollen ebenfalls helfen, für Chancengleichheit "for all Americans" zu sorgen. Wenn die Privilegierten also einen kleinen Teil beitragen und dadurch dem Rest der Bevölkerung mehr Chancen offenstehen, kann die Ungleichheit bekämpft werden und somit die gesamte amerikanische Wirtschaft profitieren. Dies zumindest schlägt Warren im wealth-Frame als Interpretation der Debatte um ökonomische Ungleichheit und deren mögliche Abhilfe vor. (Friedersdorf 2020) . Auch der Eindruck von Authentizität, den Warren zu vermitteln versuchte, bekam schon vor den Vorwahlen Risse. Beispielsweise blieben ihre Aussagen zu Medicare for All (einem universellen Krankenversicherungssystem, finanziert durch den Staat), dem zentralen Schwerpunkt der Linken, oft widersprüchlich, was ihr von linken und moderaten Mitbewerber:innen als nicht authentisch und ausweichend ausgelegt wurde (Friedersdorf 2020) . Zudem revidierte sie ihre Meinung zu weiteren zentralen progressiven Unumstößlichkeiten, wie etwa die Finanzierung der Wahlkampagne durch Super-PACs, und akzeptierte deren Spenden, statt ihren Wahlkampf ausschließlich durch individuelle Kleinspender:innen zu finanzieren, wie es die Sanders-Kampagne tat. Sicherlich war auch das eisig gewordene Verhältnis zwischen den Kampagnen von Warren und Sanders problematisch. Die öffentliche Aussage durch das Warren-Team (Herndon und Martin 2020) , Sanders traue einer weiblichen Kandidatin die Präsidentschaftswahl nicht zu, scheint die letzten Verbindungen zwischen Warren und Sanders zerschnitten zu haben. Obwohl der Einfluss von Sexismus bei politischen Wahlen nicht außer Acht gelassen werden kann, schien dieser Vorwurf gerade gegenüber Sanders vielen nicht glaubwürdig und scheint die Skepsis der Wählerschaft Warren gegenüber verstärkt zu haben. Keiner dieser Faktoren -die Positionierung als Kompromiss zwischen Biden und Sanders, ihr Schwanken bezüglich progressiven Schwerpunktthemen und die daraus resultierende schwindende Authentizität, sowie das Überwerfen mit der Sanders-Kampagne -war wohl als einziger entscheidend für Warrens Scheitern im Vorwahlkampf, gemeinsam trugen sie aber sicherlich zu ihrer sinkenden Unterstützung bei. Zudem konnte Warren, anders als Sanders, bisher keine entscheidenden Mehrheiten außerhalb des weißen akademischen Wählerfeldes erreichen (Goldmacher und Herndon 2020) . Obwohl ihre Reformideen vor allem auf working class Wählergruppen ausgerichtet sind, blieb sie vor allem die Kandidatin des akademischen Bildungsbürgertums. Hierfür machen manche Beobachter:innen auch Äußerungen im Wahlkampf verantwortlich, die wenig authentisch und eher nach "woke virtue-sig-naling" (Friedersdorf 2020) klangen. Dies bringt zum Ausdruck, dass eine Sprache, die sich teilweise an den identitätspolitischen Debatten des linken akademischen Umfelds orientiert, Wählergruppen außerhalb dieses Spektrums abschreckt (Friedersdorf 2020). Auch bei swing voters, die noch unentschlossen waren, Trump aber als Präsidenten ablehnten, konnte Warren augenscheinlich nicht punkten. Hier war oftmals nicht structural change gefragt, sondern eine Rückkehr zu einer gewissen Normalität nach der Trump-Präsidentschaft, inklusive eines konstanten wirtschaftlichen Wachstums. Dies schienen die meisten eher Joe Biden als Präsident zuzutrauen, als einer Kandidatin Elizabeth Warren. Obwohl Warren im Wahlkampf 2020 scheiterte, ist nicht zu vernachlässigen, dass sie weiterhin Einfluss auf den linken Diskurs in und um die Demokratische Partei hat. Auch, wenn sie nicht Präsidentschaftskandidatin wurde, ist sie als Senatorin immer noch eine entscheidende Figur des progressiven Flügels der Demokratischen Partei, die auch auf die neue Biden-Regierung Einfluss ausübt, etwa bei Personalentscheidungen (Rappeport 2021 ). An ihrem Beispiel verdeutlicht dieses Papier, wie progressive Reformvorschläge konkret im politischen Diskurs kommuniziert werden. Wie Warren aber zeigt, bedeuten eine professionell geführte Kampagne und ein detaillierter Reformplan nicht automatischen Erfolg als Kandidatin. Eine genauere Analyse der Gründe, die zu Warrens Scheitern im Wahlkampf geführt haben, könnte sicherlich noch genauere Erkenntnisse liefern. Die Wahl eines moderaten Kandidaten zum Präsidenten zeigt, dass sich der progressive Flügel in der Demokratischen Partei nicht durchsetzen konnte. Dennoch ist das Erstarken dieses Flügels und das Herausbilden progressiver politischer Schwergewichte wie Alexandria Ocasio-Cortez, Bernie Sanders oder Elizabeth Warren auf nationaler Ebene nicht von der Hand zu weisen. Allein die Tatsache, dass progressive Politiker:innen wie Sanders und Warren lange erfolgreich im Präsidentschaftswahlkampf waren, wäre vor einigen Jahrzehnten noch undenkbar gewesen. Auch die Tatsache, dass Biden mit der progressivsten Agenda antrat, die ein Präsidentschaftskandidat einer der großen Parteien jemals hatte (Beinhart 2020; Warren 2020b) , weist darauf hin, dass sich zumindest ein Teil des politischen Diskurses in den USA nach links zu verschieben scheint und dass vor allem die linke Basis tiefgreifende Veränderungen im System der USA durchsetzen will. Zwar sind einige dieser Vorschläge, wie etwa eine universelle Krankenversicherung, aus europäischer Perspektive nicht bahnbrechend, sondern schon lange Teil sozialdemokratischer Politik, doch in den USA war eine solche Politik lange nicht Teil des politischen Mainstreams. Nach dem Einzug des neuen Präsidenten ins Weiße Haus und einem Mehrheitsgewinn der Demokraten in beiden Kammern des Kongresses wird es von progressiver Seite nun auch Forderungen nach einer konkreten Umsetzung progressiver Ideen geben. Danksagung An dieser Stelle möchten die Autorinnen PD Dr. Martin Thunert für seine Unterstützung und sein richtungsweisendes und stets konstruktives Feedback danken. Funding Open Access funding enabled and organized by Projekt DEAL. 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