key: cord-0065826-enepcnc2 authors: Albrecht, K.; Windgassen, M.; Hartwig, S. title: Die Jahrestagungen der Deutschen Gesellschaft für gerichtliche Medizin/Rechtsmedizin im Spiegel der Geschichte: Von Meran bis München date: 2021-07-16 journal: Rechtsmedizin (Berl) DOI: 10.1007/s00194-021-00520-6 sha: 5269285c3eb8a15bd5dd2a35f722729fa85ab581 doc_id: 65826 cord_uid: enepcnc2 This article outlines the chronological development of the annual conferences of the German Society of Legal Medicine (DGRM) from 1905 to 2021. The medical and scientific aspects as well as the specific problems of the subject are presented in the context of the respective political and social structures and the conference culture is sketched. In diesem Beitrag wird die chronologische Entwicklung der Jahrestagungen der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin (DGRM) von 1905 bis 2021 thematisiert. Dabei werden sowohl die medizinischen und wissenschaftlichen Aspekte als auch die spezifischen Probleme des Faches im Kontext der jeweiligen politischen und gesellschaftlichen Strukturen dargestellt und die Tagungskultur skizziert. Fachtagung · Politik · Gesellschaftliche Strukturen · Internationale Kooperation · Erinnerungskultur In der Historie der Jahrestagungen der Deutschen Gesellschaft für gerichtliche Medizin/Rechtsmedizin spiegelt sich die medizinische und wissenschaftliche Entwicklung von mehr als 100 Jahren wider, die insbesondere durch die politischen und gesellschaftlichen Strukturen des 20. Jh., von bedeutenden medizinischen Fortschritten, als auch von epochalen Katastrophen geprägt war. In der Geschichte der gerichtlichen Medizin erlebte das Fach in Bezug auf seine Eigenständigkeit und freie Entfaltung bereits vor der Gründung der Fachgesellschaft Einschränkungen, da Fächer wie die pathologische Anatomie und auch die öffentliche Gesundheitspflege ihre fachliche Stellung unterstrichen bzw. zur eigenen Selbstständigkeit drängten. Umso wichtiger war es, die Merkmale des eigenen Faches zu "konkurrierenden" Nachbardisziplinen herauszuarbeiten und nach außen darzustellen. Im Rahmen der Sektionssitzung "Gerichtliche Medizin" der 76. Naturforscherversammlung 1904 in Breslau, die sich bereits 1886 konstituierte, stellte Georg Puppe , Lehrstuhlinhaber für gerichtliche Medizin in Königsberg und Breslau, den Antrag zur Bildung einer ständigen gerichtsärztlichen Vereinigung. Gemäß dem Inhalt der Satzung der neu gegründeten Gesellschaft wurden die Tagungen zunächst weiter im Rahmen der Naturforscherversammlungen abgehalten, in den bereits in Vorjahren regelmäßig Vortragssektionen für gerichtliche Medizin integriert waren. Diese Sitzungen wurden jedoch zeitweilig mit anderen Fachgebieten wie der Hygiene und der Unfallheilkunde geteilt. In den nachfolgenden Tagungseröffnungsreden wurden die jeweiligen Entwicklungen des Faches, die zeitlich bedingten Schwerpunkte der Wissenschaft und die politischen Herausforderungen, mit-Abb. 1 9 Bericht über die konstituie-rendeVersammlung der Gesellschaft für gerichtliche Medizin 1905 in Meran [14] unter in persönlichen Schilderungen des jeweiligen Vorsitzenden, aufgezeigt. Im Spätsommer des Jahres 1905 wurde die erste konstituierende Versammlung der neuen Fachgesellschaft im Rahmen der Naturforscherversammlung abgehalten. Der erste Tagungsort war unter dem Vorsitz des Berliner Gerichtsmediziners Fritz Strassmann (1858-1940) der Kurort Meran ( [5] ; . Abb. 1). Meran ist die zweitgrößte Stadt Südtirols und in diesem Teil des Bundeslandes die einzige Stadt, deren Bevölkerung sich heute etwa zur Hälfte aus italienischund deutschsprachigen Einwohnern zusammensetzt. Die Verbindung beider kultureller Kreise, ihrer zum einen alpenländischen als auch mediterranen Traditionen und die gemeinsame Stadtentwicklung prägen den Lebensstil der Kurstadtvon der kulinarischen Vielfalt und der Architektur bis zur Kultur. Mitte des 19. Jh. organisierte sich Meran als klimatischer Kurort, deren prominentester Gast einige Jahre später die österreichische Kaiserin Elisabeth ("Sissi", 1837-1898) ist. Die Eröffnung des ersten Kurhauses erfolgte 1874; dieses wurde in den Jahren 1913 und 1914 zum heutigen Bau erweitert. Hier sollte 2021 die Festveranstaltung anlässlich der "100. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin" (DGRM) abgehalten werden [1, 3] . 1. Tagung in Meran (25.-28. September 1905) Unter Vorsitz des Gerichtsmediziners Fritz Strassmann, der seit 1894 den Berliner Lehrstuhl für gerichtliche Medizin innehatte, wurde die Gründungstagung mit insgesamt 26 Referaten in Meran abgehalten [5, 6] . In seiner Eröffnungsrede thematisierte der Vorsitzende zunächst die Aspekte zur Gründung der Fachgesellschaft im Vorjahr und insbesondere deren Aufgaben und Stellung im internationalen Vergleich. Da in benachbarten Ländern und den USA bereits seit Jahren eigenständige Fachgesellschaften bestanden, sei es "... also nicht etwas besonderes Kühnes, was wir unternommen haben, als wir ebenfalls eine Gesellschaft für gerichtliche Medizin gründeten. Was in Frankreich, Belgien, England möglich gewesen ist, das, meine ich, sollte auch in den Ländern deutscher Zunge zu erreichen sein" [14] . Da nach Strassmanns Worten die ge-richtlicheMedizinerstindenletzten Jahren eine würdigere Stellung erringen konnte und das Fach vielfach einer Geringschätzung und Zurücksetzung unterworfen war, wies er neben der Bedeutung der Gründung einer eigenen Fachgesellschaft insbesondere auf die eigenständige Wissenschaft hin, in dem er äußerte: Auf der 28. Tagung 1939 in Bad Ischl referierte Arthur Gütt (1891-1949, Arzt und Leiter des Amts für Volksgesundheit im Reichsministerium des Inneren) über die geplante Neuordnung des gerichtsärztlichen Dienstes in Deutschland. Diese ließe in Verbindung mit dem "Gesetz über die Vereinheitlichung des Gesundheitswesens" erkennen, dass die gerichtsärztliche Tätigkeit dem Gesundheitsamt übertragen wird: ". . . lässt sich von der Erkenntnis leiten, dass die gerichtsärztlichen Geschäfte zu den Aufgaben des öffentlichen Gesundheitswesens gehören" [29] . Mit der 29. "Kriegstagung" 1940 in Innsbruck endet dieser Zeitabschnitt. Noch nie, wie auf dieser letzten Tagung in der Zeit des Nationalsozialismus, sei, so Herber, die Abb. 7 9 Tagungsteilnehmer/-innen der 26. Tagung 1937 in Breslau. Die fortschreitende Militarisierung der Gesellschaft ist nicht zu übersehen. (© Archiv DGRM, Berlin, mit freundl. Genehmigung) Abb. 9 [38] . Im Folgejahr wurde die 43. Tagung in Zürich ausgerichtet. Im Rahmen der Eröffnung wurden die Sorgen der Universität zum Ausdruck gebracht -Sorgen, die für die meisten europäischen Universitäten die gleichen seien. Diese würden sich in der deutlichen Zunahme der Studenten als auch durch die "ungeheuren" Entwick-lungen der Naturwissenschaften und der Medizin begründen. Inhaltlich wurde sich der traditionellen Thematik des Grenzgebietes zwischen Medizin und Recht angenommen, und Vorträge zu den "Kernfragen der ärztlichen Tätigkeit überhaupt" in das wissenschaftliche Programm aufgenommen. "Auffällig spärlich" seien indes die Vortragsanmeldungen aus dem Gebiet der Blutgruppenkunde und der forensischen Serologie. Der Eröffnungsredner führte aus, dass es diesbezüglich den Anschein mache, als ob hier eine gewisse Stagnation bzw. eine Verlagerung der Forschungstätigkeit eingetreten sei. Als Ausdruck ihrer Aktualität und Entwicklung sei die Toxikologie hingegen stark vertreten. Nachdem 6 Jahre zuvor die 37. Ta In der Universitätsstadt Göttingen wurde im Jahr 1974 die 53. Tagung durch Steffen Berg (1921-2011) eröffnet. Hier stellte neben den klassischen Themen der Rechtsmedizin, insbesondere der Themenkomplex "Arztrecht und Ethik" einen Schwerpunkt dar -ein Gebiet, das im wissen-Abb. 16 Unter der Leitung des Tagungspräsidenten Claus Henßge (Jg. 1936) wurde die 79. Jahrestagung im Jahr 2000 in Essen eröffnet. Der Vorsitzende griff die prägnanten Worte seines Vorgängers auf und wollte mit der hiesigen Tagung gleichsam der Hoffnung Ausdruck geben, dass der Kongress nicht zu einer Abschiedsveranstaltung des eigenen Instituts und weiterer Universitätsinstitute für Rechtsmedizin des Landes Nordrhein-Westfalen werden möge. Das Präsidium hatte sich dazu entschlossen, die drei besten Posterpräsentationen jeweils mit einem Preis von 1000 DM auszuzeichnen. Die klassischen Kongressthemen wurden um die Rubrik "EDV und Bild" ergänzt. Die Geschichte des Ruhrgebiets und der regionale Strukturwandel konnten eindrucksvoll im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung in der ehemaligen Kompressorenhalle der 4 Jahre zuvor stillgelegten "Zeche Zollverein" nachvollzogen werden -Glück auf! [70]. Vom schweizerischen Interlaken, in dem 2001 die nachfolgende 80. Tagung (Vorsitz: Richard Dirnhofer, Jg. 1942) ausgerichtet wurde, ging es vom Kanton Bern, kaum nördlicher reichend, zur 81. Jahrestagung 2002 nach Rostock-Warnemünde. Hier begrüßte Rudolf Wegener (Jg. 1943) seine Gäste unter dem Motto: "Befund -Beweissicherung -Relevanz". Auch auf dieser Tagung wurden unterschiedliche Workshops, wie beispielsweise zur operativen Fallanalyse (OFA) und zur Kriminologie der Gewalt angeboten. Grußworte wurden, wie bereits auf vorangegangenen Tagungen, durch den Generalbundesanwalt Kay Nehm übermittelt. Einen Höhepunkt stellten die eingeladenen Festvorträge dar. Unter anderem widmeten sich Gastredner aus Michigan und New York dem Fall O.J. Simpson resp. insbesondere dem Terroranschlag auf das World Trade Center (9/11). Bernd Brinkmann (Jg. 1939) aus Münster referierte zudem über den Fall Grams (Bad Kleinen) und Richard Dirnhofer über die Serientaten Johann "Jack" Unterwegers. Eine eigene Sitzung wurde dem Thema "Bildgebende Verfahren" gewidmet, in der dem Auditorium in 7 Vorträgen die mögliche forensische Bedeutung der schnittbildgebenden Diagnostik mithilfe von CT und MRT vorgestellt wurde. Mit dem "Konrad-Händel-Preis", der seit 1997 von der Fachgesellschaft für besondere rechtsmedizinisch-wissenschaftliche Leistungen vergeben wird, wurden in diesem Jahr neben Gitta Mall (damals München, heute Jena) für ihre aktuelle wissenschaftliche Arbeit, auch Steffen Berg, Göttingen, Wolfgang Dürwald, Leipzig, und Otto Prokop, Berlin, für ihr wissenschaftliches Lebenswerk ausgezeichnet [50, 71] . Bernd Brinkmann lud 2003 zur 82. Tagung nach Münster ein und integrierte in sein Konzept ein englischsprachiges Fachsymposium, das "International Symposium on Forensic DNA-Technologies". Die Mög-lichkeit, das Fach im globalen Kontext zu betrachten, zeigte sich in einer Zahl von nahezu 500 Teilnehmern/Teilnehmerinnen aus 30 Ländern. Der Präsident der Fachgesellschaft, Wolfgang Eisenmenger, wies in seiner Eröffnungsansprache auf die zunehmende Spezialisierung innerhalb des Faches hin, was eine Herausforderung darstelle, jedochmitunverändertem Personalstand bewältigt werden müsse [51] . Die Fachgesellschaft beging dieses Jubiläum mit einer separaten Festveranstaltung in Berlin. Unabhängig davon wurde die 83. Jahrestagung in Göttingen durch Klaus-Steffen Saternus (Jg. 1940) in den Räumlichkeiten der Medizinischen Fakultät der Georg-August-Universität abgehalten. Grund für die Auswahl des Tagungsortes war das ebenfalls 100-jährige Bestehen des Göttinger Instituts (früher: Königlich Gerichtsmedizinische Unterrichtsanstalt der Georg-August Universität zu Göttingen). Unter dem Generalthema "Rechtsmedizin und innere Sicherheit" be-grüßteSaternus zahlreicheTeilnehmer/-innen aus dem In-und Ausland. Als gewisse Neuerung war erneut ein Versuch zu sehen, das wissenschaftliche Programm zeitlich zu straffen, in dem überwiegend Posterbeiträge präsentiert wurden. Der Präsident der Gesellschaft wies in seiner Eröffnungsansprache auf die schwierige Situation der rechtsmedizinischenInstitutevor dem Hintergrund einer durch Sparzwänge begründeten "Profilbildung" hin. Der Festvortrag wurde von der damaligen Landesbischöfin Niedersachsens Margot Käßmann mit dem Titel "Sterben heute als Herausforderung für die Ethik" gehalten, in dem insbesondere auf die wirkungsvolle Palliativmedizin und auch auf die gebührende Beachtung von Patientenverfügungen abgestellt wurde [52] . Im [55] . Von Basel nach Berlin -im neu begonnenen Jahrzehnt richtete Michael Tsokos (Jg. 1967) die 89. Jahrestagung 2010 unter dem Motto "Tradition verpflichtet" aus. Auch der Präsident der Fachgesellschaft wies auf die langjährige fachliche Tradition Berlins hin, die das Identitätsempfinden der Rechtsmediziner/-innen stärken und dieses zu einer neuen Aufbruchsstimmung führen solle: "Die Besinnung auf die Wurzeln kann helfen, selbstbewusst die Kräfte zu bündeln und die Herausforderungen der Zukunft anzunehmen". Auch auf weitere Jubiläen wurde hingewiesen, wie den 100. Geburtstag des gebürtigen Berliners Konrad Händel und das 20-jährige Bestehen des Publikationsorgans Rechtsmedizin. Der Präsident stellte ferner fest: "Tradition verpflichtet -allerdings nicht zum Bewahren der Asche, sondern zum Schüren der Glut -nämlich der Glut wissenschaftlicher Weiterentwicklungen." Tsokos begrüßte die Teilnehmer/-innen 20 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung und zum 300-jährigen Bestehen der Charité. Die Begrüßungsveranstaltung wurde in der altehrwürdigen Kulisse der Ruine des ehemaligen Rudolf-Virchow-Hörsaals ausgerichtet. Das wissenschaftliche Programm zeigte wiederum einen internationalen Charakter und präsentierte etwa 300 Beiträge [56, 72] . Zwölf Jahre nach Ausrichtung des letzten Kongresses wurde die 90. Tagung der DGRM in Verbindung mit dem VIII. ISALM erneut unter dem Vorsitz von Hansjürgen Bratzke in Frankfurt/a. M. ausgerichtet. Im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung wurde wiederholt das Thema um die stetigen Diskussionen der finanziellen Einschränkungen und den dadurch erzeugten Druck durch die ministeriellen Einsparmaßnahmen beleuchtet. Auch der bald frei werdende Lehrstuhl sei diesbezüglich als künftiges "Opfer" identifiziert worden -das Fach Rechtsmedizin müsse jedoch integraler Bestandteil der Fakultät bleiben. Eingebettet in das ISALM wurden in Gänze über 300 Beiträge, überwiegend in englischer Sprache, präsentiert. In Erinnerung geblieben ist sicher auch der Vortrag von Klaus Steffen Saternus (Göttingen), der an seinen Anfang des Jahres 2011 verstorbenen Vorgänger Steffen Berg erinnerte [57] . Ein Jahr später wurdeder 91. . Abb. 20). 2019/2020 -"Coronavirus-disease-2019"-Pandemie. Ein im Dezember 2019 erstmals bestätigter Ausbruch einer neuen Lungenerkrankung im chinesischen Wuhan. Im März 2020 erklärte die WHO die Epidemie zu einer weltweiten Pandemie, ausgelöst durch das "Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus type 2" (SARS-CoV-2), mit der Folge einer glo-balen gesundheitlichen Notlage sowie wirtschaftlichen und sozialen Krise [4] . 2020 -praktisch alle bisherig geplanten Fachveranstaltungen wurden in diesem Jahr ersatzlos abgesagt. Michael Thali aus Zürich und sein Team wagten bei sinkenden Coronainzidenzzahlen den vorsichtigen Vorstoß in der zweiten Jahreshälfte und luden zur 99. Tagung der DGRM in das schweizerische Luzern ein. Die erste Neuerung ergab sich bereits bei der Anmeldung zum Kongress -nur zuvor online angemeldete Teilnehmer/-innen waren als Kongressgäste zugelassen; Tagungsanmeldungen vor Ort waren nicht möglich. Vor der Tagung wurde ein COVID-19-Schutzkonzept vorgelegt, um die potenzielle Verbreitung des Coronavirus zu verhindern und Übertragungsketten zu unterbrechen. So erfolgten Treffen der Tagungsteilnehmer/-innen beispielsweise in getrennten Gruppen, damit die Abstände zwischen den Personen gewahrt werden konnten. Die Einhaltung der Abstandsund Hygieneregeln und die Maskenpflicht (Mund-Nasen-Schutz) waren die vorrangigen Tagungsbegleiter -ein ungewöhnliches, aber notwendiges Novum. Unter dem Motto "F 4 -Forensic Fit For Future" wurden trotz der eingeschränkten Lage immerhin 91 Vorträge und 57 Poster eingereicht, wobei Posterbeiträge teilweise "nur" zugeschickt werden konnten, ohne Präsenz der/des Vortragenden. Dem aktuellen Thema "Corona" wurde eine eigene Sitzung gewidmet und das Problem aus forensischer und pathologischer Sicht beleuchtet. Einen weiteren Schwerpunkt stellte die Thematik "Assistierter Suizid" dar. Ein Novum stellten DGRM-Tagungsstipendien dar, die aufgrund der durch die Coronapandemie erschwerten Reisebedingungen an junge Wissenschaftler/-innen vergeben wurden. Der Vorstand und die Teilnehmer/-innen bedankten sich bei Michael Thali und seinem Team, trotz der neuen, sehr einschränkenden Bedingungen dafür, einen Präsenzkongress unter Pandemiebedingungen ausgerichtet zu haben -sicher und organisiert [60, 80] . Planung, Gestaltung und Durchführung von Tagungen haben in der DGRM eine über 100 Jahre währende gute Tradition. Hierbei ging es in der Vergangenheit nicht nur um die Vermittlung wissenschaftlicher Resultate, sondern es wurden auch institutsübergreifende Probleme, insbesondere in den Eröffnungsreden der Vorsitzenden, zum Ausdruck gebracht, die im Kontext der jeweiligen Zeit standen. Die vorliegende Publikation hat nicht den Anspruch, eine eingehende Analyse der vorgestellten Tagungen vorzunehmen, sondern einen generellen Überblick über verschiedene Facetten des rechtsmedizinischen Kongresslebens zu geben. In der Betrachtung der einzelnen Kongressschriften spiegeln sich die Entwicklung des Faches, insbesondere der initiale Kampf zur Eigenständigkeit, die jeweils zeitlich bedingten wissenschaftlichen Schwerpunkte, die politischen Herausforderungen und die Möglichkeiten zukünftiger Entwicklungen wider. Bei Betrachtung der Jahreszahlen 1905 (Gründungstagung) bis 2021 (100. Jubiläumstagung) fällt eine Inkongruenz auf. Der Ausfall von Tagungen war Folge der jeweiligen allgemeinen und politischen Lage, insbesondere in Kriegs-und Nachkriegszeiten. Aber auch in heutiger Zeit können globale Probleme, wie beispielsweise die gegenwärtig noch anhaltende Coronapandemie, Einfluss auf die gewohnten Abläufe des Faches haben. Eine solche Problemlage darf jedoch nicht dazu führen, den Sinn und Zweck unseres Faches "Rechtsmedizin" aus Sicht der Versorgung und Wissenschaft zu verlieren -vielmehr sollte es immer unser Anspruch sein, Probleme, wie sie auch unsere Vorgänger/-innen im Fach zielführend angegangen sind, praktisch, überlegt und konsequent zu lösen und über die Erfahrungen zu berichten. Zitat Fritz Strassmann am Ende seiner Eröffnungsrede in Meran 1905 [14] : Unsere Gesellschaft wird das sein und das bedeuten, was sie arbeitet. Literatur Tagung 1985 in Hamburg -Vorsitz: Werner Janssen (Jg. 1924), -65. Tagung 1986 in St. Gallen -Vorsitz: Hubert Patscheider Das Kurhaus Meran. Ein Blick in die Geschichte der Kurstadt Gerichtsmedizin unterm Hakenkreuz Selbstverlag der Kurvorstehung Zugegriffen: 30 Zur Geschichte der Deutschen Gesellschaft für Gerichtliche Medizin Eine bedeutende Ärztedynastie -Die Strassmanns Die Geschichte der gerichtlichen Medizin in der Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus -ein Annäherungsversuch Geschichte der Gerichtlichen Medizin im deutschsprachigen Raum Z f Med.beamte und Krankenh.ärzte Berlin Institut für Rechtsmedizin /60) Bd.XXXII Bd.XXXIII Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin Aachen 66. 75.Tagung 1996, Zürich 67. 76.Tagung 1997, Jena 68. 77.Tagung 1998, Hannover 69. 78 This article outlines the chronological development of the annual conferences of the German Society of Legal Medicine (DGRM) from 1905 to 2021. The medical and scientific aspects as well as the specific problems of the subject are presented in the context of the respective political and social structures and the conference culture is sketched. Conference · Politics · Social structures · International cooperation · Culture of remembrance