key: cord-0065556-jjauy4nm authors: von Wrede, Randi; Surges, Rainer title: Patient-zu-Arzt-Anwendungen in der ambulanten Epilepsieversorgung date: 2021-07-07 journal: Z DOI: 10.1007/s10309-021-00427-y sha: 92b610cb89a58eb897bcdeeb275d5e30760bb80e doc_id: 65556 cord_uid: jjauy4nm The telemedical treatment of patients with epilepsy is an extension of the classical face to face on-site appointment with treating physicians, which has essentially characterized the outpatient care to date. Under the recently clarified administrative, financial and legal conditions, especially catalyzed by the COVID-19 pandemic, the previously slower process in the implementation could be rapidly accelerated. National and international experiences indicate noninferiority of telemedical counseling as compared to on-site appointments. Valid algorithms for the allocation of on-site appointments versus telemedical treatment are still lacking and should be developed in the near future, taking patient characteristics and treatment situations into account. Die telemedizinische Behandlung von Patient*innen mit Epilepsien war bis zum Frühjahr 2020 eher die Ausnahme in Deutschland. Zwar boten viele Ärztinnen und Ärzte Telefonsprechstunden an und standen ihren Patient*innen auch per Fax und E-Mail für eine Beratung zur Verfügung, dies diente u. E. jedoch eher kurzen Anforderungen, Nachfragen oder Abfragen und weniger einer vollwertigen Behandlung und Beratung. Ein eingeschränkter Zugang zur medizinischen Versorgung, z. B. in Ländern und Regionen mit großen Entfernungen oder geringen Ressourcen, oder in Katastrophensituationen war in den letzten Jahren Motor einer Entwicklung strukturierter telemedizinischer Ansätze [10, 19, 25] . Die COVID-19-Pandemie erforderte, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren und die Ressourcen zu allokieren, eine schnellere Implementierung telemedizinischer Angebote, um die ambulante medizinische Betreuung insbesondere für chronisch kranke Patient*innen aufrechtzuerhalten und Versorgungsengpässe und Therapieabbrüche zu vermeiden. Die telemedizinische Behandlung dient als Teil der Telematik im Gesundheitswesen der Diagnostik und Therapie unter Überbrückung einer räumlichen oder auch zeitlichen ("asynchron") Distanz zwischen Patient*in und Arzt/Ärztin [12] . Eine telemedizinische Beratung reduziert den Zeit-und auch Kostenaufwand für den/die Patient*in. Insbesondere Patient*innen mit Behinderungen, ihren Familien und Betreuern erleichtert eine telemedizinische Beratung den Zugang zur fachärztlichen Versorgung. Eine telemedizinische Beratung bietet der/dem Patient*in die Möglichkeit der medizinischen Behandlung in einem sicheren, bequemen, bekannten und geschützten Rahmen. In einem anderen Kontext, Morbus Parkinson, werden diese Vorteile plakativ mit den vier C ("better access to care, convenience, comfort, confidentiality") und seit der COVID-19-Pandemie mit einem zusätzlichen C ("contagion") zusammengefasst [3, 4] . Zwischenzeitlich stehen weltweite Erfahrungen mit telemedizinischen Behandlungen von Patient*innen mit Epilepsie zur Verfügung [5, 7, 8, 17, 20, 26, 27] . Die Mehrzahl der Untersuchungen bezieht sich auf die Ergebnisse der telemedizinischen Sprechstunden während der ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020. In Deutschland gelang die Implementierung von telemedizinischen Beratung insgesamt rasch, schon im Sommer 2020 veröffentlichten 2 Schwerpunktkliniken ihre Erfahrungen [26, 27] . Insgesamt sind die Akzeptanz und Zufriedenheit von Patient*innen und Behandler*innen groß (bis zu 95 %), die Qualität der telemedizinischen Beratung wird als gleichwertig eingeschätzt, und auch die mögliche Adhärenz ist als ebenwertig zu erwarten. Die vorliegenden Daten wurden jedoch im Wesentlichen unter dem Eindruck und der Änderungsbereitschaft der ersten Corona-Welle erhoben. Erste Hinweise ergaben sich, dass die telemedizinischen Kontakte eher als Zusatzangebot denn als Ersatzangebot aufgefasst wurden. Die Bereitschaft einer weiteren telemedizinischen Beratung war höher bei jüngeren Patient*innen, bei Patient*innen, welche nicht Muttersprachler waren, und solchen, die noch nicht lange am Zentrum angebunden waren. Letzteres reflektiert möglicherweise den Einfluss der persönlichen Arzt-Patient*in-Bindung [27] . Eine spanische Untersuchung zeigte bei insgesamt hoher Zufriedenheit mit der telemedizinischen Beratung (84 %), dass, wenn auch nicht signifikant, Patient*innen mit Pharmakoresistenz eher einen Besuch vor Ort als eine telemedizinische Behandlung wünschen. Eine positive Korrelation mit telemedizinischer Beratung konnte für Patient*innen mit größeren Ängsten vor COVID-19 gefunden werden [8] . Eine weitere Studie, welche jedoch später in der COVID-19-Pandemie (Juli bis Dezember 2020) durchgeführt wurde, zeigte weiterhin eine hohe Zufriedenheit (74 %) und Vergleichbarkeit mit Vor-Ort-Besuchen [10] . Eine irische Untersuchung, die die Erfahrungen von Klinikern und Patient*innen zu telemedizinischen Behandlungen in einer Prä-Corona-Pandemie-Phase mit denen in der Pandemie vergleicht, zeigte eine hohe Zufriedenheit der Behandler sowie der Behandelten. Bedenken seitens der Behandler wurden für neue Patient*innen, für Patient*innen mit einer unklaren Anfallskontrolle sowie für Epilepsiechirurgiekandidaten geäußert, seitens der Patient*innen zeigte sich ein höherer Wunsch einer Behandlung im persönlichen Kontakt, wenn sich ihr Gesundheitszustand verschlechtern würde [2] . Z. Epileptol. https://doi.org/10.1007/s10309-021-00427-y © Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2021 Zusammenfassung Die telemedizinische Behandlung von Patient*innen mit Epilepsie ist eine Erweiterung der bislang die ambulante Versorgungslandschaft im Wesentlichen prägenden klassischen persönlichen Arztbesuche. Unter administrativen, finanziellen und rechtlichen nun klareren Rahmenbedingungen konnten, durch die COVID-19-Pandemie katalysiert, rasch die zuvor langsameren Prozesse in der Umsetzung beschleunigt werden. Nationale und internationale Erfahrungen verweisen auf eine Noninferiorität im Vergleich zu Vor-Ort-Besuchen. Verbindliche Algorithmen der Zuordnung Vor-Ort-Besuch vs. telemedizinische Behandlung sind noch ausstehend und sollten zukünftig unter Berücksichtigung der Patientencharakteristika sowie Behandlungssituation erarbeitet werden. Telemedizin · Ambulante Behandlung · Videosprechstunde · Qualität · Etikette The telemedical treatment of patients with epilepsy is an extension of the classical face to face on-site appointment with treating physicians, which has essentially characterized the outpatient care to date. Under the recently clarified administrative, financial and legal conditions, especially catalyzed by the COVID-19 pandemic, the previously slower process in the implementation could be rapidly accelerated. National and international experiences indicate noninferiority of telemedical counseling as compared to onsite appointments. Valid algorithms for the allocation of on-site appointments versus telemedical treatment are still lacking and should be developed in the near future, taking patient characteristics and treatment situations into account. Telemedicine · Outpatient treatment · Video consultation · Quality · Etiquette Telemedizinische Behandlungen sind ein sinnvolles und erwünschtes Angebot in der Versorgungslandschaft für Patient*innen mit Epilepsie. Die rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen wurden mittlerweile klarer definiert, wenn auch haftungsrechtlich noch offene Fragen bestehen. Um den Effekt der Corona-Pandemie auf die Bereitschaft und Zufriedenheit von telemedizinischen Behandlungen zu erfassen, sind langfristig angelegte Projekte notwendig, um die generelle Einschätzung von Behandlern und Behandelten zu erfassen. Eine Herausforderung wird sein, die geeignete Behandlungssituation sowie den/die geeignete/n (und natürlich ungeeignete/n) Patient*in für telemedizinische Behandlungen zu benennen. Ein interessanter Ersatz für die Zuordnung von Vor-Ortund telemedizinischen Behandlungen findet sich bei [18] Telephonic review for outpatients with epilepsy-A prospective randomized, parallel group study LoVE in a time of CoVID: Clinician and patient experienceusingtelemedicineforchronicepilepsy management National randomized controlled trial of virtual house calls for Parkinson disease The coronavirus disease 2019 crisis as catalyst for telemedicine for chronic neurological disorders Telehealth perceptions in patients with epilepsy and providers during the COVID-19 pandemic Ambulatory care for epilepsy via telemedicine during the COVID-19 pandemic Bridging thegapinepilepsycare: asingle-centerexperience of 3700 outpatient tele-epilepsy visits Doctor-patient communication: a review Zugegriffen: 25.06 An accelerated shift in the use of remote systems in epilepsy due to the COVID-19 pandemic Decision making on telemedicine for patients with epilepsy during the Coronavirus disease 2019 (COVID-19) crisis. Front Neurol 11:722 The role of telehealth in the medical response to disasters The impact of the COVID-19 pandemic on people with epilepsy. An Italian survey and a global perspective Managingepilepsybytelemedicine in resource-poor settings Telemedicine in Germany during the COVID-19 pandemic: multi-professional national survey A comparison of epilepsy patients in a traditional ambulatory clinic and a telemedicine clinic Telehealth in pediatric epilepsy care: a rapid transition during the COVID-19 pandemic Teleneurology applications: report of the telemedicine work group of the American Academy of Neurology SARS-CoV-2-related rapid reorganization of an epilepsy outpatient clinic from personal appointments to telemedicine services: a German single-center experience Counseling of people with epilepsy via telemedicine: experiences at a German tertiary epilepsy center during the COVID-19 pandemic