key: cord-0064459-ymbca7vy authors: Jahn, Sigbert; Herbst, Matthias; Diamanti, Evangelia title: Einsatz von Biologika in der dermatologischen Praxis date: 2021-06-25 journal: ästhet dermatol kosmetol DOI: 10.1007/s12634-021-1482-4 sha: 3e4bed6822ecd5279f0dffb8641a13c87040157e doc_id: 64459 cord_uid: ymbca7vy nan Monoklonale Antikörper ("-mab") und Fusionsproteine ("-cept") sind seit Jahren fester Bestandteil der Therapie chronisch entzündlicher Hauterkrankungen. Der durch diese Therapeutika erzielte medizinische Fortschritt bringt jedoch auch betriebswirtschaftliche Herausforderungen mit sich, die eine dermatologische GKV-Praxis meistern muss. Seit über 15 Jahren werden monoklonale Antikörper (mAK) und Fusionsproteine bereits zur Therapie entzündlicher Dermatosen eingesetzt. Die Therapieprinzipien und An wen dungsgebiete dieser Biologika sind in ▶Tab. 1 zusammen gefasst. mAK sind hochspezifische Therapeutika, die ihr Target molekül selektiv erkennen und dadurch ent sprechende Wirkmechanismen (Zelldepletion, Blockade, Rezeptor antagonismus) auslösen. Aus der Bindungsspezifität ergibt sich ein ausgesprochen vorteilhaftes NutzenRisiko Verhältnis mit einem sehr positiven Sicherheitsprofil, auch in der Langzeit anwendung [1] . Therapeutische mAK sind, ins besondere bei den chronisch entzündlichen Dermatosen mit mittelschwerer bis schwerer Ausprägung, den herkömmlichen klein mole kularen Arzneimitteln (Methotrexat, Dimethyl fumarat, Azathioprin, Cyclosporin) überlegen. Ihre Wirksamkeit und Sicherheit ist in großen randomisierten, klinischen Studien nachgewiesen. Die Biologika zur Behandlung chronisch entzündlicher Derma tosen sind, neben den dermatoonkologischen Therapien, die teuersten Medikamente im Gebrauch der Dermatologen -mit Jahrestherapiekosten von bis zu 15.000 € pro Patient. Diese Arzneimittelbudgetierung geschieht in den meisten KV Bezirken als Praxisbesonderheit. In Anbetracht der hohen Kosten ist eine sorgfältige Dokumentation von Diagnose, Therapieentscheid und verlauf anzuraten. Wir haben fest gestellt, dass diese Arbeit in der normalen Akutsprechstunde nicht zu leisten ist und haben uns dafür entschieden, eine S pezialsprechstunde Immun dermatologie zu etablieren [2] . In dieser wurden im Jahre 2020 etwa 160 Patienten mit komplexen immunbedingten Erkran kungen betreut -mit und ohne Biologika Therapie. Der Aufwand für die Dokumentation beträgt im Rahmen der von uns fest gelegten Algorithmen für Diagnostik, Initiierung und Verlauf [2] Sogleich nach Beginn der ersten CoronaPandemieWelle gab es hilfreiche Empfehlungen der Fachgesellschaften, gefolgt von ent sprechenden Publikationen [5] . Während der Pandemie haben wir die Systemtherapie der schweren Dermatosen bisher konsequent fortgesetzt. In einem einzigen Fall (stationäre Einwei sung mit geplanter chirurgischer Intervention) wurde auf Wunsch der Patientin die therapeutische Tumornekrosefaktor(TNF)α Blockade unterbrochen und vier Monate später wieder auf genommen. Aus immunologischer Sicht ist das Beibehalten der Therapie mit Biologika sicherlich indiziert. SARSCoV2 verursacht bei schweren Verläufen eine Zytokindysbalance, die mit dem Zytokinsturm ihren Höhepunkt erreicht und fatal enden kann. Immunmodulierende Therapien, die sich ja gegen die über schießende Zytokin produktion bei entzündlichen Dermatosen richten, sollten im Falle einer Infektion die "Absprunghöhe", also das Ausgangsniveau an entzündlichen Zytokinen, bei unseren Patienten niedriger halten. Dieser Umstand könnte möglicher weise zu einem günstigeren Verlauf beitragen [6] . Hinzu kommt, dass die IL17IL23Achse für eine antivirale Antwort des Immun systems nicht entscheidend ist [7] und es in den gro ßen Arzneimittel sicherheitsdaten banken, herkömmliche Viren be treffend, auch keine derartigen Sicherheits signale gibt. Ein weiteres Anliegen: In diesen Zeiten möchten wir die stationäre Einweisung dermatologischer Patienten wegen ihrer Dermatosen unbedingt vermeiden. Ebenso möchten wir helfen, im Falle einer anderen schweren Erkrankung (zum Beispiel kardiologischen Ursprungs) eine stationäre Aufnahme etwas weniger problematisch zu gestalten. Mit der Zulassung der ersten mRNA und Adenovirusvektorbasierten Impfstoffe gegen SARS CoV2 stellt sich nun die Frage nach der Vakzi nierung der Patien ten unter BiologikaTherapie. Nach Definition der Ständigen Impfkommission handelt es sich um Totimpfstoffe. Bei Patienten mit "immunsuppressiver Therapie" (dazu zählen laut Behörden auch die Biologika in der Immun modulation bei entzündlichen Dermatosen) kann und soll, auch wenn sie nicht in die Studien kollektive rekrutiert wurden [8] , eine Impfung auch unter einer laufenden Therapie erfolgen bezieh ungsweise fortgesetzt werden. Diesen Empfehlungen aus den Fachgremien, von Experten [9] und nicht zuletzt von der Web seite der europäischen Zulassungs behörde EMA sind wir gefolgt und haben entsprechende Empfehlungen an Hausärzte und Impfzentren gegeben. Im Mai 2021 haben wir begonnen, ausgewählte Patienten mit chronischen Dermatosen unter immunmodulierender Thera pie mit dem mRNAImpfstoff Comirnaty zu impfen. Eine nicht repräsentative Umfrage unter den Patienten unserer Spezialsprechstunde ergab darüber hinaus, dass bis Ende Mai etwa 60 % der Befragten zumindest die Erstimpf ung erhalten hatten. In der von uns beobachteten Patienten kohorte haben wir keinen Einfluss der Impfung auf Krankheits und/oder Therapieverlauf gesehen. Das Thema Impfen wird uns in Zusammenhang mit der Anwendung von Biologika in Zukunft sicher weiter beschäftigen [10] . Sicherheit von Biologicals: Pathomechanismen immunologischer Nebenwirkungen von monoklonalen Antikörpern Immunmodulatoren (Biologicals) in der Therapie von Patienten mit chronischen Dermatosen in der dermatologischen Praxis Cytokines of the IL17 family in psoriasis Moderne Therapie der atopischen Dermatitis: Biologika und kleinmolekulare Medikamente COVID-19 und Auswirkungen auf dermatologische und allergologische Erkrankungen COVID-19) time musings: Our involvement in COVID-19 pathogenesis, diagnosis, treatment and vaccine planning Psoriasis, biologic therapy, and the pandemic of the 21st century Safety and Efficacy of the BNT162b2 mRNA Covid-19 Vaccine Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) Impfen bei dermatologischen Patienten vor und unter immunmodulierenden Therapien -Erfahrungen aus einer ambulanten Spezialsprechstunde