key: cord-0064128-v6l6c05a authors: Saake, Stefan; Lahner, Jörg; Matthies, Eike title: Betriebliche Mobilitätsmanagementmaßnahmen – ein Anstoß für Veränderungen in Mobilitätsverhalten und -einstellungen Mitarbeitender? date: 2021-06-09 journal: Standort DOI: 10.1007/s00548-021-00710-0 sha: 299940a821c74475acc5fb547c8fbff02e6fb932 doc_id: 64128 cord_uid: v6l6c05a Corporate mobility management (CMM) focuses on transport design concerning commuting, business trips and client transport. It is aimed, for example, at reducing occupancy rates of car parks or changing the mobility behaviour of employees with regard to their choice of transport. Until now, CMM has been implemented and researched very little in Germany. Against this background, this article depicts the instrument of CMM theoretically and presents a related practical project in which various measures were implemented with the aim of changing mobility behaviour and attitudes. The evaluation of this project allows the conclusion to be drawn that CMM correlates with changes in the attitudes of employees. However, a direct change in actual traffic behaviour could not be proven. The study is based on the statistical analysis of two surveys conducted in 2019 and 2020. The presentation of the results rounds off with policy implications. In theoretical terms, the analyses in this article are based on the assumption that psychological factors have a decisive influence on mobility behaviour. In Deutschland wurde das Konzept des Mobilitätsmanagements 1995 durch die Forschungsgesellschaft für Straßenund Verkehrswesen (FGSV) eingeführt (FGSV 1995) . Mobilitätsmanagement wurde bei der Einführung "erstmals als komplementäres Planungsfeld zum klassischen Verkehrsmanagement betrachtet" (Schwedes et al. 2017, S. 9 ). Ziel war eine Verlagerung und Reduktion des Verkehrs. Seit der Einführung hat sich ein Verständnis von Mobilitätsmanagement als systematischer Ansatz herauskristallisiert (Schwedes et al. 2017) . Das Betriebliche Mobilitätsmanagement (BMM) fokussiert auf Verkehrsgestaltung hinsichtlich Pendel-und Berufsverkehr, Dienstreisen und -wegen sowie Kunden-und Besucherverkehr (Institut für Landes-und Stadtentwicklungsforschung des Landes Nordrhein-Westfalen und [ILS] 2012). Es definiert damit den Betrieb als Quell-und als Zielort von Verkehrsströmen (ILS 2001) . Mit Maßnahmen aus dem BMM wird darauf abgezielt, Parkplatzauslastungen zu verringern und Flächenversiegelung durch zusätzlichen Parkraum zu vermeiden, Verhaltensänderungen bei den Mitarbeiten hinsichtlich Verkehrsmittelwahl und damit verknüpft die Gesundheit der Mitarbeitenden zu fördern, das Betriebsimage zu verbessern und Treibhausgas(THG)-Emissionen zu reduzieren (Schuppan 2020). Das Konzept des BMM ist in Deutschland bisher kaum etabliert und weiterentwickelt worden (Schwedes et al. 2017) . Der Forschungsstand ist fragmentiert (Schwedes et al. 2016 Die FGSV definiert Mobilitätsmanagement als "die vorausschauende systematische Vorbereitung, Umsetzung und (Wirkungs-)Kontrolle von Entscheidungen, die das Mobilitätsverhalten von Personen durch informatorische, kommunikative, organisatorische, normative sowie auch bauliche und betriebliche Maßnahmen in Richtung ökologischer, ökonomischer und sozialer Nachhaltigkeit beeinflussen sollen" (Blees 2016, S. 13). Das BMM wendet dieses Planungsinstrument auf der Unternehmensebene an. Zentral ist die Gestaltung "des von einem Betrieb erzeugten Verkehrs" (Witte 2015, S. 7). Mobilitätsgewohnheiten der Mitarbeitenden sollen gelenkt und die Verkehrsmittelwahl soll zugunsten nachhaltiger Transportmittel beeinflusst werden (Witte 2015 Im Rahmen der wissenschaftlichen Evaluation wurden 2 Onlinebefragungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreisverwaltung durchgeführt. Das Verkehrsverhalten der Belegschaft sollte untersucht und die Einstellungen zu verschiedenen Themen, die für das Verkehrsverhalten mutmaßlich relevant sind, sollten erfragt werden. Es wurden im Abstand von einem Jahr, im Mai 2019 und 2020, 2 Erhebungen durchgeführt. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreisverwaltung wurden per E-Mail kontaktiert und erhielten einen Link zum Onlinefragebogen. Im Jahr 2019 konnten 80, im Jahr 2020 94 vollständige Fragebögen ausgewertet werden. Dies entspricht einer Rücklaufquote von 13 bzw. 15 %. Die Angaben zum Verkehrsverhalten wurden so abgefragt, dass die antwortende Person eine Matrix vervollständigte, in welcher sie angab, an wie vielen Tagen sie verschiedene Verkehrsmittel für verschiedene Wegzwecke nutzte (von Behren et al. 2017) . Um die Einstellung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu ermitteln, wurde ein Set von 27 Fragen genutzt (Hunecke 2015; von Behren et al. 2017) . Verteilt auf 10 Themenbereiche wurden Fragen auf einer 5-stufigen Likert-Skala abgefragt. Es wurde keine Panelerhebung durchgeführt, aber die vorgefundenen demografischen Angaben zu Alter, Haushaltsgröße und Geschlecht weisen keine signifikanten Unterschiede auf. Die Datensätze sind miteinander vergleichbar. Nachfolgend wird den Fragen nachgegangen, ob und in welchem Ausmaß eine Veränderung des Verkehrsverhaltens innerhalb der Belegschaft nachzuweisen ist und ob Einstellungsveränderungen in Bezug auf das Mobilitätsverhalten zu finden sind. Lediglich bei der Nutzung des Autos für Freizeitwege konnte bei einem Konfidenzniveau von 95 % eine statistisch signifikante Verringerung der Nutzungshäufigkeit nachgewiesen werden. Während das Auto im Jahr 2019 im Schnitt an 2,39 Tagen genutzt wurde, sank der Wert im Jahr 2020 auf 1,71. Die geringen Auswirkungen auf Pendelwege sind möglicherweise darauf zurückzuführen, dass nur eine Projektmaßnahme direkt darauf fokussierte. Auch ist das Mobilitätsverhalten in ländlichen Räumen durch die geographischen Bedingungen und wenige Pkw-Alternativen geprägt (Kuhnimhof und Nobis 2018; Reichert-Schick 2015). Wissen und Umweltbewusstsein -der Schwerpunkt der hier untersuchten Maßnahmen -haben dahingegen einen eher geringen direkten Zusammenhang zur tatsächlichen Verkehrsmittelwahl. Open Access Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden. Die in diesem Artikel enthaltenen Bilder und sonstiges Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbildungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das betreffende Material nicht unter der genannten Creative Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für die oben aufgeführten Weiterverwendungen des Materials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers einzuholen. Weitere Details zur Lizenz entnehmen Sie bitte der Lizenzinformation auf http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de. Öffentlicher Personennahverkehr. Mobilitätsmanagement -ein neuer Ansatz zur umweltschonenden Bewältigung der Verkehrsprobleme Betriebliches Mobilitätsmanagement. Status Quo einer Innovation in Deutschland und Europa unter besonderer Berücksichtigung der Kooperation von Unternehmen und Kommune Institut für Landes-und Stadtentwicklungsforschung des Landes Nordrhein-Westfalen (ILS) (2012) Mobilitätsmanagement -Wissenschaftliche Grundlagen und Wirkungen in der Eine generationsübergreifende Untersuchung von Mobilitätsbiographien Reichert-Schick A (2015) Infrastruktur im ländlichen Raum Sozialer Wandel, Raum und Mobilität. Empirische Untersuchungen zur Subjektivierung der Verkehrsnachfrage Schuppan J (2020) Mobilität und berufliche Lebensereignisse. Springer VS Mobilitätsmanagement in Deutschland Mobilitätsmanagement -Möglichkeiten und Grenzen verkehrspolitischer Gestaltung am Beispiel Mobilitätsmanagement Proenvironmental behaviors through the lens of the theory of planned behavior: A scoping review