key: cord-0062341-330ddszs authors: Freisleben, Christian F. title: Long COVID braucht Rehabilitation date: 2021-04-17 journal: ÖKZ DOI: 10.1007/s43830-021-0028-4 sha: 81929b96ae5a282cae016af4c74df7e5f3fecbd5 doc_id: 62341 cord_uid: 330ddszs Nach einer Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus können Patienten wochenund monatelang von Folgesymptomen betroffen sein. Wichtig sind entsprechende Maßnahmen zur Rehabilitation. Vergangenen Sommer verdichteten sich die Hinweise darauf, dass es ein "Long COVID" gibt, Langzeitfolgen einer Corona-Infektion. "Hilfreich sind Erfahrungswerte der SARS-Pandemie 2002/2003 sowie Beobachtungen zum vor allem auf der arabischen Halbinsel auftretenden Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus MERS", erläutert Bernd Lamprecht, Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie und Chef der Lungenheilkunde am Kepler Universitätsklinikum. Betroffen sein könnten vier Prozent der Personen, die sich mit dem neuartigen Coronavirus infiziert haben, wobei eine Schweizer Studie davon ausgeht, dass jeder dritte COVID-Patient mehrere Wochen Folgesymptome haben kann. 1 "Es ist ein vielfältiges Bild an Beschwerden, die auftreten, wobei die Frage ist, was Patienten an sich beobachten und was sie im Kontakt mit dem niedergelassenen Arzt oder Krankenhaus berichten." Lamprecht betont, dass aufmerksames Beobachten und gezieltes Nachfragen entscheidend sind. Im Vordergrund bei Long COVID steht Fatigue, nicht erklärbare Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Antriebslosigkeit. Dazu kann Atemnot bei Belastungen kommen, auch bei Alltagstätigkeiten wie Treppensteigen oder Einkaufen. In Lungenfunktionsuntersuchungen kann ein Substrat nachgewiesen werden, die Fähigkeiten zum Gasaustausch und zur Sauerstoffaufnahme der Lunge sind noch nicht normalisiert -und das über mehrere Wochen hinweg. Häufig berichtet werden ebenso psychische Symptome, Ängstlichkeit, Schlafstörungen, depressive Verstimmung -"das sind Nachwirkungen eines Spitalsaufenthalts und Konse-quenzen davon, dass viele Probleme dabei haben, ihre Krankheit zu verarbeiten, einen Schlussstrich zu ziehen, in einer Zeit, wo es zur Pandemie stündlich Neuigkeiten in den Medien und Alltagsgesprächen gibt", ergänzt Lamprecht. Wichtig ist, Long COVID so früh wie möglich zu erkennen sowie schon während des primären Krankenhausaufenthalts Maßnahmen zu setzen. "Auch bei Personen mit intensiverem Krankheitsverlauf, die in häuslicher Betreuung sind, kann es zu Long COVID kommen." Lamprecht betont die Bedeutung von möglichst bald beginnender Bewegungstherapie, also Physiotherapie mit Fokus auf die Atemwege und den Bewegungsapparat. Nach einem Spitalsaufenthalt ist eine stationäre oder ambulante Anschlussrehabilitation mit einem multidisziplinären Ansatz angezeigt: mit Beteiligung von Fachleuten aus Neurologie, Lungenheilkunde, Psychologie, Diätologie und Sportmedizin. "Danach sind Maßnahmen zur Unterstützung wichtig, damit Patienten das Gelernte im Alltag umsetzen können", so Lamprecht. Er empfiehlt bei allen Angeboten zur Rehabilitation eine Ausrichtung auf die im Juni 2020 publizierten Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie 2 . Ebenso gibt es Empfehlungen aus Großbritannien. 3 "Zwar gibt es Begriffe wie Long oder Post COVID bereits, der Findungsprozess für die optimalen Formen der Rehabilitation bei diesen Phänomenen, die noch genauer zu untersuchen sind, läuft aber noch." Ebenso werde laut Lamprecht diskutiert, ob der Begriff "Long" tatsächlich gerechtfertigt ist. Im Vergleich zu SARS 1 seien jedenfalls dauerhafte Schädigungen der Lungen wesentlich seltener zu erwarten. Lamprecht betont, dass von Long COVID vor allem ältere und gebrechliche Personen betroffen sind. "Es braucht ausreichende Kapazitäten an stationärer Rehabilitation, speziell auch für die-se Zielgruppe. Sehr wichtig ist eine hohe Sensibilität von Allgemeinmedizinern und niedergelassenen Fachärzten, auch in den zumindest nächsten drei bis vier Jahren." Keine Notwendigkeit sieht Lamprecht für die Einrichtung von Spezialambulanzen für Menschen mit Long COVID. Auch Einrichtungen wie die Therme Wien Med haben spezielle Programme für Patienten mit Long COVID entwickelt: Gearbeitet wird dort auch an neurologischen Beeinträchtigungen, Symptomen des Herz-Kreislauf-Systems und psychischen Belastungen. Angeboten wird ambulante Rehabilitation mit den Schwerpunkten Muskelaufbau, Atemtraining, Traumabewältigung, zu dem Patienten zwei-bis dreimal die Woche kommen und mehrere Stunden mit einem Trainingsprogramm verbringen. Dieses ist auf die jeweilige individuelle Situation ausgerichtet und beinhaltet Programmpunkte auch im angrenzenden Kurpark an der frischen Luft. COVID-19 Symptoms: Longitudinal Evolution and Persistence in Outpatient Settings DGP-Empfehlungen zur pneumologischen Rehabilitation bei COVID-19 COVID-19 rapid guideline: managing the long-term effects of COVID-19