key: cord-0061982-tjs67uhq authors: Perneczky, Julian; Wuchty, Bianca; Sellner, Johann title: Iatrogene Liquorfistel als Folge eines SARS-CoV-2-Nasopharyngealabstrichs: Eine seltene Komplikation date: 2021-04-15 journal: psychopraxis DOI: 10.1007/s00739-021-00720-5 sha: 25bb0c9c5250788350fef6874fd7e181c8e82136 doc_id: 61982 cord_uid: tjs67uhq Since the beginning of the global COVID-19 (coronavirus disease 2019) pandemic over 16 million swab tests have been performed in Austria alone, most of them nasal swabs. Apart from localized bleeding and abscesses very few data suggest more severe complications. Based on 4 case reports iatrogenic cerebrospinal fluid fistula is shown to be a possible consequence of a nasal swab. It is important not to overlook this rare, yet potentially life-threatening complication if an individual presents with corresponding symptoms. Abstrich ist eine an sich komplikationsarme Prozedur Eine systematische Literatursuche bis Anfang März 2021 ergab 4 Kasuistiken, in denen die Entstehung einer Liquorfistel nach Nase-Rachen-Abstrich als mögliche Komplikation des Abstriches berichtet wird. Diese werden nachfolgend berichtet und diskutiert. Eine etwa 40 Jahre alte Patientin wurde mit einseitigem Nasenausfluss, metallischem Geschmack, Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit und Lichtempfindlichkeit im Krankenhaus vorstellig. Die Symptome seien in kurzer zeitlicher Abfolge nach einem durchgeführten Nasopharyngealabstrich aufgetreten. Aus der Krankengeschichte lassen sich eine über 20 Jahre zurückliegende Nasenpolypenentfernung, wie auch eine idiopathische Hirndrucksteigerung erheben. Mittels positiver β2-Transferrin-Testung des Nasensekrets konnte die Verdachtsdiagnose eines Liquorlecks gestellt werden. Die weiterführende Bildgebung mittels Magnetresonanztomographie (MRT) und Computertomographie (CT) ergab eine bereits 2017 ersichtliche, jedoch bisher nicht diagnostizierte, Enzephalozele, die sich bis in den Nasen-Rachen-Raum erstreckte. Diese konnte, gemeinsam mit dem daraus resultierenden Liquorleck, erfolgreich operativ saniert werden. Eine 38-jährige Patientin wurde mit seit 2 Tagen bestehendem klarem Nasenausfluss, Kopfschmerzen wie auch metallischem Geschmack nach schmerzhaftem Nasopharyngealabstrich im Krankenhaus vorstellig. In der weiterführenden Diagnostik mittels MRT und CT konnte ein kleiner Defekt der Lamina cribrosa (Siebbeinplatte) mit konsekutiver Enzephalozele dargestellt werden. Nach erfolgreicher operativer Versorgung war die Patientin beschwerdefrei ohne weitere Anzeichen eines Liquorlecks. Eine 41-jährige Patientin wurde im Oktober 2020 mit holokraniellen, lageabhängigen Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit und Fieber in der Notaufnahme vorstellig. Aus der Krankengeschichte lässt sich ein im März desselben Jahres durchgeführter Nasopharyngealabstrich erheben, wobei die Patientin eine Woche darauf einen einseitigen Nasenausfluss mit metallischem Geschmack bemerkte. Bei Verdachtsdiagnose einer allergischen Rhinitis erhielt die Patientin Antihistaminika wie auch eine kurzzeitige antibiotische Therapie, worunter es zu keiner Besserung der beschriebenen Symptome kam. Im Juli 2020 wurde schließlich der Nasenausfluss positiv auf β2-Transferrin getestet und eine Liquorfistel an der Lamina cribrosa mittels CT identifiziert. Ein 59-jähriger Patient präsentierte sich im Juli 2020 mit seit 2 Monaten bestehender einseitiger Rhinorrhoe in der Notaufnahme. Zuvor wurde im Mai des Jahres ein nasopharyngealer Abstrich bei Verdacht auf COVID-19-Infektion durchgeführt, der nicht bestätigt werden konnte. Der Nasenausfluss wurde in weitere Folge positiv auf β2-Transferrin getestet. Mittels MRT-und CT-Untersuchung vom Kopf konnte ein Defekt der lateralen Sella turcica mit Verbindung der mittleren Schädelgrube und dem Sinus sphenoidalis nachgewiesen werden. Ebenfalls ersichtlich war eine Herniation des linken Temporallappens. Eine Lumbalpunktion zeigte keine Auffälligkeiten bei unauffälligem Eröffnungsdruck. In weiterer Folge wurden die beschriebene Enzephalozele und das daraus resultierendes Liquorleck operativ versorgt. Nachdem 25 Tage postoperativ neuerlich Symptome aufgetreten waren, erfolgte ein Revisionseingriff mit passagerer Anlage einer lumbalen Liquordrainage. Im Follow-up nach 2 Monaten war der Patient beschwerdefrei. Seit Beginn der COVID-19-Pandemie wurden in Österreich über 16 Mio. Abstriche zur Antigen-oder PCR-Testung auf "severe acute respiratory syndrome coronavirus type-2" (SARS-CoV-2) durchgeführt. Laut dem Robert Koch-Institut (Berlin, Deutschland) und der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH (Wien, Österreich) soll Untersuchungsmaterial aus dem oberen Respirationstrakt (Nasooder Oropharynx) entnommen werden [7, 8] . Die Literatur zeigt konsistent eine höhere Sensitivität des Nasen-Rachen-Abstrichs, sodass dieser Methodik der Zusammenfassung · Abstract psychopraxis. neuropraxis https://doi.org/10.1007/s00739-021-00720-5 © Springer-Verlag GmbH Austria, ein Teil von Springer Nature 2021 In Österreich wurden seit Beginn der COVID-19("coronavirus disease 2019")-Pandemie über 16 Mio. Abstriche durchgeführt, wobei hier bevorzugt Nasen-Rachen-Abstriche zum Einsatz kommen. Neben Blutungen und lokalen Abszessen gibt es wenige Daten hinsichtlich möglicher schwerwiegenderer Komplikationen. Anhand von 4 Kasuistiken wird eine iatrogene Liquorfistel als mögliche Folge eines Nasen-Rachen-Abstriches aufgezeigt. Bei entsprechenden Symptomen sollte an diese seltene, jedoch potenziell lebensgefährliche Komplikation gedacht werden. Liquorfistel · COVID-19 · Nasopharyngealabstrich · Meningitis · Neurologische Komplikation Since the beginning of the global COVID-19 (coronavirus disease 2019) pandemic over 16 million swab tests have been performed in Austria alone, most of them nasal swabs. Apart from localized bleeding and abscesses very few data suggest more severe complications. Based on 4 case reports iatrogenic cerebrospinal fluid fistula is shown to be a possible consequence of a nasal swab. It is important not to overlook this rare, yet potentially life-threatening complication if an individual presents with corresponding symptoms. Liquor fistula · COVID-19 · Nasopharyngeal smear · Meningitis · Neurological complications Vorzug gegeben werden sollte [9, 10] . Neben Komplikationen wie Nasenbluten und lokaler Abszessbildung gibt es in der Literatur bisher nur wenige Berichte schwerwiegenderer Folgen einer solchen Prozedur [11] . Die oben angeführten Kasuistiken beschreiben eine zwar seltene, aber potenziell lebensbedrohliche Komplikation, die im Rahmen eines Nasen-Rachen-Abstrichs auftreten kann. Bis zu 16% der sekundären iatrogenen Liquorfisteln im Rahmen von operativen intranasalen Eingriffen entstehen durch Schäden an der Lamina cribrosa [12] . Diese ist eine dünne Knochenplatte, welche das Nasenhöhlendach vom Boden der vorderen Schädelgrube abgrenzt und somit im Rahmen eines Nasen-Rachen-Abstriches verletzt werden kann. Anzumerken ist, dass mindestens einer der beschriebenen Fallberichte eine vorbestehende Läsion in diesem Bereich hatte und deshalb möglicherweise prädestiniert für ein iatrogenes Liquorleck war. Dennoch ist bei allen ein zeitlicher Zusammenhang zwischen Abstrich und Auftreten der Symptome zu erkennen. Um eine bessere Aussage hinsichtlich der Häufigkeit zu treffen, bedarf es weiterer Studien mit speziellem Augenmerk auf diese Problematik. Wichtig ist, dass besonders bei typischen Symptomen wie Nasenausfluss und metallischem Geschmack an diese bisher selten beschriebene Komplikation gedacht wird. World Health Organization (2021) WHO Coronavirus Disease (COVID-19) Dashboard. World Health Organization Complications of nasal and pharyngeal swabs-a relevant challenge of the COVID-19 pandemic? Cerebrospinal fluid leak after nasal swab testing for Coronavirus disease 2019 CSF leak after COVID-19 nasopharyngeal swab: a case report Meningitis due to cerebrospinal fluid leak after nasal swab testing for COVID-19 CSF rhinorrhoea post COVID-19 swab: a case report and review of literature AGES (2021) AGES dashboard COVID 19 2021) Hinweise zur Testung von Patienten auf Infektion mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 Nasopharyngeal swabs are more sensitive than Oropharyngeal swabs for COVID-19 diagnosis and monitoring the SARS-coV-2 load Comparison of nasopharyngeal and oropharyngeal swabs for SARS-CoV-2 detection in 353 patients received tests with both specimens simultaneously Is oro/nasopharyngeal swab for SARS-CoV-2 detection a safe procedure? Complications observed among a case series of 4876 consecutive swabs Fistula de liquido cefalorraquideo recidivante posttraumatica asociada a meningocele esfenoidal. Tecnica abierta-endoscopica Der Verlag bleibt in Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutsadressen neutral