key: cord-0061645-nb242744 authors: Zinn, Sabine; Bayer, Michael title: Subjektive Belastung der Eltern durch die Beschulung ihrer Kinder zu Hause zu Zeiten des Corona-bedingten Lockdowns im Frühjahr 2020 date: 2021-04-01 journal: Z Erziehwiss DOI: 10.1007/s11618-021-01012-9 sha: 497076e9f357e0315f7c035ba44bb6f82778e29d doc_id: 61645 cord_uid: nb242744 The Corona-related school closures and the closure of childcare facilities in April and May 2020 meant an immense challenge for many parents. Suddenly, children had to be looked after and educated at home all day. In this paper, we address the question of the subjective burden that parents faced when schooling their children at home. In doing so, we pay special attention to the individual resources of the parents as well as to their family situation and their working life. In particular, we examine the subjective perception of stress of single parents. For our analyses we use data from the SOEP-CoV study, a special survey of the Socio-Economic Panel (SOEP) on the topic of Corona. Overall, we found moderate levels of stress from the demands of schooling their children at home among all parents surveyed (N = 1508, of which N = 243 were single parents). However, parents with a low level of education and single parents felt particularly burdened, especially if they were employed at the time of the school closures. Our analyses suggest that precisely these groups of parents had problems comprehensively meeting the demands of home schooling under the given circumstances. Dieser Beitrag beschäftigt sich empirisch mit der Frage nach dem subjektiven Belastungsempfinden, dem sich Eltern durch die Corona-bedingten Schulschließungen und den damit verbundenen Beschulungsaufgaben ausgesetzt sahen. Hierfür werden die Daten einer für die Eltern von Schulkindern repräsentativen Sonderstudie des Sozio-Oekonomischen Panels (SOEP) genutzt. Die Corona-Pandemie hat im März 2020 zur vollständigen Schließung aller Schulen in Deutschland geführt. Dieses Ereignis kann als kollektive Erfahrung oder ein kollektives kritisches Lebensereignis (zum Konzept kritischer Lebensereignisse vgl. Filipp und Ammans 2018) angesehen werden. Eine derartige breite Betroffenheit durch ein singuläres Ereignis findet sich ansonsten nur in Kriegs-bzw. Terrorsituationen (vgl. Collins 2004) , bei globalen Umweltkatastrophen (vgl. hierzu und zu der damit verknüpften Diskussion über die Logik der Risikoverteilung Beck 1986) , beim Zusammenbruch ganzer Gesellschaften oder in Situationen umfassender wirtschaftlicher Einbrüche bzw. wirtschaftlicher Depression (vgl. Elder 1999) . Entsprechend selten ergibt sich die Gelegenheit Menschen bereits während solcher Ereignisse zu befragen und damit deren Wahrnehmungen und Empfindungen ohne den Filter einer retrospektiven Einschätzung zu erheben. Solche gesellschaftsweiten Ereignisse manifestieren sich jedoch letzten Endes auf der Ebene der Individuen und müssen dort individuell bzw. partnerschaftlich oder auch in Gruppen verarbeitet werden. Die damit verbundenen konkreten Reaktionsund Verarbeitungsnotwendigkeiten sind in erheblichem Maße von den Ressourcen und Verarbeitungsstrategien der verschiedenen Menschen oder Gruppen abhängig. Auch wenn derartige Ereignisse einen gewissen singulären Charakter besitzen, lassen sich hieraus durchaus Einsichten gewinnen, die es ermöglichen die Nutzbarkeit von theoretischen Modellen zu prüfen, die für weniger disruptive Situationen und Prozesse entwickelt wurden. Darüber hinaus verfolgt die nachstehende Analyse vor allem aber auch das Ziel, die empirischen Befunde im Hinblick auf die vorhandenen gesellschaftspolitischen Implikationen zu diskutieren. Dies ist auch insofern relevant, als dass bezüglich nachgelagerter Lockdown-Ereignisse, wie z. B. den Corona-bedingten Lockdown zum Jahresende 2020 und am Jahresbeginn 2021, Lehren hinsichtlich institutioneller Unterstützungsbedarfe und langfristiger Folgen z. B. mit Blick auf eine potenzielle Verstärkung von Bildungsungleichheiten gezogen werden können. Das COVID-19 Snapshot Monitoring (COSMO) 1 sammelt bereits seit Anfang März 2020 wöchentlich Informationen zu Wahrnehmungen und Einschätzungen der Bevölkerung im Hinblick auf die Bedrohung durch das Virus. Außerdem trägt COSMO Informationen zu den Maßnahmen zusammen, welche durch die Regierungen und Behörden beschlossen und umgesetzt wurden und werden. Mit den Daten dieses querschnittlich angelegten Monitorings lässt sich zeigen, dass die Befürwortung von Schulschließungen zwischen dem 10. und 17. März sprunghaft zugenommen hat, über ca. 2-3 Wochen auf hohem Niveau verblieb und bis in die zweite Junihälfte nach und nach wieder auf das Niveau Anfang März zurückging (https:// projekte.uni-erfurt.de/cosmo2020/web/). Bezieht man in diese Ergebnisse die Befunde des Nationalen Bildungsberichts ein, dass 68 % aller Schulen im Sekundarbereich im Schuljahr 2018/19 ganztägig organisiert waren und rund die Hälfte aller Grundschulkinder ein Angebot von entweder schulischer Ganztagsbetreuung oder Betreuungsangeboten durch Kindertageseinrichtungen in Anspruch nahm (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2020, S. 119 ff.), dann wird deutlich, dass mit den Schulschließungen im März 2020 gleichzeitig erhebliche Veränderungen im Bereich der außer-und innerhäuslichen Betreuung einhergingen, die jedoch -zumindest in den ersten Wochen der Schulschließungen -auf Basis einer breiten öffentlichen Zustimmung stattgefunden haben. Wie genau jedoch die davon betroffenen Eltern diese allgemein befürworteten Schulschließungen tatsächlich verarbeiten, ist nicht zuletzt von der familialen Situation und den dort vorhandenen Ressourcen und Strategien abhängig. Im Zuge der vollständigen Schließung aller Schulen in Deutschland sind es insbesondere Fragen zu den damit einhergehenden Auswirkungen auf die Bildungschancen, die im Zentrum bildungsbezogener Diskussionen stehen (Anger und Plünnecke 2020) . Da die Phase der Schulschließungen für die Bildungsentwicklung der Schülerinnen und Schüler nicht ungenutzt bleiben sollte, wurden die Schulen durch die Kultusministerien der Länder angehalten, wenn möglich digitale Überbrückungsangebote zu entwickeln, bei denen sie in unterschiedlicher Weise durch die Ministerien unterstützt wurden (vgl. hierzu https://www.kmk.org/ themen/bildung-in-der-digitalen-welt/lernen-von-zu-hause-digitale-lernangebote. html). Gleichzeitig wurde Ende März 2020 in Abstimmung zwischen Bund und Ländern beschlossen, Mittel aus dem "DigitalPakt Schule" kurzfristig für die Krisenbewältigung einzusetzen und somit die digitalen Möglichkeiten der Schulen zu erweitern. Sowohl die Schulschließungen selbst wie auch diese Ad-hoc-Digitalisierung der Schulen inklusive damit verbundener Möglichkeiten und Risiken stand von Anfang an im Fokus der Ungleichheitsforschung (vgl. etwa van Ackern et al. 2020) . Auch die dritten Ad-Hoc-Stellungnahme der Nationalen Akademie der Wissenschaften (Leopoldina) am 13. April 2020 wies auf mögliche Probleme diesbezüglich hin (https://www.leopoldina.org/publikationen/detailansicht/publication/ leopoldina-stellungnahmen-zur-coronavirus-pandemie-2020/). Welche mittel-und längerfristigen Auswirkungen die durch die Corona-Pandemie hervorgerufenen Schulschließungen auf die Ungleichheitsstruktur des Bildungsbereichs haben wird, lässt sich derzeit noch nicht abschließend beantworten. Dass entsprechende Effekte (vor allem bezüglich der Verstärkung sozialer Ungleichheiten) zu erwarten sind, lässt sich allein durch den Blick auf die diesbezüglich relevanten Studien zum sogenannten Ferien-Effekt plausibilisieren (vgl. für die USA Cooper et al. 1996; für Deutschland Siewert 2013 Subjektives Belastungsempfinden ist jedoch in erheblichem Maße auch von gruppenspezifischen Bezügen abhängig, in welchen sich Eltern befinden bzw. auf die sie in ihren Wahrnehmungen rekurrierten. So führen Tankart und Planck (2016, S. 184) aus: "Humans are especially motivated to understand and to follow the norms of groups that we belong to and care about, known as reference groups." Ob und inwiefern die Wahrnehmung von und die Einstellung zu Schulschließungen bereits ein gruppenspezifisches Phänomen darstellt und inwieweit also die Zustimmung zu den Schließungen über alle familiären Gruppen streut, lässt sich auf Basis der vorhandenen Daten nicht rekonstruieren. 2 Auch bedeuten vollständige Schulschließungen die gleichzeitige Betroffenheit unterschiedlicher Lebensbereiche. Entsprechend führen Elcheroth und Drury (2020, S. 2) aus: "When a population is faced with a major upheaval in their daily lives, the shock may simultaneously affect several, or most, determinants of social behaviour." Zudem sind Haushalte, etwa in Abhängigkeit von der genauen Haushalts-und Beschäftigungsstruktur in unterschiedlicher Weise von derartigen Schulschließungen betroffen. Insbesondere Alleinerziehendenhaushalte befinden sich u. a. aufgrund des mit dieser Haushaltsstruktur verbundenen höheren Armutsrisikos (vgl. BMAS 2017) auch ohne zusätzliche krisenhafte Einschnitte bereits in einer Situation hoher Belastung (Heintz-Martin und Langmeyer 2020). Insofern liegt die Vermutung nahe, dass gerade diese Haushaltsform in besonderem Maße durch Schulschließungen betroffen ist. Alleinerziehendenhaushalte unterscheiden sich vor allem aber strukturell von Paarhaushalten, wobei zusätzliche Aufgaben, die mit einem erhöhten Betreuungsund Zuwendungsaufwand für das Kindes einhergehen, in der hier untersuchten Situation auch nicht anderweitig kompensiert werden können, sondern haushaltsintern bewältigt werden müssen. So zeigt sich etwa bei Alleinerziehenden, deren familiärer Status aufgrund einer vorangegangenen Scheidung zustande kommt (nach wie vor die größte Teilgruppe; siehe Peuckert 2019), ein verstärkter Zugriff auf familiäre Ressourcen außerhalb des Haushalts (vgl. etwa Harknett und Knab 2007) . Gleichzeitig verfügen Alleinerziehende auch über weniger soziale Kontakte (Cairney et al. 2003) . Dies ist nicht nur im Hinblick auf die eingeschränkten Möglichkeiten der Kompensation von Zusatzanforderungen relevant, sondern belegt auch, dass genau diese Gruppe auf die institutionellen (Betreuungs-und Beschulungs-)Angebote angewiesen ist. U. a. zeigt Keim-Klärner (2020) auf, dass Alleinerziehende hinsichtlich sozialer Kontakte, sozialer Unterstützung wie auch allgemein des vorhandenen sozialen Kapitals im Vergleich zu Ehepaaren deutlich benachteiligt sind. Neben diesen mit der Haushaltsstruktur zusammenhängenden Unterschieden in den zu vermutenden subjektiven Belastungsempfindungen, die vor allem durch Unterschiede in den sozialen und zeitlichen Ressourcen bedingt werden, die im Sinne des Vulnerabilitäts-Stress-Adaptations-Modells (Karney und Bradbury 1995) die Anpassungsfähigkeit an die neuartige Situation beeinflussen, stellen Schulschließungen auch eine Herausforderung im Hinblick auf inhaltliche Unterstützungsmöglich-2 Zwar wurde bereits teilweise zu einem sehr frühen Zeitpunkt begonnen, krisenbezogene Daten zu sammeln, hierbei handelt es sich jedoch entweder um Befragungen, deren Stichprobendesign keine populationsbezogenen Schlüsse zulässt (so nutzt etwa die Studie des Deutschen Jugendinstituts eine Convenience-Stichprobe, vgl. Langmeyer et al. 2020 ) oder die Studien haben andere inhaltliche Schwerpunktsetzungen (so konzentriert sich die Mannheimer Corona Studie, die bereits seit Mitte März Daten sammelt, vor allem auf die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie auf die Haushalte, vgl. https://www.uni-mannheim. de/gip/corona-studie/). K keiten dar. Hier ist es dann vor allem der Bildungshintergrund der Eltern, der als einflussreich angenommen werden kann. Eltern mit höheren Bildungsabschlüssen stehen im Allgemeinen stärker in Verbindung mit der Schule ihres Kindes. Dadurch sind sie deutlich informierter über die (aktuellen) schulischen Belange ihres Kindes (Lareau 2000) . Dies drückt sich auch in einer größeren Beteiligung am schulbezogenen Leben der Kinder aus (vgl. Lareau 2003) . Sowohl die größere Nähe zur schulischen Lebenswelt des Kindes wie auch das mit dem eigenen Bildungshintergrund einhergehende bildungsbezogene Wissen sowie das schulische Interesse kann als auswirkungsreich für das subjektive Belastungsempfinden hinsichtlich der mit den Schulschließungen einhergehenden Anforderungssituation angenommen werden. Während die Schulschließungen als solche einen auf alle gleichermaßen wirkenden Belastungsfaktor darstell(t)en, entsteht erst im Zusammenspiel mit individuellen Voraussetzungen bzw. Ressourcen das, was man in stresstheoretischen Modellen als Beanspruchung bezeichnet (vgl. hierzu Böhm-Kasper 2004) . Auch wenn der anhand vorhandener Zertifikate gemessene Bildungshintergrund der Eltern nicht deckungsgleich mit der Informiertheit über die Schule des Kindes bzw. die schulischen Anforderungen wie auch das schulische Interesse der Eltern ist, zeigen Forschungsbefunde jedoch entsprechende Zusammenhänge der Faktoren (vgl. Feldhaus 2015; Hoover-Dempsey et al. 2005) . Dementsprechend nutzen wir in unseren Analysen zum Belastungsempfinden der Eltern den (durch Zertifikate gemessene) elterlichen Bildungshintergrund als Proxy sowohl für ihr bildungs-und schulbezogenes Wissen wie auch für ihr schulbezogenes soziales Kapital. Mit dieser Vorgehensweise greifen wir den von Kevin Marjoribanks formulierten Vorschlag auf, der das kulturelle und soziale Kapital als "educational capital" in sein Erklärungsmodell integrierte (vgl. Marjoribanks 2002) . In Anknüpfung an die Befundlage zum sogenannten primären Herkunftseffekt (vgl. überblicksartig zu den unterschiedlichen Effekten und Effektkontexten Maaz et al. 2009 ) ist davon auszugehen, dass das elterliche Bildungsniveau in einer derartigen Krisensituation wie der vorliegenden differentiell kompensierend wirkt -und dies auch und gerade im Hinblick auf die Einschätzung dessen, was die Eltern durch die Schulschließungen zu erwarten hatten. Bezogen auf die vorangegangenen Ausführungen bezüglich des FSM stellt das elterliche Bildungsniveau (als Bildungskapital) somit eine familiäre Ressource dar, die im Hinblick auf Schulschließungen dem akuten Stressor Schulschließung entgegensteht und zu entsprechend differentiellen subjektiven Belastungsempfindungen führt. Die Erfüllbarkeit bzw. die Wahrnehmung der Erfüllbarkeit von Zusatzaufgaben durch die Schulschließungen, ist (unabhängig vom Bildungsniveau der Eltern) auch von anderen elterlichen Ressourcen abhängig, die sich insbesondere in der Kombinierbarkeit von Erwerbstätigkeit und Bildungs-/Betreuungsaufgaben zeigt. Dass sich hier auch entlang der Unterscheidung von Paar-und Alleinerziehendenhaushalten deutliche Differenzen, etwa bezogen auf die Möglichkeiten von Home-Office in der Corona-Pandemie zeigen, konnten jüngst Müller u. a. mit Daten des SOEP zeigen K (Müller et al. 2020) . Blickt man auf die wichtigen Befunde aus Studien zur Nutzung und Wirkung von ganztägiger Beschulung im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Familie, so wird deutlich, dass der Wegfall außerhäuslicher Beschulung insbesondere für erwerbstätige Alleinerziehende (die etwa im Bereich der offenen Ganztagsgrundschule überproportional auf ganztägige Angebote zurückgreifen) ein gravierender Einschnitt ist (vgl. Böllert 2020). Nicht außer Acht gelassen werden darf, dass Schulschließungen unter dem Bildungsund Betreuungsaspekt je nach Alter der Kinder unterschiedlich wirken. Während die Schließung von Grundschulen vor allem im Hinblick auf die Organisation von Betreuung eine Herausforderung für Eltern darstellte, nehmen bildungsbezogene Herausforderungen mit dem Alter der Kinder zu, während zugleich der Betreuungsaspekt in seiner relativen Bedeutung abnimmt. Auch der Förderaspekt bei der Nutzung ganztägiger Angebote spielt für Eltern aus niedrigeren (Bildungs-)Schichten neben der Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine wichtige Rolle. Böllert (2020) zeigt dies z. B. im Hinblick auf die schichtspezifische Nutzung von Ganztagsangeboten. Insofern ist davon auszugehen, dass die mit zunehmendem Alter der Kinder einhergehende Zunahme an bildungsbezogenen Anforderungen an die Eltern sich in einem bildungsabhängigen Belastungsempfinden ausdrücken, während sich der mit zunehmendem Alter einhergehende geringere Betreuungsaufwand unabhängig von der Bildung der Eltern auf alle gleichermaßen auswirkt. Mit Blick auf die Möglichkeit zur institutionellen Förderung, die Lernen in der Schule für Kinder mit Migrationsgeschichte oder Migrationshintergrund im Allgemeinen bedeutet, liegt die Vermutung nahe, dass die Eltern solcher Kinder die mit den Schulschließungen einhergehenden Herausforderungen als deutlich belastender empfinden. Allerdings findet sich bei Personen mit Migrationshintergrund die Familienform "Alleinerziehend" deutlich seltener als bei Personen ohne Migrationshintergrund (vgl. Destatis und WZB 2018, S. 59) . Die mit den Schulschließungen verknüpfte Aufgabenverlagerung in den Bereich der Privathaushalte und insbesondere die Wahrnehmung der damit einhergehenden zusätzlichen Betreuungs-und Kontrollaufgaben, können -über die bereits diskutierten Zusammenhänge hinaus -ebenso als in Abhängigkeit von den durch die Schule initiierten Maßnahmen stehend vermutet werden. Der von den Kultusministerien gewünschte und durch zusätzliche Mittel unterstützte Aufbau von digitalen Distanzunterrichtsstrukturen aber auch die Etablierung von Informationskanälen zwischen Schule bzw. Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern können durchaus als ein Faktor verstanden werden, der für Eltern entlastend wirken kann. Der Branchenverband der Deutschen Informations-und Telekommunikationsbranche (Bitkom) zeigt in einer bundesländerspezifischen Zusammenstellung digitaler Lernangebote an deutschen Schulen (https://www.bitkom.org/Themen/Digitale-Unterstuetzungin-Zeiten-von-Corona/Digitale-Lernangebote-der-Bundeslaender), dass die Schulen in Reaktion auf die Schulschließungen im Zuge der Corona-Pandemie teilweise an bereits vorhandene Lösungen anknüpfen konnten bzw. manche Schulen sich auch in K entsprechenden Pilotierungsprojekten befanden, die mit bereits vorhandener digitaler Infrastruktur einhergingen. Ausgehend von den skizzierten theoretischen Hintergründen und aufbauend auf vorhandenen Befunden zum Zusammenspiel von Elternhaus, Erwerbstätigkeit und Schule, steht in den folgenden Analysen die Frage im Zentrum: In welcher Weise beeinflussen vorhandene Ressourcen sowie vorhandene Belastungen das subjektive Belastungsempfinden der durch die Schulschließungen erzeugten zusätzlichen Anforderungen, welche sich vor allem in einer stärkeren Verlagerung von schulbezogenen Aktivitäten in den privaten Bereich zeigen? Wir untersuchen diese Frage entlang von Hypothesen, welche sich aus den zuvor diskutierten Überlegungen und Befunden herleiten lassen. Mit den ersten beiden Hypothesen konzentrieren wir uns auf die Gruppe aller Eltern von Schulkindern unabhängig von der jeweiligen Familienform, während die Hypothesen drei und vier sich auf die Gruppe der Alleinerziehenden beziehen. Wir gehen davon aus, dass Schulschließungen (als akuter Stressor im Sinne des FSM) und damit verbunden der Wegfall einer institutionellen Bildungs-und Betreuungsentlastung insbesondere bei denjenigen Eltern deutliche Auswirkungen auf die Einschätzung der hierdurch ausgelösten Belastungssituation haben, bei denen institutionelle Angebote (sowohl unter einer Betreuungs-wie auch einer Bildungsperspektive) eine hohe Relevanz im Gesamtarrangement darstellen. Dies, so unsere konkretisierte Vermutung, dürfte sich insbesondere im Vergleich zwischen Paarhaushalten und Alleinerziehendenhaushalten dahingehend zeigen, dass Alleinerziehende die Situation im Gruppenvergleich mit Paarhaushalten als deutlich belastender empfinden. H2: Wir gehen ferner davon aus, dass der Bildungshintergrund der Eltern als eine Form des bildungs-und schulbezogenen Kapitals das subjektive Belastungsempfinden als Reaktion auf die mit den Schulschließungen einhergehenden inhaltlichen Anforderungen als kompensatorische Ressource beeinflusst. Entsprechend vermuten wir, dass unabhängig von der Familienform das Belastungsempfinden durch die Schulschließungen bei einem höheren elterlichen Bildungsniveau geringer ausfällt als bei einem niedrigen elterlichen Bildungsniveau. In der Gruppe der Alleinerziehenden gehen wir davon aus, dass mit zunehmendem Alter des Kindes ein Entlastungseffekt einhergeht, der unabhängig vom Bildungsniveau des Elternteils das subjektive Entlastungsempfinden reduziert. Diese Hypothese begründet sich in der Annahme, dass für Alleinerziehende die inhaltlichen Herausforderungen durch die Organisation von Schule als Fernunterricht für ältere Kinder relativ geringer sind als die Betreuungsherausforderungen (zeitlich und organisatorisch) für jüngere Kinder. Das Merkmal, das wir in unseren Analysen untersuchen, ist die subjektive Belastung der Eltern durch die Beschulung ihrer Kinder Zuhause. Das hierfür genutzte Item der SOV-CoV Befragung lautet: "Wie ist Ihre persönliche Einschätzung zu folgender Aussage? Dafür zu sorgen, dass das Kind den Schularbeiten nachkommt, wird mich überfordern." Das Item wurde auf einer 5-er Skala mit Wert 1 (Stimme überhaupt nicht zu) bis Wert 5 (Stimme voll zu) abgefragt. Hierbei wurden die Eltern gebeten auf das jeweils jüngste Schulkind im Haushalt Bezug zu nehmen. Das untersuchte Item ist so formuliert, dass es eine antizipierte Belastung erfragt und keine tatsächliche. 6 Dennoch eröffnet die zeitliche Verortung der Befragung (nämlich direkt während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020) und die Bitte an die Befragungspersonen, Auskunft zu ihren Erfahrungen mit den Coronabedingten politischen Maßnahmen zu geben, die Möglichkeit das Items auch zur Untersuchung der tatsächlichen subjektiven Belastung der Eltern zu nutzen. Um quantifizieren zu können wie gut dies gelingt, untersuchen wir, ob das Items in vergleichbaren Stichproben und zu ähnlichen Zeitpunkten das Gleiche misst. Hierzu machen wir uns das Design der SOEP-CoV Studie zu Nutze, indem wir das subjektiven Belastungsempfinden, das in der Tranche 1 gemessen wurde, mit dem vergleichen, das in Tranche 2 ermittelt wurde. Ebenso verfahren wir mit Tranche 2 und Tranche 3 sowie mit Tranche 3 und Tranche 4. Zum Vergleich nutzen wir einen gewichteten t-Test. 7 Insgesamt berechnen wir drei t-Tests mit den tranchenspezifischen Stichprobengrößen NTranche1 = 455, NTranche2 = 583, NTranche3 = 273 und NTranche4 = 197 sowie den zugehörigen gewichteten Mittelwerten von MTranche1 = 2,16 (SD = 1,29), MTranche2 = 2,28 (SD = 1,22), MTranche3 = 2,36 (SD = 1,35), MTranche4 = 2,33 (SD = 1,16 Als einen möglicherweise unterstützenden Faktor von Seiten der Schule (auf die das jüngste Schulkind geht und auf welches sich wiederum die Belastungsfrage bezieht) betrachten wir, ob die Schule für die Zeit der Schulschließungen Lernmaterial auf mehreren der folgenden Wege zur Verfügung gestellt hat: per E-Mail, auf einem Server und/oder einer Cloud, per Videokonferenzschaltung, vor Schulschließung, überhaupt nicht oder auf einem anderen Weg (z. B. persönlich durch die Lehrkraft). Tab. 1 zeigt eine Zusammenfassung der in dieser Analyse genutzten Variablen inklusive gewichteten Mittelwerten bzw. Anteilen. Kategorien mit weniger als 30 Beobachtungen sind eingeklammert. Diesen Werten wohnt eine große Unsicherheit in Bezug auf die Grundgesamtheit der zugehörigen Elterngruppen inne. Ergebnisse, die sich aus Auszählungen bzw. Analysen in diesen Kategorien ergeben, werden im Nachfolgenden von jeglicher Interpretation ausgeschlossen. Insbesondere die Kategorie der alleinerziehenden Männer ist im Vergleich zur Kategorie der alleinerziehenden Frauen anteilsmäßig viel zu groß. Die Herleitung der zur Gewichtung genutzten Faktoren ist im folgenden Abschnitt "Methoden-und Analysemodell" beschrieben. Die Stichprobe der SOEP-CoV Befragung ist (ungewichtet) im Vergleich zur Grundgesamtheit aller Eltern mit Kindern zwischen 6 und 17 Jahren, die eine Schule besuchen, verzerrt, zum Beispiel bezüglich des Geschlechts des Elternteils. Daher wurden -um Aussagen über die Grundgesamtheit machen zu können -alle Analysen gewichtet durchgeführt. Die entsprechenden Gewichtungsfaktoren ergeben sich durch einen mehrstufigen Prozess, der vom Haushaltsgewicht der SOEP Stichproben 2019 ausgeht und bei dem in einem letzten Schritt ein Gewichtungsfaktor auf Personenebene für die CATI Befragung der SOEP-CoV Studie hergeleitet wird. Die Gewichtungsfaktoren der SOEP-CoV Studie sind in Bezug auf eine Vielzahl von Faktoren auf Haushalts-und Personenebene unit nonresponse adjustiert (u. a. bzgl. Erwerbsstatus im Haushalt und individuell, persönliches und Haushaltseinkommen, Anzahl Personen im Haushalt, Haushaltstyp, Bildungsniveau der Haushaltsmitglieder, Migrationshintergrund, ob eine Person (im Haushalt) in einem system-relevanten Beruf arbeitet, die Covid-19 Infektionsrate auf Kreisebene zum Zeitpunkt des Interviews) und an die Grundgesamtheit der Privathaushalte und deren Haushaltsmitglieder an entsprechende Populationsverteilungen (u. a. Alter, Geschlecht, Haushaltsgröße, Staatsbürgerschaft, Gemeindegröße und Bundesland), die dem Mi-krozensus 2018 entnommen wurden, angepasst. 9 Eine detaillierte Beschreibung des Teilnahmeverhaltens der SOEP Haushalte an der der SOEP-CoV Studie und des zugehörigen Gewichtungsverfahrens findet sich in Siegers et al. (2020) . Insgesamt gibt es nur für rund 70 % der befragten Eltern vollständig beobachtete Werte. Der zugrundeliegende item nonresponse Mechanismus ist nachweislich 10 nicht vollständig zufällig. Aus diesem Grund ersetzen wir fehlende Werte mittels multipler Imputation. Konkret nutzen wir multivariate imputation by chained equations ("mice") mit Bayesian polytomous regression ("polyreg") für kategoriale und classification and regression trees ("cart") für stetige Variablen mit fehlenden Werten. 11 Wie von Kim et al. (2006) vorgeschlagen, fließt das unit nonresponseadjustierte und randangepasste SOEP-CoV Surveygewicht als erklärende Variable in die zugehörigen Imputationsmodelle ein. Insgesamt wurden 20 imputierte Datensätze erzeugt. In einem ersten Schritt haben wir die durch die Schulschließungen empfundene Belastung der Eltern getrennt nach Erziehendenstatus (d. h. alleinerziehend oder nicht) mittels gewichteten Populationsmittelwerten geschätzt. Diese Auswertung haben wir in einem zweiten Schritt verfeinert und uns die gewichteten Populationsschätzer mit Blick auf das elterliche Bildungsniveau angeschaut. Hierbei haben unter Verwendung der CASMIN Klassifikation zwischen niedrig, mittel und hoch gebildeten Eltern unterschieden. Ein t-Test zeigte uns dann an, ob es statistisch signifikante Unterschiede (auf einem Signifikanzniveau von 5 %) zwischen den untersuchten Bildungsgruppen bei Alleinerziehenden und Eltern in Paarbeziehungen gibt. In den Variablen, die für diese Analysen genutzt wurden, lag der Anteil an durch item nonresponse erzeugten fehlenden Werten unter 5 %. Daher wurden die entsprechenden Analysen nicht auf imputierten Daten durchgeführt. In einem dritten Schritt gab eine multivariate Analyse darüber Aufschluss, inwieweit die als theoretisch relevant identifizierten Faktoren das Belastungsempfinden der Eltern (durch die zusätzlichen Anforderungen durch die Schulschließungen) erklären und für welche Gruppen es signifikante Unterschiede hinsichtlich des Belastungsempfindens gibt. Die zugehörige linear Regression wurde auf den zuvor imputierten Daten berechnet. 12 Abb. 1 zeigt die (gewichtete) Verteilung der Skalenwerte, die Eltern bei der Frage nach ihrem subjektiven Belastungsempfinden angegeben haben. Wir sehen, dass über ein Drittel aller Eltern den Skalenwert ("Stimme überhaupt nicht zu") angegeben haben, und dies unabhängig davon ob sie alleinerziehend sind oder nicht. Dennoch gaben im Vergleich zu Eltern in Paarbeziehungen, Alleinerziehende weniger häufiger an, sich durch die Schulschließungen überhaupt nicht belastet zu fühlen (40 % vs. 30 %). Auffällig ist die große Häufung von Alleinerziehenden, die sich übermäßig belastet fühlten (Skalenwert 5 "Stimme voll zu"). Im Vergleich zu 7 % aller Eltern in Paarbeziehungen, haben 15 % aller alleinerziehenden Eltern diese Skalen-Ausprägung gewählt. Generell finden wir allerdings auch eine große Tendenz aller Eltern anzugeben, dass sie sich "teils/teils" belastet bzw. überfordert fühlten, wobei auch hier der Anteil von Alleinerziehenden wieder größer ist als der Anteil von Eltern in Paarbeziehungen. Diese tendierten eher dazu sich dem Bereich weniger stark belastet bzw. überfordert zuzuordnen. Dies deutet darauf hin, dass sich alleinerziehende Eltern in der Tat sehr stark von den Belastungen, die durch die Schulschließungen auf sie zukamen, belastet wenn Abb. 1 Relativer Anteil der befragten Eltern nach Skalenwert der Variable "Belastung durch Schulschließung" und nach Partnerschaftsstatus Zur Untersuchung der Hypothesen 2 bis 5, die auf das Belastungsempfinden Alleinerziehender nach ihren unterschiedlichen Situationen und häuslichen Kontexten abzielen, nutzen wir eine multivariate Analyse. Konkret schätzen wir ein lineares Regressionsmodell auf den zuvor imputierten Datensätzen und poolen die Ergebnisse im Nachgang. Die Variablen, die uns hierbei interessieren sind das elterliche Bildungsniveau (Hypothese 2), das Alter des Schulkinds (Hypothese 3) und die Erwerbssituation zu Zeiten der Schulschließungen (Hypothese 4 In diesem Beitrag haben wir uns mit der Frage beschäftigt, wie sich die Coronabedingten Schulschließungen im April und Mai 2020 auf das Belastungsempfinden der Eltern auswirkten. Konkret ging es darum zu untersuchen, ob sich Eltern aus verschiedenen sozialen Gruppen und in unterschiedlichen familiären Kontexten sowie Erwerbsituationen den Anforderungen, die durch die Schulschließungen auf sie zukamen, in gleichem Maße gewachsen sahen. Insgesamt mussten alle Eltern von Schulkindern Lösungen finden, mit der neuen Situation und vor allem den neuen Anforderungen umzugehen. Für unsere Betrachtungen haben wir den theoretischen Rahmen eines erweiterten Family Stress Models (FSM) herangezogen, in dem die Schulschließungen einen akuten Stressor auf das elterliche Belastungsempfinden darstellen und familiäre, immaterielle Ressourcen wie der formale Bildungsabschluss und die Erwerbssituation der Eltern stresshemmende bzw. -steigernde Faktoren darstellen. Aus der Perspektive des Vulnerabilitäts-Stress-Adaptations-Modells fassten wir diese Ressourcenunterschiede und insbesondere die mit der Familienform Alleinerziehend einhergehenden Einschränkungen als Vulnerabilität dieser Familienform auf, die sich besonderen Anpassungsnotwendigkeiten ausgesetzt sieht. Da die Zustimmung zu den Schulschließungen in der Bevölkerung im März 2020 generell groß war, ist davon auszugehen, dass die meisten Eltern bereit waren Ressourcen für die Beschulung ihrer Kinder zu Hause aufzubringen. Dies zeigt sich auch in unseren Analysen mit den SOEP-CoV Daten, die den Zeitraum der Schulschließungen umfassen. Im Durchschnitt berichteten die befragten Eltern eine eher mittlere Belastung bzw. erwartete Überforderung durch die Anforderungen, die durch die Schulschließungen auf sie zukamen und zukommen sollten. Dabei beobachteten wir jedoch auch ( In welchem Maße die mit den Schulschließungen einhergehenden unterschiedlichen Belastungssituationen sich auch in Unterschieden in der tatsächlichen schulbezogenen Begleitung der Kinder durch ihre Eltern niedergeschlagen hat und welche mittel-und langfristigen Effekte dies auf deren weitere Bildungsentwicklung haben wird, kann hier und jetzt noch nicht beantwortet werden. Das Eintreten derartiger Effekte hinsichtlich einer Erhöhung der sozialen (Bildungs-)Ungleichheit ist mit Blick auf die bereits angeführten Studien etwa zu Ferieneffekten zu erwarten (vgl. Siewert 2013 und Cooper et al. 1996 . Längsschnittstudien wie das SOEP oder auch das Nationale Bildungspanel (NEPS) eröffnen in dieser Hinsicht einiges an zukünftigen Analysemöglichkeiten. Jedoch muss an dieser Stelle auch betont werden, dass Ferienstudien über Situationen berichten, die kaum mit der gleichzeitigen Betroffenheit von Eltern und Kindern durch die deutschlandweiten Schulschließungen zu vergleichen sind. Schulferien sind Bestandteil einer auf Dauer gestellten, wiederkehrenden und letztlich normalen Situation, die sich von dem hier fokussierten disruptiven Ereignis mit kollektivem Bezug unterscheidet. Entsprechend lässt sich aktuell auch nicht abschließend beurteilen, inwiefern die Verarbeitungsmuster und -strategien unterschiedlicher Elterngruppen in derartigen Situationen weitere Anpassungen vorhandener theoretischer Modelle (wie dem FSM) notwendig machen. Dabei ist vor allem zu beachten, dass Ereignisse mit kollektivem Bezug, wie etwa auch Lowe et al. (2012) zeigen konnten, zu einer Veränderung in den Rahmenbedingungen führen können, was etwa die Vulnerabilität der Familie reduzieren kann. Um Verknüpfungen zu den in diesem Feld ebenfalls wichtigen Diskussionen über die Relevanz familiärer Resilienz (Walsh 2016) als Schutz-und Bewältigungsfaktor herzustellen, wäre es jedoch notwendig, die Familien insgesamt in den Blick zu nehmen, was im Rahmen der hier vorgestellten Studie so nicht möglich war. Die besondere Relevanz der hier berichteten Befunde liegt jedoch auch in der belastbaren Aussagekraft der Daten im Gegensatz zu anderen aktuellen Studien, die sich mit Zusammenhängen zwischen der Pandemiesituation und familialen Verarbeitungsmechanismen auseinandersetzen (etwa Daks et al. 2020) . So stellt sich etwa -und dies kann mit den aktuell verfügbaren Daten nicht abgebildet werden -die Frage nach der Geräteausstattung der Haushalte. Dies gibt der alten Frage nach dem ersten digitalen Graben eine neue Perspektive: Können Haushalte mit Schulkindern die Gleichzeitigkeit von Home-Office-Anforderungen und der Bearbeitungserfordernisse digitaler schulischer Materialien überhaupt im Hinblick auf eine adäquate Geräteausstattung und einem stabilen Internetzugang gewährleisten? Die Antwort auf diese Frage fällt vermutlich je nach Haushaltszusammensetzung und -kontext sehr unterschiedlich aus. Generell ist dies jedoch eine Frage, der es sich mit Blick auf eine angestrebte Chancengleichheit in der Bildung lohnt nachzugehen. Die für unsere Analysen genutzte Datenquelle weist in Bezug auf unsere Fragestellung zwei Schwachstellen auf, hinsichtlich derer es ratsam erscheint, auch andere Daten und/oder Befunde zu Rate zu ziehen. Erstens ist die Stichprobe der Alleinerziehenden mit 243 Fällen generell sehr klein, was ihre statistische Erklärungskraft bezüglich einiger relevanter Punkte schwächt. So ist z. B. die Gruppe der alleinerziehenden Männer im Vergleich zur Grundgesamtheit überproportional in der Stichprobe vertreten. Dies stellt erstmal kein Problem für unsere Fragestellung dar, da die von uns gefundenen Effekte auch bei Herausnahme der alleinerziehenden Männer aus der Stichprobe bestehen bleiben und sich somit als robust erweisen. Allerdings können mit unserer Analyse keine Aussagen hinsichtlich einer unterschiedlichen Belastung von alleinerziehenden Frauen im Vergleich zu alleinerziehenden Männern gemacht werden. Dies wäre jedoch gerade mit Blick auf die derzeit geführte Debatte zur Rolle alleinerziehender Väter (vgl. z. B. Seiffge-Krenke 2016) interessant gewesen. Darüber hinaus sind einige Indikatoren, welche in Bezug auf die Konsequenzen einer Beschulung Zuhause möglicherweise relevant sein könnten, nicht in den SOEP-CoV Daten enthalten. So lassen sich keine Befunde zur Qualität der häuslichen schulischen Betreuung durch die Eltern aus den vorhandenen Daten ableiten. Gleiches gilt für Aussagen zu den genauen innerhäuslichen Betreuungsarrangements. Insgesamt konnten wir jedoch mit unserer Analyse aufzeigen, dass es während der Schulschließungen im April und Mai 2020 signifikante Unterschiede zwischen verschiedenen Elterngruppen hinsichtlich ihres subjektiven Belastungsempfindens mit Blick auf eine Beschulung Zuhause gab. Diese Unterschiede sind mit ziemlicher Sicherheit auch ein Ausdruck der Probleme bei der Umsetzung einer Beschulung Zuhause und somit ein Indikator dafür, wie gut Lernmaterialien abgearbeitet wurden. Dementsprechend ist davon auszugehen, dass Kinder, deren Eltern sich stark belastet fühlten, den von der Schule übermittelten Lernstoff weniger vollständig und adäquat abgearbeitet haben als Kinder, deren Eltern die Beschulung Zuhause als wenig belastend empfanden. Ob und wie mögliche Lernstaus kompensiert werden können, liegt nun insbesondere in den Händen der Schulen und Kultusministerien, die hierfür personelle Ressourcen verfügbar machen müss(t)en. Besonderer Dank geht an Florian Griese für das Managen der Fragebogenentwicklung, an das Gewichtungsteam Rainer Siegers und Hans Walter Steinhauer sowie an Gert G. Wagner für seine sehr hilfreichen Funding Open Access funding enabled and organized by Projekt DEAL Open Access Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben Die in diesem Artikel enthaltenen Bilder und sonstiges Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbildungslegende nichts anderes ergibt Weitere Details zur Lizenz entnehmen Sie bitte der Lizenzinformation Chancenausgleich in der Corona-Krise: Die soziale Bildungsschere wieder schließen Homeschooling und Bildungsgerechtigkeit Bildung in Deutschland 2020. Bielefeld: wbv Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne Belastung und Beanspruchung. Eine Untersuchung von Schülern und Lehrern am Gymnasium Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit Stress, social support and depression in single and married mothers Rituals of solidarity and security in the wake of terrorist attack Linking economic hardship to marital quality and instability The effects of summer vacation on achievement test scores: a narrative and meta-analytic review Psychological flexibility and inflexibility as sources of resiliency and risk during a pandemic: Modeling the cascade of COVID-19 stress on family systems with a contextual behavioral science lens Collective resilience in times of crisis: Lessons from the literature for socially effective responses to the pandemic Children of the great depression Familiale Einflussfaktoren auf das elterliche Schulinteresse aus der Sicht von Grundschulkindern More kin, less support: multipartnered fertility and perceived support among mothers Economic situation, financial strain and child wellbeing in stepfamilies and single-parent families in Germany Why do parents become involved? 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