key: cord-0060489-lirnjync authors: Debbeler, Luka Johanna; Wahl, Deborah Ronja; Villinger, Karoline; Renner, Britta title: Die Bedeutung der Gesundheitskommunikation in der Prävention und Gesundheitsförderung date: 2020-12-18 journal: Prävention und Gesundheitsförderung DOI: 10.1007/978-3-662-62426-5_13 sha: 16a9f5163d2107d06be40afb089a2ca79d2ba047 doc_id: 60489 cord_uid: lirnjync Aufgrund technologischer Entwicklungen hat sich die Gesundheitskommunikation in den letzten Jahrzehnten grundlegend verändert – von einer eindimensionalen hin zu einer interaktiven und multidirektionalen Kommunikation. Das vorliegende Kapitel zielt darauf ab, die Bedeutung von Gesundheitskommunikation für Prävention und Gesundheitsförderung wie auch Potenziale und Herausforderungen neuer Entwicklungen darzustellen. Aus psychologischer Perspektive werden hierbei drei grundlegende Ziele unterschieden: die Darbietung von Informationen, die Wahrnehmungsveränderung sowie die Veränderung von Gesundheitsverhalten. Um gesundheitsrelevante Inhalte entsprechend dieser drei Ziele wirkungsvoll und zielgerichtet zu kommunizieren, werden unterschiedliche Darstellungsformate (z. B. visuell) und Verbreitungsmöglichkeiten (z. B. Smartphone-Apps) diskutiert und anhand von aktuellen Beispielen, wie dem Ausbruch der neuartigen Coronavirus-Erkrankung COVID-19, skizziert. Der Ausbruch einer neuartigen Coronavirus-Erkrankung Ende 2019/Anfang 2020, unter dem Akronym COVID-19 (COrona VIrus DIsease-2019), stellt die Gesundheitsförderung und Prävention weltweit vor Herausforderungen. Dabei wird die Gesundheitskommunikation auch durch die wachsende Bedeutung neuer Medien verändert. Gesundheitsbezogene Bekanntmachungen von internationaler Reichweite? Werden live im Internet übertragen und können von Nutzern in Echtzeit kommentiert werden. Mythen und Gerüchte über COVID-19? Bekämpft die World Health Organisation (WHO) über Twitter (WHO 2020a; https://www. who.int/emergencies/diseases/novel-coronavirus-2019/advicefor-public/myth-busters. Zugegriffen am 07.03.2020). Das individuelle Risiko mit einer infizierten Person in Kontakt gewesen zu sein? Können chinesische Bürger mittels einer Smartphone-basierten Applikation (App) wie der "Close Contact Detector"-App bestimmen. Längst kommunizieren Entscheidungsträger und Akteure (stakeholder) im Bereich der Gesundheit mit der Öffentlichkeit nicht mehr (nur) über Faltblätter, Pressemitteilungen oder Interviews, sondern vor allem über das Internet und soziale Medien, während gleichzeitig auch immer mehr Menschen auf diese Quellen zur Informationssuche zurückgreifen (European Commission 2014) . Durch ihre enorme Reichweite, Kosteneffizienz, Niederschwelligkeit, Interaktivität und Aktualisierbarkeit haben diese Wege eine neue Form der Kommunikation geschaffen und damit auch die Gesundheitskommunikation in den letzten Jahrzehnten grundlegend verändert. Gesundheitskommunikation beschreibt hierbeiunabhängig vom Übermittlungskanaljegliche Kommunikation über gesundheitsbezogene Inhalte. In der Gesundheitsförderung (health promotion) ist Gesundheitskommunikation daher unabkömmlich. Ansatzpunkte von Gesundheitsförderung und damit Rezipienten von Gesundheitskommunikation können anhand des Präventionsbegriffs identifiziert werden. In der primordialen Prävention zielt Gesundheitsförderung darauf ab, umweltbezogene, ökonomische, soziale aber auch behaviorale Bedingungen zu schaffen und zu erhalten, in denen Gesundheitsgefahren und potenzielle Risiken minimiert sind (WHO 2020b; siehe auch Kaplan 2000) . Daher ist die Zielgruppe meist die Allgemeinbevölkerung. In der primären Prävention hingegen sollen vor allem Risikogruppen geschützt und gestärkt werden, um die Inzidenz von Krankheiten zu reduzieren. Sekundäre Prävention fokussiert im Gegensatz dazu auf Individuen in einer frühen Phase von Erkrankungen, um die Dauer dieser zu verkürzen, während tertiäre Prävention im Sinne von Behandlung oder Rehabilitation in einer späteren Phase von Krankheiten ansetzt, um negative Konsequenzen zu verringern. Wenn die Kommunikation spezifisch auf die Vermittlung gesundheitlicher Gefährdungen und Risiken ausgerichtet ist, so wird diese Art der Gesundheitskommunikation auch als Risikokommunikation bezeichnet (Renner et al. 2007 Renner und Gamp 2014b) . Welche Entscheidungen die Rezipienten letztlich treffen oder welche der Verhaltensalternativen sie ausführen, kann je nach Werten und Einstellungen der Person variieren und ist nicht primäre Grundlage der Evaluation von Gesundheitskommunikation zur Wahrnehmungsveränderung. Ein Beispiel für Risikokommunikation, die das Ziel einer Wahrnehmungsveränderung verfolgt, findet sich im Rahmen der Früherkennung von Prostatakrebs durch einen Test auf das Prostata-spezifische Antigen (PSA-Test) sowie gleichzeitiger Tastuntersuchung. Aktuell kann keine eindeutige Aussage bezüglich des Nutzens dieser Früherkennungsmaßnahme getroffen werden, weshalb von ärztlicher Seite keine spezifische Empfehlung gegeben werden kann (siehe auch Arkes und Gaissmaier 2012; Keller et al. 2018; Wilt et al. 2008) . Ziel ist es daher, Informationen über Risiken und Nutzen so zu kommunizieren, dass eine gemeinsame Entscheidungsfindung von Arzt und Patient stattfinden (shared decision making) oder aber eine informierte Entscheidung des Patienten (informed decision) getroffen werden kann (Gigerenzer et al. 2007 ). Die Gesundheitskommunikation zielt daher darauf ab, den Patienten im Rahmen der Entscheidungsfindung mit relevanten medizinischen Gesichtspunkten und Risikoinformationen zu unterstützen, sodass der Patient, in Abhängigkeit von den jeweiligen eigenen Werten und Einstellungen, diese Kosten-Nutzen-Informationen integrieren und eine informierte Entscheidung treffen kann, ohne dass die vermittelten Informationen persuasiven Charakter aufweisen (siehe als Beispiel die PSA Fakten-Box des Harding-Zentrums für Risikokompetenz 2020). Rogers 1975 Rogers , 1983 , aber auch das Erweiterte Parallele Prozessmodell (Extended Parallel Process Model (EPPM) von Witte 1992) zählen. Hierbei wird die generelle Annahme zugrunde gelegt, dass eine Erhöhung der wahrgenommenen Gesundheitsbedrohung, die in diesem Fall durch ein Gefühl der Furcht induziert wird, eine entsprechende Verhaltensänderung wahrscheinlicher macht. Wichtig hierbei ist, dass die kommunizierte Gefährdung von dem angesprochenen Rezipienten als relevant und bedrohlich für die eigene Person wahrgenommen wird. Während die allgemeine Wahrnehmung gesundheitsbezogener Risiken in der Regel wenig verhaltensmotivierend wirkt, geht eine hohe selbstbezogene Risikowahrnehmung bzw. das Erleben persönlicher Verwundbarkeit meist mit einer hohen Motivation für Schutzmaßnahmen einher (Brewer et al. 2007; Ferrer und Klein 2015; Renner et al. 2015; Renner und Schupp 2011; Slovic 2000; Weinstein 2003) . Neben der Bedrohungseinschätzung gibt es nach den Fear-Drive-Modellen aber auch die Bewältigungseinschätzung bzw. die Bewertung der Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen (siehe z. B. PMT; Rogers 1975 , 1983 Witte 1992) . Wird die empfohlene Schutzmaßnahme als wirksam im Sinne einer Bedrohungsreduktion bewertet und zudem als realisierbar wahrgenommen, kommt es mit einer höheren Wahrscheinlichkeit zu einer adaptiven Reaktion der Gefahrenkontrolle (siehe hierzu auch Leventhal 1970; Leventhal et al.1997) . Wenn Selbstwirksamkeit und erwartete Wirksamkeit der Schutzmaßnahme jedoch nicht gegeben sind, kann angenommen werden, dass das Verhalten des Rezipienten durch eine defensive Reaktion eher im Sinne der Furchtkontrolle geprägt ist, die sich z. B. in der Abwertung der Bedrohung oder in Reaktanzverhalten zeigt. Neuere Befunde weisen allerdings nicht nur auf defensive Reaktion gegenüber unerwarteten Risikoinformationen hin, die ein erhöhtes Risiko für die eigene Person anzeigen, sondern auch gegenüber unerwarteten "guten" Nachrichten, die ein geringes Risiko anzeigen ("lack of reassurance"; Gamp und Renner 2016; Renner 2004 In der Praxis wird häufig ein relatives Darstellungsformat ohne Einbezug der Basisrate gewählt, was teilweise persuasiv wirkt (Edwards et al. 2001; Hoffrage 2003) und unintendierte Folgen nach sich ziehen kann (vgl. z. B. Gigerenzer et al. 2007; Renner und Schupp 2011) . Eines der wohl bekanntesten Beispiele hierfür ist die sog. "Pill Scare", bei der 1995 das U.K. Commmitee on Safety of Medicines eine Warnung bezüglich einer Erhöhung des Thromboserisikos um 100 % zwischen der zweiten und dritten Generation der Verhütungspille herausgab (Gigerenzer et al. 2007 ). Diese Warnung wurde von Ärzten und Medien aufgegriffen und führte zu Unsicherheit und Ängsten, welche das Absetzen der Pille, ungewollte Schwangerschaften und Schwangerschaftsabbrüche nach sich zogen (Furedi 1999) . Eine Darstellung des gesteigerten Risikos in absoluter Form und unter Einbezug der Basisrate zeigt demgegenüber, dass sich das absolute Risiko für eine Thrombose von einer auf zwei pro 7000 Frauen erhöhte (Gigerenzer et al. 2007 Center for System Science and Engineering der Johns Hopkins Universität, den aktuellen Stand der Infektionen mit COVID-19 live auf einer Weltkarte nachzuverfolgen (siehe CSSE 2020), die des Robert Koch-Instituts das Verbreitungsrisiko ("relative import risk") anhand der aktuellen Infektionsfälle spezifisch für einzelne Länder und Flughäfen einzusehen (siehe RKI 2020b) und die des EUCLID-Projektes der Universität Konstanz Veränderungen in Risikowahrnehmung und Schutzverhalten in verschiedenen Ländern nachzuverfolgen (siehe https://euclid.dbvis.de). Das Internet hat sich zu einer der wichtigsten Informationsquellen für gesundheitsbezogene Informationen entwickelt (Chou et al. 2013; Hesse et al. 2005) , was allerdings auch Schwierigkeiten und Herausforderungen mit sich bringt. In früheren Krisenfällen konnte bereits gezeigt werden, dass das Verhalten ebenso wie das mediale Interesse teils asynchron verlaufen und daher nicht zwangsläufig mit der realen Gefährdungssituation übereinstimmen müssen (Renner und Gamp 2014a) . Für COVID-19 zeichnet sich ein ähnlicher asynchroner Trend ab (siehe hierzu Abb. 2). Seit der Bestätigung der Mensch-zu-Mensch-Übertragung am 19. bzw. 20.01.2020 stieg das weltweite Suchinteresse bei Google unter dem Schlagwort "coronavirus" zunächst rapide und unmittelbar an. Obgleich die Fallzahlen sowohl in China als auch in anderen Ländern seitdem weiter anstiegen, erreichten die Suchanfragen Ende Januar (vorerst) einen Höhepunkt und nehmen seither ab (Stand Februar 2020). Ein schwindendes öffentliches Interesse birgt allerdings die Gefahr, dass neue Entwicklungen und Veränderungen der Gefahrenlage sowie damit verbundene Handlungsempfehlungen deutlich langsamer in den erneuten Aufmerksamkeitsfokus der Allgemeinbevölkerung geraten, was eine zeitnahe und damit effektive Krisenkommunikation erheblich erschweren kann. Ferner kann ein verringertes öffentliches Interesse als "Entwarnungssignal" interpretiert werden und so zu einem (vorübergehend) höheren Risikoverhalten beitragen, obwohl die objektive Gefahrenlage sich tatsächlich verschärft. Nichtsdestotrotz zeigt das aktuelle Beispiel von COVID-19, wie die unmittelbare Informationsbereitstellung und -verfügbarkeit in den neuen Medien die Latenzzeit zwischen dem Auftreten eines Ereignisses und der öffentlichen Aufmerksamkeit verkürzen und eine zeitnahe Krisenkommunikation ermöglicht. Darüber hinaus bietet das Internet weitere, vielseitige ermöglichen zur innovativen Gesundheitskommunikation. Dadurch ist die Kommunikationssituation, welche im analogen Kontext häufig eher unidirektional war, immer dynamischer und multidirektionaler geworden. Vor allem soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter, Instagram oder Pinterest erlauben die Vernetzung einzelner Personen und ermöglichen den Nutzern so (gesundheitsbezogene) Informationen zu suchen, bereitzustellen, zu teilen, aber auch zu kommentieren und zu diskutieren. Dies bedeutet, dass Rezipienten bereitgestellte Information nicht mehr nur "passiv" konsumieren, sondern diese auch selbst "aktiv" produzieren und verbreiten können Kreps und Neuhauser 2010; Prestin und Chou 2014 (Betsch et al. 2011; Gigerenzer et al. 2007; Renner et al. 2007; Steinmeyer et al. 2018; Zillmann 2006) . Da diese Informationen jedoch keiner fachlichen Überprüfung unterzogen werden, ist ihre Validität und Reliabilität teilweise fragwürdig. Es erfordert eine hohe Medienkompetenz der Rezipienten, um diese hinsichtlich ihrer Qualität evaluieren und einordnen zu können (Betsch et al. 2012) . Durch die Unsicherheit hinsichtlich wichtiger Charakteristika des SARS-CoV-2 und der assoziierten Krankheit COVID-19 gab es vor allem in den sozialen Medien Raum für Spekulationen, Mythen und Gerüchte rund um Herkunft, Verbreitung und protektive Maßnahmen. Die WHO sprach in diesem Rahmen sogar von einer "massiven Infodemie", einer Überschwemmung der Bevölkerung mitkorrekten, aber auch irreführenden -Informationen. Um der Weiterverbreitung von Falschinformationen entgegenzuwirken, versucht die WHO deshalb durch eine eigene Informationskampagne unter dem Motto "Myth buster" (siehe http://www.who.int/emergen cies/diseases/novel-coronavirus-2019/advice-for-public/mythbuster), die Unterscheidung von Fakten und Falschinformationen zu erleichtern (WHO 2020a). Gesundheitskommunikation erfährt jedoch nicht nur durch den Bedeutungsgewinn des Internets und sozialer Medien einen Wandel, sondern auch durch technologische Entwicklungen. Im Bereich mHealth bieten sich vielversprechende Möglichkeiten, welche gewinnbringend für die Prävention und Gesundheitsförderung eingesetzt werden können. Seit ihrer Einführung 2007 besitzen und nutzen immer mehr Personen ein Smartphone, sodass mittlerweile inzwischen über 80 % der US-Amerikaner (Pew Research Center 2019) und der Deutschen (Ametsreiter 2019) ein eigenes Smartphone haben. Durch die Omnipräsenz von Smartphones lässt sich ein breites Spektrum der Bevölkerung relativ einfach und kostengünstig erreichen (Servick 2015) . Vor allem Smartphone-basierte Applikationen (Apps) entwickeln sich hierbei zu einer viel und zunehmend stärker genutzten Strategie zur Gesundheitskommunikation (Abb. 4). Sowohl im kommerziellen als auch im wissenschaftlichen Bereich werden immer mehr Apps entwickelt und implementiert, mit dem Fokus dieses neue Medium für die Änderung von Gesundheitsverhalten einzusetzen und so Prävention und Gesundheitsförderung zu unterstützen. Dass Gesundheits-Apps tatsächlich für die Veränderung von Gesundheitsverhaltensweisen eingesetzt werden können, wurde in verschiedenen Studien nachgewiesen (Free et al. 2013; Schoeppe et al. 2016; Villinger, Wahl et al. 2019) . So zeigen die Ergebnisse einer umfassenden Metaanalyse, dass Ernährungs-Apps sowohl effektiv sind, um das Ernährungsverhalten zu verbessern, als auch um Veränderungen in ernährungsbezogenen Gesundheitsindikatoren, wie dem Body Mass Index, zu induzieren (Villinger et al. 2019). Im Vergleich zu traditionellen Strategien der Gesundheitskommunikation kann durch die Verwendung von Apps Gesundheitskommunikation unmittelbar im Moment, zu jedem Zeitpunkt und in der natürlichen Umgebung, also im Alltag, erfolgen. So können Informationen dann bereitgestellt werden, wenn sie benötigt werden. Technische Funktionen der Smartphones, wie z. B. Sensoren, GPS, Kamera-, Audio-und Videofunktionen, können darüber hinaus genutzt werden (Rehg et al. 2017) , um individuelle Verhaltens-und Gesundheitsparameter zu erfassen und personalisiertes Feedback bereitzustellen (Fiordelli et al. 2013; Kumar et al. 2013) , welches auf den aktuellen Ist-Zustand abgestimmt ist und angemessene Empfehlungen beinhaltet. Diese individuell maßgeschneiderten Interventionen (tailored interventions) stellen hierbei besonders vielversprechende Möglichkeiten für die Gesundheitskommunikation dar (Heron und Smyth 2010; Pharow et al. 2009; Smyth und Heron 2016) . Die vermittelten gesundheitsbezogenen Inhalte werden individuell "zugeschnitten" und an die Bedürfnisse angepasst. Durch Adaption (content matching) können beispielsweise gezielt die Informationen dargeboten werden, die für die jeweiligen Rezipienten relevant sind (vgl. Hawkins et al. 2008) . Durch den verstärkten Einbezug der Rezipienten in den Kommunikationsprozess, die Herstellung eines Selbstbezugs der vermittelten Informationen, die Identifikation und Kommunikation persönlicher Ressourcen sowie die positive Verstärkung erwünschter Verhaltensweisen ist es möglich, Verhaltensänderungen zu motivieren und eine langfristige Aufrechterhaltung dieser Verhaltensweisen zu unterstützen (Renner und Gamp 2014b) . Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass durch die Nutzung von Internet, sozialen Medien oder Apps im Bereich der Gesundheitskommunikation die Vorteile traditioneller massenmedialer Kommunikation, wie eine große Reichweite und eine hohe Kosteneffizienz, wirkungsvoll mit den Vorzügen der interpersonalen Kommunikation, wie der Unmittelbarkeit und Personalisierung von Informationen, kombiniert werden können. Gesundheitskommunikation ist von zentraler Bedeutung für gelingende Gesundheitsförderung auf allen Ebenen der Prävention. Obgleich sich Ansatzpunkt und Zielgruppe von Gesundheitskommunikation unterscheiden können, lassen sich aus psychologischer Perspektive drei grundlegende Ziele definieren: die Darbietung von Informationen, die Wahrneh-mungsveränderung sowie die Veränderung von Verhalten. Um gesundheitsrelevante Informationen im Rahmen dieser drei Ziele effektiv und zielgerichtet zu kommunizieren, sind sowohl inhaltliche als auch formale Aspekte, wie das Format der Darstellung, von großer Bedeutung. In Bezug auf die Verbreitung gesundheitsrelevanter Informationen hat Gesundheits-und Risikokommunikation, durch den Bedeutungsgewinn von Internet und sozialen Medien, einen grundlegenden Wandel erfahren. Vor allem bei akuten Gesundheitsgefahren oder Krisenfällen ist die enorme Reichweite, Niederschwelligkeit und Schnelligkeit, mit der gesundheitsrelevante Informationen breit und kosteneffizient vermittelt werden können, von großem Vorteil. Zusätzlich erlauben soziale Medien Partizipations-und Interaktionsmöglichkeiten für die Nutzer. Am Beispiel von COVID-19 zeigen sich deutlich die Vor-und Nachteile dieser Kommunikationswege, wie hohe Schnelligkeit, aber auch mangelnde Übersichtlichkeit und Qualitätsstandards. Auch im Bereich mHealth ergeben sich durch technologische Entwicklungen vielversprechende Möglichkeiten für eine gelingende Gesundheitsförderung vor allem in Bezug auf Verhaltensänderungen. Insgesamt lässt sich festhalten, dass sich mit der Etablierung des Internets als eine der Hauptquellen für gesundheitsbezogene Informationen die Kommunikationsstrukturen der Gesundheits-und Risikokommunikation grundlegend verändert haben. Durch den technologischen Wandel werden stetig neue Möglichkeiten der Kommunikation geschaffen. Daher muss auch die Gesundheitskommunikation die entstehenden Herausforderungen adressieren und sich kontinuierlich weiterentwickeln, um dieses vielversprechende Potenzial für die Gesundheitsförderung nutzbar zu machen. Die Autorinnen wurden während der Erstellung des Buchkapitels im Rahmen des BMBF Verbundforschungsprojekts SMARTACT (BMBF Grant 01EL1820A) und der DFG Forschergruppe RiskDynamics (DFG Grant FOR 2374) gefördert. A taxonomy of behavior change techniques used in interventions Chancen und Risiken von Gesundheits-Apps (CHARISMHA) Smartphone-Markt: Konjunktur und Trends Psychological research and the prostate-cancer screening controversy The health belief model and personal health behavior Comparing social learning theory and the health belief model The influence of narrative v. statistical information on perceiving vaccination risks Opportunities and challenges of Web 2.0 for vaccination decisions Goals. In: Fischhoff B, Brewer NT, Downs J (Hrsg) Communicating risks and benefits: an evidence-based user's guide. Food and Drug Administration Meta-analysis of the relationship between risk perception and health behavior: the example of vaccination Bundesministerium des Innern, BMI (2014) Leitfaden Krisenkommunikation BMEL (2020) Zu gut für die Tonne Coronavirus COVID-19 global cases by Johns Hopkins CSSE Crisis and emergency risk communication CDC (2020) Tips from former smokers-campaign overview Web 2.0 for health promotion: reviewing the current evidence Polarized but illusory beliefs about tap and bottled water: a productand consumer-oriented survey and blind tasting experiment Evaluation. In: Fischhoff B, Brewer NT, Downs J (Hrsg) Communicating risks and benefits: an evidence-based user's guide. Food and Drug Administration Presenting risk information. A review of the effects of framing and other manipulations on patient outcomes Flash Eurobarometer 404: European citizens' digital health literacy Risk perceptions and health behavior Mapping mHealth research: a decade of evolution The effectiveness of mobile-health technology-based health behaviour change or disease management interventions for health care consumers: a systematic review Social consequences. The public health implications of the 1995 ‚pill scare Numbers can be worth a thousand pictures: individual differences in understanding graphical and numerical representations of health-related information Pre-feedback risk expectancies and reception of low-risk health feedback: absolute and comparative lack of reassurance Risikokommunikation im Internet Communicating health risks with visual aids Helping doctors and patients make sense of health statistics Fact box: early detection of prostate cancer with PSA testing and a digital rectal exam Understanding tailoring in communicating about health Ecological momentary interventions: incorporating mobile technology into psychosocial and health behaviour treatments Trust and sources of health information: the impact of the internet and its implications for health care providers: findings from the first health information national trends survey Risikokommunikation bei Brustkrebsfrüherkennung und Hormonersatztherapie Two pathways to prevention PSA-Screening: Möglicher Nutzen und Schaden New directions in eHealth communication: opportunities and challenges Mobile health technology evaluation: the mHealth evidence workshop Findings and theory in the study of fear communications Illness representations: theoretical foundations. In: Petrie KJ, Weinman J (Hrsg) Perceptions of health and illness Numeric, verbal, and visual formats of conveying health risks: suggested best practices and future recommendations Unstatistik des Monats: Wursthysterie Effect of the first federally funded US antismoking national media campaign The behavior change technique taxonomy (v1) of 93 hierarchically clustered techniques: building an international consensus for the reporting of behavior change interventions How do family physicians communicate about cardiovascular risk? Frequencies and determinants of different communication formats The elaboration likelihood model of persuasion The role of affect in the elaboration likelihood model of persuasion Mobile fact sheet Portable devices, sensors and networks: wireless personalized eHealth services Hrsg) The Routledge handbook of language and health communication Biased reasoning: adaptive responses to health risk feedback Krisen-und Risikokommunikation Psychologische Grundlagen der Gesundheitskommunikation The perception of health risks. In: Friedman HS (Hrsg) Oxford handbook of health psychology Gesundheitsbezogene Risikokommunikation Health risk perception MHealth app economics 2017 -current status and future trends in mobile health RKI (2020a) What is relative import risk RKI (2020b) Relative import risk assessment A protection motivation theory of fear appeals and attitude change Cognitive and physiological processes in fear appeals and attitude change: a revised theory of protection motivation Efficacy of interventions that use apps to improve diet, physical activity and sedentary behaviour: a systematic review Mind the phone Is providing mobile interventions "just-intime" helpful? an experimental proof of concept study of just-in-time intervention for stress management Können Faktenboxen den Einfluss narrativer Information auf Risikourteile verringern? In: Stehr P, Heinemeier D, Rossmann C (Hrsg) Evidenzbasierte/evidenzinformierte Gesundheitskommunikation The effectiveness of app-based mobile interventions on nutrition behaviours and nutrition-related health outcomes: a systematic review and meta-analysis Behördliche Risikokommunikation im Bevölkerungsschutz-Anspruch und Realisierung Exploring the links between risk perceptions and preventive health behavior IARC Monographs evaluate consumption of red meat and processed meat WHO (2020a) Novel Coronavirus (2019-nCoV) advice for the public: myth busters WHO (2020b) Health promotion and disease prevention through population-based interventions, including action to address social determinants and health inequity WHO (2020c) Q&A on coronaviruses Systematic review: comparative effectiveness and harms of treatments for clinically localized prostate cancer Putting the fear back into fear appeals: the extended parallel process model Exemplification effects in the promotion of safety and health