key: cord-0057234-29g8zj3z authors: Firk, Sebastian; Hennig, Jan C.; Wolff, Michael title: Conference Calls aktiv gestalten date: 2021-01-26 journal: Control Manag Rev DOI: 10.1007/s12176-020-0350-9 sha: bbbe92cb7b5250e48b37e9e41fbf3c4949e1191f doc_id: 57234 cord_uid: 29g8zj3z nan Für Unternehmen spielt eine aktive Kapitalmarktberichterstattung eine immer wichtigere Rolle. Ihre Bedeutung hat in den vergangenen Jahrzehnten massiv zugenommen, auch auf dem traditionell eher zurückhaltenden deutschen Kapitalmarkt. Etabliert haben sich insbesondere sogenannte Conference Calls, periodische Telefonkonferenzen, bei denen börsennotierte Unternehmen Analysten und Investoren über ihre Geschäftsentwicklung informieren. Die gängigste Form von Conference Calls in der Kapitalmarktkommunikation sind Earnings Conference Calls, die in der Regel quartalsweise von Unternehmen abgehalten werden. Conference Calls umfassen für gewöhnlich einen Präsentationsteil (Management-Präsentation) und einen Diskussionsteil (Q&A). Im Präsentationsteil stellen typischerweise der Vorstandsvorsitzende, der Finanzvorstand und/oder Leiter Investor Relations (IR) die Ergebnisse der abgelaufenen Periode und einen Ergebnisausblick vor. Im Diskussionsteil bekommen die Investoren und Analysten in einem interaktiven Format die Gelegenheit, Fragen direkt an das anwesende Top-Management zu stellen. Conference Calls werden mittlerweile von allen DAX-Unternehmen genutzt. Auch 90 Prozent der MDAX-und SDAX-Unternehmen führen diese regelmäßig durch (vergleiche Kaya/Maier/Böhmer 2020). Doch trotz dieser weiten Verbreitung hapert es in vielen Unternehmen an der richtigen und damit tatsächlich wertstiftenden Umsetzung. So zeigen beispielsweise einige Vorstandsvorsitzende deutscher Gesellschaften trotz der hohen Bedeutung der Conference Calls weiterhin wenig Interesse daran, diese aktiv zu gestalten. Manche bleiben ihnen regelmäßig fern, ohne sich des negativen Signals, das sie damit an den Kapitalmarkt senden, bewusst zu werden und ohne die damit verbundenen Konsequenzen zu bedenken. Analysten und Anleger können solches Verhalten mit negativen Reaktionen quittieren. Ohne eine professionalisierte Gestaltung und Durchführung von Conference Calls drohen zudem Kommunikationsfehler, die im schlimmsten Fall zu heftigen Kursrutschen oder gar Vorstandswechseln führen können. So musste zum Beispiel der ehemalige Pro Sieben Sat.1-CEO Thomas Ebeling aufgrund eines massiven kommunikativen Fehltritts in einem Conference Call seinen Posten vorzeitig räumen (vergleiche Hofer 2017). Auf Grundlage der Befunde wurden konkrete Handlungsempfehlungen zur Verbesserung von Conference Calls erarbeitet (vergleiche Abbildung 1). Mittels dieser Handlungsempfehlungen können Unternehmen im zweiten Schritt ihre Conference Calls aktiv gestalten, um eine zielgerichtete Kommunikation zu erreichen. Die empirischen Befunde geben Hinweise auf die optimale Ausgestaltung des Hebels "Setting". Investoren und Analysten haben ein ausgeprägtes Informationsbedürfnis. Unternehmen sollten Conference Calls deshalb noch stärker als Chance begreifen, dieses zu befriedigen und dadurch eine positive Wirkung zu erzielen. Es ist empfehlenswert, nicht nur regelmäßige Earnings Conference Calls abzuhalten, sondern diese auch in Situationen mit erhöhtem Informationsbedarf anzubieten, um die Informationen direkt kommunizieren zu können. Gerade bei größeren M&A-Transaktionen oder anderen substanziellen strategischen Veränderungen ist das Informationsbedürfnis bei den Analysten und Investoren groß. Die Tendenz zu solch einer Vorgehensweise kann bereits teilweise bei deutschen Aktiengesellschaften beobachtet werden. IR-Abteilungen sollten generell darauf achten, wer an den Conference Calls teilnimmt -sowohl vonseiten des Unternehmens als auch vonseiten der Analysten und Investoren. Dabei sollten sie den Vorständen ihres Unternehmens die Bedeutung der regelmäßigen Earnings Conference Calls vor Augen führen. Den Vorständen sollte klar sein, welche positiven beziehungsweise negativen Signale ihr Erscheinen beziehungsweise Nichterscheinen oder eine schlechte Vorbereitung an den Kapitalmarkt sendet und welche Wirkung diese haben können. Neben dem Finanzvorstand sollte auch der Vorstandsvorsitzende regelmäßig -idealerweise immer -an den Conference Wesentliche Gestaltungshebel für Calls sind Setting, Sprache und Inhalt. Calls teilnehmen, da dies als positives Signal vonseiten des Kapitalmarkts wahrgenommen und entsprechend bewertet wird. Angesichts der Bedeutung der Sprache für die Wirkung von Conference Calls sollten Unternehmen die genutzte Sprache der Vorstände systematisch reflektieren. Da für viele Vorstände deutscher Aktiengesellschaften Englisch nicht die Muttersprache darstellt, ist diese Aufgabe von besonderer Bedeutung. Bei der kritischen Reflexion sollte vor allem analysiert werden, inwieweit die genutzte Sprache konkret, positiv und möglichst nicht zu komplex ist. Denn diese Eigenschaften erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass die transportierten Nachrichten von den Kapitalmarktteilnehmern, wie vom Unternehmen intendiert, aufgenommen werden. Besondere Vorsicht sollten Vorstände walten lassen, wenn sie vor der Entscheidung stehen, kritische Fragen in Conference Calls zu umgehen, da dieses Verhalten häufig durchschaut wird. Empfehlenswert ist auch die Nutzung entsprechend geschulter Trainer, die auf Basis systematischer Analysen Vorstände auf verschiedene Kommunikationssituationen in Conference Calls vorbereiten und auf Verbesserungsmöglichkeiten hinweisen. Obwohl Studien aufzeigen, dass die systematische Integration von nichtfinanziellen Inhalten in Conference Calls für Unternehmen von Vorteil ist, tendieren diese noch mehrheitlich dazu, sich fast ausschließlich auf die Präsentation von Finanzinformationen zu beschränken. Unternehmen sollten dies än- Quelle: eigene Darstellung • T e il n a h m e d e s V o r s t a n d s v o r s it z e n d e n u n d F in a n z v o r s t a n d • E in s a t z in in fo r m a t io n s in t e n s iv e n S it u a t io n e n , w ie z . Unternehmen und Vorstände dürfen Conference Calls nicht nur als Pflichtübung sehen, sondern sollten diese als Chance für eine effektive Kapitalmarktkommunikation begreifen. Die empirische Forschung liefert dafür stichhaltige Argumente. Sie zeigt, dass mit einer aktiven und zielorientierten Gestaltung von Conference Calls Wert für die Eigentümer der Unternehmen geschaffen wird, und gibt Hinweise, wie diese ihre Conference Calls optimieren können. The effect of conference calls on analysts' forecasts -German evidence Managing the narrative: investor relations officers and corporate disclosure Inside the "black box" of sell-side financial analysts Conference calls and information asymmetry Do analysts and investors efficiently respond to managerial linguistic complexity on conference calls? Analysts' and managers' use of humor on public earnings conference calls The integrated reporting and the conference calls content Oh what a beautiful morning! Diurnal influences on executives and analysts: evidence from conference calls Beyond the numbers: measuring the information content of earnings press release language Straight talkers and vague talkers: the effects of managerial style in earnings conference calls, NBER Working Paper No. 23425 A tale of two stories: sustainability and the quarterly earnings call Can the balanced scorecard help in designing conference calls? The effect of balanced information composition on the cost of capital Who consumes firm disclosures? Evidence from earnings conference calls Vorstandschef Ebeling muss gehen Does silence speak? An empirical analysis of disclosure choices during conference calls Empirische Kapitalmarktforschung zu Conference Calls: Eine Literaturanalyse Voluntary disclosure to influence investor reactions to merger announcements: an examination of conference calls Can investors detect managers' lack of spontaneity? Adherence to predetermined scripts during earnings conference calls Annual report readability, current earnings, and earnings persistence What makes conference calls useful? The information content of managers' presentations and analysts' discussion sessions Evidence of management discrimination among analysts during earnings conference calls Individual analysts' stock recommendations, earnings forecasts, and the informativeness of conference call question and answer sessions The power of voice: managerial affective states and future firm performance Give it to us straight (most of the time): top managers' use of concrete language and its effect on investor reactions The information role of earnings conference call tone: evidence from stock price crash risk Manager-analyst conversations in earnings conference calls Say it again Sam: the information content of corporate conference calls