key: cord-0057184-e7dyv0zo authors: Bommer, Kay; Gruber, Stefan title: IR und Controlling als Teil der Finanzfunktion date: 2021-01-26 journal: Control Manag Rev DOI: 10.1007/s12176-020-0356-3 sha: ac581b172b2a6b8fef8c3b221e4516f355c97a3a doc_id: 57184 cord_uid: e7dyv0zo nan Investor Relations (IR) sind heute ein unverzichtbarer Bestandteil der Kapitalmarktkommunikation börsennotierter Unternehmen. In der Beziehung zu Investoren und Aktionären liefert ein guter IR Manager wichtige Informationen und erklärt plausibel die Zahlen. Zudem sorgt er dafür, das Ungleichgewicht an Information zwischen der unternehmensinternen Welt und der Außenwelt abzubauen. Er trägt damit dazu bei, dass Kapitalkosten für das Unternehmen optimiert werden. Aus diesem Grund sind IR zumeist direkt dem Finanzvorstand oder dem Vorstandsvorsitzenden unterstellt. Wie grundlegend die Verortung im Finanzressort sein kann, hat Heinz-Joachim Neubürger, der ehemalige Finanzvorstand von Siemens und zudem ehemaliger IR Manager des Konzerns, auf den Punkt gebracht: "Ein guter IR-Manager ist ein Deputy CFO" (vergleiche Moritz 2010, S. B4 f.). Den nächsten großen Professionalisierungsschub erlebte IR nach der Finanzkrise 2008/2009 -diesmal in Richtung regulatorische Anforderungen. Der sogenannte Pflichtteil, also das vierteljährliche Reporting inklusive Telefonkonferenzen mit Investoren und Analysten, die Beachtung der Ad-hoc-Publizität und sonstigen Veröffentlichungspflichten, die Betreuung der Hauptversammlungen und vieles mehr, hat nochmals deutlich zugenommen. Nicht unerwähnt bleiben sollen in diesem Zusammenhang auch die äußerst wichtigen Entwicklungen wie Nachhaltigkeitsberichterstattung, algorithmusbasierter Wertpapierhandel (teils auf neuen, nicht transparenten Handelsplattformen), die strukturellen Veränderungen aufseiten der Intermediäre (weniger Finanzanalysten auf der "Sell side") und aufseiten der Investoren. Diese Entwicklungen begünstigen die Wahrnehmung der IR-Aufgabe als reine Pflichterfüllung. Der Zeitanteil dagegen, der für die Küraufgabe aufgebracht werden kann, nahm und nimmt tendenziell ab. Dabei ist es gerade die Küraufgabe, die IR so wertvoll für die Emittenten macht. Unter Küraufgaben sind all jene IR-Tätigkeiten zu verstehen, die nicht nur eine regelkonforme Positionierung des Unternehmens am Kapitalmarkt gewährleisten, sondern diesen Auftritt auch im Hinblick auf Bewertung, Einschätzung, Begehrlichkeit und angemessene Aktionärsstruktur aus der Perspektive des Unternehmens ermöglichen. Dazu gibt es eine Reihe von Tätigkeiten: regelmäßige Roadshows in die Zentren der Kapitalanlagegesellschaften; Capital Market Days, bei denen den interessierten Investoren tiefere Einblicke in die Unternehmung aus unterschiedlichen Blickwinkeln gegeben wird; Teilnahme an organisierten Investorenkonferenzen; Investor Targeting, um sich neue Investoren zu erschließen, die möglicherweise aus Sicht des Unternehmens besser zu ihm passen, weil eine höhere Interessenkongruenz mit bestimmten Aktionären besteht als mit anderen. Beispielsweise ist eine strategisch langfristig agierende Unternehmensleitung gut beraten, wenn sie sich zu einer anstehenden Transformation die passenden Investoren sucht, diese früh anspricht und von der veränderten Kapitalmarkt-Story überzeugt, damit diese auch die langfristig notwendige und Erfolg versprechende Transformation begleiten. Heute sind rund 72 Prozent der SAP-Gesamtumsätze als "besser planbar" zu bezeichnen, dazu zählen Software-Support-Erlöse sowie Cloud-Umsätze (vergleiche Abbildung 1). Der Anteil der "besser planbaren" Umsätze betrug im Jahr 2010 rund 53 Prozent und im Jahr 2000 nur 27 Prozent. In den 1990er Jahren Jahren überwog der Anteil an reinen Software-Lizenz-Verkäufen, deren Umsätze häufig beim Verkauf, aber noch vor Installation bei den Kunden in der Gewinn-und-Verlust-Rechnung realisiert wurden und werden. Software-Lizenz-Verkäufe galten deshalb als hochmargig, da die lange Anwendungsdauer der Software sich in dem vermeintlich hohen realisierten Anfangspreis gespiegelt hat. Folglich war zu der Zeit mit hohen, nicht leicht vorhersehbaren Software-Lizenz-Verkäufen die Bewertung des Unternehmens am Aktienmarkt hoch. SAP wurde um das Jahr 2000 ungefähr mit dem 90-fachen erwarteten Gewinn je Aktie (ein Jahr im Voraus) bewertet. Heute liegt die Bewertung bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von gut 20. Diese strukturelle Verschiebung zeigt, welche gewaltige Transformation das Unternehmen durchlaufen hat. Um diese Transformation ohne zu Die Küraufgaben der IR machen die Funktion für den Emittenten besonders wertvoll. starke Implikationen auf die Positionierung am Kapitalmarkt und darüber hinaus zu bewältigen, ist eine enge Abstimmung mit dem Controlling wichtig. Gleicht man interne und externe Modellierung ab, ist es möglich, die Kommunikation, also die Kapitalmarkt-Story, gegenüber dem Kapitalmarkt zielgerichtet vorzubereiten und auch durchzuführen. Brückenkopf zwischen Markt und Unternehmensführung How FP&A and Investor Relations Intersect in Work and Career Pathways Ein guter IR-Manager ist ein Deputy CFO, Börsen-Zeitung Die Ausbildung von IR Spezialisten muss noch stärker in der Ökonomie verortet werden Investor Relations in Deutschland. Institutionalisierung -Professionalisierung -Kapitalmarktentwicklung -Perspektiven Investor Relations -Principles and International Best Practices in Financial Communications, 2. Auflage