key: cord-0056935-xwrbtwr8 authors: Weih, Markus title: Effektives Gesundheitswesen dank eines starken Akutsektors date: 2021-03-16 journal: NeuroTransmitter DOI: 10.1007/s15016-021-9054-4 sha: 0b91a53260660b9fb45954a78c34ecb5c7bb20fa doc_id: 56935 cord_uid: xwrbtwr8 nan F ür Deutschland, das Land mit der längsten Tradition der gesetzlichen Krankenversicherung, summierten sich in der Betrachtung durch die Organisa-tion für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hohe Gesundheitsausgaben bei steigender Lebensqualität, aber Abstriche bezüglich Alkoholkonsum und anderer Risikofaktoren. In Frankreich wurden etwas geringere Ausgaben, aber in französischparadoxer Weise eine höhere Lebenser-wartung als in Deutschland ausgewiesen. Für England zeigte sich ein besseres Bild, als man es allgemein erwarten würde. Inwiefern die Wirtschaftslage nach Corona und der Brexit das Gesundheitswesen mit seinem Personalproblem verschärfen wird, bleibt abzuwarten. Italien schließlich machte in den letzten Jahren mehr durch seine Regierungskrisen Schlagzeilen. Während der ersten CO-VID-19-Welle 2020 war natürlich vor allem Norditalien in aller Munde und inwieweit die Strukturen des Gesundheitswesens oder die Soziodemografie für die hohen Corona-Zahlen verantwortlich sind. Die Anzahl der Krankenhausbetten hat, wie in den meisten EU-Ländern, seit 2000 deutlich von ohnehin niedrigen 4,2 auf nun nur noch 2,8 Betten/1.000 abgenommen (Frankreich 6/1.000), was sicher während der COVID-19-Pandemie besonders zu spüren war. Ärzte gibt es 3,8/1.000 (EU 3,6). Die Anzahl der Krankenschwestern pro Arzt ist mit 1,5 ebenfalls sehr gering (EU 2,3), in Zukunft sollen aber mehr Schwestern ausgebildet werden. Es wird in Italien etwas weniger als im EU-Durchschnitt für das Gesundheitswesen ausgegeben (Abb. 1). Die Allgemeinmedizin soll stark gefördert werden, mit einer verpflichtenden Registrierung beim Hausarzt, der als "Gatekeeper" und Gesundheitskoordinator eine gute Qualität anbieten kann. Die OECD-Autoren bescheinigen auch den Italienern ein effektives Gesundheitswesen, vor allem was lebensbedrohliche Zusammenfassend hat nach Meinung der OECD auch das italienische Gesund-heitswesen in den letzten Jahrzehnten Fortschritte gemacht. Die Mortalität ist gering, die Lebenserwartung hoch, Alkoholprobleme sind erfreulich niedrig. Leider wird immer noch zu viel Nikotin konsumiert. Seit der ökonomischen Krise wurden die Gesundheitskosten reduziert, auf Kosten der privaten Ausgaben, aber nicht auf Kosten der Mortalität oder Lebenserwartung, was vielleicht bis vor SARS-CoV2 noch als Erfolg zu werten war. Der sozioökonomische "gap" ist in Italien weiter besonders hoch und die Italiener werden sehr alt, was in einem Land mit einem Nord-Süd-Gefälle vermutlich besonders sichtbar wird und zu einer schlechteren Gesundheit bei bestimmten Patientengruppen führt. Dies ist besonders ungerecht, wenn weiter sehr viel, aktuell noch ein Fünftel, selbst bezahlt werden muss. Derzeit wird versucht mit einer verbesserten Ausbildung von Krankenschwestern die spezifischen Probleme der besonders überalterten italienischen Population in den Griff zu bekommen. Offen bleibt, wie sich das Gesundheitswesen nach der COVID-19-Pandemie verändern wird. /European Observatory on Health Systems and Policies, Brussels