key: cord-0056593-z9bpv7sp authors: Knoch, Johannes title: COVID-19: Internationale Kooperation für standardisierte Therapieempfehlungen und Forschungsprioritäten date: 2020-12-21 journal: nan DOI: 10.1159/000513481 sha: 1f403e4cc4a6dda17bdcf52e24867ae88e9e288d doc_id: 56593 cord_uid: z9bpv7sp BACKGROUND: Coronavirus disease 2019 (COVID-19) is a disease caused by severe acute respiratory syndrome-coronavirus-2. Consensus suggestions can standardise care, thereby improving outcomes and facilitating future research. METHODS: An International Task Force was composed and agreement regarding courses of action was measured using the Convergence of Opinion on Recommendations and Evidence (CORE) process. 70% agreement was necessary to make a consensus suggestion. RESULTS: The Task Force made consensus suggestions to treat patients with acute COVID-19 pneumonia with remdesivir and dexamethasone but suggested against hydroxychloroquine except in the context of a clinical trial; these are revisions of prior suggestions resulting from the interim publication of several randomised trials. It also suggested that COVID-19 patients with a venous thromboembolic event be treated with therapeutic anticoagulant therapy for 3 months. The Task Force was unable to reach sufficient agreement to yield consensus suggestions for the post-hospital care of COVID-19 survivors. The Task Force fell one vote shy of suggesting routine screening for depression, anxiety and post-traumatic stress disorder. CONCLUSIONS: The Task Force addressed questions related to pharmacotherapy in patients with COVID-19 and the post-hospital care of survivors, yielding several consensus suggestions. Management options for which there is insufficient agreement to formulate a suggestion represent research priorities. the context of a clinical trial; these are revisions of prior suggestions resulting from the interim publication of several randomised trials. It also suggested that COVID-19 patients with a venous thromboembolic event be treated with therapeutic anticoagulant therapy for 3 months. The Task Force was unable to reach sufficient agreement to yield consensus suggestions for the posthospital care of COVID-19 survivors. The Task Force fell one vote shy of suggesting routine screening for depression, anxiety and post-traumatic stress disorder. Conclusions: The Task Force addressed questions related to pharmacotherapy in patients with COVID-19 and the post-hospital care of survivors, yielding several consensus suggestions. Management options for which there is insufficient agreement to formulate a suggestion represent research priorities. Seit Beginn des Jahres 2020 breitet sich das SARS-CoV-2 (severe acute respiratory syndrome coronavirus-2, schweres akutes Atemwegssyndrom Coronavirus-2) genannte Coronavirus mit der dazu gehörigen Erkrankung COVID-19 (Coronavirus disease 2019) weltweit rapide aus. Hierbei handelt es sich um eine vollständig neue Erkrankung, zu der es bislang weder Erfahrungen noch Leitlinienoder studienbasierte Therapieempfehlungen gab. Aus diesem Grunde ergriffen bereits im Anfangsstadium der Pandemie die American Thoracic Society (ATS) und die European Respiratory Society (ERS) gemeinsam die Initiative, um trotz Ermangelung belastbarer Studien, möglichst standardisierte Therapieempfehlungen geben zu können. Des Weiteren sollten Forschungsprioritäten identifiziert werden, um so eine zunehmende Evidenz zur Verfügung stellen zu können. Um einen möglichst breiten Konsens der Empfehlungen zu erreichen, wurden zunächst Pneumologen, Intensivmediziner sowie infektiologisch tätige Experten identifiziert und eingeladen, an der Konsensfindung teilzunehmen. Der Ausschuss arbeitete Fragen von klinischer Bedeutung heraus, welche sodann mittels der Software SurveyMonkey von den eingeladenen Experten bearbeitet wurden. Insgesamt waren 112 Kliniker eingeladen, 97 davon führten die Umfrage vollständig durch. Die Auswertung erfolgte so, dass klare Empfehlungen für oder gegen eine Aussage oder keine Empfehlung für oder gegen eine Aussage mit möglichst großem Konsens gegeben werden konnten. In Bezug auf die Pharmakotherapie der akuten COVID-19-Erkrankungen ergehen folgende Empfehlungen: Hospitalisierte Patienten mit COVID-19-Pneumonie, welche eine Sauerstofftherapie benötigen, sollen eine Therapie mit Remdesevir erhalten, sowohl wenn zusätzlich zur Sauerstofftherapie eine Beatmung oder eine extrakorporale Membranoxygenierung (extracorporeal membrane oxygenation, ECMO) notwendig ist, als auch wenn dies nicht der Fall ist. Definiert wurde eine COVID-19-Pneumonie mit dem Auftreten von Milchglastrübungen in der radiologischen Bildgebung oder, sollte kein Röntgenbild durchgeführt worden sein, mit einer Sauerstoffsättigung < 94% bei typischen Zeichen einer Infektion. Diese Aussage stützte sich vor allem auf den «Adaptive COVID-19 Treatment Trial» (ACTT) [1] . Der Aussagekraft dieser Studie wurde mehr Gewicht zugemessen, als einer Studie aus Wuhan, in welcher die Sterblichkeit von Patienten mit und ohne Remdesevir-Therapie nahezu gleich gewesen war [2] . Eine klare Empfehlung gegen den Einsatz von Hydroxychloroquin wird für sämtliche Patienten gegeben. Hierbei stützen sich die Autoren im Wesentlichen auf zwei amerikanischen Studien [3, 4] , sowie die SOLIDARITY-Studie der WHO, welche aufgrund eines mangelnden Benefits vor Studienende abgebrochen werden musste [5] . Eine weitere starke Empfehlung für Patienten mit COVID-19-Pneumonien ergeht für den Einsatz von Dexamethason. Dexamethason wird für alle Patienten empfohlen, welche sowohl eine COVID-19-Pneumonie und als auch einen Bedarf an Sauerstoff haben. Des Weiteren ergeht eine klare Empfehlung für beatmete Patienten. Diese zunächst stark formulierte Empfehlung wird im Weiteren jedoch leicht eingeschränkt, da der Benefit bei Patienten, welche lediglich eine zusätzliche Sauerstoffgabe benötigen, sehr gering ausfällt und stärker bei beatmeten Patienten, ist. Ausdrücklich wurde darauf verwiesen, dass Patienten mit einem Alter von mehr als 70 Jahren, Diabetikern und Patienten die nur wenig Sauerstoff benötigen, Vorsicht geboten ist, da dem geringen Benefit verhältnismäßig großen Risiken gegenüber stehen. Für die Posthospitalphase wurden Fragen zu routinemäßig durchgeführten Lungenfunktionstests, Computertomographien, transthorakalen Echokardiographien sowie kardiopulmonalen Belastungstests gestellt. Klare Empfehlungen hierzu resultierten jedoch nicht aus der Umfrage. Grundsätzlich wird die Untersuchung der Posthospitalphase von COVID-19-Patienten als sinnvoll erachtet, es ließen sich jedoch keine klare Handlungsempfehlungen daraus ableiten. Lediglich für Patienten, welche im Rahmen der COVID-19-Erkrankung nachgewiesene venöse Thromboembolien hatten, wird eine dreimonatige Antikoagulation empfohlen, um Rezidive zu vermeiden. Für die antikoagulative Therapie während des stationäres Aufenthaltes und während der akuten COVID-19-Erkrankung finden sich keine Empfehlungen. Explizit wird im Text darauf hingewiesen, dass es keine definitive Evidenz für eine prophylaktische Koagulation bei COVID-19-Patienten gibt. Diverse Fragestellungen für Follow-up-Untersuchungen/die Posthospitalphase blieben ohne klare Empfehlungen dafür oder dagegen. Die Konsensgruppe gibt neben den Empfehlungen für die Therapie auch Empfehlungen für zukünftige Forschungsschwerpunkte. Dies sind insbesondere Bereiche, in denen zum frühen Zeitpunkt der Pandemie, zu welchem die Fragen gestellt wurden, keine eindeutigen Empfehlungen gegeben werden konnten. Beispielhaft seien hier die prophylaktische Antikoagulation, serologische Tests zur Immunantwort, Nachsorge und Rehabilitation erwähnt. Remdesivir for the treatment of COVID-19 -Preliminary Report Remdesivir in adults with severe COVID19: a randomised, double-blind, placebo-controlled, multicentre trial Association of treatment with hydroxychloroquine or azithromycin within-hospital mortality in patients with COVID-19 in New York State Observational study of hydroxychloroquine in hospitalized patients with Covid-19 World Health Organization. WHO discontinues hydroxychloroquine and lopinavir/ritonavir treatment arms for COVID-19. Verfügbar unter www. who.int/news-room/detail/04-07-2020-who-discontinues-hydroxychloroquine-and-lopinavir-ritonavir-treatment-arms-for-covid-19 weitere Empfehlungen zu erarbeiten oder bestehende anzupassen. Aus aktueller Sicht haben die Empfehlungen der diskutierten Studie von ATS und ERS weiterhin Bestand. Hinzu gekommen ist sicherlich an erster Stelle die zeitliche Komponente der frühen Remdesevir-Gabe und der eher etwas späteren Steroid-Gabe, und als zusätzliche Stütze der Therapie die frühe Prophylaxe thromboembolischer Komplikationen. Die hier vorgestellte ATS/ERS-Studie entstand in internationaler Kooperation, um der außergewöhnlichen Situation der Pandemie zu begegnen. Ihrem Wert lässt sich sicherlich auch aus aktueller Perspektive eine hohe Bedeutung beimessen. Hiermit erkläre ich, dass keine Interessenskonflikte in Bezug auf den vorliegenden Wissenstransfer bestehen.