key: cord-0056448-j4rybdga authors: Bischoff-Ferrari, Heike A.; Kressig, Reto W.; Meier, Christian; Stute, Petra title: Empfehlung zu Vitamin D im Rahmen der COVID-19-Pandemie für Geriater*Innen und Hausärzt*Innen date: 2021-02-18 journal: J DOI: 10.1007/s41975-021-00180-5 sha: c172e0256b3f4d05f451b81bd912de7affb5f3e4 doc_id: 56448 cord_uid: j4rybdga nan In der aktuellen Pandemiesituation sind volksgesundheitliche Massnahmen zur Risikoverminderung der COVID-19-Infektion dringend gesucht. Die Hinweise zu Vitamin D als mögliche präventive Massnahme häufen sich und obgleich die in einer idealen Welt geforderte Evidenz einer grossen Studie zu Vitamin D bei COVID-19-erkrankten Patienten aktuell aussteht, sind aus einer volksgesundheitlichen Sicht in der aktuellen Krisensituation umsichtige Regeln, gestützt auf eine umfassende Risiko-Benefit-Analyse, notwendig, um potenziell Menschenleben zu retten. Aus dieser Perspektive betrachtet sprechen aus volksgesundheitlicher Sicht mehr Argumente für eine präventive Gabe von 400 bis 1000 IE Vitamin D am Tag im Rahmen der COVID-19-Pandemie als dagegen. Dieses Statement basierend auf neusten wissenschaftlichen Daten soll die aktuelle Kontroverse zu Vitamin D in der Laienpresse sachlich ergänzen und Geriater*Innen und Hausärzt*Innen unterstützen, die Aussagen in der Laienpresse einzuordnen. Bezogen auf COVID-19 wurde in den vergangenen Monaten in der überwiegenden Anzahl publizierter Kohortenstudien beobachtet, dass Personen mit einem Vitamin-D-Mangel ein erhöhtes COVID-19-Risiko und eine erhöhte COVID-19-Mortalität aufweisen [8] [9] [10] [11] [12] . Kohortendaten belegen jedoch keine Kausalität und können wesentliche Schwächen aufweisen [13] . Dazu kommen basiswissenschaftliche Studien, die zeigen, dass Vitamin D den COVID-19-induzierten Zytokinsturm zu unterdrücken scheint [14, 15] , als mögliche Erklärung, warum in verschiedenen Kohortenstudien ein höherer Vitamin-D-Blutspiegel mit einem geringeren Schweregrad der COVID-19-Erkrankung korreliert [8] [9] [10] [11] [12] . Bekannt ist, dass Vitamin D eine Rolle in der angeborenen und akuten Immunantwort spielt [16] . Entsprechend ist der Vitamin-D-Rezeptor (Andockstelle) auf vielen Zellen des Immunsystems verankert [16] und vermittelt zum Beispiel die Freisetzung von Entzündungsfaktoren (Zytokinen) durch sogenannte Fresszellen und trägt damit zu einer Hochregulation von antimikrobiellen Substanzen bei, die eine antivirale Wirkung haben [17, 18] . Bezogen auf die Prävention akuter Atemwegsinfekte ist zudem bekannt, dass Virusinfektionen in der Lunge die Aktivierung von Vitamin D in dessen aktiver Form (1,25-Dihydroxyvitamin D) fördern und damit antivirale Abwehrmechanismen (Cathelicidin) in Gang kommen [17, 18] . Bezüglich Interventioneller Studien zur Rolle einer Vitamin-D-Therapie bei COVID-19-Patienten sind zwei kleine [5, 6] . Zusammenfassend fehlt bezüglich Vitamin D zum heutigen Zeitpunkt zwar der abschliessende Beweis einer grossen klinischen Studie bei COVID-19-erkrankten Patienten, jedoch sollte in der aktuellen Pandemiesituation die Evidenz bezogen auf die Senkung jeglicher akuter Atemwegsinfekte um 30 % mit der seitens des BAG seit 2012 bestehenden präventiven Empfehlung von 400 bis 1000 IE am Tag (bezogen auf die Knochengesundheit) eine ausreichende volksgesundheitliche Basis darstellen, um jetzt zu reagieren. Alternativ werden, bis die Studienergebnisse der Boston-VIVID-Studie vorliegen, Monate vergehen, in denen die sichere und günstige und breit verfügbare präventive Massnahme von 400 bis 1000 IE Vitamin D am Tag bereits greifen könnte. Dazu befinden wir uns in der Wintersaison, in der mindestens jeder zweite erwachsene Mensch in der Schweiz einen Vitamin-D-Mangel hat [21] Effect of vitamin D supplementation, omega-3 fatty acid supplementation, or a strength-training exercise program on clinical outcomes in older adults: the DO-HEALTH randomized clinical trial A pooled analysis of vitamin D dose requirements for fracture prevention Fall prevention with supplemental and active forms of vitamin D: a meta-analysis of randomised controlled trials Vitamin D supplementation and musculoskeletal health Hype about vitamin D substitution: what remains? Vitamin D in geriatric patients Benefit-risk assessment of vitamin D supplementation The role of vitamin D in the prevention of coronavirus disease 2019 infection and mortality Association of vitamin D status and other clinical characteristics with COVID-19 test results Low plasma 25(OH) vitamin D level is associated with increased risk of COVID-19 infection: an Israeli population-based study Role of vitamin D in preventing of COVID-19 infection, progression and severity Vitamin D insufficiency as a potential culprit in critical COVID-19 patients Sorting out whether vitamin D deficiency raises COVID-19 risk A network-based analysis reveals the mechanism underlying vitamin D in suppressing cytokine storm and virus in SARS-coV-2 infection Backman V (2020) Evidence for possible association of vitamin D status with cytokine storm and unregulated inflammation in COVID-19 patients Vitamin D and health: perspectives from mice and man Vitamin D and respiratory health Effect of vitamin D3 on the antimicrobial activity of human airway surface liquid: preliminary results of a randomised placebo-controlled double-blind trial Effectofcalcifedioltreatment and best available therapy versus best available therapy on intensive care unit admission and mortality among patients hospitalized for COVID-19: A pilot randomized clinical study Short term, high-dose vitamin D supplementation for COVID-19 disease: a randomised, placebo-controlled, study (SHADE study) Vitamin D levels and associated factors: a population-based study in Switzerland