key: cord-0056371-41xx1611 authors: Hollerbach, Stephan title: Pandemie-Schutzmaßnahmen in ambulant endoskopierenden Einrichtungen date: 2021-02-24 journal: Gastro-News DOI: 10.1007/s15036-021-2290-4 sha: 215e9fa353e323c4e3048fae50ccf7c6afe5a928 doc_id: 56371 cord_uid: 41xx1611 nan Die erste Welle der Pandemie hat in Deutschland durch den ersten "Lockdown" erhebliche Einschränkungen für zahlreiche ambulant endoskopierende Einrichtungen gebracht, da zwischen März und Mai 2020 viele elektive Untersuchungen abgesagt werden mussten. Zudem wurden manche Einrichtungen vorübergehend geschlossen oder arbeiteten mit reduzierter Personalstärke. In einigen Regionen blieben Patienten den Untersuchungen auch von sich aus fern, da sie hierbei Infektionen befürchteten. Wichtige Gründe dafür waren sicherlich der in Deutschland zu Beginn der Pandemie herrschende, teils eklatante Mangel an persönlicher Schutzausrüstung (PSA) und Einschränkungen bei den Testsmöglichkeiten der Patienten. Durch diese Umstände gingen die elektiven Endoskopien mancherorts um geschätzte 70-90 % zurück, doch sind -im Gegensatz zu ambulanten hepatologischen Einrichtungen -bisher wenig Zahlen zu den genauen Veränderungen publiziert worden. Der Berufsverband niedergelassener Gastroenterologen (bng) hat dazu im September 2020 ein Statement abgegeben (siehe auch Gastro-News 2020;07 (5) Seit Ende September 2020 wird von der "Zeiten Welle" der COVID-19-Pandemie in Deutschland und Europa gesprochen, da die Zahlen Infizierter und Toter nach längerer Sommerpause wieder zunahmen und schließlich exponentiell anstiegen. Damit nahm und nimmt die Gefährdung des exponierten Klinikpersonals bei aerosolproduzierenden medizinischen Eingriffen besonders stark zu. Sowohl die gastrointestinale Endoskopie als auch die Bronchoskopie und alle anderen intraoralen, intranasalen und endotrachealen Prozeduren stellen ein sehr hohes Risiko für das durchführende Klinikpersonal dar, das Corona-Virus selbst in hoher Partikelzahl aufzunehmen und daran zu erkranken [2, 3, 4] . Bereits im Frühjahr 2020 erschienen daher einzelne Empfehlungen zum Personalschutz durch Fachgesellschaften [2, 4] und Artikel von Fachkollegen aus besonders stark betroffenen Regionen wie der Lombardei [3] . Auch vom Robert Koch-Institut wurden allgemeine Empfehlungen herausgegeben [5] Die wichtigsten 2020 publizierten Empfehlungen europäischer, amerikanischer, britischer, kanadischer, indischer und asiatischer Fachgesellschaften zum Virusschutz in endoskopierenden Einheiten fasst (▶Tab. 1) zusammen [7, 8, 9, 66 % der Praxen führten aus, dass immer noch zahlreiche Patienten Sicherheitsbedenken gegenüber elektiven Endoskopien bezüglich einer Virusübertragung in der medizinischen Einrichtung hegten. Interessant ist, dass viele Praxiseinrichtungen in den USA planen, den "Backlog" ausgefallener elektiver Endoskopien aufzuholen. Als beste Strategien dafür gaben 64 % an, die Praxis an Werktagen länger zu öffnen und mehr Endoskopien an diesen Tagen durchzuführen. 67 % der "freien" Praxen und 47 % der am Krankenhaus tätigen Praxen würden sogar an Wochenenden zusätzlich endoskopieren (!). Bezüglich des "physical distancing" im Endoskopiebereich gaben 88 % der Praxen an, weiterhin nur die Patienten in den Bereich kommen zu lassen. Die Arbeit in strikt getrennten Räumen und mit völlig getrennt arbeitenden Teams konnte nur jeweils eine Minderheit von Einrichtungen anbieten (38 %und 35 %). Es zeigte sich ein klarer Handlungsbedarf bezüglich eines standardisierten testbasierten Vorgehens in der Endoskopiepraxis sowie eine ständige Information der Patienten über die Sicherheit der Einrichtung und getroffener Schutzmaßnahmen. Die Pandemie hat während der ersten Welle zu einem starken Rückgang elektiver Endoskopien in ambulant endoskopierenden Einrichtungen geführt Maßgeblich für den Rückgang waren besonders der harte Lockdown sowie der eklatante Mangel an Schutzausrüstung und an Testverfahren zu Beginn der Pandemie Seit Pandemiebeginn und Abflauen der ersten Infektionswelle erschienen zahlreiche internationale Empfehlungen der Fachgesellschaften zum Infektionsschutz in der Endoskopie. Inwieweit die Empfehlungen der Fachgesellschaften (▶Tab. 1) in Deutschland in den ambulanten Einrichtungen umgesetzt werden (können) Während der zweiten Welle bleiben die meisten Einrichtungen geöffnet und wenden zahlreiche Schutzmaßnahmen an Standardvorgehen" für Patienten-und Personalschutz ist im Detail jedoch nicht publiziert verfügbar Die Rolle und Effektivität von Testverfahren (PCR, Schnelltests) zum Schutz in ambulant endoskopierenden Einrichtungen ist derzeit leider nicht bekannt Zum routinemäßigen Einsatz von Schnell-und/oder PCR-Tests bei Patienten und Personal in ambulant endoskopierenden Einrichtungen gibt es keine verfügbaren Verlässliche Zahlen über in ambulanten Endoskopieeinrichtungen in Deutschland erworbene/weitergegebene Infektionen fehlen bisher (Personal, Patienten) Wichtigste Faktoren für die Infektionssicherheit in ambulanten endoskopierenden Einrichtungen sind: abnehmende SARS-CoV-2-Prävalenz in der Umgebung, die Arbeit mit voller Schutzausrüstung und die Möglichkeit eines konsequenten Testens von Patienten und Personal Fazit für die Praxis Die medizinischen Folgen des Patientenrückgangs in ambulanten endoskopierenden Einrichtungen während der Pandemiewellen sind derzeit nicht absehbar Ambulant endoskopierende Einrichtungen sollten einheitliche, gemeinschaftlich finanzierte und evaluierte Hygienestandards gemäß den internationalen Leitlinien zur Bekämpfung der Pandemie umsetzen können Eine Begleitforschung in ambulant endoskopierenden Einrichtungen wäre notwendig, um die Effektivität einzelner Maßnahmen zu ermitteln Für künftige Pandemiewellen ist ein bundesweites, zentrales Konzept mit Einbeziehung der ambulant endoskopierenden Einrichtungen notwendig Wegen der aktuell geringen, verfügbaren Impfstoffmengen in Deutschland dürfte sich die Situation zunächst nicht wesentlich verbessern lassen Das Personal ambulant endoskopierender Einrichtungen sollte gleichwohl aufgrund der hohen Infektionsgefahr insbesondere bei "oberen Endoskopien" so früh wie möglich geimpft werden Bis dahin muss weiterhin eine abnehmenden SARS-CoV-2-Prävalenz in der Umgebung angestrebt werden; zudem sollte weiterhin die Arbeit mit voller Schutzausrüstung und die Möglichkeit eines konsequenten Testens von Patienten und des Personals in den ambulanten Einrichtungen stringent erfolgen Literatur als Zusatzmaterial unter www.springermedizin.de/gastro-news Prof. Dr. med. Stephan Hollerbach Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie/GI-Onkologie Allgemeines Krankenhaus Celle Siemensplatz 4