key: cord-0055868-trvwknfb authors: Strzelczyk, Adam; Knake, Susanne; Holtkamp, Martin; Schulze-Bonhage, Andreas; Lemke, Johannes; von Spiczak, Sarah; Berkenfeld, Ralf; Rosenow, Felix; Brandt, Christian; Schmitt, Friedhelm C. title: Impfung zur Vorbeugung der COVID-19-Erkrankung sowie Impfpriorisierung bei Epilepsie date: 2021-02-01 journal: Z DOI: 10.1007/s10309-021-00404-5 sha: 0a8e8f7b71e3112680578d0f87d03f2013e87b42 doc_id: 55868 cord_uid: trvwknfb The Board of Directors of the German Society of Epileptology and the committee on epilepsy and syncope of the German Society of Neurology have reviewed the current data on vaccination to prevent coronavirus disease 2019 (COVID-19) and vaccination prioritization in people with epilepsy and provide a summary and recommendations. Seit Dezember 2019 wurden erstmals in Wuhan (China) Erkrankungen mit dem neuartigen Corona-Virus SARS-CoV-2 beschrieben, die sich mittlerweile zu einer weltweit umspannenden Pandemie entwickelten. Die Erkrankung durch das "SARS-CoV-2"-Virus manifestiert sich im Regelfall als Infektion der Atemwege und wird als "COVID-19" bezeichnet. Zu den häufigen Symptomen gehören Fieber, Husten und weitere respiratorische Symptome [1] . Das ZNS kann auch betroffen sein, als einziges annähernd pathognomonisches Symptom für COVID-19 wird der Verlust des Geruchs-und Geschmackssinns beschrieben, der bei einem Fünftel der Patienten in Deutschland beschrieben wurde [2, 3] . Epileptische Anfälle und Status epilepticus gehören zu den seltenen Manifestationen von COVID-19 [4] . Das Risiko für einen durch Komplikationen gekennzeichneten Verlauf und die Notwendigkeit einer stationären Behandlung hängen insbesondere vom Alter ab, aber auch bei Kindern und jungen Erwachsenen kann es zu schweren Verläufen mit Hospitalisierung und manchmal auch langer intensivmedizinischer Behandlung kommen [1] . Mit Epilepsie assoziierte Komorbiditäten wie das Down-Syndrom (Trisomie 21) [5] oder geistige Behinderung [6] können mit erheblich erhöhter Hospitalisierungsrate und Mortalität einhergehen. Die Bindung und Vorhaltung von Krankenhauskapazitäten haben zur Einschränkung in der allgemeinen Gesundheitsversorgung und auch in der Behandlung von Menschen mit Epilepsie geführt [7] [8] [9] [10] , sodass nur eine wirksame Bekämpfung der Pandemie zu einer Verbesserung der allgemeinen Gesundheitsversorgung führen kann. Neben wirksamen Schutzmaßnahmen gegen eine Ansteckung wie Händehygiene, Maskentragen und Distanzhalten kommt den neu entwickelten Impfstoffen gegen COVID-19 eine besondere Rolle zu, für die eine hohe Wirksamkeit in groß angelegten Studien gezeigt werden konnte [11] [12] [13] [14] . Für den in Deutschland als ersten verfügbaren mRNA-Impfstoff Comirnaty ® (BioNTech/Pfizer) konnte gezeigt werden, dass bis zu 95 von 100 geimpften Personen vollständig vor einer Erkrankung geschützt waren. Bei den übrigen 5 % kam es zu COVID-19 mit einem milden Verlauf, der keine Hospitalisierung erforderte [11] . Für den mRNA-Impfstoff von Moderna ® wird eine vergleichbare Wirksamkeit von 94 % berichtet [12] . Somit ist die Impfung die wirksamste Maßnahme gegen COVID-19 und gegen seine bei einem Teil der Patienten auftretenden schweren oder langwierigen Komplikationen. Die Impfungen zur Vorbeugung der COVID-19-Erkrankung sind für Personen ab einem Alter von 16 Jahren zugelassen. Das Angebot zur Impfung erfolgt nach Vorgaben zur Priorisierung der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut [15] (s. unten). Da bei einigen Menschen mit Epilepsie Verunsicherung besteht, ob diese Impfung zur Verschlechterung der Anfallssituation führen kann, haben wir eine Recherche zu den bereits verfügbaren und zu den weiteren wahrscheinlich bald zugelassenen Impfpräparaten durchgeführt. Die folgende Zusammenfassung basiert auf den Publikationen der Zulassungsstudien [11] [12] [13] [14] Unter den bislang bekannten Nebenwirkungen sind in den genannten Publikationen und Fachinformationen epileptische Anfälle und Epilepsien nicht aufgeführt. Aktuell gibt es keine Hinweise darauf, dass für Menschen mit Epilepsie ein besonders hohes Risiko für Nebenwirkungen bei einer Impfung zur Vorbeugung der COVID-19-Erkrankung besteht. Nach allem verfügbaren Wissen ist für Menschen mit Epilepsie wie für die Allgemeinbevölkerung das Risiko eines ernsthaften Verlaufs von COVID-19 wesentlich höher als ein mögliches Risiko von Komplikationen bei Durchführung der Impfung. Die Wirksamkeit der Impfung kann möglicherweise bei einer bestehenden Immunschwäche oder bei einer Behandlung, die die Immunantwort vermindert, beeinträchtigt sein. Hierzu zählen insbesondere Kortikosteroide (z. B. Prednisolon), Azathioprin oder auch monoklonale Antikörper wie Rituximab, die bei akut-symptomatischen Anfällen bei Autoimmunenzephalitis sowie autoimmun assoziierten Epilepsien [19] eingesetzt werden können. Dies gilt auch für den mTOR-Inhibitor Everolimus, der zur Zusatzbehandlung von epileptischen Anfällen im Zusammenhang mit tuberöser Sklerose eingesetzt werden kann [20] . In den genannten Fällen kann die Immunreaktion auf die Impfung mög-licherweise beeinträchtigt und deshalb weniger wirksam sein [21] . Patienten, die immunsuppressiv behandelt werden, sollten das Ansprechen auf die Impfung und die Nutzen-Risiko-Abwägung mit dem behandelnden Arzt vor der Impfung erörtern. Das Risiko für einen schweren Verlauf einer COVID-19-Erkrankung scheint unter der chronischen Einnahme von immunsuppressiver Therapie nicht erhöht zu sein [22] , im Idealfall sollten Impfungen 6 Wochen vor Beginn einer immunmodulierenden Behandlung durchgeführt werden. Die Autoren möchten zudem auf den ausführlichen Artikel "Impfen bei Immundefizienz" verweisen [23] . Nach jeder Impfung kann es zu Fieber kommen, dies kann bei einigen Patienten mit Epilepsie anfallsauslösend wirken. Dieser anfallsprovozierende Faktor ist in der Regel bei den betroffenen Patienten durch vorherige fieberhafte Infekte oderGrippeschutzimpfungenbekannt. Auch die Impfstoffe zur Vorbeugung der COVID-19-Erkrankung können zu einer leichten Entzündungsreaktion mit Auftreten von Fieber führen. Hierauf wäre also nach einer Impfung zu achten, insbesondere wenn in der Vergangenheit in zeitlichem Zusammenhang mit Impfungen oder mit vorhergehenden Infekten epileptische Anfälle aufgetreten sind. Gegebenenfalls könnten fiebersenkende Mittel, die auch sonst von dem Patienten vertragen werden, z. B. Ibuprofen oder Paracetamol, eingesetzt werden [24] . Alternativ könnte vorübergehend die Dosis der Antiepileptika erhöht werden, oder es kann passager der Einsatz von Benzodiazepinen, wie z. B. Clobazam, erfolgen. Die Fachinformationen der Impfstoffe sind zu beachten, insbesondere können Impfstoffe zur Vorbeugung der COVID-19-Erkrankung Inhaltsstoffe enthalten, gegen die eine Allergie bestehen kann. Sind Allergien und anaphylaktische Reaktionen in der Eigenanamnese bekannt, sollte dies mit dem die Impfung durchführenden Arzt besprochen werden. Nach Vorgaben der STIKO [15] The Board of Directors of the German Society of Epileptology and the committee on epilepsy and syncope of the German Society of Neurology have reviewed the current data on vaccination to prevent coronavirus disease 2019 (COVID-19) and vaccination prioritization in people with epilepsy and provide a summary and recommendations. Generell sollten Menschen mit Epilepsie den gleichen Impfschutz erhalten wie andere Menschen auch [26] [27] [28] . Zuvor in zeitlichem Zusammenhang mit Impfungen aufgetretene epileptische Anfälle sind keine Kontraindikation für eine Impfung zur Vorbeugung der COVID-19-Erkrankung [29] . In diesen seltenen Fällen ist es eine Einzelfallentscheidung, bei der Nutzen und Risiken zusammen mit dem behandelnden Arzt abgewogen werden müssen. Eine generelle Priorisierung für die Impfung liegt bei Menschen mit Epilepsie nicht vor, relevante Komorbiditäten oder schwere Grunderkrankungen können jedoch zu einer Priorisierung führen. Die Autoren möchten in Namen der repräsentierten Fachgesellschaften Menschen mit Epilepsien ausdrücklich darin bestärken, falls keine Kontraindikationen bestehen, eine angebotene Impfung wahrzunehmen und sich und andere so vor einer schweren COVID-19-Erkrankung zu schützen. Die in diesem Artikel enthaltenen Bilder und sonstiges Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbildungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das betreffende Material nicht unter der genannten Creative Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für die oben aufgeführten Weiterverwendungen des Materials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers einzuholen. Weitere Details zur Lizenz entnehmen Sie bitte der Lizenzinformation auf http://creativecommons.org/ licenses/by/4.0/deed.de. Clinical practice guideline: recommendations on in-hospital treatment of patients with COVID-19 Neurological manifestations of COVID-19"-guideline of the German society of neurology Epidemiologischer Steckbrief zu SARS-CoV-2 und COVID-19 The international European Academy of Neurology survey on neurological symptoms in patients with COVID-19 infection COVID-19 mortality risk in down syndrome: results from a cohort study of 8 Mio. Adults Clinical outcomes of COVID-19 in long-term care facilities for people with epilepsy Counseling of people with epilepsy via telemedicine: experiences at a German tertiary epilepsy center during the COVID-19 pandemic SARS-CoV-2-related rapid reorganization of an epilepsy outpatient clinic from personal appointments to telemedicine services: a German single-center experience Reduced rate of inpatient hospital admissions in 18 German university hospitals during the COVID-19 Lockdown. Front Public Health 8:1018 Medical emergencies during the COVID-19 pandemic Safety and efficacy of the BNT162b2 mRNA Covid-19 vaccine Efficacy and safety of the mRNA-1273 SARS-coV-2 vaccine Safety and efficacy of the ChAdOx1 nCoV-19 vaccine (AZD1222) against SARS-CoV-2: an interim analysis of four randomised controlled trials in Brazil, South Africa, and the UK Interim results of a phase 1-2a trial of Ad26.COV2.S Covid-19 vaccine Beschluss der STIKO zur 1. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung und die dazugehörige wissenschaftliche Begründung European Medicines Agency (2020) Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels: Comirnaty European Medicines Agency (2021) Summary Of Product Characteristics: Moderna Medicines and Healthcare products Regulatory Agency (2021) 1REG 174 Information For UK Healthcare Professionals: COVID-19 Vaccine AstraZeneca Acute symptomatic seizures secondary to autoimmune encephalitis and autoimmuneassociated epilepsy: conceptual definitions Everolimus als krankheitsspezifische Therapieoption bei mit tuberöser Sklerose assoziierter, therapierefraktärer Epilepsie -ein systematischer Überblick Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels: Votubia Association between chronic use of immunosuppresive drugs and clinical outcomes from Coronavirus disease 2019 (COVID-19) hospitalization: a retrospective cohort study in a large US health system Cabezudo-Garcia P, Ciano-Petersen NL, Mena-Vazquez N, Pons-Pons G et al (2020) Incidence and casefatalityrateofCOVID-19inpatientswithactive epilepsy Verbesserung des Impfstatus bei Epilepsiepatienten Impfen bei Epilepsie und bei neurologischen Schäden? Impfempfehlungen bei Epilepsie Effects of vaccination on onset and outcome of Dravet syndrome: a retrospective study