key: cord-0055134-7sycjwln authors: Bornstein, Stefan R.; Gallwitz, Baptist; Kellerer, Monika; Ludwig, Barbara; Müller-Wieland, Dirk; Neu, Andreas; Reuter, Hans-Martin; Roden, Michael; Seufert, Jochen title: Praktische Empfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft zum Diabetesmanagement bei Patientinnen und Patienten mit einer COVID-19-Erkrankung date: 2021-01-11 journal: Diabetologe DOI: 10.1007/s11428-020-00715-7 sha: d40d1e24b664cc7822def4927b65ee23ea008676 doc_id: 55134 cord_uid: 7sycjwln In subjects with an infection with the novel corona virus SARS-CoV-2 and COVID-19 disease, diabetes mellitus and cardiovascular diseases are highly prevalent comorbidities. Diabetes patients with comorbidities and/or diabetes complications seem to have a higher risk for a severe course of the COVID-19 disease including the development of ARDS or multiorgan failure. The exact interrelations between diabetes and the individual clinical course of COVID-19 are not completely understood at this time. The German Diabetes Association (DDG) summarizes basic principle practice recommendations for the treatment of patients with diabetes and concomitant COVID-19 disease. Diabetes mellitus und kardiovaskuläre Erkrankungen stellen eine der häufigsten Komorbiditäten bei Menschen mit einerInfektionmitdem neuartigenCoronavirus SARS-CoV-2 dar. Patienten mit vorbestehendem Diabetes und insbesondere weiteren Begleiterkrankungen des metabolischen Syndroms (arterielle Hypertonie, Dyslipoproteinämie, viszerale Adipositas, NAFLD ["non-alcoholic fatty liver disease"]) scheinen ein erhöhtes Dieser Beitrag wurde erstpubliziert in Diabetologie und Stoffwechsel (2020) 15: S241-246, https://doi.org/10.1055/a-1159-1486. Nachdruck mit freundl. Genehmigung von Georg Thieme Verlag KG. Die Urheberrechte liegen bei den Autoren. Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf einschließlich "acute respiratory distress syndrome" (ARDS) und Multiorganversagen bei COVID-19-Erkrankung zu haben. Ob es sich dabei um eine bloße Assoziation oder um kausale Zusammenhänge handelt, ist für das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 derzeit nicht geklärt. Signalwege über das Angiotensinkonversionsenzym 2 (ACE2) könnten einen spezifischen Einfluss haben, da das Coronavirus-Spike-Protein den ACE2-Rezeptor für den Zelleintritt nutzt [1] . ACE2 bewirkt in der Lunge eine Degradierung von Angiotensin 2 zu Angiotensin 1-7, das in Zell-und Tiermodellen antiinflammatorische und antifibrotische Effekte zeigte [2] . Einzelne Arbeiten deuten zudem auf eine mögliche Beziehung zwischen Coronavirusinfektionen, ACE2-Expression und Glukosestoffwechsel hin [3] [4] [5] [6] [6] . a In den meisten Studien werden Blutglukosewerte zwischen 140 und 180 mg/dl (7,8 und 10 mmol/l) als ausreichend sicher angesehen, um einerseits hyperglykämiebedingte Komplikationen zu vermeiden und um andererseits auch die Hypoglykämierate möglichst gering zu halten. Es wird empfohlen, eine antihyperglykämische Therapie bei Blutglukosewerten ab 180 mg/dl (10 mmol/l) zu beginnen bzw. zu intensivieren. Bei Werten unter 110 mg/dl (6,1 mmol/l) sollen hingegen blutglukoseerhöhende Maßnahmen ergriffen werden. Diese Empfehlung zur Blutglukoseeinstellung auf Intensivstationen findet sich auch in internationalen Leitlinien [7] sowie in der Leitlinie zur Prävention, Diagnose, Therapie und Nachsorge der Sepsis wieder [8] problematischer OAD-Therapie. Frauen mit einem Gestationsdiabetes, Menschen mit Typ-1-Diabetes und Patienten mit Komorbiditäten und COVID-19-Erkrankung sollten telefonisch oder telemedizinisch (z. B. per Videosprechstunde) engmaschig kontrolliert und begleitet werden. Patienten mit vorbestehendem Diabetes mellitus sollten als Primärpräventionsmaßnahme für jegliche Infektion einschließlich SARS-CoV-2 ihre metabolische Kontrolle optimieren. Infizierte Patienten ohne vorbekannten Diabetes mellitus sollten durch Glukosemonitoring oder HbA1c-Wert-Bestimmung bezüglich einer Neumanifestation getestet werden. Bei Diabetes und schweren Verläufen von COVID-19, insbesondere solchen mit Krankenhausaufenthalt, wird initial und passager vielfach Insulin zum Einsatz kommen, da hier am wenigsten Komplikationen (z. B. Laktatazidose, Ketoazidose) und Medikamenteninteraktionen (u. a. auch mit experimenteller antiviraler Therapie wie Hydroxychloroquin, Lopinavir/Ritonavir, Remdesivir usw.)zu erwartensind. Andere antidiabetische Therapieoptionen sollten kritisch hinsichtlich sog. "sick day rules" überprüft und angepasst werden. Dies gilt insbesondere für SGLT-2-Inhibitoren zur Vermeidung einer atypischen Ketoazidose und für Metformin hinsichtlich einer Laktatazidose. Sulfonylharnstoffe sollten wegen der Gefahr von Hypoglykämien bei Kumulation aufgrund einer (transienten) Niereninsuffizienz ebenfalls pausiert werden. Diabetestherapie · COVID-19-Erkrankung · SARS-CoV-2-Infektion · Typ-1-Diabetes · Typ-2-Diabetes In subjects with an infection with the novel corona virus SARS-CoV-2 and COVID-19 disease, diabetes mellitus and cardiovascular diseases are highly prevalent comorbidities. Diabetes patients with comorbidities and/or diabetes complications seem to have a higher risk for a severe course of the COVID-19 disease including the development of ARDS or multiorgan failure. The exact interrelations between diabetes and the individual clinical course of COVID-19 are not completely understood at this time. The German Diabetes Association (DDG) summarizes basic principle practice recommendations for the treatment of patients with diabetes and concomitant COVID-19 disease. Diabetes therapy · COVID 19 disease · SARS CoV 2 infection · Type 1 diabetes · Type 2 diabetes Flüssigkeitsretention und -einlagerung bestehen. GLP-1-Rezeptor-Agonisten können formal gemäß Fachinformation und unter Berücksichtigung der Nierenfunktion weiter eingesetzt werden. Bei schweren Verläufen der COVID-19-Erkrankung ist eine Pausierung zugunsten einer Insulintherapie zu diskutieren. Bei schweren Verlaufsformen der COVID-19-Erkrankung sollte bei Notwendigkeit einer intensivmedizinischen Therapie die Indikation zur i.v. Insulintherapie großzügig gestellt werden, da durch sie meist eine optimale Steuerbarkeit der Glykämiekontrolle gewährleistet ist und Resorptionsstörungen aus dem subkutanen Gewebe umgangen werden können. Der Zielblutdruck ist < 135/80 mm Hg unter antihypertensiver Therapie. Da das SARS-CoV-2-Virus über den ACE2-Rezeptor in die Zellen eindringt, wurde ein möglicher Zusammenhang zwischen der Einnahme von RAS-Blockern (dadurch Erhöhung der ACE2-Expression?) und der Entwicklung einer schweren COVID-19-Erkrankung einschließlich ARDS diskutiert [9, 10] . Für solche hypothetischen Überlegungen liegt jedoch keine klinische Evidenz vor, sodass -auch aufgrund der wissenschaftlich belegten positiven Effekte von RAS-Blockern auf das CV-und renale System -derzeit kein Absetzen einer bestehenden RAS-Inhibitoren-Therapie empfohlen wird. Entsprechend aktuel- [11, 12] . Eine ggf. bestehende Therapie mit Statinen wird beibehalten. Im Rahmen der COVID-19-Erkrankung finden sich häufig auch erhöhte CK-Werte. Es sollte deshalb auch die CK im Serum bei bestehender Statintherapie (insbesondere bei schwereren COVID-19-Verläufen) bestimmt werden. Bei CK-Anstieg sollte das Statin pausiert werden. Wichtig ist die Beachtung der potenziell antidiabetischen und diabetogenen Effekte von Medikamenten, die bei COVID-19-Erkrankung zum Einsatz kommen könnten (. Abb. 1). Insbesondere beim (experimentellen) Einsatz von antiviraler Begleitmedikation (Hydroxychloroquin, Lopinavir/Ritonavir, Remdesivir, Tocilizumab) sollten Medikamenteninteraktionen mit antidiabetischen Substanzen berücksichtigt werden. Die DDG empfiehlt dazu auch, sich über die COVID-19-Wechselwirkungsplattform der "University of Liverpool" zu informieren: https://www. covid19-druginteractions.org/. Insulinperfusortherapie modifiziert nach Yale-Protokoll, Daten nach [13] SARS-CoV-2 cell entry depends on ACE2 and TMPRSS2 and is blocked by a clinically proven protease inhibitor ) and Mas receptor axis in inflammation and fibrosis The sweeter side of ACE2: physiological evidence for a role in diabetes Characterization of ACE and ACE2 expression within different organs of the NOD mouse Binding of SARS coronavirus to its receptor damages islets and causes acute diabetes Endocrine and metabolic link of coronavirus infection Clinical practice. Glycemic control in the ICU Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv-und Notfallmedizin (DIVI) (2010) Prävention, Diagnose, Therapie und Nachsorge der Sepsis. 1. Revision der S2k Leitlinie COVID-19 and the cardiovascular system Are patients with hypertension and diabetes mellitus at increased risk for Covid-19 infection? Covid-19: Der Einfluss der Antihypertonika Reninangiotensin system blockers and the COVID-19 pandemic Adapting to the new consensus guidelines for managing hyperglycemia during critical illness: the updated Yale insulin infusion protocol