key: cord-0054158-gg0b3jys authors: Kleber, Christoph; Hassel, Achim Walter; Rebholz, Heike title: Das Virus und die Nase date: 2020-12-01 journal: nan DOI: 10.1002/nadc.20204104312 sha: dbf2d1c184b5393ad681bbb5b9541fcf656ef3b6 doc_id: 54158 cord_uid: gg0b3jys Eine Eigenheit des derzeit grassierenden Coronavirus Sars‐Cov‐2 ist, dass Infizierte einige Gerüche nicht mehr wahrnehmen. Das lässt sich nutzen, um eine Infektion frühzeitig nachzuweisen. S ars-Cov-2 ist infektiöser als zwei seiner engen Verwandten, Sars-Cov und Mers-Cov. Zwar sind beide ebenfalls in den letzten Jahren aufgetreten, haben aber unser Leben hier nicht in gleichem Maß beeinflusst. Ein wichtiger Grund für die vergleichsweise hohe Infektiosität ist, dass Personen das Virus übertragen, die keine oder noch keine Symptome zeigen. Fallberichten zufolge befinden sich extrem viele Viruspartikel in der Nasenhöhle und im Nasenrachenraum; Sekrete daraus sind daher eine bedeutende Übertragungsquelle. Es ist deshalb wichtig, Schnelltests zu entwickeln. Diese helfen sowohl niedergelassenen Ärzten als auch den Gesundheitsbehörden, bei Verdacht auf Sars-Cov-2-Infektion rasch Maßnahmen zu ergreifen. Ein Ansatzpunkt für einen Schnelltest ist der Geruchs-und Geschmackssinn, den Betroffene bei einer sonst asymptomatisch verlaufenden Sars-Cov-2-Infektion verlieren. [1] [2] [3] [4] [5] [6] Ein solcher virus -indizierter Riechverlust, die Anosmie, kann den Geruchssinn durch zwei Mechanismen beeinflussen: durch geschwollene Schleimhäute und verstärkten Nasenausfluss sowie eine Schädigung der Nerven in der Nase. Durch die Entzündung schwillt das Gewebe der Nasengänge an, und die Schleimhaut wird von einem Film aus Nasenausfluss überdeckt. Dies hindert die Geruchsmoleküle daran, an die entsprechenden Rezeptoren zu binden, was die Geruchsfähigkeit mindert. Darüber hinaus reduziert sich aufgrund einer solchen Atemwegsverengung der Luftstrom, und Geruchsmoleküle gelangen nicht in einer Menge in die Nasenhöhle, die zum Wahrnehmen des Geruchs erforderlich wäre. 7) Nervenschädigung Ein weiterer Mechanismus beruht auf einer direkten Nervenschädigung durch Viren. Davon sind insbesondere Neuronen im Gewebe des Nasenraums betroffen, in denen die Geruchsrezeptoren sitzen. Vor allem neurotrope Viren wie Masern-, Herpes-und HI-Viren schädigen Neuronen. Allerdings erreichen Viren der oberen Atemwege wie Corona-oder Influenzaviren erreichen ebenfalls das Zentralnervensystem und lösen neurologische Symptome aus, darunter Störungen der Gehirnfunktion, Hirnentzündungen und Krampfanfälle. Sars-Cov, das mit dem aktuellen Sars-Cov-2 am engsten verwandte Coronavirus, wurde in der Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit von Patienten nachgewiesen, andere Coronaviren wurden im Gehirn Verstorbener gefunden. Den Eintritt in das Gehirn ermöglicht eine beeinträchtigte Blut-Hirn-Schranke oder die Infektion peripherer Nerven oder solcher Neuronen in der Nase, die für das Riechen nötig sind. Über die Nase können Moleküle sowohl das Gehirn als auch das zentrale Nervensystem erreichen (Abbildung rechts unten). Außerdem können große Moleküle wie Viren von der Nase über die olfaktorischen Neuronen unabhängig von der Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit direkt in das Gehirn gelangen. 8, 9) Die Wahrscheinlichkeit, dass Sars-Cov-2 in das Nervensystem gelangt, ist also hoch, obwohl die Nasenhöhle und olfaktorische Neuronen die primären Ziele des Virus sind. Dies ist wichtig in Bezug auf Sars-Cov-2-verknüpfte Anosmie, die zeitlich vor allen anderen Symptomen auftreten kann. Da zu diesem Zeitpunkt der Nasenraum weder geschwollen noch verstopft ist, weist dies darauf hin, dass die direkte Schädigung olfaktorischer Neuronen zu der Anosmie führt. Möglicherweise sind bestimmte olfaktorische Neuronen, die Geruchsrezeptoren exprimieren, anfälliger für einen Virusangriff als andere. Eine Eigenheit des derzeit grassierenden Coronavirus Sars-Cov-2 ist, dass Infizierte einige Gerüche nicht mehr wahrnehmen. Das lässt sich nutzen, um eine Infektion frühzeitig nachzuweisen. Adv. Drug Deliv