key: cord-0053042-fxorp20d authors: nan title: Standort-Info date: 2020-11-20 journal: Standort DOI: 10.1007/s00548-020-00686-3 sha: 000d3b13a645c10826aaf2cf0bb0dc18b9580ac2 doc_id: 53042 cord_uid: fxorp20d nan Die Unterschiede zwischen den Regionen Deutschlands sind immens. So stehen insbesondere altindustrielle Großstädte sowie durch einen hohen Bevölkerungsrückgang gekennzeichnete ländliche Regionen vor zahlreichen Herausforderungen. Zu nennen sind eine geringe Wirtschaftskraft und überdurchschnittliche Armutsquoten, während andere Regionen eine hohe Wirtschaftskraft und hohe Bevölkerungszuwächse verzeichnen. Ein Messkonzept zur Bewertung dieser ungleichen Lebensverhältnisse in den Teilräumen Deutschlands wurde vom Institut Arbeit und Technik ( IAT/Westfälische Hochschule Gelsenkirchen) gemeinsam mit dem Zentrum für interdisziplinäre Regionalforschung ( ZEFIR) an der Fakultät für Sozialwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum im Auftrag des Bundesinstituts für Bau-, Stadt-und Raumforschung ( BBSR) entwickelt. Das Messkonzept "regionaler Lebensverhältnisse" soll auf Basis objektiver Indikatoren sowie der Erfassung der subjektiven Wahrnehmung regionale Verhältnisse analysieren. Akteure aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft können damit regional passgenaue Lösungen finden. In dem Modellvorhaben wird ein zweistufiges methodisches Vorgehen vorgeschlagen: In Stufe 1 werden anhand der drei Faktoren "soziale Lage", "Wirtschaftsintensität" sowie "Bevölkerungsentwicklung/ Altersstruktur" die 361 Kreisregionen sieben Gebietstypen zugeordnet. In Stufe 2 erfolgt eine weitergehende Analyse entlang zentraler Dimensionen gleichwertiger Lebensverhältnisse wie Bildung, Gesundheit, Mobilität oder Kommunikation, aber auch "weiche Faktoren" wie Engagement oder der soziale Zusammenhalt spielen eine Rolle. Erstmals konnten in dieser Studie Ergebnisse der allgemeinen Lebenszufriedenheit entlang der sieben identifizierten Typen gemessen werden. Der Vorteil dieses Vorgehens liegt darin, dass eine integrierte Betrachtung mehrerer Indikatoren erfolgt und mehrere Herausforderungen einer Region sichtbar werden -etwa hohe Armut, geringere Anteile an Bildungsabschlüssen und geringere Lebenserwartung. Für ein dauerhaftes Raummonitoring gleichwertiger Lebensverhältnisse sollte auch die Datenlage im Be-reich Umwelt und Natur, Kultur-und Freizeit und insbesondere im Hinblick auf die Lebensqualität und das Engagement der Wohnbevölkerung weiter geprüft werden, rät das Forschungsteam. Besonders wünschenswert wäre es, ein breites Datenangebot möglichst kleinräumig verfügbar zu machen -auf Ebene der Gemeinden bzw. nach Verfügbarkeit auch auf der Ebene der innerstädtischen Bezirke. In einem Modellvorhaben der Raumordnung ( MORO) haben sich das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung ( IÖR) und Partner mit einem häufig tabuisierten Thema der kommunalen Entwicklung beschäftigt: dem strategischen Rückzug aus kleinen Ortsteilen mit geringer Entwicklungsperspektive. In einem Planspiel wurde ergebnisoffen diskutiert, ob sich Kommunen aus abgelegenen Ortsteilen zurückziehen sollen und wie das funktionieren könnte. Die Ergebnisse sind in einer Handreichung für Kommunen, Heft 15/2020 der Schriftenreihe " MORO Praxis", nachzulesen. Ein Fazit aus dem MORO "Anpassung peripherer Siedlungsstrukturen" ist die Empfehlung an Kommunen, Möglichkeiten eines strategischen Rückzugs ergebnisoffen zu prüfen. Dabei können vier Handlungsoptionen als Starthilfe dienen, die im Rahmen des Modellvorhabens in einem Planspiel thematisiert wurden. Mehr als 40 Teilnehmende aus dem gesamten Bundesgebiet -aus kommunaler Politik und Verwaltung, aus Regionalplanung und Kommunalberatunghatten an dem Planspiel teilgenommen. Die Aufgabe bestand darin, in verteilten Rollen einen fiktiven Fall durchzuspielen und zu prüfen, ob und wie der strategische Rückzug aus einem Ortsteil gelingen kann. Das fiktive Areal stand dabei idealtypisch für viele kleine Ortsteile in der Bundesrepublik. Durch Alterung und Abwanderung der Bevölkerung weisen sie einen hohen Leerstand auf und haben zugleich kaum eine Entwicklungsperspektive. Die Wissenschaftler erklären das mit Mechanismen aus der Umweltökonomie: Physisches Kapital und Energie lassen sich nur begrenzt gegenseitig ersetzen, was es schwermacht, den Energieverbrauch vom Wirtschaftswachstum zu entkoppeln. Zudem wirken Rebound-Effekte den Einsparungen entgegen. "Wir können nicht erkennen, dass sich diese Entwicklung ändern wird. Die Gleichung lautet höchstwahrscheinlich weiter: Energieeinsparungen führen an anderer Stelle zu mehr Nachfrage", erklärt Johanna Pohl von der Technischen Universität Berlin. In Zukunft kann die Digitalisierung nur nachhaltiger werden, wenn sie gezielt für Energieeffizienzsteigerungen eingesetzt wird oder um Sektoren energiesparend zu verändern. Gleichzeitig müssten aber auch Maßnahmen greifen, die den Energiebedarf des Sektors selbst eindämmen und Rebound-und Wachstumseffekten entgegensteuern. "Aber selbst dann würden die Energiespareffekte der Digitalisierung nicht ausreichen, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Wir müssen noch einen Schritt weitergehen und daran arbeiten, die digitalen Möglichkeiten in den Dienst einer ökologischen Transformation der Ökonomie zu stellen", so Steffen Lange vom IÖW. "Anstatt die Nebenwirkungen der Digitalisierung zu bekämpfen, sollten alle ökonomischen Sektoren transformiert werden, insbesondere Industrie, Landwirtschaft, Energie, Bau und Verkehr. Hierbei könnten digitale Technologien -richtig eingesetzt -eine wichtige Rolle spielen." Die Forschungsgruppe "Digitalisierung und sozial-ökologische Transformation" untersucht die Chancen und Risiken der Digitalisierung für eine Verringerung der Energie-und Ressourcenverbräuche und erarbeitet Ansätze für die politische und gesellschaftliche Gestaltung der Digitalisierung, damit sie zum notwendigen Wandel der Gesellschaft in Richtung Nachhaltigkeit beiträgt. Die Forschungsgruppe wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ( Eine neue interaktive Anwendung des Bundesinstituts für Bau-, Stadtund Raumforschung ( BBSR) "Corona regional" veranschaulicht, wie sich COVID-19 in Deutschland regional ausgebreitet hat. Auch die mit der Infektionskrankheit zusammenhängende Belegung von Intensivbetten können Nutzerinnen und Nutzer abrufen. Die Anwendung ermöglicht es Interessierten, die Fallzahlen der Pandemie in für die Raumplanung wichtigen Zusammenhängen nachzuvollziehen, beispielsweise in städtischen und ländlichen Räumen, für administrative und siedlungsstrukturelle Einheiten wie Bundesländer und Landkreise oder für bestimmte Bevölkerungsindikatoren. Sie zeigt, welche Räume wie stark von der Pandemie betroffen waren und wie Hotspots die Fallzahlen einer Region beeinflussen. Kreis-und Streudiagramme, "Heatmaps" (Entwicklung der Fallzahlen im Vergleich) und Liniendiagramme ("Fieberkurven") veranschaulichen die Entwicklung. Regionale Analysen sind auch für verschiedene Altersgruppen und differenziert nach Geschlechtern möglich. "Corona regional" zeigt: Zwar waren und sind einige dünner besiedelte Regionen weniger betroffen als dicht besiedelte Gebiete. Ein systematischer Unterschied zwischen den einwohnerbezogenen COVID-19-Fallzahlen in Stadt und Land kann jedoch nicht festgestellt werden. Unterschiede bei regionalen Erkrankungs-und Todeszahlen lassen sich nicht nur auf lokale Hot-spots mit vielen Infizierten zurückführen. Auch andere Faktoren wie etwa die Altersstruktur der Bevölkerung in der Region spielen eine Rolle. Der Wolf ist in Deutschland eine streng geschützte Art. Bislang durften die Tiere nicht bejagt werden. Im November 2019 wurde das Bundesnaturschutzgesetz geändert: In Ausnahmefällen ist nun die Tötung von Wölfen, die wiederholt Nutztiere reißen, erlaubt. Vor diesem Hintergrund hilft der Bewertungsrahmen lokalen Behörden, Schadensfälle je nach Situation objektiv einzuschätzen und zu entscheiden, ob die Tötung eines Wolfs notwendig ist. In die Analyse fließen die Ansichten verschiedener Interessensgruppen, zum Beispiel aus dem Naturschutz und der Landwirtschaft, mit ein. "Der Bewertungsrahmen bietet eine wissenschaftlich fundierte Grundlage, Konflikten zwischen der Landwirtschaft und dem Wolf vorzubeugen und im Schadensfall angemessen zu handeln", erklärt Hannes König. Das Instrument der Jagd auf Wölfe soll Tierhalter unterstützen, aber nur in Notfällen eingesetzt werden. Wie König betont, sind Landwirt*innen aufgerufen, stattdessen konsequent Schutzmaßnahmen wie Elektrozäune und Herdenschutzhunde einzusetzen, um zu verhindern, dass der Wolf Schafe, Ziegen oder andere Nutztiere reißt. 1; zur Arbeit der Nachwuchsforschungsgruppe "Mensch-Wildtierkonflikte in Agrarlandschaften Landnutzung und Governance Der Anblick eines Wolfs in freier Wildbahn erzeugt die unterschiedlichsten Reaktionen. Die Nachwuchsforschungsgruppe um Hannes Koenig ( ZALF) untersucht, wie Konflikte zwischen Menschen und Wildtieren minimiert werden können Zur Vernetzung der einzelnen Forschungsprojekte wurde ein Koordinierungskreis aus den Koordinator*innen der einzelnen Forschungskonsortien und dem Mittelgeber gebildet. Dem Koordinierungskreis zur Seite gestellt ist die durch das IGZ (Leibniz Institut für Gemüse-und Zierpflanzenbau) und das ZALF (Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung) realisierte Koordinierungsstelle. Sie fördert gezielt den Austausch zwischen den Projekten durch strategische Workshops, initiiert neue Kooperationen und realisiert die projektübergreifende Außenkommunikation. Zudem ist sie für die Strategiebegleitung und Weiterentwicklung der Forschungs-und Umsetzungsstrategien der Konsortien zuständig. Im Rahmen der ersten Statuskonferenz wurden so erste Verbindungslinien zwischen den Projekten identifiziert sowie mögliche Formen der Kooperation erarbeitet.