key: cord-0052800-xtc0xl35 authors: Gutenbrunner, Christoph; Best, Norman; Glaesener, Jean Jacques; Lange, Uwe; Lemhöfer, Christina; Lichti, Gabriele; Liebl, Max Emanuel; Reißhauer, Anett; Schwarzkopf, Susanne; Steinmetz, Anke; Sturm, Christian; Weigl, Martin; Winkelmann, Andreas; Krischak, Gert title: Warum der rehabilitativen Versorgung auch und gerade während der COVID-19 Pandemie besondere Beachtung geschenkt werden muss: Ein Statement der Deutschen Gesellschaft für Physikalische und Rehabilitative Medizin (DGPRM) date: 2020-07-15 journal: nan DOI: 10.1055/a-1207-0766 sha: 2ac402973747882caf2d7c7f99e5a2f71cb9ca50 doc_id: 52800 cord_uid: xtc0xl35 Auch in Deutschland haben die Reaktionen auf die Pandemie mit dem SARS-Coronavirus-2 zu erheblichen Einschnitten in fast allen gesellschaftlichen Bereichen geführt und die Prioritäten der Gesundheits- und Sozialpolitik dramatisch verschoben. Dies betrifft auch die rehabilitative Versorgung in praktisch allen ihren Dimensionen. Das folgende Statement der Deutschen Gesellschaft für Physikalische und Rehabilitative Medizin (DGPRM) möchte einige Aspekte dieser Entwicklungen aufzeigen und Empfehlungen ableiten. Auch in Deutschland haben die Reaktionen auf die Pandemie mit dem SARS-Coronavirus-2 zu erheblichen Einschnitten in fast allen gesellschaftlichen Bereichen geführt und die Prioritäten der Gesundheits-und Sozialpolitik dramatisch verschoben. Dies betrifft auch die rehabilitative Versorgung in praktisch allen ihren Dimensionen. Das folgende Statement der Deutschen Gesellschaft für Physikalische und Rehabilitative Medizin (DGPRM) möchte einige Aspekte dieser Entwicklungen aufzeigen und Empfehlungen ableiten. In Germany too, the reactions to the pandemic with the SARS coronavirus-2 has led to significant cuts in almost all areas of society and the priorities of health and social policy shifted dramatically. This also applies to rehabilitative care in practically all its dimensions. The following statement of the German Society for Physical and Rehabilitative Medicine (DGPRM) would like to discuss some aspects of these developments and derive recommendations. Nach allem was bisher bekannt ist, haben Patientinnen und Patienten mit schweren Verläufen der CoVID-19-Erkrankung einen hohen Bedarf an rehabilitativen Interventionen [1] . Diese beinhalten in der Akutphase und der frühen Rehabilitation im Krankenhaus v. a. atemtherapeutische und Lagerungsmaßnahmen [2] . Sie sind wegen der einzuhaltenden Hygienevorschriften für die Therapeutinnen und Therapeuten besonders aufwändig und müssen so ausgelegt sein, dass Therapien mit einem hohen Infektionsrisiko durch andere Maßnahmen kompensiert werden. In dieser Phase geht es einerseits um die Unterstützung der Atemfunktion (v. a. auch in der Weaningphase), andererseits um die Prävention von Komplikationen, wie Thrombosen, Kontrakturen und den Folgen der immobilisationsbedingten Dekonditionierung [3] . Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Verkürzung von Liegezeiten auf der Intensiv-und Normalstation, um in der pandemischen Lage Behandlungskapazitäten so effektiv wie möglich einsetzen zu können. Somit ist es essenziell, dass in allen Krankenhäusern ausreichende Kapazitäten an qualifizierten Therapeutinnen und Therapeuten zur Verfügung stehen [4, 5] und dass diese mit den notwendigen Schutzausrüstungen versorgt werden. Die Notwendigkeit einer frühestmöglichen Entlassung von Patientinnen und Patienten mit CoVID-19 eröffnet die Frage nach der poststationären rehabilitativen Weiterbehandlung. Dies betrifft nicht nur die gesetzlich verankerte Anschlussrehabilitation sondern in erheblichem Umfang auch die ambulante oder tagesklinische rehabilitative Therapie (zu Lasten der Krankenversicherung). Die Verlegung von CoVID-19 Patientinnen und Patienten in die Kurzzeitpflege ist medizinisch nicht zu verantworten. Daher müssen in der ambulanten und stationären Rehabilitation sowohl personelle Kapazitäten, als auch räumliche Strukturen und adäquate Prozesse geschaffen werden. Diese müssen eine sachgerechte Behandlung auch für weiterhin positiv getestete Patientinnen und Patienten, bei denen ggf. noch eine Infektiösität besteht, ermöglichen. Hier besteht dringender und akuter Handlungsbedarf. Klinisch geht es in dieser Phase um die weitere Verbesserung der Atemfunktion und die Wiederherstellung der körperlichen Leistungsfähigkeit auf allen Funktionsebenen (Herz-Kreislaufsystem, Nervensystem, muskuloskelettales System) [6] . Darüber hinaus sind die psychischen Folgen der CoVID-19-Erkrankung nach den bisherigen Erfahrungen als erheblich einzuschätzen [7] , sodass in der frühen postakuten Phase bereits mit einer psychotherapeutischen Begleitung begonnen werden muss. Der hier zugrunde liegende Symptomkomplex wird in der internationalen Literatur als Post-Intensive Care Syndrome (PICS) bezeichnet [8, 9] . Wenngleich bisher kaum klinische Erfahrungen oder wissenschaftliche Studien zur Frage des längerfristigen Rehabilitationsbedarfs bei Patientinnen und Patienten mit CoVID-19 vorliegen, muss man nach Kenntnis des Krankheitsbildes mit den oben schon erwähnten pulmonalen und extrapulmonalen Manifestationen von einem erheblich längerfristigen Rehabilitationsbedarf ausgehen. Dieser bezieht sich v. a. auf pulmonale, kardiovaskuläre und neurologische Schädigungen, muskulo-skelettale Symptome und die psychosozialen Folgen. Nach bisherigen Erfahrungen zeichnet sich ab, dass v. a. nach schwereren Erkrankungsverläufen auch bleibende Schädigungen der Lungenstrukturen, und womöglich von weiteren Organen verbleiben können. Aufgrund der Erfahrungen um die Bedeutung frühfunktioneller, rehabilitativer Strategien für die Genesung von funktionellen und auch strukturellen Erkrankungen sollte in diesen Fällen das umfassende Poteztial multiprofessio neller rehabilitativer Therapien genutzt werden. Ob und welchen Einfluss diese auf den weiteren Genesungsverlauf tatsächlich haben, werden erst spätere Untersuchungen beweisen müssen. Bei älteren Patientinnen und Patienten wird zudem eine hohe geriatrische Expertise und bei Patientinnen und Patienten im arbeitsfähigen Alter neben der pulmonologisch-internistischen Expertise auch neuro- Durch den Lock-down standen Menschen mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen kaum noch rehabilitative Behandlungsangebote zur Verfügung. Dies lag einerseits an der Schließung der meisten Rehabilitationskliniken für stationäre Heilverfahren, aber auch an der reduzierten Kapazität in den Praxen für Physio-und Ergotherapie sowie für Logopädie. Wenngleich diese vom Lock-down nicht unmittelbar betroffen waren, hat der Mangel an Schutzausrüstungen sowie der enorme Aufwand der notwendigen Hygienemaßnahmen zu einer drastischen Verringerung der therapeutischen Kapazitäten geführt (einschließlich einer de-facto Schließung der Ambulanzen in den Kliniken). Hieraus können sehr unterschiedliche, teilweise auch bedrohliche Folgen entstehen: ▪ Menschen mit schweren Behinderungen erhalten nicht oder nicht in ausreichendem Maße Therapien, die sie zur Aufrecht- Weiterhin ist sicherzustellen, dass der notwendige Mehraufwand bei der Rehabilitation von Patientinnen und Patienten nach COVID-nicht zu Lasten des Rehabilitationsbudgets verrechnet werden. Die Autorinnen und Autoren wünschen sich, dass die angesprochenen Problem der durch die "Corona-Krise" evident gewordenen Probleme für die rehabilitative Versorgung sowohl in der Fachwelt aber auch in der Politik und von Seiten der Betroffenen konstruktiv diskutiert werden und das kurz-und langfristige Lösungen entwickelt werden. Die Deutsche Gesellschaft für Physikalische und Rehabilitative Medizin ist gerne bereit, an solchen Diskussionen teilzunehmen und aus ihrer Expertise zur Entwicklung von Lösungen beizutragen. Die Autorinnen/Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht. Rehabilitation of COVID-19 Patients Physiotherapie bei erwachsenen Patienten mit Verdacht oder Nachweis von COVID-19 an der Charité Universitätsmedizin Berlin Frühe Rehabilitation bei COVID-19. Best Practice Empfehlungen für die frühe Rehabilitation von Patient * innen mit COVID-19 Empfehlungen der DGPRM zu Struktur und Ausstattung von Akutkrankenhäusern bezüglich Physikalisch-medizinischer/rehabilitativer Maßnahmen in Intensivmedizin und Intermediate Care Hintergrundtext zu Empfehlungen der DGPRM zu Struktur und Ausstattung von Akutkrankenhäusern bezüglich Physikalischmedizinischer/Rehabilitativer Maßnahmen in Intensivmedizin und Intermediate Care Effect and enlightenment of rehabilitation medicine in COVID-19 management Handbook of COVID-19 Prevention and Treatment. Zhejiang University, School of Medicine Improving long-term outcomes after discharge from intensive care unit: report from a stakeholders' conference COVID-19 and post intensive care syndrome: A call for action Die rehabilitative Langzeitversorgung -eine Kernaufgabe der Physikalischen und Rehabilitativen Medizin