key: cord-0051429-ac3z2rtg authors: Reichert, Friedrich; Illing, Stephan title: Infektionen date: 2020-10-09 journal: Klinikleitfaden Pädiatrie DOI: 10.1016/b978-3-437-22722-6.00006-8 sha: 8986c80f434c4bff9e30877c836d82e330bd65b3 doc_id: 51429 cord_uid: ac3z2rtg nan 6.5.16 Mykoplasmen 216 6.5.17 Nicht tuberkulöse Mykobakterien (NTM) 217 6.5.18 Pertussis 217 6.5.19 Pneumokokken 218 6.5.20 Pseudomonas aeruginosa 219 6.5.21 Salmonellen 219 6.5.22 Shigellen 220 6.5.23 Staphylokokken 220 6.5.24 Streptokokken 222 6.5.25 Tetanus 224 6.5.26 Tularämie 224 6.5.27 Tuberkulose 225 6.5.28 Typhus/Paratyphus 228 6.5.29 Yersinien 229 6.6 Viruserkrankungen 229 6.6.1 Adenoviren 229 6.6.2 Zytomegalievirus 229 6.6.3 Enteroviren (Coxsackie-/ ECHO-Viren) 230 6.6.4 Exanthema subitum, Dreitagefieber 231 6.6.5 Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) 231 6.6.6 Hantavirus 232 6.6.7 Hepatitis A 232 6.6.8 Hepatitis B 233 6.6.9 Hepatitis C 234 6.6.10 Herpes simplex 235 6.6.11 HIV/AIDS 236 6.6.12 Influenza 237 6.6.13 Masern 238 6.6.14 Mononukleose/Epstein-Barr-Virus 239 Friedrich Reichert, Stephan Illing 6.6.15 Mumps 240 6.6.16 Noroviren 241 6.6.17 Parainfluenza 241 6.6.18 Parvovirus B19 242 6.6.19 Poliomyelitis, Kinderlähmung 242 6.6.20 Rhinoviren 243 6.6.21 Röteln 243 6.6.22 Rotaviren 244 6.6.23 RS-Viren 244 6.6.24 Tollwut 245 6.6.25 Varizellen, Zoster 246 6.6.26 SARS-CoV2 247 6. 7 Pilzinfektionen, Mykosen 248 6.7.1 Soor 248 6.7.2 Aspergillose 249 6.7.3 Dermatophyten 249 6.8 Protozoen 250 6.8.1 Toxoplasmose 250 6.8.2 Kryptosporidien 250 6.8.3 Pneumocystis 251 6.8.4 Malaria 251 6.8.5 Giardiasis (Lambliasis) 252 6.8.6 Amöben 252 6.8.7 Leishmaniosen 253 6.9 Wurmerkrankungen 253 6.9.1 Oxyuren 253 6.9.2 Zestoden (Taeniasis, Zystizerkose) 253 6.9.3 Echinokokken 254 6.9.4 Toxocara 254 6.10 Isolationsmaßnahmen, Hygiene 255 6.11 Meldepflicht 255 6.12 Impfungen, allgemeine Prinzipien 256 6.12.1 Impfkalender 256 6.12.2 Impfstatus 256 6.12.3 Impfkombinationen und -abstände 258 6.12.4 Vorgehen bei Impfkomplikationen 258 6. Therapie Co-trimoxazol (< 9 J.), Doxycylin (ab 9 J.), jeweils plus Rifampicin für mind. 6 Wo. Therapie Azithromycin 10 mg/kg in 1 ED für 3 d. Ab 9 J. Doxycyclin. Prophylaxe Nicht möglich (Ther. der Mutter vor Geburt); bei Jgl.: Kondome. Meldepflicht nach IfSG (▶ 6.11). Erreger Vibrio cholerae, enterotoxinbildendes Bakterium. Vorkommen bes. in tropischen u. subtropischen Regionen, in Mitteleuropa derzeit eher eingeschleppte Einzelinf. bzw. Kleinepidemien. Infektion v. a. über kontaminiertes Trinkwasser, aber auch fäkal-oral möglich. Klinik Plötzlich einsetzende, profuse, sehr dünne "reiswasserähnliche" Stühle. Durch die riesigen Stuhlmengen sehr schnell eintretende Dehydratation u. E'lytstörung. Inkubationszeit 3-6 d (selten kürzer). Diagnostik Erregernachweis in Stuhl bzw. Rektalabstrich. Therapie Rein symptomatisch. Ausreichender, engmaschig bilanzierter Flüssigkeits-u. E'lytersatz. Erkr. ist selbstlimitierend. Prophylaxe Nahrungsmittel-u. Trinkwasserhygiene. Reiseimpfung: oraler Impfstoff, für Kinder ab 2 J. 3 Impfdosen, ab 6 J. 2 Impfdosen im Abstand von 1-6 Wo., siehe RKI. Isolation bis zur Symptomfreiheit. Meldepflicht nach IfSG (▶ 6.11). Erreger Wasserkeim, bes. in "stehenden Gewässern", z. B. Siphon, Toilette, aber auch in "sauberen" Leitungen, Sprudlern, Beatmungsgeräten, Verneblern etc. Opportunistischer Erreger bei CF, bei immunolog. inkompetenten Pat., NG, Malignompat., nach Verbrennungen, in Kathetern u. a. implantierten Fremdkörpern. Häufiger Hospitalkeim. Therapie Flüssigkeits-u. E'lytersatz. Antibiotika-Ther. kürzt Krankheitsverlauf u. Keimausscheidung ab. Ceftriaxon 80-100 mg/kg als ED i. v., max. 2 g, dann nach Antibiogramm, 5 d, bei KO 7-10 d. Komplikationen Initial Krampfanfälle (10-40 % der hospitalisierten Pat., Ursache unklar). Selten septische Verläufe, sehr selten HUS (meist bei Shigella dysenteriae). Prophylaxe Isolation, bis 3 Stuhlproben negativ waren. Erreger Staph. aureus ist der wichtigste Eitererreger der Haut(anhangsgebilde), aber auch der Inf. anderer Organsysteme, z. B. Pneumonie, Osteomyelitis, Meningitis, Endokarditis, HWI. Eine Unterklassifizierung ist bei atyp. Klinik u. epidemiolog. Fragestellungen sinnvoll. • Exotoxinbildende Stämme: von bes. Bedeutung exfoliatives Toxin = Lyell-Sy. (staphylococcal scalded skin syndrome, SSSS) u. Toxic-shock-syndrome-toxin 1 (TSST-1). • Enterotoxinbildende Stämme sind die häufigste Ursache von "Lebensmittelvergiftungen". Erreger Zahlreiche Untergruppen ("Lancefield-Gruppe") u. Serotypen. • Gruppe A (S. pyogenes, β-hämolysierend): Pharyngitis, Scharlach, Impetigo, Meldepflicht nach IfSG (▶ 6.11) für behandlungsbedürftige Erkrankung an u. der Tod durch TB sowie Verweigerung u. Abbruch der Behandlung. Erreger Mycobacterium (M.) tuberculosis. In den letzten Jahren dtl. Anstieg der Fallzahlen durch Migration, ansonsten durch Aufenthalte in Hochprävalenzländern. Komplexes Thema, viele Definitionen. Exzellent ist die AWMF "S2k-LL zur Diagnostik, Prävention u. Ther. der Tuberkulose im Kinder-u. Jugendalter", in der alle Fragen zu Befundkonstellationen, Exposition, Diagnostik u. Ther. kurz u. klar beantwortet werden, www.awmf.org. Differenzialdiagnosen Andere Hepatitisformen (▶ 6.6.8, ▶ 6.6.9, ▶ 13.1.7). bei Immundefekt, Immunsuppression, HIV • Enzephalitis Isolierung: Bei jeder aktiven mukokutanen HSV-Infektion ist eine Isolierung angezeigt Erreger Human immunodeficiency virus (HIV), meist Typ 1, sehr selten Typ 2 Pro Jahr werden 250 HIV-exponierte Kinder geboren Neudiagnosen, jährlich werden ca. 250 HIV-exponierte Kinder geboren Mutter-Kind) bei Transmissionsprophylaxe < 1 %, ohne bei ca bei Jgl. häufigster Infektionsweg Kontakt mit infiziertem Blut (i. v. Drogen, sehr selten bei med. Personal) • Sehr selten: Blutprodukte (abnehmende Bedeutung, nachdem v. a. Faktor-VIII-Präparate sicher sind) Maßnahmen, Piercing etc ! Keine Gefahr durch Speichel (auf intakter Haut), Hautkontakt, Haushaltsu. a. enge Kontakte, Nahrungsmittel u. Wasser, Tiere/Insektenstiche. Klassifikation: Klinische Stadien 1-3 (mild, moderat, AIDS), immunologische Stadien nach CDC (▶ Tab. 6.9 Männern, bis 30 % in dieser Altersstufe Superinf. (staphylok.-wirksame Antibiose ▶ 27 Prophylaxe Impfung für alle Kinder ab dem 11 Passiv mit Hyperimmunglobulin o. Aciclovir möglich, für Risikopat. (immunsupprimiert behandelte Pat Zoster wenig kontagiös, dir. Kontakt mit immunsupprimierten Pat. etc. vermeiden SARS-CoV2 (severe acute respiratory syndrome -Corona virus 2) löst die Erkrankung COVID-19 (Coronavirus Disease 2019) aus Aktuell wurden fast 10 Millionen Erkrankungen und fast eine halbe Million Todesfälle gemeldetdie Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen. Die größte Gefahr besteht in der völligen Überlastung der Gesundheitssysteme durch einen Massenanfall von beatmungspflichtigen Patienten. Wichtigste Maßnahme zur Eindämmung: "Isolate Cases, Quarantine Contacts No Cases -isolated cases -clusters of cases -community transmission" ("the four Cs"). Durch Ausgangssperren (Lockdowns) können ganze Regionen unter Isolation gestellt werden, wenn die Gesundheitsbehörden einzelne Fälle u. deren Kontakte nicht mehr verfolgen können. So kann eine Region von community transmission zurück auf cluster, zurück auf einzelne Fälle gelangen. Hierfür sind immense Anstrengungen notwendig, die sowohl die Psyche der Bevölkerung als auch die öffentlichen Gesundheitssysteme u Bei schwerem Verlauf hohe Inzidenz thrombembolischer Komplikationen. Im Verlauf Zytokinsturm mit Multiorganversagen möglich. Kinder: bis 50% asymptomatisch ARDS 5-8 d nach Pneumoniebeginn intrapulmonale Fibrose mit akut einsetzendem ARDS u. Beatmungspflichtigkeit, durchschnittliche Beatmungsdauer 7-14 d. Letaler Verlauf primär bei Älteren u. chronisch Erkrankten, insbesondere kardiale VE sowie Diab. Einzelne Verläufe ähnlich eines septischen Schocks u. Multiorganversagen mögl., auch im jüngeren Alter Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome (MISC Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome (MISC; Syn. PIMS-TS, pediatric inflammatory multisystem syndrome timely associated with SARS-CoV-2): Möglicherweise durch SARS-CoV-2-Infektion postinfektiös getriggerte Hyperinflammation mit Vaskulitis, teils als komplettes, inkomplettes oder atypisches Kawasaki-Syndrom oder Toxic-Shock-Syndrom imponierend, primär bei Schulkindern (typisches Kawasaki bei Kleinkindern) Diagnsostik Goldstandard PCR aus Oropharynx, positiv ab 2-3d vor Symptombeginn, nach 7d Verlagerung der Viruslast in die unteren Atemwege, dann oft nur noch Trachealsekret positiv. IgG nach 1-2 Wochen, IgM und IgA ungefähr zeitgleich. Beweisend: Titeranstieg nach 2-4 Wochen, auch bei initial negativer PCR Therapie Symptomatisch, bei O 2 -Bedarf reduziert Dexamethason evtl Infektiosität Schon 48h vor Symptombeginn hohe Viruslast und Infektiosität. Ansteckungsfähigkeit bei mildem Verlauf bis 9d nach Erkrankungsbeginn, Isolation bis 9d nach Erkrankungsbeginn + 3d Symptomfreiheit. Bei schwerem Verlauf deutlich längere Infektiosität anzunehmen Prophylaxe Basismaßnahmen der Hygiene, Kontaktvermeidung, im Krankenhaus Schleusenzimmer mit Unterdruck, wenn möglich. Mund-Nasen-Schutz für alle Mitarbeiter des Gesundheitswesens. Erstkontakt bei Infektzeichen immer mit FFP2-Maske Mykosen Drei Gruppen von Pilzen spielen bei Inf. eine Rolle, wobei nur die im Kindesalter relevanten ausführlicher genannt werden können. Weitere Mykosen bei Kindern selten Erreger Candida albicans (90 %) u. a. Hefen. Erkr.: Soor, Moniliasis. ubiquitär verbreiteter Hefepilz, der als opportunistischer Erreger Erkr. hervorruft, z. B. bei NG, Immundefekten, antibiotischer o. zytostatischer Behandlung, Diabetes, HIV. Klinik • Bei NG weißliche Beläge, teils festhaftend, Zunge u. Wangentaschen, Trinkschwäche, geblähter Bauch u. Koliken bei intestinaler Beteiligung, dann auch meist Anogenitalsoor sehr häufig, als Superinf. bei ammoniakalischer Dermatitis o Intensive Rötung, konfluierend mit Satelliteneffloreszenzen, scharf begrenzt mit leicht schuppendem Rand • Intertriginöse Candidose in allen Altersstufen • Sepsis bei FG nach Besiedelung (z. B. zentraler Katheter, aber auch primär mit antibiotischer Behandlung auf die Entwicklung einer Soorinf. achten, frühzeitige antimykotische Ther., evtl. sogar "prophylaktisch Myzel: kreisrunder kavernenartiger Herd in der Lunge. Am häufigsten bei Kindern mit Immundefekt/Immunsuppression • Aspergillus-Inf.: selten, meist bei Immundefekt • Allergische bronchopulmonale Aspergillose (ABPA) bei Mukoviszidose Allergie: Inhalationsallergie, meist Asthma mit vorwiegend verzögerter Reaktion z. Screening bei Hochrisikopatienten o. bei Verdacht wichtigster Marker • Serologie: Immunkomplexe (bei Aspergillose u. ABPA) Trichophyton, Epidermophyton u. a. Arten. Übertragung von Mensch zu Mensch o. von Tieren. Besiedelung der Epidermis oft runde o. ovale Rötung, mit randständiger Schuppung • Tinea manuum et pedum: intertriginöse feuchte Schuppung, Rhagaden o. dyshidrosiforme Bläschen Differenzialdiagnosen Psoriasis, bes. Ekzemformen (atopisches Fußekzem) Kultur (1-2 Wo.), Probenmaterial durch Abschaben gewinnen u. mit entsprechender Fragestellung in das mykolog bei tiefer Mykose o. persistierender Nagelmykose, z. B. mit Fluconazol, Terbinafin (noch off-label) o. Griseofulvin Übertragung meist durch rohes o. ungenügend erhitztes Fleisch mit Zysten, seltener durch Oozysten aus Katzenkot (Katze hat akuten Durchfall) der SS Abort o. konnatale Toxoplasmose. Risiko der Übertragung steigt von 15 % im 1. bis zu 60 % im 3. Trimester. Symptome: Hydrozephalus o. Mikrozephalus, Chorioretinitis, Verkalkungen im Gehirn, bei Beteiligung der Hypophyse Diab. insip. u. a. Folgen, schwere Entwicklungsverzögerung, Krampfleiden, Hepatosplenomegalie. Häufig Früh-o Symptome können sein: LK-Schwellungen ▶ 6.1.2, Krankheitsgefühl u mit AIDS o. Immundefekten können schwer erkranken mit generalisierten IgM steigt nach 1-2 Wo., IgG n. 3-4 Wo. IgG-Titer-Anstieg o. Nachweis von IgM-Ak sichern Diagnose, Aviditätsbestimmung hilfreich (hochavide = zurückliegende Inf.). Bei NG schwierige Interpret. wg. mat. AK gezielte Suche nach typ Gemüse u. Früchte waschen, Handhygiene bei der Fleischzubereitung, Berührung mit Tierkot vermeiden, bes. Katzenkot Erreger Cryptosporidium parvum, darmpathogener Parasit bes. bei Kälbern, aber auch anderem Vieh, sporadisch auf Menschen übertragbar Sonst wässrige profuse Durchfälle. Schwere Verläufe bes. bei Pat. mit angeb. o. erw. Immundefekten. Typ. Geruch nach Kuhstall. Bei Immundefizienz schwere Diarrhö ohne Erregerelimination mit langwierigem Verlauf Diagnostik Mikroskopischer Nachweis in nach Ziehl-Neelsen gefärbten Stuhlausstrichen Therapie Normalerweise selbstlimitierend Erreger Pneumocystis jiroveci (früher P. carinii). Normal harmlos, als Krankheitserreger nur bei immunolog. inkompetenten Pat., gelegentlich Sgl., bes. Pat. mit AIDS, aber auch anderen Immundefekten u. unter zytostatischer Ther zu Beginn Husten, leichtes Fieber, Tachypnoe u. zunehmende Atemnot, Einziehungen u. Zyanose. Bei älteren Kindern/Erw. oft plötzlicher Beginn mit Fieber, Tachypnoe u. Husten, Zyanose u. Atemnot. Relativ zur Schwere der Erkr. normaler Auskultationsbefund. Unbehandelt oft tödlicher Ausgang. Besiedelung mit Pneumocystis bedeutet noch nicht Erkr., Nachweis bedeutet noch nicht Ther auch (induziertem) Sputum (nach Inhalation mit Kochsalz 6 %) o. in transbronchialer Biopsie Therapie Trimethoprim-Sulfamethoxazol 20 mg/kg KG/d auf Trimethoprim bezogen Prophylaxe Bei onkol. Pat. 150 mg TMP/m 2 KOF + 750 mg SMX/m 2 KOF p Erreger Plasmodium (P.) falciparum (Malaria [M.]. tropica, am gefährlichsten), P. vivax u. P. ovale (M. tertiana), P. malariae (M. quartana), P. knowlesi, Übertragung durch Anopheles-Mücken (selten auch durch Bluttransfusionen). Endemiegebiete fast überall in den Tropen u. Subtropen, auch einige Gegenden der Türkei! Klinik • M. tropica: Fieber, Kopf-, Bauch-u. Gliederschmerzen, Allgemeinsympt., manchmal Durchfall. Fieberverlauf unregelmäßig. Labor: Anämie, Thrombozytopenie Fieberschübe bei M. tertiana alle 48 h, bei M. quartana alle 72 h. KO selten. Splenomegalie bei längeren Verläufen ! Achtung! Rezidive bei M. tropica durch Medikamentenresistenz innerhalb einiger Mon. nach Ther. möglich. Rezidive bei M. tertiana durch in der Leber verbleibende Plasmodien Kriterien für "komplizierte Malaria" Mit Behandlung auf Intensivstation: Eintrübung Differenzialdiagnosen Bei unklarem Fieber Reiseanamnese! Bei Fieber nach Tropenaufenthalt immer Malaria ausschließen Diagnostik Erregernachweis im "dicken Tropfen Artemether-Lumefantrin (1 Tbl EKG-Monitoring. Bei kard. Vorerkr: Atovaquon-Proguanil (Malarone) Malaria: Artesunat i. v. > 20 kg KG 2,4 mg/kg, < 20 kg KG 3 mg/ kg zu Stunde 0, 12, 24, dann alle 24 h, Ther. mind. 24 h, max 7 d, Oralisierung sobald möglich, Komplettierung Ther Empfehlungen der DTG unter www.dtg.org. Wichtigste Prophylaxe ist die Expositionsprophylaxe (lange, helle Kleidung, Repellents, Moskitonetz) Erreger Giardia lamblia, weltweit verbreitet. Schmierinf. bzw. kontaminiertes Wasser. Reife Zysten können außerhalb des Körpers monatelang überleben bei 40-80 % Durchfälle, Gewichtsverlust, Gedeihstörung. Plötzlicher o. allmählicher Beginn, oft selbstlimitierend, aber auch Übergang in chron Inf. mit Malabsorption, Disaccharidintoleranz etc. u. sek. Vitaminmangel möglich. Wegen der klin Diagnostik Nachweis der Zysten in Stuhl, Duodenalsaft o Erreger Entamoeba (E.) histolytica. Überwiegend in warmen Ländern, Inf. über kontaminierte Nahrungsmittel, Wasser bzw. Schmierinf Bauchschmerzen, Durchfälle meist blutig-schleimig • Amöbenabszess (Leberabszess, bei 1-7 % der Kinder mit invasiver Amöbiasis): Fieber, Schmerzen im re. Oberbauch, schlechtes Allgemeinbefinden Inkubationszeit Ca. 2 Wo., aber auch noch nach Mon. Erkr. möglich Zystenträger: Nachweis der Zysten im Stuhl • Amöbenruhr: Nachweis von E. histolytica, die Erythrozyten phagozytiert haben ("Magna-Form") im Stuhl, am einfachsten im frischen Stuhl sonografischer Nachweis des Abszesses in der Leber. Bestätigung durch Nachweis spezifischer Ak i. S -leberabszess: Metronidazol 30 mg/kg KG/d in 3 Dosen für 10 d, o. Tinidazol, bei V. a. Darmperforation zusätzlich Chloroquin 10 mg/kg/d, max. 600 mg Wurmerkrankungen 253 meist Leishmania (L.) donovani Orientbeule): meist L. tropica. Mukokutane Leishmaniose: L. brasiliensis, L. mexicana u. a. Subtropen u. Tropen, übertragen von Mücken bei jüngeren Kindern meist plötzlicher Beginn mit Fieber, Übelkeit, Erbrechen, Husten, gelegentlich nur uncharakt. Allgemeinu. Bauchsymptome. Hepatosplenomegalie. Labor: Panzytopenie • Kutane Leishmaniose: Hautgeschwüre • Mukokutane Leishmaniose: zusätzlich evtl. Ulzerationen in Nase Verwechslung mit Leukämie! Diagnostik • Viszerale Leishmaniose: mikroskopischer Erregernachweis (KM), PCR aus Blut Nachweis bei viszeraler Leishmaniose • Kutane u. mukokutane Leishmaniose: mikroskopischer Erregernachweis (Wundrand) Therapie Viszerale Leishmaniose: liposomales Amphotericin B 3 mg/kg/d an 5 aufeinanderfolgenden Tagen u. an Tag 10. Erreger aus Mittel-u. Südamerika: 4 mg Sehr weit verbreitet, häufiger Vorstellungsgrund nachts in der Notaufnahme Im Stuhl 5-13 mm lange weiße Würmer. Analer Juckreiz in der Nacht, da die Würmer nachts dort auswandern Diagnostik Entweder sichtbare Würmer im Stuhl o. Tesafilmabzug perianal am Morgen Therapie Pyrantel einmalig 10 mg/kg, max. 1 g. Alternativ ab 2 J. Mebendazol 100 mg ED. Bei rezid. Oxyurasis Mebendazol 100 mg einmal alle 2 Wo Erreger Taenia saginata (Rinderbandwurm, am häufigsten), Taenia solium (Schweinebandwurm, selten), Bothriocephalus latus (Fischbandwurm, sehr selten) Zystizerkose = Befall mit dem Finnenstadium von T. solium. Übertragung i. d. R. durch rohes (Rind-)Fleisch Bandwurmglieder im Stuhl als erstes Zeichen. Gelegentlich uncharakt. Bauchsymptome, evtl. Anämie durch Vit Makroskopisch: wenn Bandwurmglieder auf dem Stuhl erscheinen. Bei Taenia saginata 1-2 cm lange, viereckige Glieder, Oberflächenzeichnung mit mehreren Seitenästen, noch mehrere Stunden beweglich. Taenia solium hat kürzere Glieder ohne Zeichnung Praziquantel 10 mg/kg als ED • Zystizerkose: Behandlungsindikation unklar, wenn dann Albendazol 15 mg/kg in 2 ED 7-14d, ggf. additiv Steroide ) granulosus (Hundebandwurm, häufiger), E. multilocularis (Fuchsbandwurm, selten) Klinik Larven wandern in die Leber, dort infiltratives Wachstum, bilden zystenartige, teils monströs große Gebilde, die Tausende von Bandwurmköpfen enthalten können. E. granulosus kann auch andere Organe befallen Erscheinungen durch die Raumforderung je nach Lokalisation Goldstandard Sono, MRT. Serologie zur Bestätigung, Kinder oft falsch negativ Therapie Operative Entfernung bei großen Leberzysten: Chemother. durch Punktion u. (sofern kein Anschluss der Zyste an die Gallenwege) Desinf. der Zyste mit 70-95 % Ethanol. Dann Entfernung der Zyste. Ferner PAIR-Verfahren (Punktion-Aspiration-Injektion-Reaspiration). Bei inoperablen Zysten Albendazol. Jährliche bildgebende Verlaufskontrollen für 10 Jahre Erreger Toxocara (T.) canis (häufiger), T. cati. Erkr. als Larva migrans visceralis bezeichnet. Übertragung durch Hundekot. Bis zu 80 % der Spielplätze (Sandkästen) sind verunreinigt Krampfanfälle durch zerebralen Befall (20 %). Sonderform: okuläre Inf. mit Visusrückgang, Schielen, periorbitalen Ödemen Prophylaxe Durch Händewaschen nach dem Spielplatzbesuch bzw. nach Berühren von Hunden/Katzen Meldepflicht 255 Gruppen sind NG u. FG, Pat. mit Immundefekten, onkolog. u. frisch operierte Pat. Im Prinzip sind alle Kinder vor in der Klinik erwerbbaren Inf. zu schützen Vorbeugung von Krankenhausinfektionen • Isolierung infektiöser Pat siehe jeweilige Erkrankung • "Hygienische Händedesinf VOR Patientenkontakt 2. VOR aspetischen Tätigkeiten 3. NACH Kontakt mit pot. inf. Material 4. NACH Patientenkontakt 5. NACH Kontakt mit der dir ! Alkoholische Händedesinfektionsmittel nicht zur Flächen-u. Gerätedesinf. benutzen, da rückfettend. Für das Stethoskop z. B. Einmal-Alkoholtupfer! Für jeden Pat. eigener Überkittel für Kontaktpersonen. Kittel bleibt in der Nähe des Betts, mind Wichtigster potenzieller Keimüberträger ist das Stethoskop, daher bei Sgl. für jedes Kind eigenes Stethoskop. Ansonsten Desinf. der Membran vor der Unters. (Alkoholtupfer) betroffen: Behandlung der Inf. Eltern über eine in der Klinik erworbene Inf. offen informieren. Auch die Eltern müssen sich an Isolationsmaßnahmen etc epidemieartig ausgebreitete Rotaenteritis): -Zusammenarbeit mit der Krankenhaushygiene, hygienebeauftragtem Arzt, Arbeitsmedizin, ggf. Umgebungsunters. (Handabklatsche, Rachenabstriche) auch beim Personal, um Infektionsquellen zu lokalisieren Bei Stichverletzung bei Hepatitis-B-Verdacht o Meldepflicht Meldepflicht besteht u. a. schon bei Verdacht auf Keuchhusten, Masern, Mumps, Röteln, Windpocken. Meldeformular unter www.rki.de mit weiteren wichtigen Informationen! Nach dem Infektionsschutzgesetz ( § § 6, 8, 9 IfSG) sind zahlreiche Krankheiten zu melden. Die aktuellen Bestimmungen u. Formulare bzgl. der Meldepflicht sind abzurufen über das Robert Koch-Institut • Die Meldung erfolgt an das nächstgelegene Gesundheitsamt binnen 24 h. • Verantwortlich für die Meldung ist der behandelnde Arzt Kopie der Meldung gehört zur Dokumentation in die Akte Röteln einschl. -embryopathie, Tollwut (auch mögliche Exposition), Typhus abdominalis, Tuberkulose, Windpocken, zoonotische Influenza. Zudem Impfschäden sowie Lebensmittelvergiftungen bei Beschäftigten im Lebensmittelbereich o. bei 2 o. mehr Erkrankungen in epid Impfkommission am RKI), immer aktuell abzurufen unter www.rki.de Impfstatus Bei jedem stationär aufgenommenen Kind Impfstatus festhalten (nicht einfach "s. altes Krankenblatt" o Jede Impfung unmittelbar in den Impfausweis eintragen, dabei Aufkleber mit Chargennummer verwenden, zweiter Aufkleber in die Akte! Bescheinigung von Impfungen ist Pflicht lt. § 22 IfSG. • Der Impfausweis hat Dokumentcharakter • Eintragungen nur selbst vornehmen u. eigenhändig unterschreiben ! Auch Tuberkulintests sollten eingetragen werden; wird häufig vergessen! Tipps • Stat. Aufenthalt nutzen, um auf Lücken aufmerksam zu machen, z. B. im Entlassungsbrief (höflich) erwähnen Keine unnötige Impfdiskussion, denn dies erscheint den Eltern bei stat. Aufenthalten meist als absolute Nebensache. Impfskeptiker sind nur schwer zu überzeugen Prinzip Gleichzeitige Impfung gegen verschiedene Erreger. Dies reduziert die Anzahl der Injektionen bei gleicher Wirksamkeit. Typ. Komb. für die Erstimpfung bei Kindern sind: • Tetanus-Diphtherie-Pertussis-Polio-HiB-Hepatitis B (6-fach) • Masern-Mumps-Röteln-Varizellen Für spätere Auffrischungen gibt es die jeweils empfohlenen Impfungen in Form altersangepasster Kombinationsimpfstoffe Abstände • Lebendimpfungen entweder gleichzeitig o. in mind. 4 Wo. Abstand • Lebend-u. Totimpfungen in beliebigen Abständen • Nach Masern möglichst 3 Mon. Abstand • Nach Gammaglobulin mind. 4 Mon. Abstand bis zur nächsten Lebendimpfung • Zwischen Tot-/Toxoidimpfungen keine beliebige Verkürzung der Intervalle. 2. Impfung ab 4 Wo. Abstand möglich, nicht unter 3 Wo.! Verlängerung der Intervalle weniger problematisch als wesentliche Verkürzung • Impfungen in der Inkubationszeit (Mumps, Hepatitis B) möglichst schnell nach Kontakt Impfreaktion bedeutet nicht gleich KO. Lokalreaktionen an der Impfstelle sind meist harmlos. Stärkere Schwellungen in den ersten Tagen kein Abszess, sondern Zeichen der (teilweise) subkutanen Gabe statt i. m., v. a. bei Impfstoffen mit Adjuvanzien. Leichtes Fieber ohne Begleiterscheinungen auch normal. Bei Fieberkrämpfen in der Anamnese z. B. Paracetamol bzw Eine Impfreaktion deutet auf die normale Funktion des Immunsystems u. zeigt, dass die Impfung "angeht Bei Verdacht auf Impfkomplikationen • Alle Daten festhalten • Impfenden Arzt informieren, fehlende Angaben erfragen • Meldung ans Paul-Ehrlich-Institut online www • Für öffentlich empfohlene Impfungen lt Klageerhebung gegen das Land beim Sozialgericht • Bei Fahrlässigkeit bzw. Kunstfehler haftet der impfende Arzt • Bei nicht zugelassenen Impfstoffen haftet der impfende Arzt • Daher bei Indikationsimpfungen, v. a. bei nicht zugelassenen Impfstoffen • Enteroviren-PCR aus Stuhl u. Liquor, Sero-/Genotypisierung durch Referenzzentrum (kostenfrei)