key: cord-0051424-147ge8hj authors: Kremers, M. title: Teleradiologie und Telemedizin date: 2020-10-09 journal: MKG-Chirurg DOI: 10.1007/s12285-020-00270-6 sha: f107942e7e5fbc90cefe433bb514c826ff4bc665 doc_id: 51424 cord_uid: 147ge8hj Carried by the tide of increasing digitalization in the health care system, novel telemedical applications are continually being developed, presented, and hyped—before disappearing again in most cases. Many of these applications fail to become established in the market because they cannot easily be integrated into existing structures, neither in terms of technical aspects nor in terms of workflows. One hurdle is represented by the lack of an established framework for the telemedical infrastructure. Nevertheless, precisely this aspect provides good examples of how it would be possible to build upon established standards to work internally and externally without complex interfaces. The well-established DICOM standard for medical imaging data represents a good basis. As imaging data are required in many areas of medicine, discipline- and institution-wide communication of these data rapidly attains a level sufficient to justify implementation of systems for image exchange. With a monthly exchange of 50,000 examinations between 450 collaborators, the network of the Westdeutscher Teleradiologieverbund (West German Teleradiology Association) demonstrates the rationality of telemedical cooperation, which can be superior to traditional means involving creation and sending of CDs. Examining the individual process components, it is possible to elucidate which requirements patient electronic health records must fulfil in order to become established. In addition to financing, these include interoperability and an immediate improvement for the involved parties in terms of treatment quality and resource allocation. Diese Beispiele verdeutlichen, dass sich unter dem Begriff "Telemedizin" ein breites Spektrum von Anwendungen verbirgt, darunter fällt auch die Teleradiologie, die eine Sonderrolle einnimmt. In der Medizin versteht man hierunter grundsätzlich jeden Vorgang, bei dem radiologisches Bildmaterial über eine Telekommunikationseinrichtung an einen entfernten Ort übertragen wird (Bildübertragung). Mit Teleradiologie im engeren Sinne ist die bildgebende Untersuchung eines Menschen unter der Verantwortung eines fachkundigen Arztes (meist Radiologe) gemeint, der sich nicht am Ort der Durchführung der Untersuchung befindet. Der verantwortliche Radiologe (sog. Teleradiologe) steht dabei mittels elektronischer Kommunikation unmittelbar mit der anfordernden und durchführenden Stelle in Verbindung [3] . Die Teleradiologie im engeren Sinne wird in § 5 Abs. 38 des Strahlenschutzgesetzes (StrSchG), das 2018 die Röntgenverordnung (RöV) abgelöst hat, definiert. Umgangssprachlich wird mit Teleradiologie die Telekonsultation (auch Telekonsil) bezeichnet, die nicht den Vorgaben des StrSchG unterliegt. Die Te-leradiologie bzw. Telekonsultation bildet für die interdisziplinäre Kommunikation, d. h. den fachübergreifenden Informationsaustausch, eine zentrale Grundlage sowohl für den ambulanten als auch für den stationären Sektor [4] . Sie wird routiniert in vielen Bereichen genutzt, um Untersuchungen an verschiedenen Orten betrachten zu können. Etablierte Behandlungsbereiche sind hier bspw. die Schlaganfallversorgung und Traumatologie (s. unten). Das Telekonsil beschreibt die digitale Übertragung von Daten und den fachlichen Austausch der radiologischen Bilder. Nach dem E-Health-Gesetz können Vertragsärzte seit 2017 das Telekonsil nach bestimmten Vorgaben (EBM-Ziffer 34.8) abrechnen -ein wichtiger Schritt für die Etablierung dieses Behandlungsszenarios (. Abb. 1,z. B. [5]). Der Begriff "Telematik" ist eine Kombination der Wörter "Telekommunikation" und "Informatik". Als Telematik wird die Vernetzung verschiedener IT-Systeme bezeichnet und die Möglichkeit, Informationen aus unterschiedlichen Quellen miteinander zu verknüpfen. Die Telematikinfrastruktur (TI) soll unter dem Dach der 2005 gegründeten gematik, Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte mbH alle Akteure des Gesundheitswesens vernetzen und den sektoren-und systemübergreifenden sowie sicheren Austausch von Informationen gewährleisten. Sie ist ein geschlossenes Netz, zu dem nur registrierte Nutzer (Personen oder Institutionen) mit einem elektro- Bereits heute sind telekonsiliarische Kooperationen in einigen Behandlungsbereichen etabliert, bei denen Zeit eine überlebenswichtige Rolle spielt. Die Beispiele der Schwerverletzten-und Schlaganfallversorgung machen dies deutlich. In beiden Fällen kommt es auf eine schnelle und zuverlässige Behandlung und Unterstützung an. Untersuchungen müssen von einer Einrichtung in eine andere übermittelt werden, dort muss schnell entschieden und das Ergebnis zurückgespielt werden, damit die Behandlung schnellstmöglich fortgeführt werden kann. Vielfach sind daraus resultierende Patientenverlegungen wichtiger Bestandteil der Behandlung. MKG-Chirurg https://doi.org/10.1007/s12285-020-00270-6 © Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 Telekommunikation · Interdisziplinäre Kommunikation · Versorgungsqualität · Interoperabilität · Elektronische Gesundheitsakten Carried by the tide of increasing digitalization in the health care system, novel telemedical applications are continually being developed, presented, and hyped-before disappearing again in most cases. Many of these applications fail to become established in the market because they cannot easily be integrated into existing structures, neither in terms of technical aspects nor in terms of workflows. One hurdle is represented by the lack of an established framework for the telemedical infrastructure. Nevertheless, precisely this aspect provides good examples of how it would be possible to build upon established standards to work internally and externally without complex interfaces. The well-established DICOM standard for medical imaging data represents a good basis. As imaging data are required in many areas of medicine, discipline-and institution-wide communication of these data rapidly attains a level sufficient to justify implementation of systems for image exchange. With a monthly exchange of 50,000 examinations between 450 collaborators, the network of the Westdeutscher Teleradiologieverbund (West German Teleradiology Association) demonstrates the rationality of telemedical cooperation, which can be superior to traditional means involving creation and sending of CDs. Examining the individual process components, it is possible to elucidate which requirements patient electronic health records must fulfil in order to become established. In addition to financing, these include interoperability and an immediate improvement for the involved parties in terms of treatment quality and resource allocation. Ob durch die Nutzung des TRV Aufwand und Kosten reduziert werden konnten, wurde im Rahmen der Umfrage gefragt. Dem stimmten 46 % voll und 26 % eher zu, nur 7 % eher nicht und gar nicht. Hierbei war u. a. die Zeitersparnis für das Erstellen, Versenden und Einlesen der Daten erheblich, was alternativ noch per CD erfolgte. Auch das effektivere Verlegungsmanagement wurde als ein wichtiger Nutzen gesehen, ebenso die Vermeidung von Doppeluntersuchungen. Auch aus den verbesserten Kommunikationsmöglichkeiten mit Partnern sowie anderen Fachbereichen werden positive Effekte abgeleitet. Vernetzungsstrategie Die Kommunikation über den TRV stufen die Einrichtungen als vertrauensvoll ein: 72 % stimmen dem voll zu, der Rest stimmt eher zu. Darauf aufbauend wollen auch über 90 % der Teilnehmer eine weitere überregionale Ausweitung des Verbunds. Auch einem Brückenschlag zu anderen Netzwerken stehen viele positiv gegenüber. Rund 60 % sehen zudem die Anbindung von Services zur Entscheidungsunterstützung oder maschinellen Auswertungen (künstliche Intelligenz) als interessant an. Über 95 % der Nutzer machten bei der Erhebung eine klare Aussage: Sie können es sich nicht vorstellen, auf den TRV zu verzichten. Expertenchats und Gespräche über Audio-Video-Konferenzsysteme zwischen einer Universitätsklinik auf der einen und einem Krankenhaus oder einer Arztpraxis auf der anderen Seite besteht die Möglichkeit, dass sich ärztliche Kollegen untereinander zu medizinischen Fällen austauschen können, ohne dass sie sich alle am gleichen Ort befinden (. Abb. 5). Aktuell stellen die Universitätskliniken Aachen und Münster ihr Expertenwissen, bei Bedarf rund um die Uhr, zur Verfügung, um gemeinsam die bestmögliche Behandlung zu erzielen. [22] . Unverzichtbar ist darüber hinaus neben der technischen die semantische Interoperabilität, also die Fähigkeit, Informationen nicht nur zu erfassen, sondern auch mit den geringsten inhaltlichen Verlusten über Systemgrenzen hinweg zu kommunizieren [23] . So te der Grund gewesen sein, auch weitere Vernetzungsprojekte hieran zu messen und anzulehnen -so das erwähnte offene Videosystem im Rahmen des oVID-Projekts [27] . Systembrüche sind gemäß Prof. Dr. Dr. Stefan Haßfeld, Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer-und Gesichtschirurgie -Plastische Operationen, Klinikum Dortmund und Universität Witten/Herdecke, allerdings heute noch in der klinischen Routine eher die Regel als die Ausnahme: "Wir arbeiten analog und teildigital im ambulanten Bereich. Röntgenaufnahmen, Histologie und Operationsberichte, Briefe etc. sind digital, Untersuchungsbefunde und wesentliche Beurteilungen und Einschätzungen analog in einer konventionellen Akte. Im stationären Bereich sei der digitale Anteil allerdings höher. Die Abrechnung ist zwar grundsätzlich digitalisiert, muss jedoch einge-hend konventionell ,analog' kontrolliert werden, Bilddatenarchivierungs-und Kommunikationssysteme und KIS sind nur teilweise integriert. Aufgrund der teilweise schlechten Benutzerfreundlichkeit der bisherigen medizinischen KIS-Systeme dauert die Nutzung und Dokumentation digitaler Systeme im täglichen Behandlungsablauf z. T. deutlich länger als mit herkömmlichen analogen Akten. Allerdings sind die Daten digital sicher vorhanden, wenn sie einmal erfasst wurden, und können weiter genutzt werden." 1 Internationale technische Standards Gesundheitsökonomische Analyse eines telemedizinischen Netzwerkes am Beispiel des Westdeutschen Teleradiologieverbundes und Bilo Gerrit