key: cord-0051049-6livhz3l authors: Larsen, Reinhard title: Abdominalchirurgie date: 2016-06-14 journal: Anästhesie und Intensivmedizin für die Fachpflege DOI: 10.1007/978-3-662-50444-4_27 sha: 4b9c8756f0a2e4abca8f4d56f18d32c8825fb6ac doc_id: 51049 cord_uid: 6livhz3l Bei jungen Patienten mit abdominellen Erkrankungen bestehen meist keine Besonderheiten. Ältere Patienten weisen oft kardiopulmonale Begleiterkrankungen auf, die zu postoperativen Komplikationen führen können. Notfalleingriffe erhöhen zusätzlich das Operationsrisiko. Bei Leberresektionen können rasch bedrohliche Blutverluste auftreten. Postoperativ muss v. a. nach Oberbaucheingriffen mit teilweise erheblichen Schmerzen gerechnet werden. Eine besonders effektive Analgesie lässt sich mit Periduralkathetern erreichen, alternativ mit PCA. Häufigste Elektrolytstörungen des abdominalchirurgischen Patienten sind die Hypokaliämie und die Hypochlorämie. Zu niedriges (oder zu hohes) Serumkalium kann zu bedrohlichen Herzrhythmusstörungen führen, besonders unter dem Einfluss von Anästhetika. Darum sollte das Serumkalium vor der Operation möglichst normalisiert werden. Abdominale Operationen, besonders im Oberbauch, erfordern meist eine stärkere Muskelrelaxierung als andere Eingriffe, um das operative Vorgehen zu erleichtern oder erst zu ermöglichen. Eine gute Muskelerschlaffung ist aber auch beim Verschluss der Bauchdecken erforderlich: straffe Bauchdecken behindern einen sicheren Wundverschluss; Bauchpressen kann zum Ausreißen der Wundnähte führen. Vorbestehende Flüssigkeitsverluste, v. a. beim Ileus, sollten präoperativ mit plasmaisotonen Vollelektrolytlösungen ausgeglichen werden, um schwerwiegende Blutdruckabfälle zu vermeiden. Über die eröffnete Bauchhöhle treten erhebliche Wärmeverluste auf und die Körpertemperatur fällt ab, teilweise bis auf Werte von 32-33°C, wenn nicht für ausreichenden Leberresektionen werden v. a. bei Tumoren durchgeführt. Liegen keine Erkrankungen der Leberzellen vor, kann die Narkose mit den für große Baucheingriffe üblichen Verfahren durchgeführt werden. Bestehen hingegen Störungen der Leberzellfunktion, sollten die in 7 Kap. 4 beschriebene Grundsätze beachtet werden. Störungen der Leberfunktion sind v. a. bei ausgedehnten Leberzellkarzinomen oder gleichzeitig bestehender Leberzirrhose zu erwarten, kaum hingegen bei Lebermetastasen. Bevor die Klemmen geöffnet werden, sollte das Blutvolumen normalisiert werden; der zentrale Venendruck sollte niedrig (<5 mmHg) gehalten werden, um den venösen Abstrom aus der Leber zu verbessern. War der Operationsverlauf unkompliziert, können stabile, normotherme Patienten unmittelbar postoperativ extubiert werden. Instabile oder hypotherme Patienten werden unter kontrollierter Beatmung und invasiver Überwachung auf die Intensivstation transportiert. Die wichtigsten Komplikationen sind: 5 Nachblutungen, die eine chirurgische Revision erfordern, 5 Gallenganglecks, 5 primär nicht funktionierendes Transplantat, 5 Thrombose der A. hepatica, 5 Abstoßungsreaktion, 5 intraabdominelle Abszesse, Peritonitis, Sepsis, 5 Pneumonie. Frischplasma, Fibrinogen, Gerinnungsfaktoren und Thrombozytenkonzentrate für die Operation bereitgestellt werden. Zu den postoperativen Komplikationen zählen: 5 Blutungen, 5 Sepsis (Leberabszess), 5 Leberversagen, 5 Lungenversagen, 5 Gerinnungsstörungen, 5 Albuminmangel, 5 Hypoglykämie. Im Endstadium einer Lebererkrankung (z. B. Leberzirrhose durch Hepatitis C) oder bei bestimmten Formen des akuten Leberversagens ist die Lebertransplantation die Behandlung der Wahl. Die 3-Jahres-Überlebensrate beträgt hierbei mehr als 75%. Eine Gasembolie führt zur akuten Rechtsherzinsuffizienz, ist aber zum Glück eine extrem seltene Komplikation. Postoperativ kann Übelkeit oder Erbrechen auftreten. Der postoperative Schmerzmittelbedarf ist wesentlich geringer als nach Laparotomien. Meist reicht die einmalige gerechnet werden; ein ausreichend hohes Atemzugvolumen und ein PEEP werden empfohlen. Wenn möglich, sollte der Patient frühzeitig extubiert werden, bevorzugt in halbsitzender Position unter Zufuhr von Sauerstoff. Vorher sollten die Muskelrelaxanzien aber vollständig antagonisiert werden. Vor allem wegen der häufigen respiratorischen Komplikationen ist die anschließende Überwachung auf einer IMC-oder Intensivstation Standard. Bei einigen Patienten ist in der unmittelbaren Phase eine CPAP-Atmung erforderlich. Patienten mit einem BMI von >50 kg/m 2 und sehr langen Operationszeiten haben ein erhöhtes Risiko für eine postoperative Rhabdomyolyse. Daher Vorsicht mit NSAID; Schmerztherapie bevorzugt mit PCA. Allgemein-und Viszeralchirurgie: I Allgemeinchirurgie Allgemein-und Viscerzalchirurgie II Spezielle operative Techniken