key: cord-0051037-ql08c1qy authors: Larsen, Reinhard title: HNO-Operationen und Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie date: 2016-06-14 journal: Anästhesie und Intensivmedizin für die Fachpflege DOI: 10.1007/978-3-662-50444-4_26 sha: 2dab387fa681eebd1a4272b214fcebab75be9069 doc_id: 51037 cord_uid: ql08c1qy Bei HNO-Operationen sind viele Patienten kleine Kinder; ältere Patienten sind oft multimorbide; langjähriger Alkohol- und Nikotinabusus sind häufig. Operateur und Anästhesist teilen sich bei zahlreichen Eingriffen den Luftweg; dann ist eine besonders enge Zusammenarbeit erforderlich, um schwerwiegende respiratorische Komplikationen zu vermeiden. Blutungen nach Tonsillektomie sind besonders gefährlich, v. a. bei kleinen Kindern. Oft wurden große Mengen Blut verschluckt, sodass entsprechende Vorsichtsmaßnahmen bei der Narkoseeinleitung erforderlich sind. Das Patientenspektrum in der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie umfasst v. a. Kinder mit Fehlbildungen, geistig behinderte Kinder zur Zahnsanierung, Polytraumatisierte mit Frakturen des Gesichtsschädels (und des Gehirns), außerdem Tumorpatienten mit langjährigem Alkohol- und Nikotinabusus sowie kardialen und hepatischen Begleiterkrankungen. Besonders bei Tumoren in Mundhöhle und Pharynx muss mit erheblichen Schwierigkeiten bei der Maskenbeatmung und endotrachealen Intubation gerechnet werden; Blutungen aus zerfallenden Tumoren sind ebenfalls möglich. Die Eingriffe selbst können oft viele Stunden dauern. > Erwartet schwierige Intubationen sollten grundsätzlich in Tracheotomiebereitschaft durchgeführt werden. Ist bei einer Verlegung der oberen Luftwege mit schwerster respiratorischer Insuffizienz die endotracheale Intubation nicht möglich, wird in Lokalanästhesie eine Nottracheotomie durchgeführt. Während der Operation erhält der Patient 100% Sauerstoff über eine Maske zugeführt. Wenn erforderlich, wird die Atmung durch Kompression des Atembeutels unterstützt. Sedativa dürfen in dieser Phase nur mit allergrößter Vorsicht und nur in niedrigen Dosen angewandt werden. Dieses Beatmungsverfahren (. Abb Nach der Intubation kann der Rachen austamponiert werden, um das Abfließen von Blut in den Magen und, am Tubus vorbei, in die Lunge zu verhindern. Ist Blut in den Magen gelangt, sollte es intraoperativ über eine Magensonde abgesaugt werden, um postoperatives Bluterbrechen zu verhindern. Fast immer wird in Allgemeinnarkose operiert und fast immer ist eine tiefe Narkose erforderlich, weil das Operationsgebiet umfassend mit Nerven versorgt wird. Entsprechend können durch chirurgische Stimulation in diesem Gebiet unerwünschte kardiovaskuläre Reaktionen wie Bradykardie oder Tachykardie und Blutdruckanstieg ausgelöst werden. Vorteilhaft ist daher die Verwendung von Inhalationsanästhetika, bei Bedarf ergänzt durch Opioide, eine Alternative ist die TIVA mit Remifentanil und Propofol. Eine ausgeprägte Muskelrelaxierung ist hingegen meist nicht erforderlich. Der Intubationsweg, oral oder nasal, richtet sich v. a. nach den Erfordernissen der Operation. Bei folgenden Eingriffen wird oral intubiert: 5 Tumoroperationen, 5 plastische Eingriffe an Nase, Oberkiefer, Mittelgesicht, 5 Lippen-und Gaumenspalte, Der Tubus muss spannungsfrei im Operationsgebiet fixiert werden. Die Operationen können sehr lange dauern und teilweise mit erheblichen Blutverlusten einhergehen. Postoperativ müssen die Atemwege gesichert werden. Nach Progenieoperationen können Blutungen aus den Kieferhöhlen auftreten und nach Verschlucken des Blutes zu Übelkeit und Erbrechen führen (Aspirationsgefahr!). Betroffen sind fast immer Säuglinge und Kleinkinder. Intubiert wird mit einem Spiraltubus, und zwar oral. Der Tubus wird in der Mundmitte zwischen Sperrer und Zunge platziert und über die Kinnspitze abgeleitet und fixiert. Nach Einführen des Mundsperrers muss die korrekte Tubuslage durch Auskultation überprüft werden, da häufig Fehllagen des Tubus auftreten können. Mit Blutverlusten muss gerechnet werden, sie sind allerdings schwer einzuschätzen. Patienten mit Abszessen im Bereich der Mundhöhle gelten als nicht nüchtern. Die Spaltung erfolgt in Intubationsnarkose, um die Atemwege während des Eingriffs zu sichern. Bei Mundboden-oder Halsphlegmonen besteht oft eine Kieferklemme, die zwar in Narkose und Muskelrelaxierung meist überwunden werden kann, den Anästhesisten jedoch großzügig an die Möglichkeit der fiberoptischen Intubation denken lassen sollte. Betroffen sind v. a. behinderte Kinder und Erwachsene, bei denen wegen mangelnder Kooperation oder übergroßer Ängste ein Eingriff unter Lokalanästhesie nicht möglich ist. Hierbei gelten ähnliche Gesichtspunkte wie im Abschnitt zu den HNO-Operationen beschrieben. Nikotin-und/ oder Alkoholmissbrauch ist bei vielen Patienten vorhanden und muss beim anästhesiologischen Vorgehen berücksichtigt werden. Begleiterkrankungen sind ebenfalls häufig; 5 Die Anwesenheit von Bezugspersonen bei der Narkoseeinleitung kann von Nutzen sein. 5 Das Verfahren der Wahl ist die (oft ambulante) Intubationsnarkose. Intubiert wird zumeist nasal, um optimale Operationsbedingungen zu schaffen. 5 Nach der Intubation sollte der Rachen austamponiert werden, um das Ablaufen von Blut in Magen und/oder Lunge zu verhindern. 5 Extubiert wird erst nach sorgfältigem Absaugen der Mundhöhle in Seitenlage mit leichter Tieflagerung des Kopfes. In dieser Lagerung erfolgt auch der Transport des Patienten in den Aufwachraum. Einführung in die Mund BASICS Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde Anästhesie im HNO-Bereich