key: cord-0050148-rm2714fb authors: Koletzko, Berthold title: Nährstoffbedarf date: 2013 journal: Pädiatrische Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährung DOI: 10.1007/978-3-642-24710-1_25 sha: 997613cd18cf4a68da0989ec91411b327dd15d89 doc_id: 50148 cord_uid: rm2714fb Die angemessene Deckung der Ernährungserfordernisse von Kindern und Jugendlichen ist von zentraler Bedeutung für Wachstum und Entwicklung, die kurz- und langfristige Gesundheit sowie die Leistungsfähigkeit (Koletzko et al. 2011, 2005a). Grundvoraussetzung für die normale Funktion des Organismus ist die Gewährleistung des metabolischen Bedarfs an Wasser, Energie sowie Makro- und Mikronährstoffen. Der Zufuhrbedarf eines Nährstoffs lässt sich definieren als „die Menge und chemische Form eines Nährstoffes, welche systemisch benötigt wird, um eine normale Gesundheit und Entwicklung zu ermöglichen, ohne den Stoffwechsel eines anderen Nährstoffes zu beeinträchtigen. Der entsprechende Nährstoffbedarf ist die Zufuhrmenge, welche ausreicht, um den physiologischen Bedarf zu decken. Idealerweise sollte dies ohne extreme homöostatische Prozesse oder ausgeprägte Verarmung bzw. Überschüsse der Körperdepots erreicht werden“ (ESPGHAN Committee on Nutrition 1997). Die angemessene Deckung der Ernährungserfordernisse von Kindern und Jugendlichen ist von zentraler Bedeutung für Wachstum und Entwicklung, die kurz-und langfristige Gesundheit sowie die Leistungsfähigkeit (Koletzko et al. 2011 (Koletzko et al. , 2005a Dabei ist wichtig zu bedenken, dass beim einzelnen Kind eine Nährstoffzufuhr unterhalb der alters-und ggf. gewichtsbezogenen Referenzwerte durchaus bedarfsdeckend sein kann. Andererseits können chronische Erkrankungen mit Veränderungen z. B. von Nährstoffresorption, -utilisation, und -metabolisierung beim betroffenen Kind u. U. zu einem deutlich höheren Nährstoffbedarf führen als aus den Referenzwerten abzuleiten ist. Die etablierten Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr (. Tab. 25.1) können deshalb nur als Orientierung gelten, die für das einzelne Kind ggf. angepasst werden müssen. Die angemessene Zufuhrmenge und -qualität an Nahrungsproteinen sind von entscheidender Bedeutung für Körperwachstum und -funktionen. Eine angemessene Proteinzufuhr deckt den Bedarf aller essenziellen, konditionell essenziellen und für den effektiven Proteinstoffwechsel notwendigen Aminosäuren. Verdaubare Kohlenhydrate sind ein wichtiger Kalorienträger (etwa 4 kcal/g), die in der kindlichen Ernährung meist 40-50 % der zugeführten Energie ausmachen. Die quantitativ wichtigsten digestiblen Kohlenhydrate in der menschlichen Nahrung -alle mit der grundlegenden chemischen Struktur (CH 2 O) n -sind: Die optimale Zufuhrmenge an nichtdigestiblen Kohlenhydraten lässt sich derzeit nicht genau definieren, aber pragmatisch wurde für Kinder eine Ballaststoffzufuhr in Gramm entsprechend dem Lebensalter in Jahren plus 5 empfohlen (d. h. mit 5 Jahren 10 g/Tag, mit 10 Jahren 15 g/Tag). Allgemeine Zufuhrempfehlungen für Kohlenhydrate sind . Tab. 25.2 zu entnehmen. Lipide haben mit 9 kcal/g einen 2,3-fach höheren Energiegehalt als Kohlenhydrate und Proteine und machen bei vielen europäischen Kindern den Hauptteil der Energiezufuhr mit der Nahrung aus. Zudem dienen sie als der quantitativ wichtigste Energiespeicher des menschlichen Organismus. Entsprechend wirken sich Zufuhr, Digestion, Absorption und metabolische Utilisation von Lipiden direkt auf Wachstum, Körperzusammensetzung, Gesundheit und Wohlbefinden aus. Menge und qualitative Zusammensetzung der Nahrungsfette haben Auswirkungen auf zahlreiche biologische Funktionen wie z. B. Immunfunktion, Lipoproteinstoffwechsel und kardiovaskuläre Gesundheit. Der quantitativ überwiegende Teil der Nahrungsfette wird von Fettsäuren beigetragen, insbesondere in Triacylglycerolen (Triglyceriden), aber auch in anderen veresterten Lipiden wie z. B. Di-und Monoacylglycerole, Phospholipide, Cholesterin ester und Phytosterinester. Nach ihrer Kettenlänge werden kurzkettige (<8 Kohlenstoffatome), mittelkettige (8-11 Kohlenstoffatome), intermediärkettige (12-15 Kohlenstoffatome) und langkettige (≥16 Kohlenstoffatome) Fettsäuren unterschieden. Doppelbindungen bestimmen zudem die Eigenschaften von Fettsäuren durch ihre Zahl (gesättigt: ohne Doppelbindung; einfach oder mehrfach ungesättigt), Position (z. B. Doppelbindungen in Omega-3-und Omgea-6-Position bei den essenziellen Fettsäuren) und Konfiguration (cis-oder trans-Fettsäuren). Mittelkettige Triacylglycerole (MCT) werden zur Behandlung unterschiedlicher Formen der Fettmalassimilation Menschliche Milch enthält etwa 0,2-0,3 mg Eisen/l, das im Mittel zu etwa 20 % absorbiert wird, d. h. ein mit täglich 750 ml Muttermilch voll gestilltes Kind absorbiert etwa 0,03-0,05 mg Eisen pro Tag. Der Eisenbedarf für das Wachstum ist höher und wird bis etwa gegen Ende des ersten Lebenshalbjahres zusätzlich durch die Utilisation der bei der Geburt angelegten Eisenspeicher gedeckt. Spätestens ab dem 7. Lebensmonat benötigt ein Säugling eine zusätzliche Eisenquelle. Die zugefütterte Beikost soll ausreichende Mengen gut resorbierbaren Eisens enthalten, günstig ist die Fütterung von Beikost mit Fleisch 2-bis 3-mal wöchentlich. Säuglingsmilchnahrungen enthielten in der Vergangenheit deutlich höhere Eisenkonzentrationen als Muttermilch. Diese höheren Eisenkonzentrationen wurden unter der Annahme einer wesentlich schlechteren Eisenresorption gewählt, wie sie in vor mehr als 2 Jahrzehnten durchgeführten Studien berichtet wurden. Diese Studien weisen jedoch erhebliche methodische Probleme auf und untersuchten z. T. die Eisenresorption nicht aus modernen Säuglingsnahrungen, sondern aus häuslichen Kuhmilchzubereitungen. Jüngere Studien zeigen dagegen eine Eisenresorption sowohl aus Muttermilch als auch aus Säuglingsnahrungen von etwa 15-20 %, d. h. es besteht kein erheblicher Unterschied in der Bioverfügbarkeit. Aktuelle klinische Studien bei Säuglingen belegen zudem, dass die Fütterung mit Säuglingsnahrungen mit einem Eisengehalt zwischen 0,3 und 1,9 mg/100 kcal nicht zu Unterschieden in der Häufigkeit des Auftretens einer Eisenmangelanämie führt (Koletzko et al. 2005b) . Aktuell wird deshalb für Säuglingsnahrungen ein Eisengehalt von 0,3-1,3 mg/100 kcal empfohlen (Koletzko et al. 2005b) . Etwa 70 % des im Körper enthaltenen Zinks finden sich in Knochen, Haut und Haaren. Zink wirkt als Bestandteil oder Kofaktor zahlreicher Enzyme, Hormone und Rezeptoren so-wie bei der Insulinspeicherung und der Regulation von Immunfunktionen. Zink wird mit vielen pflanzlichen (Vollkorngetreide) und vor allem tierischen Nahrungsmitteln (Fleisch, Ei, Milch, Käse) in relativ hohen Konzentrationen zugeführt, aber auch hier ist die Absorption aus tierischen Nahrungsmitteln deutlich besser als z. B. aus Getreideprodukten. Die Zinkversorgung ist nicht leicht einzuschätzen, da die Messung der Zinkkonzentration im Serum die Versorgung nicht sehr zuverlässig reflektiert. Jod wird aus der Nahrung fast vollständig absorbiert und zu einem hohen Anteil in die Schilddrüse aufgenommen, wo es in die Schilddrüsenhormone inkorporiert wird. Deutschland gehört zu den Jodmangelgebieten mit einer über die natürliche Ernährung unzureichenden Versorgung, so dass die konsequente Verwendung von jodangereichertem Speisesalz und mit solchem Salz hergestellten Nahrungsmitteln (z. B. Brot und Backwaren) unbedingt sinnvoll ist. Determining life stage groups and extrapolating nutrient intake values Report of the IDECG Working Group on lower and upper limits of carbohydrate and fat intake. International Dietary Energy Consultative Group Umschau Braus, Frankfurt/Main Ernährungskommssion der Deutschen Gesellschaft für Kinder-und Jugendmedizin Recommended Nutrient Intakes (RNIs), and Literatur Population Reference Intakes (PRIs) are not "Recommended Intakes Non-digestible carbohydrates in the diets of infants and young children. A commentary by the ESPGHAN Committee on Nutrition Prebiotic oligosaccharides in dietetic products for infants. A commentary by the ESPGHAN Committee on Nutrition Critical micronutrients in pregnancy, lactation, and infancy: considerations on vitamin D, folic acid, and iron, and priorities for future research Dietary reference intakes for energy, carbohydrate, fibre, fat, fatty acids, cholesterol, protein, and amino acids Langzeiteffekte der Substratzufuhr im frühen Kindesalter Reference nutrient intakes for infants, children and adolescents Herausforderungen bei der Charakterisierung und der Verbesserung der Ernährungssituation im Kindes-und Jugendalter Ashwell M (eds) (2005a) Early nutrition and its later consequences: New opportunities Global standard for the composition of infant formula. Recommendations of an ESPGHAN coordinated International Expert Group The Early Nutrition Programming project and The Early Nutrition Academy (2011) Programming research: where are we and where do we go from here? Wenn Zucker krank machen -Maldigestion und metabolische Unverträglichkeiten Office for Official Publications of the European Communities, Luxembourg The Scientific Committee for Food (2003a) Minutes' statement of the Scientific Committee on Food addressing the limitations of extrapolating tolerable upper intake levels of nutrients for children Opinion of the Scientific Committee for Food on the revision of reference values for nutrition labeling