key: cord-0048678-6z99rm0a authors: Schwegler, Ute; Fritze, Eugen; Fritze, Jürgen; Pox, Christian; Schmiegel, Wolff; May, Burkard; Merget, Rolf title: Infektionskrankheiten date: 2012 journal: Die ärztliche Begutachtung DOI: 10.1007/978-3-642-21081-5_27 sha: 2327c4e43029a20934a260ab4d8fdffac7c0dfe0 doc_id: 48678 cord_uid: 6z99rm0a Virale Infektionen zählen immer noch weltweit, besonders in den Entwicklungsländern, zu den häufigsten Todesursachen. Durch internationale systematische Impfkampagnen der WHO ist die Welt Pocken-frei geworden. Die Inzidenz der Infektionen, die durch eine Immunprophylaxe verhindert werden können, wurde drastisch gesenkt (Poliomyelitis, Tollwut). In den 1980er Jahren trat eine neue Tierseuche beim Rind auf, die bovine spongyforme Enzephalopathie (BSE), die mit der neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (vCJK) in Zusammenhang steht (Nahrungskette). Im selben Zeitraum begann die explosionsartige weltweite Verbreitung eines neuen Retrovirus, des HIV. Trotz intensiver Aufklärungskampagnen und neuen therapeutischen Möglichkeiten (HAART, hoch aktive antiretrovirale Therapie) ist es bis zur Jahrtausendwende nicht gelungen, die weitere Ausbreitung der HIV-Infektion zu verhindern. Seit 2007 ist eine allmähliche Eindämmung der Infektion zu erkennen, die Neuinfektionen sind weltweit rückläufig. Durch den breiteren Einsatz der HAART sind Lebensqualität und Lebenserwartung enorm gestiegen, die Sterberate der AIDS-Infizierten ist seit 2005 um mehr als 50 % zurückgegangen. und Meerkatzen in Zentralafrika liegt. Es ist nicht geklärt, ob diese Tiere selbst an einem AIDS-ähnlichen Syndrom erkranken oder nur Virusträger sind. Wahrscheinlich haben menschliche HI-Viren und die von Affen einen gemeinsamen Vorfahren, aus dem sie über mehrere Jahrhunderte entstanden sind. Erkrankungen an AIDS sind in der Bevölkerung Zentralafrikas endemisch (HIV 2), die Häufigkeit scheint dort bei Männern und Frauen gleich zu sein. Homosexualität ist bei der afrikanischen Bevölkerung fast unbekannt. Man vermutet, dass das HIV aus Zentralafrika nach Haiti eingeschleppt und dort endemisch wurde. Von dort ist es offenbar durch intensiven Tourismus von Homosexuellen in die Großstädte der USA eingeschleppt worden und hat seit 1981 zu einem explosionsartigen Ausbruch von AIDS geführt. Etwa drei Jahre später griff die Krankheit auf die westeuropäischen Großstädte über. Der Anstieg der Erkrankungshäufigkeit folgte einer Exponentialfunktion. Indessen scheint der Häufigkeitsanstieg durch weltweite Aufklärungskampagnen von Jahr zu Jahr geringer zu werden. Weltweit sind bisher seit Ausbruch der Pandemie 70-80 Millionen Menschen mit dem HI-Virus infiziert worden (. Tab. Virale Infektionen zählen immer noch weltweit, besonders in den Entwicklungsländern, zu den häufigsten Todesursachen. Durch internationale systematische Impfkampagnen der WHO ist die Welt Pocken-frei geworden. Die Inzidenz der Infektionen, die durch eine Immunprophylaxe verhindert werden können, wurde drastisch gesenkt (Poliomyelitis, Tollwut). In den 1980iger Jahren trat eine neue Tierseuche beim Rind auf, die bovine spongyforme Enzephalopathie (BSE), die mit der neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (vCJK) in Zusammenhang steht (Nahrungskette). Im selben Zeitraum begann die explosionsartige weltweite Verbreitung eines neuen Retrovirus, des HIV. Trotz intensiver Aufklärungskampagnen und neuen therapeutischen Möglichkeiten (HAART, hoch aktive antiretrovirale Therapie) ist es bis zur Jahrtausendwende nicht gelungen, die weitere Ausbreitung der HIV-Infektion zu verhindern. Seit 2007 ist eine allmähliche Eindämmung der Infektion zu erkennen, die Neuinfektionen sind weltweit rückläufig. Durch den breiteren Einsatz der HAART sind Lebensqualität und Lebenserwartung enorm gestiegen, die Sterberate der AIDS-Infizierten ist seit 2005 um mehr als 50 % zurückgegangen. Nach der Zahl der noch vorhandenen T-Helferzellen wird dem jeweiligen klinischen Stadium eine Zahl zwischen 1 und 3 zugewiesen, sodass eine Klassifizierung von A1 bis C3 möglich ist. Die Stadien A3, B3 und C1-3 gelten als AIDS (. Tab. 27.2) z Diagnostik Nach Infektion mit dem HIV können direkte Verfahren zum Virusnachweis, nach Einsetzen der Antikörperantwort indirekte immunologische Methoden angewendet werden. In der Zeit der diagnostischen Lücke (Zeitintervall von der Infektion bis zur Antikörperbildung), die bis zu 6 Monaten dauern kann, kommen als direkte Verfahren die PCR und der HIV-p24-Antigentest zur Anwendung. Die direkten Verfahren stellen keine Routineuntersuchungen dar, sondern sind speziellen Fragestellungen vorbehalten (Neugeborene HIV-infizierter Mütter, berufsbedingte Infektionen). Standardsuchtest ist der HIV-ELISA, der regelhaft durch den Western Blot bestätigt werden muss. Afrika südlich der Sahara Der Indexpatient darf nur mit seiner Zustimmung auf HIV untersucht werden. Die ärztliche Informationspflicht (D-Arztbericht, ärztliche Anzeige einer Berufskrankheit) muss erfüllt werden. Das Robert Koch-Institut bittet darum, HIV-Expositionen und ihre Behandlung auf entsprechenden Erhebungsbögen (▶ www.rki.de) anonymisiert zu dokumentieren und zu melden. Die HIV-Infektion ist eine tödliche Viruserkrankung. Durch die Entwicklung neuer antiretroviraler Chemotherapeutika mit dem Einsatz der hochaktiven antiretroviralen Therapie (HAART) ist es gelungen, sowohl die Lebenserwartung wie auch die Lebensqualität der Infizierten signifikant zu verbessern. Die befürchtete explosionsartige Verbreitung von HIV konnte weltweit, besonders in den Subsahara-Ländern, eingedämmt werden. z Gutachterliche Bewertung In der gesetzlichen Unfallversicherung gelten grundsätzlich die gleichen Kriterien zur Anerkennung als Berufskrankheit wie bei anderen Infektionskrankheiten, die durch Blut übertragen werden. Da HIV ganz überwiegend in Hochrisikogruppen verbreitet ist, muss bei Meldung einer beruflichen Infektion im Einzelfall der bloße Verdacht ausgeschlossen werden, ob sich der Infizierte nicht als Angehöriger einer Hochrisikogruppe unfallunabhängig infiziert hat. Bei der späteren Begutachtung geschlossen werden. Wenn der Chirurg HIV-infiziert ist, liegt das Risiko bei ca. 1/83.000 Operationsstunden. Valide Daten existieren allerdings nicht. z Therapie In der Behandlung der HIV-Infektion stehen Medikamente aus verschiedenen Wirkstoffklassen zur Verfügung: nukleosidische reverse Transkriptaseinhibitoren (NRTI), nichtnukleosidische reverse Transkriptaseinhibitoren (NNRTI), Proteaseinhibitoren, Fusionshemmer, Entryinhibitoren und Integraseinhibitoren (INI). Die Zahl der zugelassenen Einzelsubstanzen und Kombinationspräparate ist auf weit über 20 angewachsen. Seit der Einführung der hochaktiven antiretroviralen Therapie (HAART), die lebenslang durchgeführt werden muss, -Wann bei asymptomatischen HIV-Infizierten behandelt werden sollte, ist unklar. Keine der bisherigen Therapiestudien hat diese Frage eindeutig beantwortet. Aus einer Reihe von Kohortenstudien lässt sich jedoch ableiten, dass bei einem Behandlungsbeginn erst unterhalb einer CD4-Zellzahl von 200/µl mit einer deutlich erhöhten Morbidität und Mortalität zu rechnen ist. Ein Abfall unter diesen Wert sollte daher vermieden werden. Asymptomatische HIV-Infizierte mit einer CD4-Zellzahl <200/ µl haben unabhängig vom Ausmaß der Virusreplikation ein deutlich erhöhtes Risiko für eine immunologische und klinische Progression, das durch eine antiretrovirale Therapie vermieden werden kann. Eine Behandlung ist daher klar indiziert (Evidenzgrad AI). Zum serologischen Nachweis sind nur für einen Teil der Erreger kommerzielle Tests erhältlich (FSME, Dengue-Virus, WNF). Die PCR-Diagnostik darf nur in Hochsicherheitslaboratorien durchgeführt werden. Eine Impfprophylaxe ist gegen Gelbfieber, Japan-Enzephalitis und FSME (Frühsommer-Menigoenzephalitis) möglich. Für Laborpersonal steht ein inaktivierter Impfstoff gegen die Ost-und West-Pferdeenzephalitis zur Verfügung. z Gutachterliche Bewertung Bei Personen, die sich beruflich in Endemiegebieten aufhalten müssen, ist wahrscheinlich, dass eine Arbovirusinfektion als Berufskrankheit anzuerkennen ist. Virus übertragenden Zecken finden sich nicht nur in Wäldern und am Waldesrand, sondern auch in Parkanlagen und Gärten. z Symptomatik 60-70 % der Infektionen verlaufen asymptomatisch. Sie sind nur anhand der Serokonversion zu erkennen. Auch die klinisch inapparente Infektion hinterlässt eine lebenslange Immunität. Ein Drittel der Infizierten entwickelt nach einer Inkubationszeit von 1-2 Wochen Symptome. Der Krankheitsverlauf ist biphasisch. In der 1. Phase treten grippeähnliche Beschwerden auf mit Kopf-, Hals-und Gliederschmerzen, Fieber, Erbrechen, Schwindel. Diese Symptome verschwinden innerhalb einer Woche spontan. Nach einem fieberfreien Intervall von 7-20 Tagen treten bei 10 % der Infizierten mit einem zweiten Fieberanstieg neurologische Symptome auf, zur Hälfte eine benigne selbstlimitierte seröse Meningitis, in einem Drittel zusätzlich eine Enzephalitis mit epileptischen Anfällen, Bewusstseinsstörungen und psychotischen Symptomen. Sehr selten kommt es zu einem meningomyeloenzephalitischen Verlauf mit Beteiligung des Zentralnervensystems und des peripheren Nervensystems mit schlaffen Paresen. Nach 2 Wochen haben sich die neurologischen Symptome zurückgebildet. Restsymptome (Paresen, Anfallsleiden, Kopfschmerzen) verbleiben bei weniger als 10 %. Bei 1-2 % der Erkrankten mit ZNS-Beteiligung verläuft die Infektion letal. z Diagnostik Diagnostische Methode der Wahl ist der FSME-Virus-spezifische IgM-und IgG-Nachweis im Serum oder Liquor mittels ELISA. Diese Antikörper können mit Beginn der 2. Krankheitsphase nachgewiesen werden. Bei atypischen Verläufen gilt der alleinige IgM-Nachweis im Blut als unzureichend spezifisch, weshalb empfohlen wird, einen 4-fachen Titeranstieg in 2 Serumproben nachzuweisen. Zu beachten ist, dass nach FSME-Impfung über längere Zeit FSME-spezifische IgM-Antikörper vorhanden sein können. Zu Beginn der Erkrankung ist eine Virusisolierung aus Blut und Liquor möglich (spezielle PCR, Westernblot). z Therapie Die Therapie beschränkt sich auf symptomatische Maßnahmen. z Verlauf Bei meningomyeloenzephalitischem Verlauf kommt es bei ca. 10 % zu bleibenden neurologischen Defiziten (bei Kindern sehr selten, bei älteren Erwachsenen in bis zu 40 %). Die Letalität beträgt 1-2 %. Nach § 7 Abs. 1 Nr. 14 IfSG besteht namentliche Meldepflicht bei Erkrankung und Tod. z Prophylaxe Durch die aktive FSME-Schutzimpfung wird ein über 98 %iger Impfschutz erzielt. Schon nach der 2. Impfung liegt der Impfschutz bei 90 %. Zur Grundimmunisierung sind 3 Impfungen erforderlich: die 2. Impfung 21 Tage bis 3 Monate nach der 1. Impfung, die 3. Impfung 9-12 Monate nach der 1. Impfung. Auffrischungsimpfung alle 3 Jahre (STIKO). Indiziert ist die Impfung bei allen Personen, die sich ständig oder vorübergehend in der Zeit von März bis Dezember in Endemiegebieten aufhalten. Eine postexpositionelle Immunprophylaxe ist nicht möglich. In Deutschland sind in den letzten 10 Jahren keine MKS-Fälle aufgetreten. Die Pathogenität des MKS-Virus für den Menschen ist sehr gering. Infektionen wurden bei früheren Ausbrüchen nur vereinzelt bei direktem Kontakt zu infizierten Tieren in der Tierhaltung und beim Schlachten beobachtet. Begünstigend wirken mangelhafte Arbeitshygiene, eine sehr massive Exposition sowie Hautverletzungen, die als Eintrittspforte dienen können. Verlauf Nach einer Inkubationszeit von 2-8 Tagen entwickelt sich an der Eintrittspforte eine Primäraphthe. Danach können eine diskrete fieberhafte Allgemeinreaktion sowie Aphthen an der Mund-Rachen-Schleimhaut sowie an den Fingern und Zehen auftreten. Der Krankheitsverlauf ist unkompliziert, Organmanifestationen an ZNS oder Herz, wie sie vom Tier bekannt sind, sind bei Menschen bisher noch nie aufgetreten. Die Therapie ist symptomatisch. Die Erkrankung heilt folgenlos aus. Impfung Veterinärimpfstoffe stehen zur Verfügung, sollen jedoch nur im Notfall bei einem Seuchenausbruch zum Schutz der Tiere in der weiteren Umgebung eingesetzt werden. Eine flächendeckende Impfprophylaxe gibt es in der EU nicht. z Gutachterliche Bewertung Gefährdet sind Tierärzte, Tierpfleger, Melker, Milchhändler, Fleischer, aber auch Verbraucher von unbehandelten Tierprodukten. Das Masernvirus ist ein ausschließlich humanpathogenes RNA-Virus des Genus Morbillivirus in der Familie der Paramyxoviren. Prognose und Verlauf Die Prognose der subakuten sklerosierenden Panenzephalitis (SSPE) ist stets infaust. Die Masernerkrankung hinterlässt eine lebenslange Immunität. Die Riesenzellpneumonie und die Maserneinschlusskörperenzephalitis gehen mit einer Letalität von ca. 30 % einher. Auf etwa 10.000-20.000 Masernerkrankungen entfällt eine Erkrankung mit letalem Ausgang. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gab es seit 1998 pro Jahr 1-2 Masernsterbefälle (4 Sterbefälle 1999). Polioviren sind kleine sphärische unbehüllte RNA-Viren, die dem Genus Enterovirus und der Familie der Picornaviridae angehören. Epidemiologie Polioviren waren weltweit verbreitet. Vor der Einführung der oralen Impfung war die Verbreitung auch in Mitteleuropa so ausgeprägt, dass der Kontakt mit dem Erreger meist schon im Kindesalter erfolgte ("Kinderlähmung" -Paralytische Poliomyelitis: rasche Entwicklung asymmetrischer, schlaffer Lähmungen der Bein-(am häufigsten), Arm-, Bauch-, Thorax-oder Augenmuskeln. Eine spezifische Therapie gibt es nicht. Nach der akuten Behandlung ist eine längere physiotherapeutische, orthopädische Nachsorge erforderlich. Verlauf Die Letalität liegt unter 1 %. Infektionen beim Erwachsenen verlaufen schwerer als bei Kindern. Nach paralytischer Poliomyelitis kann es noch nach Jahrzehnten zu einer Zunahme der Paralysen mit Muskelschwund kommen (Post-Polio-Syndrom). Präventivmaßnahmen Grundimmunisierung aller Säuglinge nach den Empfehlungen der STIKO mit der inaktivierten Poliovakzine, die sicher wirksam ist, keine Vakzine-assoziierte paralytische Poliomyelitis hervorruft und auch bei Immunschwäche risikolos ist. Bei einer Poliomyelitiserkrankung sollten alle Kontaktpersonen unabhängig vom Impfstatus ohne Zeitverzug mit der inaktivierten Polio-Vakzine geimpft werden. Polioverdachtsfälle müssen isoliert stationär behandelt werden. Die bovine spongyforme Enzephalopathie (BSE) gehört zur Gruppe der übertragbaren, chronisch degenerativen, spongy- Unverträglichkeiten ab und müssen individuell festgelegt werden. Wichtig ist, dass die prophylaktischen Medikamenteneinnahme bereits vor der Reise begonnen und eine bestimmte Zeit nach der Rückkehr fortgeführt wird. In Gebieten mit niedrigem oder mittlerem Malariarisiko kann ggf. auf eine Chemoprophylaxe verzichtet und stattdessen ein Medikament als Notfallmedikation mitgenommen werden. Detaillierte aktuelle Angaben zur Chemoprophylaxe sind den Empfehlungen der Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit zu entnehmen (▶ www.dtg.mwn.de). Eine Impfung steht derzeit nicht zur Verfügung, der Impfstoff RTS,S/A02A, mit dem das Risiko einer schweren Malariaerkrankung um 58 % reduziert werden konnte, befindet sich noch im experimentellen Stadium (Agnandji et al. 2011). Unter der Schlafkrankheit werden die im tropischen Afrika vorkommenden Infektionen des Menschen durch Trypanosoma brucei gambiense und Trypanosoma brucei rhodesiense verstanden. z Epidemiologie, Übertragung Beide Infektionen werden durch Tse-Tse-Fliegen der Gattung Glossina übertragen und kommen in einem Gürtel vor, der südlich der Sahara bis nördlich der Kalahrai-Wüste reicht. z Diagnose, Therapie Die Erreger sind nur während der akuten Infektion im Blut nachweisbar, in der Regel erfolgt die Diagnose serologisch. In der Therapie werden Benznidazol und Nifurtimox eingesetzt. Die Toxoplasmose wird durch eine Infektion mit Toxoplasma gondii bedingt. z Diagnostik Ein Amöbenleberabszess kann in Zusammenhang mit einer Amöbenkolitis durch eine hämatogene Verschleppung auftreten. In der Regel geben die Patienten bei Diagnose aber keine Durchfälle an und können sich häufig nicht an eine Durchfallepisode erinnern. Klinisch stehen Fieber und rechtsseitige Oberbauchschmerzen im Vordergrund. Der Abszessnachweis erfolgt in der Regel mittels bildgebender Verfahren wie Ultraschall oder Computertomographie. In der Diagnostik ist es wichtig, zwischen E. histolytica und apathogenen Amöbenformen wie E. dispar zu unterscheiden. Dieses wird durch fehlende morphologische Unterschiede der Zystenformen der beiden Erreger erschwert. Beweisend für eine Infektion mit E. histolytica ist der Nachweis hämatophager Trophozoiten im frischen Stuhl. Die Sensitivität der Untersuchung beträgt jedoch bestenfalls 70 %. Es werden daher vermehrt Antigennachweise mit deutlich höherer Sensitivität eingesetzt. Bei einem Amöbenabszess lassen sich häufig keine Erreger im Stuhl nachweisen, jedoch ist die Serologie fast immer positiv. z Therapie Jede Infektion durch E. histolytica ist behandlungsbedürftig. In der Therapie werden bei asymptomatischen Trägern Paramomycin, bei invasiven Erkrankungen Metronidazol, gefolgt von Paramomycin eingesetzt. Der Flagellat Giardia lamblia ist weltweit verbreitet. Eine Infektion erfolgt in der Regel über die Aufnahme von Zysten in verunreinigtem Wasser oder Lebensmitteln, eine fäkal-orale Übertragung zum Beispiel in Kindertagesstätten ist ebenfalls möglich. Nach Aufnahme besiedelt der Erreger den Dünndarm. Die Die Diagnose erfolgt in der Regel anhand des Trophozoiten-oder Zystennachweises im Stuhl, ggf. können Duodenalas- In seltenen Fällen können frei lebende Amöben wie Naegleria oder Acanthamoeba in das zentrale Nervensystem eindringen und eine Meningoenzephalitis hervorrufen. Acanthamöben können zusätzlich insbesondere bei Kontaktlinsenträgern eine Keratitis hervorrufen. Die Erreger kommen in Süßwassergewässern vor, die Infektion erfolgt beim Baden. 1997 wurden weltweit 179 Fälle von durch frei lebende Amöben bedingte Meningoenzephalitiden registriert, die Hälfte davon in den USA. Der vor allem in Schweinen nachweisbare Erreger Balantidium coli kann selten beim Menschen eine akute Durchfallerkrankung hervorrufen, die der Amöbenruhr ähneln kann. Häufig scheint die Infektion aber symptomlos zu verlaufen. Der Erreger kommt weltweit vor, eine Infektion erfolgt in der Regel über verunreinigtes Wasser oder Lebensmittel. In manchen geographischen Bereichen besteht ein so massiver Wurmbefall der Bevölkerung, dass für dort zum Beispiel aus beruflichen Gründen lebende Europäer eine besondere Infektionsgefährdung gegeben ist. Die Übertragung von Askariseiern auf den Menschen kommt gewöhnlich durch mit Kot gedüngte, roh genossene Gemüse oder Salate oder auch durch verunreinigte Nahrungsmittel zustande. Die oral aufgenommenen Eier entlassen im Dünndarm die Larven, welche die Darmwand durchdringen und für ihre weitere Entwicklung eines Gewebsaufenthaltes bedürfen. In der Lunge führen sie zum so genannten eosinophilen Lungenfiltrat, welches meist um den 10. Tag nach dem Eindringen der Eier auftritt und etwa nach einer Woche, also etwa 3 Wochen nach der Infektion, sein Maximum erreicht, um danach abzuklingen. Die diagnostische Erkennung der Natur eines solchen Lungeninfiltrates kann äußerst schwierig sein, weil der Nachweis junger Askariden im Stuhl erst 5-6 Wochen später möglich ist. Auch Askariseier treten erstmalig etwa 8-10 Wochen nach einem solchen Lungeninfiltrat auf (. Abb. 27.9). Symptomatik Askariden können besonders bei ihrer Vielzahl im Darm zu ileusartigen Krankheitsbildern und mit dem Eindringen in den Appendix, in den Ductus choledochus oder pancreaticus zu entsprechender schwerer Symptomatik führen. Die Infektion mit Trichocephalus dispar ist besonders in feuchtwarmen Ländern sehr häufig, aber auch in Europa und besonders bei Kindern nicht selten. Nur gelegentlich kommt es zu katarrhalischen Erscheinungen vonseiten des Darmes, sehr selten auch zu heftigeren Symptomen und unter Umständen zu allergischen Reaktionen. Der Befall durch Ancylostoma duodenale in europäischen Ländern, durch Necator americanus und seltener durch Ancylostoma brasiliense in Nord-und Südamerika ist besonders in tropischen und subtropischen Gebieten weit verbreitet, weil die Entwicklung der Hakenwurmlarven entsprechende klimatische Bedingungen voraussetzt. Die mit Galle und Stuhl ausgeschiedenen Eier infizieren Schnecken, die sich darin entwickelnden Zerkarien befallen Fische, deren roher oder unzureichend gekochter Genuss die Infektion auf den Menschen überträgt. Der Erreger Fasciolopsis buski kommt in China, Indonesien, Vietnam, Malaysia und Indien bei Schweinen und Hunden, aber auch beim Menschen vor, der sich nach einem ähnlichen Entwicklungszyklus des Erregers wie bei den schon erwähnten Trematodeninfektionen durch den Genuss bestimmter Wasserpflanzen infiziert, an denen die Zysten der Zerkarien haften. Bei massiven Infektionen kommt es zu Durchfällen und Darmblutungen aus Abszessen der Darmschleimhaut. Der Lungenegel Paragonimus westermani kommt in China, Japan, Korea und auf den Philippinen, aber auch in Westafrika bei Hunden, Schweinen und Wildtieren vor. Die Eier gelangen mit dem Sputum der Tiere ins Wasser, die daraus freigesetzten Mirazidien infizieren Schnecken, die sich entwickelnden Zerkarien befallen Krebse und Fische, deren roher Genuss den Menschen infiziert. Aus dem Magen-Darm-Kanal des Menschen wandern die Larven in die Lungen. Chronischer Husten, blutiger Auswurf, gelegentlich auch Durchfälle und Lebervergrößerung sind die Folgen. z Gutachterliche Bewertung Wegen der weiten Verbreitung und des großen Infektionsrisikos spielt die Bilharziose für den ärztlichen Gutachter keine geringe Rolle. Kontakt mit infiziertem Wasser bei der beruflichen Tätigkeit oder beim Baden ist in entsprechenden Gebieten häufig gegeben. Fasciola hepatica kommt als Parasit in den Gallenwegen von Rindern und Schafen überall in der Welt vor. Mit dem Kot gelangen die Eier in Wasser. Die sich daraus bei günstiger Temperatur innerhalb einiger Wochen entwickelnden Mirazidien befallen Wasserschnecken, in denen sie einen Entwicklungsgang durchmachen. Die die Schnecke verlassenden Zerkarien bilden an Wasserpflanzen Zysten, durch deren Genuss sich der Mensch infizieren kann. Nach einer Inkubationszeit von 1-2 Monaten entsteht ein fieberhaftes Syndrom, oft mit Schmerzen im Leberbereich, Eosinophilie, Leukozytose, Leber-und Milzvergrößerung. Eitrig-septische Entzündungen der Gallenwege mit Cholestase führen zur Gelbsucht, zu ausgeprägter Anämie und gelegentlich zu einer schweren septischen Cholangitis mit tödlichem Verlauf. Auch eine biliäre Zirrhose kann sich entwickeln. z Gutachterliche Bewertung Neben dem Krankheitsbild bei bestehender beruflicher Exposition erlaubt der Nachweis der Eier im Duodenalsaft und im Stuhl die Diagnose. Eine positive Komplementbindungsreaktion vermag sie zu erhärten. Infektionsgefährdet sind Landarbeiter und andere Personen in Gebieten mit infiziertem Viehbestand. Auch durch Genuss von Sauerampfer oder Fallobst von feuchten Wiesen, auf denen infiziertes Vieh weidete, kann die Infektion übertragen werden. Wie bei der Infektion durch Fasciola hepatica, so führt auch die durch den ostasiatischen Leberegel, Clonorchis sinensis, zu einer Leber-und Gallenwegssymptomatik. In Ostasien sind Hunde und Katzen, nicht selten auch der Mensch infiziert. Infektionen mit Dibothriocephalus latus (syn. Diphyllobothrium latum), dem sogenannten Fischbandwurm, werden in den Ländern des Ostseeraumes, aber auch in den Schweizer und norditalienischen Seengebieten, im Bereich des Donaudeltas, in Sibirien, Japan, Nordmandschurei und in Nordamerika beobachtet. Das ins Wasser gelangte Ei entwickelt sich zu einer Larve, die von niederen Krebsen gefressen wird, in denen sich ein weiteres Larvenstadium entwickelt. Wenn diese Krebse von Fischen gefressen werden, so wandern die Larven in Organe und Muskulatur des Fisches. Der Genuss rohen Fischfleisches führt beim Menschen zur Infektion, die symptomlos sein, aber auch mit Durchfällen und Allgemeinsymptomen einhergehen kann. Oft kommt es zu einer megalozytären Anämie, weil der Parasit das Vitamin B 12 aufnimmt, ehe es zur Resorption gelangen kann. Die Diagnose ist durch den Nachweis der Eier im Stuhl zu stellen. Infektionsgefährdet sind in entsprechenden Gebieten Menschen, die infizierte Fische roh essen. Bandwurmarten, die vorzugsweise in warmen Ländern vorkommen und den Menschen befallen, sind der Zwergbandwurm, Hymenolepis nana, und Sparganum, der zur Gattung Diphyllobothrium gehört und im Dünndarm von Hunden und anderen Karnivoren zum Bandwurm ausreift. Der Zwergbandwurm bedarf keines tierischen Zwischenwirtes, der Mensch ist Zwischenwirt und Endwirt. Die Eier gelangen durch Kotverschmutzung oder Selbstinfektion in den Magen-Darm-Kanal, die im Dünndarm ausschlüpfenden Larven entwickeln sich in Die meisten bakteriellen Infektionen können hier unberücksichtigt bleiben, weil ihre Krankheitsbilder als heimische Infektionskrankheiten gut bekannt sind und sie keine besonderen versicherungsrechtlichen oder gutachtlichen Probleme aufwerfen. Einige Besonderheiten sind aber den hier im Folgenden dargestellten bakteriellen Infektionskrankheiten zu berücksichtigen. Bakterielle Infektionen im Zusammenhang mit Berufs-oder Urlaubsreisen werden zunehmend häufiger. An erster Stelle stehen Infektionen des Gastrointestinaltraktes, gefolgt von Hautinfektionen und Infektionen, die in tropischen oder subtropischen Regionen durch Insekten übertragen werden. Der Antikörpernachweis (Agglutination nach Widal) ist von untergeordneter Bedeutung. Für die antibiotische Therapie werden vor allem Chinolone und Cephalosporine der dritten Generation (Ceftriaxon, Cefotaxim) eingesetzt, wobei weltweit eine zunehmende Resistenzentwicklung zu verzeichnen ist. Der klinische Verlauf ist bei Typhus und Paratyphus ähnlich, jedoch bei Paratyphus meist leichter ausgeprägt. z Gutachterliche Bewertung Für die gutachterliche Beurteilung ist es für medizinisches Personal und für Personen, die im Lebensmittelgewerbe tätig sind, von großer Bedeutung, ob die Erreger nach Ausheilung der Erkrankung im Stuhl nicht mehr nachweisbar sind. Bei etwa 2-5 % der Infektionen mit Salmonella typhi kommt es zu Bakteriendauerausscheidung, die ein hohes Infektionsrisiko darstellt. Bei diesen in der Regel beschwerdefreien Personen persistieren die Erreger häufig in der Gallenblase. Eine antibiotische Sanierung von Dauerausscheidern kann versucht (z. B. Ciprofloxacin für 4 Wochen) und ggf. eine Cholezystektomie unter Antibiotikaprophylaxe vorgenommen werden. Dauerausscheidern kann die Ausübung bestimmter beruflicher Tätigkeiten ganz oder teilweise untersagt werden ( § 31 Infektionsschutzgesetz, IfSG). Insbesondere der Einsatz in lebensmittelverarbeitenden Bereichen ist nach § 42 IfSG verboten. Betroffene Beschäftigte erhalten eine Entschädigung für Verdienstausfall ( § 56 IfSG) oder Berufswechsel, die Kosten einer Behandlung zur Beseitigung dieses Dauerausscheiderzustandes werden in der Regel von der zuständigen Berufsgenossenschaft, für medizinisches Personal von der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege, übernommen, wenn die Infektion als Berufskrankheit anerkannt wurde. Die meisten Infektionen des Rachenraumes sind durch Viren verursacht. Bei etwa 15 % der Fälle, bei Kindern bis 50 %, werden β-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A als Erreger gefunden. Das rheumatische Fieber und die akute Glomerulonephritis sind seltene Spätfolgen von Streptokokken-Racheninfektionen bestimmter Serotypen und können mit einer durchschnittlichen Latenz von 18 bzw. 10 Tage auftreten. Eine genetische Disposition scheint das Auftreten der Spätfolgen zu begünstigen. z Gutachterliche Bewertung Epidemiologische Studien haben gezeigt, dass bei engem Kontakt von Mensch zu Mensch wie in Kasernen und anderen Gemeinschaftseinrichtungen, aber auch bei der beruflichen Tätigkeit von medizinischem Personal, erheblich größere Infektionsgefährdung als bei der übrigen Bevölkerung besteht. Bei solchen und ähnlichen Personengruppen mit erhöhter Gefährdung wird daher das rheumatische Fieber und seine Komplikationen bzw. die Glomerulonephritis als Berufskrankheit oder bei Soldaten als Versorgungsleiden anerkannt. Listeria monocytogenes, der Erreger der Listeriose, kommt ubiquitär in der Umwelt vor und ist im landschaftlichen Bereich weit verbreitet. Der Erreger wird im Kot vieler Tierarten gefunden, kann aber auch im Stuhl von bis zu 5 % der asymptomatischen Bevölkerung nachgewiesen werden. Eine Infektion Die Übertragung geschieht durch kontaminiertes Trinkwasser oder Nahrung. Rund 80 % der Infektionen verlaufen asymptomatisch. Die Inkubationszeit ist kurz (18 h bis 5 Tage), die Erreger werden noch 2-3 Wochen nach Überstehen der Erkrankung im Stuhl ausgeschieden. Ursächlich für die Diarrhöen ist ein von V. cholerae gebildetes Enterotoxin. Die Letalität liegt unbehandelt bei 60 %. Die Therapie besteht aus oraler oder parenteraler Flüssigkeits-, Salz-und Glucosesubstitution. Hierdurch kann die Letalität auf unter 1 % gesenkt werden. Eine Antibiose, in der Regel Doxycyclin, kann den Krankheitsverlauf verkürzen. minierter Lebensmittel (u. a. Rohmilch und seine Produkte, Hackfleisch oder Salate). Bei immunkompetenten Personen kommt es selten zu einer klinisch nachweisbaren Infektion. Bei abwehrgeschwächten Personen können schwere Verläufe mit Meningoenzephalitis und septischem Krankheitsbild auftreten. Eine Infektion während der Schwangerschaft kann diaplazentar oder unter der Geburt auf das Kind übertragen werden und zu einer Früh-oder Totgeburt führen oder eine schwere Erkrankung des Neugeborenen hervorrufen. Das Erysipel durch β-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A (Streptococcus pyogenes) hat keine besondere versicherungsrechtliche Bedeutung als Berufskrankheit. Der Schweinerotlauf ist eine Anthropozoonose. Die Krankheit kommt vor allem bei Schweinen vor, der Erreger Erysipelothrix rhusiopathiae wird aber auch u. a. bei Geflügel, Fischen und Schalentieren nachgewiesen. Eine Übertragung auf den Menschen erfolgt durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren oder Tierprodukten über kleine Verletzungen und Hautläsionen. In der Regel kommt es nach wenigen Tagen am Infektionsort zu einer lokalen schmerzhaften Schwellung, systemische Verlaufsformen sind selten. Der verfügbare orale Impfstoff ist mäßig wirksam, wird aber seit 2010 von der WHO für Regionen mit endemischem Auftreten empfohlen. Von der STIKO wird eine Impfung für Aufenthalte in Infektionsgebiete empfohlen. Milzbrand ist eine durch Bacillus antracis verursachte Zoonose, die vorwiegend bei pflanzenfressenden Tieren auftritt. Vom Erreger gebildete Sporen sind sehr widerstandsfähig. Infektionen beim Menschen sind selten und vorwiegend durch Kontakt mit sporenhaltigem Material bedingt: Unbehandelt beträgt die Letalität der Beulenpest 50 %, die Lungenpest oder Pestsepsis ist in fast allen Fällen tödlich. Therapie der Wahl sind Streptomycin oder Gentamicin. Zur oralen Therapie wird Tetrazyklin eingesetzt. Bis zu 60 % der Reisenden erkranken während eines Aufenthaltes in einem Gebiet mit niedrigem Hygienestandard an einer akuten Durchfallerkrankung. Diese treten in der Regel in den ersten 2 Reisewochen auf und dauern unbehandelt durchschnittlich 4 Tage. Ursache sind fast immer fäkal kontaminierte Speisen oder Getränke. Das Erregerspektrum umfasst am häufigsten enterotoxigene Escherichiacoli-Stämme sowie Salmonellen, Campylobacter jejuni und Shigellen. Daneben spielen auch Viren (Rotaviren, Noroviren) und seltener Protozoen (Lamblien, Amöben) und Wurminfektionen eine Rolle. Die Therapie beinhaltet insbesondere eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Eine Selbsttherapie mit motilitätshemmenden Substanzen wie Loperamid und Antibiotika (am häufigsten Gyrasehemmer) kann in den meisten Fällen die Durchfallintensität und -dauer verkürzen. Eine Prophylaxe besteht in der Beachtung entsprechender hygienischer Voraussetzungen ("boil it, cook it, peel it or forget it"). Eine antibiotische Prophylaxe sollte nur in Ausnahmefällen erfolgen. z Gutachterliche Bewertung Die Tuberkulose lässt sich mit Tuberkulostatika so effektiv und in so kurzer Zeit behandeln, dass selbst ausgedehnte und kavernöse Prozesse in der Mehrzahl rasch ausheilen. Meistens besteht bereits wenige Wochen nach Behandlungsbeginn keine Infektiosität mehr. Nach spätestens 6 Monaten hat sich der röntgenologische Befund in den meisten Fällen residuenlos oder durch Ausbildung produktiv-fibröser Narben zurückgebildet. Zu beachten sind Resistenzen, eine entsprechende Testung der Resistenzlage ist obligat. Nach wirksamer Behandlung besteht keine Notwendigkeit oder Berechtigung mehr, die Berufswahl einzuschränken, die Aufnahme oder Wiederaufnahme der beruflichen Tätigkeit oder der Ausbildung hinauszuschieben. Nach effektiver Chemotherapie, Rückbildung des radiologischen Lungenbefundes und bei konstant negativem Bakterienbefund im Sputum sollte der Kranke als geheilt und arbeitsfähig betrachtet werden. Für eine Berentung oder für weitere Rehabilitationsmaßnahmen besteht dann kein Anlass mehr, abgesehen von Fällen, in denen noch eine auf die Krankheitsfolgen zurückzuführende Leistungseinschränkung vorliegt. Dies trifft für solche Kranke zu, bei denen es zu einer funktionellen und anatomischen Defektheilung gekommen ist. Aufgrund des häufig gleichzeitigen Auftretens von HIV-und Tbc-Infektion sollte gerade bei jüngeren Patienten immer auf HIV getestet werden. In der Regel ist eine rentenberechtigende MdE nach komplikationslos abgelaufener vernarbter Tuberkulose nicht mehr anzunehmen. In seltenen anderen Fällen ergibt sich eine MdE oder Behinderung (GdB) aus dem Ausmaß der bleibenden Funktionsstörungen vonseiten der Atmung, aus Begleit-und Folgekrankheiten und der Auswirkung auf das Herz und den Kreislauf. Das Ausmaß der funktionellen Einschränkung muss durch eine Lungenfunktionsprüfung bzw. durch Zeichen der Rechtsherzbelastung objektiviert werden. Die aktive, ansteckungsfähige Lungentuberkulose bedingt Arbeitsunfähigkeit. Nach Behandlungsbeginn ist z. B. im Versorgungsrecht und im Unfallversicherungsrecht eine MdE von 100 % (bzw. ein GdB von 100) nicht mehr bzw. nur noch kurzfristig zum Beispiel bis zum Ende einer stationären Therapie gerechtfertigt bzw. nur so lange anzunehmen, wie die Gefahr eines Wiederaufflackerns besteht. Danach ist der Kranke wieder arbeitsfähig. Für die Zeit weitergeführter Chemotherapie, die das Allgemeinbefinden beeinträchtigen kann, beträgt die MdE für die Dauer der Medikation etwa 20 % und richtet sich weiterhin nach der funktionellen Beeinträchtigung der Atmung und des Herz-Kreislauf-Systems. Längere Inaktivität des Krankheitsprozesses rechtfertigt die Reduzierung der MdE bzw. des Behinderungsgrades. Der verbesserten Prognose der Tuberkulose, der kürzeren Krankheitsdauer und der fast regelhaften Heilung mit geringeren Residuen muss in der Höhe der MdE und in der zeitlichen Dauer der Minderung der Erwerbsfähigkeit Rechnung getragen werden. Eine Impfung gegen Tuberkulose (BCG, Bacille Calmette-Guérin) wird nicht mehr empfohlen. z Gutachterliche Bewertung Versorgungsansprüche aufgrund eines Impfschadens (IfSG § 60) bestehen nur bei von den Ländern öffentlich empfohle- Schüler und Studenten sowie Kinder in Kindergärten sind unter den Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung gestellt. Dieser Versicherungsschutz erstreckt sich z. B. auf den Zeitraum des Studiums, aber auch auf damit im Zusammenhang stehende Veranstaltungen. Bei wehrdienstleistenden Soldaten gilt für die Anerkennung einer Primärtuberkulose als Wehrdienstbeschädigung, dass der Nachweis der Infektionsquelle nicht unbedingt erforderlich ist. Es genügt, dass die Tuberkulose während der Zeit der Ableistung des Wehrdienstes erworben wurde. Schutzimpfungen und medikamentöse Behandlungsmaßnahmen haben den Sinn, Infektionskrankheiten vorzubeugen, ihren Verlauf abzuschwächen oder zu unterbrechen. Werden solche Maßnahmen im Zusammenhang mit versicherten Tätigkeiten durchgeführt, gelten ihre unerwünschten Nebenwirkungen als Unfälle oder mittelbare Unfallfolgen. Impfungen stellen zweifelsohne eine der wichtigsten und effektivsten präventiven Maßnahmen in der Medizin dar. So ist es der Pockenimpfung zu verdanken, dass Pocken weltweit eliminiert werden konnten. Seit Aufhebung der Pockenschutzimpfung 1976 gibt es in Deutschland anders als in anderen Ländern keine Impfpflicht mehr. Die Ständige Impfkommission (STIKO ) am Robert Koch-Institut (▶ www.rki.de) in Berlin gibt jährlich aktualisierte Impfempfehlungen heraus. Impfungen von besonderer Bedeutung für die Gesundheit der Bevölkerung werden von den obersten Gesundheitsbehörden der Länder auf der Grundlage der STIKO entsprechend § 20 Abs. 3 des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) empfohlen. Folgende Standardimpfungen werden derzeit öffentlich empfohlen: -Tetanus: Impfung mit 2, 3, 4 und 12 Monaten, Auffrischung alle 10 Jahre, 27.6 • Infektionsprävention nen Impfungen. Impfschäden durch Schutzimpfungen, die im Zusammenhang mit einer beruflichen Tätigkeit erforderlich wurden, werden jedoch durch die zuständige Berufsgenossenschaft wie ein Unfall entschädigt. In der Regel sind die von der STIKO empfohlenen Impfungen gut verträglich. Der impfende Arzt hat die Pflicht, über mögliche Nebenwirkungen der jeweiligen Impfungen aufzuklären. Generell gilt, dass nach Impfungen selbstlimitierende Lokal-und Allgemeinreaktionen auftreten können. Folgende zusätzliche Komplikationen nach Impfungen können vorkommen: In . Tab. 27.17 sind die meldepflichtigen Krankheiten zusammengestellt. Bestimmte bestehende Krankheiten oder Befindlichkeitsstörungen können unter tropischen klimatischen Bedingungen Probleme oder Gefährdungen bedeuten. Es gibt aber nur wenige offensichtliche Gründe gegen einen beruflichen oder privaten Aufenthalt in tropischen Ländern. In der Bundesrepublik Deutschland sind gewerbliche Unternehmen nach dem arbeitsmedizinischen Grundsatz G 35 verpflichtet, ihre Mitarbeiter vor und nach einem beruflichen Auslandsaufenthalt durch einen von den Berufsgenossenschaften hierzu ermächtigten Arzt untersuchen zu lassen. Eine Tropentauglichkeitsuntersuchung unterscheidet sich nicht von einer eingehenden internistischen Untersuchung einschließlich der erforderlichen Anamnese. Wichtig ist jedoch eine ausführliche Beratung über Lebensweise und Krankheitsverhütung in tropischen Ländern sowie erforderliche Impfungen und ggf. eine Malariaprophylaxe. Bei physisch und psychisch gesunden und körperlich leistungsfähigen Personen gibt es keinen Zweifel an der Tropentauglichkeit. Die Beurteilung bestehender Gesundheitsstörungen kann allerdings eine schwierige Aufgabe sein, weil der Arzt eine Prognose hinsichtlich der zu erwartenden Anforderungen und Risiken zu stellen hat. Nicht geeignet für den Aufenthalt in tropischen oder subtropischen Ländern sind Patienten mit Krankheiten, die ständige ärztliche Überwachung und Behandlung erfordern, insbesondere wenn mit ihrem Fortschreiten oder mit plötzlichen Komplikationen zu rechnen ist. Akute Krankheiten müssen ausgeheilt sein. Eine genaue Auflistung der in Frage kommenden Krankheiten ist an dieser Stelle nicht möglich. Das Urteil gegen einen Aufenthalt in den Tropen kann grundsätzlich und andauernd oder befristet sein. Aufgabe der nach G 35 erforderlichen Tropenrückkehruntersuchung ist es, erworbene Infektionen oder andere Krankheiten festzustellen. Die Untersuchung hat spätestens 8 Wochen nach Beendigung eines Auslandsaufenthaltes von mehr als einem Jahr Dauer (u. U. auch bei kürzerer Dauer) zu erfolgen. Bei fortdauernden Auslandsaufenthalten sind Nachuntersuchungen im Abstand von 2-3 Jahren vorgeschrieben. Die Nachuntersuchung beinhaltet neben einer ausführlichen internistischen Untersuchung parasitologische und bakteriologische Stuhluntersuchungen. Weitere Untersuchungen können sich aus der Vorgeschichte oder aus bestehenden Beschwerden ergeben. -Varizellen-Impfstoff: sehr selten allergische Reaktionen, Einzelfälle von anaphylaktischem Schock, Herpes zoster und Pneumonie. Ein Zusammenhang gewisser Impfungen wie Hepatitis B oder MMR mit bestimmten Erkrankungen wie multipler Sklerose oder Autismus konnte wissenschaftlich nicht bewiesen werden. Ein nachgewiesener, wenn auch seltener Zusammenhang besteht jedoch z. B. zwischen der oralen Poliomyelitisimpfung und einer Polioerkrankung entweder des Geimpften oder seiner unmittelbaren Umgebung. Hier besteht für den Betroffenen ein Anspruch auf Entschädigung. 1998 wurde der orale Lebendimpfstoff in Deutschland aufgrund dieser möglichen Nebenwirkung durch einen inaktivierten Impfstoff ersetzt, bei dem durch die Impfung keine Poliomyelitis ausgelöst werden kann. Die STIKO gibt ebenfalls Empfehlungen zur Indikation und Durchführung einer Postexpositionsprophylaxe. Diese kann in der Gabe von Immunglobulinen oder Antibiotika bestehen: Durch die Postexpositionsprophylaxe sind in seltenen Fällen Gesundheitsschäden möglich. Hier gelten dieselben Versorgungsansprüche wie für Impfungen. Für weitere Einzelheiten zu Impfschäden und deren Zuständigkeiten siehe IfSG § 60- § 68. Das Bundesseuchengesetz wurde am 1. Country-wide HIV incidence study complementing HIV surveillance in Germany Two drugs or three? Balancing efficacy, toxicity and resistance in postexposure prophylaxis for occupational exposure to HIV HIV-infizierte Ärzte: Ein ethisches Dilemma HIV-1 infection transmitted by serum droplets into the eye: a case report Use of laboratory tests and clinical symptoms for identification of primary HIV infection Berufsbedingte HIV-Infektion durch Blutspritzer ins Auge Berufsbedingte HIV-Infektion bei einer Krankenschwester und ihrem Kind Operationen bei HIV-Patienten: Gefahren und Indikationen. Wie hoch ist das Infektionsrisiko für den Chirurgen? Plasmaviral load and CD4*lymphocytes as prognostic markers of HIV-1 infection HIV-Infektion als Berufskrankheit bei einer Krankenhausärztin Zur Problematik der nosokomialen Übertragung von HIV Berufsbedingte HIV-Infektionen bei medizinischem Personal Zum Verlauf der HIV-Epidemie in Deutschland bis Ende Postexpositionelle Prophylaxe der HIV-Infektion. Deutsch-Österreichische Empfehlungen Deutsch-Österreichische Leitlinien zur antiretroviralen Therapie der HIV-1-Infektion Stand 04 HIV-Infektion durch Nadelstichverletzung (letter) Report on the global Aids epidemic 2010 Failure of therapeutic coma and ketamine for therapy of human rabies Tollwutschutzimpfung. In: Spiess H, Heininger U (Hrsg) Impfkompendium. Thieme Epidemiology of bat rabies in Germany Fledermaustollwut -Infektionsgefahr auch in Deutschland Informationen zu den Tollwutübertragungen durch Spendeorgane RKI (Stand 07/2010) Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut Tollwut in Deutschland: gelöstes Problem oder versteckte Gefahr? Konsensuspapier zur Tollwutimpfung für Reisende Rabies and other lyssavirus diseases Survival after treatment of rabies with induction of coma and investigations of West Nile virus infections in recipients of blood transfusion and organ transplantation Transmission of West Nile Virus from an Organ Donor to Four Transplant Recipients Österreichische Gesellschaft für antimikrobielle Chemotherapie (Hrsg) Infektionsnetz Österreich Ongoing outbreak of West Nile virus infections in humans in Greece West-Nil-Fieber: Erster importierter Erkrankungsfall in Deutschland Zu einem Ausbruch von Chikungunya-Fieber in Italien Arboviren -durch Arthropoden übertragbare Viren: Stellungnahme des Arbeitskreises Blut des Bundesministeriums für Gesundheit und soziale Sicherung Control of Communicable Diseases Manual Frühsommer-Meningoencephalitis. Prognose für Kinder und Jugendliche günstiger als für Erwachsene RKI (2010) FSME: Risikogebiete in Deutschland Kapitel 27 • Infektionskrankheiten 686 world/bse-specific-data/number-of-reported-cases-worldwideexcluding-the-united-kingdom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) und Bundesinstitut für Arneimittel und Medizinprodukte (BfArM) (2001) Die bovine spongyforme Enzephalopathie (BSE) des Rindes und deren Übertragbarkeit auf den Menschen Creutzfeldt-Jakob-Erkrankungen in den Jahren Influenza A (H1N1)v in Germany: the first 10,000 cases Neuerungen in den aktuellen Impfempfehlungen der STIKO Komplikationen von VZV-Infektionen und Einschätzung des Robert Koch-Instituts zur aktuellen Situation der Vogelgrippe (aviäre Influenza) Impfung gegen die neue Influenza A (H1N1) Rückblick: Epidemiologie und Infektionsschutz im zeitlichen Verlauf der Influenzapandemie (H1N1) 2009 WHO (2006) information on infectious diseases Pandemic influenza A (H1N1) 2009 breakthrough infections and estimates of vaccine effectiveness in Germany British Society for Medical Mycology proposed standards of care for patients with invasive fungal infections Epidemiology of nosocomial fungal infections, with emphasis on Candida species Changing epidemiology of systemic fungal infections Pathogenetische Bedeutung der intestinalen Candidabesiedelung. Mitteilung der Kommission "Methoden und Qualitätssicherung in der Umweltmedizin Fungal brain infections Updates on the Epidemiology of Dermatophyte Infections Endemic Mycoses in AIDS: a Clinical Review First Results of Phase 3 Trial of RTS,S/AS01 Malaria Vaccine in African Children The trypanosomiases Rift-Valley-Fieber: Ausbruch in den nordöstlichen und den Küstenprovinzen Kenias Travelers' Health: Yellow Book. Health Information for International Travel Tropenmedizin in Klinik und Praxis. Thieme Gelbfieber: Übersicht, Bericht über eine importierte Erkrankung Falldefinitionen des Robert Koch-Instituts zur Übermittlung von Erkrankungs-oder Todesfällen und Nachweisen von Krankheitserregern Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut, Stand Juli Durchimpfungsgrad bei der Schuleingangsuntersuchung in Deutschland Masern-Eliminierung in Deutschland -weitere verstärkte Anstrengungen erforderlich Zum Impfschutz bei Aufnahme in den Kindergarten in Schleswig-Holstein im Jahr Zu 27 Principles and Practice of Infectious Diseases Letzte Vakzine-assoziierte Poliomyelitis in Deutschland Globale Polioeradikation -zwischen Bangen und Zuversicht Zum Welt-Poliotag 2010: Wieder Polofälle in der WHO-Region Europa Variant Creutzfedt-Jakob disease, current data Possible transmission of variant Creutzfeldt-Jakob disease by blood transfusion OIE: Number of cases of bovine spongiform encephalopathy (BSE) in the United Kingdom OIE: Number of cases of bovine spongiform encephalopathy (BSE) in farmed cattle worldwide: www.oie.int/animal-health-in-the Prophylaxe und Therapie der Malaria in der Merkblätter für Ärzte: Malaria 95 Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für Reiseassoziierte Infektionskrankheiten im Jahr World Malaria Report. rbm.who.int/wmr2005/ html/ map1 Zur Diagnose von Wurmbefall Sleisenger and Fordtrans' Gastrointestinal and Liver Disease, 7 Die Lyme-Arthritis Clostridium difficile -more difficult than ever Principles and practice of infectious diseases Ratgeber: Tularämie, Hasenpest (Francisella tularensis) Merkblätter für Ärzte: Typhus Ratgeber Infektionskrankheiten: Scharlach und andere Infektionen durch Streptococcus pyogenes Merkblätter für Ärzte: Clostridium difficile Reiseassoziierte Infektionskrankheiten im Jahr Illness after international travel WHO (2010) Cholera Principles and practice of infectious diseases Ratgeber Infektionskrankheiten Reiseassoziierte Infektionskrankheiten im Jahr Infektionsepidemiologisches Jahrbuch für Lyme borreliosis Principles and practice of infectious diseases Ticks and tickborne bacterial disease in humans: An emerging infectious threat Rickettsioses as paradigms of new or emerging infectious diseases Neu und vermehrt auftretende Infektionskrankheiten Merkblätter für Ärzte: Q-Fieber Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für Klinische Infektiologie Chlamydia-psittaci-Infektionen/Ornithose ausgehend von einer Geflügelschlachterei Aktuelle Statistik meldepflichtiger Infektionkrankheiten Tuberkulose als Berufskrankheit, 2. Aufl. Ecomed Bericht zur Epidemiologie der Tuberkulose in Deutschland für Hinweise für Ärzte zum Aufklärungsbedarf bei Schutzimpfungen Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut Kapitel 27 • Infektionskrankheiten 688