key: cord-0048095-c77iwlg4 authors: Braun, F.; Rahmel, A. title: Änderungen im Transplantationsgesetz und Auswirkungen auf das Spenderaufkommen in Deutschland date: 2020-07-24 journal: Chirurg DOI: 10.1007/s00104-020-01242-3 sha: dc0c97387b7d98c6fba27677b8fc4d29e920f6e5 doc_id: 48095 cord_uid: c77iwlg4 In Germany, the scarcity of donor organs has persisted over decades and reached an historical low point in the year 2017. A thorough analysis of the causes revealed structural deficits in the identification and registration of possible donors as one of the central reasons for the low donation rate. This prompted the political authorities to act and resulted in two new laws, which led to a modification of the German Transplantation Act. On 1 April 2019, the Act on Improvement of the Cooperation and the Structural Framework for Organ Donation came into force. This Act strengthens the role of the transplant coordinators in the harvesting hospitals and establishes adequate reimbursement of the organ donation-related costs in the harvesting hospitals. Furthermore, it fosters the cooperation of the transplant coordinators with the German organ procurement organization. On 16 January 2020, the existing opt-in legislation was modified. While the general principle of the opt-in legislation stayed unchanged, different measures were introduced that aim to repeatedly inform all citizens about organ donation and thereby motivate them to make a decision on organ donation. In order to enable a reliable and transparent documentation an organ donor registry will be established. The practical implementation of the various measures of both Acts is supported by a multi-institutional collaborative initiative plan for organ donation. The legal regulations and their practical implementation are depicted in detail. Die Transplantationsmedizin nahm in Deutschland in den 1960er-Jahren ihren Anfang. Im Jahr 1963 fand hierzulande die erste Nierentransplantation statt. Inzwischen gehören Transplantationen zu den standardisierten Verfahren in der Medizin und ermöglichen für ausgewählte Patienten die häufig einzige effiziente und erfolgreiche Therapie bei irreversiblem Organversagen. Das zentrale Problem ist nach wie vor die limitierte Verfügbarkeit von Spenderorganen. In den letzten 60 Jahren wurden in Deutschland mehr als 139.000 Organe verpflanzt, die schwer kranken Menschen die Chance auf ein neues Leben ermöglichten. Aber immer noch übersteigt die Zahl der Patienten, die von einer Transplantation profitieren könnten, die Zahl der gespendeten Organe. Im Jahr 2017 hatte der Anteil an Organspendern in Deutschland mit 9,7 Spendern pro 1 Mio. Einwohner einen Tiefstand erreicht, auch im europäischen Vergleich. Der Mangel an Organen und seine vielschichtigen Ursachen haben die Politik zum Handeln aufgerufen. Im Jahr 1997 trat das deutsche Transplantationsgesetz (TPG) in Kraft [1] . Es regelt die Spende, Entnahme, Vermittlung und Übertragung von Organen, die nach dem Tod oder zu Lebzeiten gespendet werden. Dabei [11] sowie für medizini-sche Belange der "Guide to the quality and safety for organs for transplantation" [12] . Daher wurde im Herbst 2018 erneut die Einführung der Widerspruchslösung auch in Deutschland angeregt. Nach kontroversen und teils emotional geführten Debatten im Parlament, den Medien und in der Öffentlichkeit im Allgemeinen entschieden sich die Abgeordneten im Januar 2020 mehrheitlich für den alternativen Gesetzentwurf zur Stärkung der Entscheidungsbereitschaft und damit gegen eine Widerspruchslösung. Vieles Im vergangenen Jahr haben in Deutschland 932 Menschen nach ihrem Tod ein oder mehrere Organe für eine Transplantation gespendet [6] . Damit hat sich die Zahl der Organspender annähernd auf dem Niveau von 2018 gehalten. Es war auch nicht zu erwarten, dass sich die im letzten April angestoßenen Strukturmaßnahmen innerhalb weniger Monate in die Praxis umsetzen lassen. Was die organspendebezogenen Kontaktaufnahmen der Krankenhäuser zur DSO als Koordinierungsstelle betrifft, gibt es bereits eine positive Entwicklung: Die Meldungen von möglichen Organspendern stiegen im letzten Jahr um 7 % auf 3020. Gesetz über die Spende, Entnahme und Übertragung von Organenund Geweben (Transplantationsgesetz -TPG) Inhousekoordination bei Organspenden Abschlussbericht Rückgang der Organspenden in Deutschland Wie viele potenzielle Organspender gibt es wirklich? Retrospektive Analyse zu nichterfolgter Diagnostik des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls bei verstorbenen Patienten mit relevanter Hirnschädigung Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (2020) Wissen, Einstellung und Verhalten zur Organ-und Gewebespende Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) (2020) DSO Jahresbericht Zweites Gesetz zur Änderung des Transplantationsgesetzes -Verbesserung der Zusammenarbeit und der Strukturen bei der Organspende Gemeinschaftlicher Initiativplan Organspende Gesetz zur Stärkung der Entscheidungsbereitschaft bei der Organspende Entscheidungshilfe bei erweitertem intensivmedizinischem Behandlungsbedarf auf dem Weg zur Organspende NEW release: 7th edition guide to the quality and safety of organs for transplantation Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) (2020) Statistiken zur Organspende im Überblick Trotz COVID-19-Pandemie hat sich der positive Trend in den ersten 6 Monaten dieses Jahres fortgesetzt: Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gabes 7,3 % mehr postmortale Organspender (2020: 487, 2019: 454) [13] . Es wird sicher auch weiterhin noch einige Zeit dauern, bis die neuen gesetzlichen Maßnahmen und der sie begleitende Initiativplan ihre volle Wirkung entfalten. Zusammen bieten sie die Chance, die Organspende in Deutschland zu fördern und damit mehr Menschen auf den Wartelisten mit einer lebensrettenden Transplantation zu helfen.