key: cord-0046771-7iig6l35 authors: Clemens, J. title: Gefahr der Medikamentenverneblung bei COVID-19: viel Rauch um nichts? date: 2020-07-02 journal: Notf Rett Med DOI: 10.1007/s10049-020-00738-z sha: 69cb974bd034891aefac741ccc771de2b7cfb68b doc_id: 46771 cord_uid: 7iig6l35 nan Außerdem ist der immerhin erwähnte Zeitverzug keinesfalls zu unterschätzen. Die Etablierung eines i.v.-Zugangs kann bei fortgeschritten COPD-Erkrankten oder asthmatischen Kindern nicht nur deutlich erschwert und damit zeitraubend sein. Auch die zwingend fraktionierte Gabe intravenöser β2-Sympathomimetika (sonst sehr schnell erhebliche Tachykardien)kostetZeit.Wertvolle Zeit, in der der Patient mit einem Vernebler bereits hätte erfolgreich anbehandelt werden können. Im ungünstigsten Fall könnte dieser Zeitverzug sogar den Unterschied zu einer noch abwendbaren respiratorischen Dekompensation mit dann erst recht erforderlicher NIV-Therapie machen. Die angepriesene "sichere Praktikabilität" dieser Maßnahme muss deshalb angezweifelt werden. Zudem kanndie erwähnte intravenöse Gabe des bekanntermaßen nur mit geringer therapeutischer Breite ausgestatteten Theophyllins getrost als obsolet betrachtet werden. In dieselbe Kategorie fällt auch die Gabe von subkutanem Bricanyl, Top 10 Must-Dos in COVID-19 include prone ventilation Management ofCriticallyIllAdultsWithCOVID-19 WHO-Scientific-Brief: Modes of transmission of virus causing COVID-19: implications for IPC precaution recommendations Internet Book of Critical Care (IBCC) Aerosol generating procedures and risk of transmission of acute respiratory infections to healthcare workers: a systematic review Cluster of SARS among medical students exposed to single patient Risk factors for SARS transmission from patients requiring intubation: a multicentre investigation in Toronto die mir neulich von einer Notaufnahme als "neuer Standard" für exazerbierte COPD-Patienten während der Coronapandemie vorgeschlagen wurde.Außerdem versäumt der Autor zu erklären, warum im Falle der Adrenalinverneblung z. B. bei anaphylaktischer Atemwegsschwellung doch eine Verneblung und seiner Logik nach nicht eine i.m.-Gabe von Adrenalin zu bevorzugen ist. Warum wird nur in diesem Fall auf der inhalativen Therapie beharrt, nicht aber bei pulmonalen Obstruktionen?Gerade im Rahmen der jetzigen Coronapandemie erscheint die Perspektive grundsätzlich nachvollziehbar, behandelndes Personal selbst vor den kleinsten denkbaren Infektionsrisiken bestmöglich schützen zu wollen. Trotz dieser "Coronabrille" dürfen wir unseren Patienten "indizierte und vielleicht sogar lebensrettende Therapien . . . nicht vorenthalten."So wichtig es ist, neue Hypothesen zu generieren und wissenschaftlich zu falsifizieren, so gefährlich ist es aber, voreilige Schlussfolgerungen unkritisch zu publizieren und Patienten dadurch schlechtere Therapieformen zukommen zu lassen. Es kann nicht sein, tausende Patienten mit obstruktiven Atemwegserkrankungen ohne COVID-19 aufgrund unbewiesener Behauptungen schlechter zu behandeln. Primum nihil nocere.