key: cord-0044048-5vpzj5x2 authors: nan title: Arbeiten am Limit date: 2020-05-28 journal: psychopraxis DOI: 10.1007/s00739-020-00645-5 sha: aaa33dc21178b1ddf97f749e012327c9496ccd9f doc_id: 44048 cord_uid: 5vpzj5x2 nan F Krankenhausärzte arbeiten am Limit, das hat die Corona-Krise speziell in Italien gezeigt. Der direkte Kontakt mit Betroffenen, die übermenschlichen Belastungen durch lange Dienste, aber auch Entscheidungen, wer, wann, wo intensiv zu behandeln ist, und die Angst um die eigene Gesundheit aufgrund von Unsicherheit oder unzureichender Schutzausrüstung bringt die Beschäftigten im Gesundheitswesen an ihre Grenzen. Aber auch Allgemeinmediziner sind betroffen: "Meine Patienten, vor allem die älteren, brauchen mich. Für mich ist es eine große Belastung, denn jeder Besuch ist auch ein Risiko für meine Gesundheit", sagt eine niedergelassene Ärztin aus Wien (Name der Redaktion bekannt). Bereits Anfang April 2020 hat die ÖÄK-Bundeskurie niedergelassene Ärzte eine Resolution herausgegeben, in der unter anderem gefordert wird, die Niedergelassenen über Testergebnisse zu informieren, aber auch entsprechend Schutzausrüstung zur Verfügung zu stellen. Hinzu kommen Existenzängste von Ärzten, denen durch eine Sicherung der wirt-schaftlichen Existenz der Ärzte und entsprechende Prämienzahlungen für die Ordinationsteams auch im niedergelassenen Bereich gegengesteuert werden kann. "Mit großer Betroffenheit haben wir vom tragischen Ableben eines an COVID-19 erkrankten niedergelassenen Kollegen aus Niederösterreich erfahren, der sich bis zuletzt an vorderster Front für seine Patienten eingesetzt hat", sagt Dr. Johannes Steinhart, Obmann der Bundeskurie niedergelassene Ärzte und Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer. "Derzeit werden Kollegen durch den Mangel an geeigneten Masken, Mänteln und weiteren schützenden Produkten einem nicht verantwortbaren Risiko ausgesetzt", sagt Steinhart. Burnout, seelische Überforderung, Depressionen -davor sind auch Ärzte nicht gefeit. "Ich fühle mich überfordert", "ich kann nicht mehr" sind erste Anzeichen dafür, dann nämlich, wenn sich der Helfer auch in seiner Freizeit nicht mehr entsprechend regenerieren kann. Unzufriedenheit ist ein weiteres Warnsignal, es äußert sich im täglichen Berufsalltag oft mit Zynismus und führt auch weiters zu einer Abnahme der Leistungsfähigkeit. Der Betroffene leidet an chronischen Schmerzen, Verspannungen, Schlafstörungen und ständiger Müdigkeit. Der Körper setzt sich zur Wehr und es kann zu kardinalen Symptomen wie Herzrasen, Magen-Darm-Beschwerden, Schwindel oder häufigen Infektionen kommen. Ein Burnout ist vorprogrammiert, wenn nichts dagegen getan wird. Hyperaktivität, "ich mache alles, am liebsten allein und bin dabei noch erfolgreich. Urlaub bzw. Erholung brauche ich dazu nicht": Burnout verläuft in Phasen, erste Alarmsignale sollte man ernst nehmen. Quelle: Ärzte Woche, Nr. 17, 23 ihm liegt eine Liste von Urlaubsanträgen der Kollegen, die er zu genehmigen hat. "Auszeit ist wichtig, Ärzte sind enorm fleißig, und jeder hat einen Anspruch auf Urlaub, den er/sie auch nehmen sollte, nur dadurch bleibt man leistungsfähig." Doch auch die kleinen Auszeiten, wenn der Dienst zu Ende ist, sollten in einer guten Work-Life-Balance erfolgen, merkt der Mediziner an. Meditation, Yoga, ein Spaziergang könne schon dazu beitragen, dass man wieder "runterkommt". "Wichtig ist ein Reflektieren der eigenen Situation", rät Buchmayer, "denn nur wenn ich weiß, was ich wann und warum mache und in welcher Intensität, trägt es dazu bei, einen gesunden Egoismus zu entwickeln." Ärzte müssen sich also auch nicht bis zur Selbstaufgabe ausbeuten, selbst wenn diese Gefahr in helfenden Berufen nach wie vor besteht. "In diesem Berufsfeld gibt es eine Falle, nämlich den Anreiz, viel leisten zu können und zu wollen und dadurch auch die Gefahr des Nicht-Nein-Sagen-Könnens. Doch dieses Anhäufen an Verpflichtungen mündet oft in eine Depression. Wenn ich nicht mehr in der Lage bin, Freunde zu treffen, gut zu schlafen, gereizt bin und sich eine allgemeine Erschöpfung breitmacht, ist es nötig, fremde Hilfe zu suchen", sagt Buchmayer. Doch ehe es so weit kommt, gibt es noch viele Möglichkeiten, um die Stopp-Taste zu drücken.Hinweis des Verlags. Der Verlag bleibt in Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutsadressen neutral.psychopraxis. neuropraxis 2020 · 23:107-109 https:// doi.org/ 10.1007/ s00739-020-00645-5