key: cord-0043564-itrdhcjp authors: Fath, Roland title: Expertentipps zur Beratung von Patienten mit Atemwegserkrankungen date: 2020-05-29 journal: Pneumo News DOI: 10.1007/s15033-020-1841-2 sha: 895c0e037dfbd19f67762b680469e293434dd99b doc_id: 43564 cord_uid: itrdhcjp nan Besonders wertvoll sei in diesen Zeiten, in denen die Schwelle zum Arzt zu gehen höher sei, einen schriftlicher Therapieplan für alle Patienten zu erstellen, so der Pneumologe weiter. Vernebler sollten aktuell nur zurückhaltend eingesetzt werden, da damit das Infektionsrisiko im Falle eines viruspositiven Patienten für andere Patienten und medizinisches Personal erhöht werde. Besonders riskant ist die Corona-Pandemie hingegen für Raucher und COPD-Kranke. Laut einem systematischen Review sei unter Patienten mit COVID-19-Erkrankung das Risiko für schwere Symptome bei Rauchern 1,4-fach höher als bei Nichtrauchern, berichtete Prof. Claus Vogelmeier aus Marburg. Das Risiko einer Einweisung auf die Intensivstation, Bedarf einer mechanischen Beatmung oder Tod war unter Rauchern 2,4-fach erhöht [2] . Patienten mit COPD zählen nach Angaben der Expertengruppe GOLD inzwischen zu den am stärksten von COVID-19 betroffenen Personen. Dies bestätigen Daten aus Deutschland bei 50 hospitalisierten COVID-19-Patienten (mit und ohne ARDS) [3] . "Ein Fünftel der Patienten hatten COPD", so Vogelmeier. Auch für COPD-Patienten gibt es bisher laut GOLD keine wissenschaftliche Evidenz, dass inhalative oder orale Kortikosteroide gemieden werden sollten. "COPD-Patienten sollten ihre übliche Therapie beibehalten", sagte Vogelmeier, deutscher Vertreter im internationalen Expertengremium. Empfohlen werden außerdem für Patienten mit stabiler COPD, insbesondere ältere Patienten, Impfungen gegen Influenza und Pneumokokken. Bezüglich der Symptomatik gebe es meist eindeutige Unterschiede zwischen Patienten mit einer COPD-Exazerbation und einer COVID-19-Erkrankung, so Vogelmeier. Hohes Fieber sei z. B. kein häufiges Symptom bei COPD-Patienten. Im Zweifel sollte zur Differenzierung ein CT erfolgen. Auch für eine Asthma-Exazerbation sei Fieber kein typisches Symptom, sagte Buhl. Seit Erstauftreten der neuen Coronoviren Ende 2019 in China erforschen Wissenschaftler in aller Welt die Besonderheiten der Infektionswege von Sars-CoV(severe acute respiratory syndrome coronavirus)-2 und der Verläufe der Krankheit COVID-19 (▶Abb. 1). Es gibt immer noch eine Reihe von Unklarheiten. Neben der Tröpfcheninfektion "spielt vermutlich auch die Aerosolübertragung eine relevante Rolle", sagte Prof. Mathias Pletz, Infektiologe und Direktor des Instituts für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum Jena. Das bedeutet eine mögliche Ausbreitung der Erreger über größere Entfernun-gen als zwei Meter -zumindest in niedriger Konzentration. Diskutiert wird derzeit intensiv darüber, inwieweit der Schweregrad einer Coronainfektion von der Art des Infektionsweges und der Zahl der initial übertragenen Erreger abhängig ist. Unabhängig vom Übertragungsweg hilft das Tragen von Masken, das Infektionsrisiko anderer Menschen zu verringern. "Masken reduzieren Tröpfchen und Aerosole", betonte Pleetz. Patienten mit respiratorischen Symptomen und Verdacht einer Sars-CoV-2-Infektion sollte frühzeitig ein effektiver Mund-Nasen-Schutz angelegt werden. Die Labordiagnostik mit PCR zum Nachweis viraler Antigene sei bisher nicht zuverlässig, betonte der Infektiologe. Das Robert-Koch-Institut fordert zum Ausschluss einer Infektion zwei negative Abstriche innerhalb von 24 Stunden. Nasenabstriche führten häufiger zu positiven Ergebnissen als Rachenabstriche, so die Erfahrung von Pleetz. Lungenveränderungen im CT wie typische mit COVID-19 assoziierte Infiltrate hätten eine höhere Sensitivität als die PCR. Als komplementäre Methode dient die Serologie mit Nachweis virusspezifischer Antikörper, die im Verlauf zunehmen. Bei rund 80 % der Betroffenen verläuft die Infektion nach Angaben von Pleetz mild. Eine Verschlechterung der Symptomatik mit Luftnot träte ggf. nach 7-10 Tagen auf (▶Abb. 2). Wichtigste Risikofaktoren für einen schwereren Verlauf seien Alter (> 50 Jahre), männliches Geschlecht und kardiovaskuläre Komorbiditäten. Eine Immunsuppression sei nach derzeitigem Kenntnisstand kein Risikofaktor, sagte Pleetz. Rund ein Fünftel der Coronapatienten müssten stationär aufgenommen werden, ein Viertel von ihnen auf die Intensivstation und die Hälfte davon könnten sterben. Das Sterberisiko steigt mit zunehmendem Alter bis auf 15 % bei über 80-Jährigen. Aktuelles zur Coronavirus-Pandemie aus pneumologischer Perspektive