key: cord-0041541-69rjl3dj authors: Dänzer, Tatjana title: Von Kamelen und Krebsforschung: Ungelöste Fragen date: 2020-04-02 journal: nan DOI: 10.1002/ciuz.202080079 sha: 251c3a5f56fa086228e0d0fe72c4b7e3b300ee2d doc_id: 41541 cord_uid: 69rjl3dj Die moderne Medizin hat innerhalb der letzten Jahrzehnte große Fortschritte gemacht und viele Wirkstoffe an unerwarteten Orten entdeckt. Eine Forschungsrichtung beschäftigt sich nun mit der Nutzung von Kamelen, die in ihrem natürlichen Habitat schon lange als Lieferant von verschiedensten Heilmitteln gelten. Schon der Prophet mohammed soll die Nutzung und den Konsum von Kamelmilch und -urin empfohlen haben, was sie in der islamischen prophetischen medizin fest verankerte [1] . Doch allein der Gedanke, mit Urin in Kontakt zu kommen oder ihn gar zu verschlucken, stößt besonders in der westlichen Welt viele menschen ab. Die medizinische Behandlung mit Urin -auch Urotherapie genannt -war in der traditionellen medizin vieler Kulturen in den letzten Jahrhunderten jedoch ein wichtiger Ansatz. in der Regel wird endogener Urin verwendet, aber auch Tiere sind beliebte Quellen. Auch in der konventionellen medizin ist die Verwendung von Urin nicht ungewöhnlich: Urokinase zum Beispiel kann aus (menschlichem) Urin isoliert werden und ist ein wichtiges [9, 10] . Die bioaktive Subfraktion PmF, von der man annimmt, dass sie für diese effekte verantwortlich ist, wird aus gefriergetrocknetem Kamelurin (in der Literatur häufig als Pm701 bezeichnet) gewonnen [10] . Klinische Studien zur oralen Aufnahme der Pm701-Fraktionen zeigten bisher keine negativen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit [11] . Offenbar enthält der Urin eine sehr große menge an Antikörpern von so geringer Größe, dass sie vom Verdauungssystem des Patienten leicht absorbiert werden können [12] . Andere experimente zeigen außerdem antimikrobielle Wirkungen von Kamelurin auf Bakterien und Pilze [13] . im hinblick auf den umweltfreundlichen ersatz von synthetischen Wirkstoffen, die normalerweise in komplexen mehrstufigen Reaktionen gewonnen werden, ist der Ansatz reizvoll, solche aus Abfallprodukten zu extrahieren. es ist spannend zu sehen, dass ein Abfallprodukt der Viehwirtschaft das Potenzial hat, medizinisch eingesetzt zu werden -gleichwohl ist zu bemerken, dass die Forschung zu diesem Thema bei weitem noch nicht abgeschlossen ist und die bisherigen Studien noch nicht ausreichen, um die Wirksamkeit der isolierten Bestandteile einwandfrei nachzuweisen. Unbestreitbare Beweise für die Wirksamkeit und Sicherheit der Pm701-Fraktionen sind von entscheidender Bedeutung, schließlich handelt es sich hierbei um ein Produkt aus einem tierischen exkrement. eine etwas appetitlichere Alternative für den neugierigen Leser könnte übrigens Kamelmilch sein, die ein ebenso interessantes Wirksamkeitsspektrum wie Kamelurin aufweist -viele der inhaltsstoffe wie die erwähnten Antikörper und damit deren effekte wurden auch in der milch gefunden, auch wenn diese wohl schwieriger im großen Stil medizinisch umgesetzt werden kann [14] . Für eine angenehmere einnahme des Urins wurden bereits Kapseln mit Pm701 bzw. PmF entwickelt. [10] Allerdings gibt es von der Weltgesundheitsorganisation (WhO) einige schlechte Nachrichten über die Verwendung von Kamelmilch und -urin: kurz nach dem Ausbruch des meRS-CoV (middle east Respiratory Syn drome Coronavirus) in Saudi-Arabien im Jahr 2012 wurden Dromedar-Kamele als zoonotische Überträger gefunden, was bedeutet, dass das Virus schnell von Tieren auf menschen übertragen wird [15] Abstracts of Papers Read Hormone aus Stutenharn A review of the therapeutic characteristics of camel urine p=3880 Tatjana Dänzer (Übersetzung und Adaption: Kai Litzius SARS-CoV-2) ausgehend von Wuhan, China, schnell auf andere Länder der Erde. Auf der Suche nach spezifischen Wirkstoffen mit antiviralen Eigenschaften gehört auch Chloroquin Chloroquin Das Chinolinderivat ist ein alter bekannter: Es wurde Anfang der 1930er Jahre in den Bayer-Labors in Elberfeld als Wirkstoff gegen Malaria entwickelt und dort 1934 von Hans Andersag Heute ist es unter anderem für die Behandlung von Malaria, Lupus erythematodes und Rheumatoide Arthritis zugelassen Erste Ergebnisse aus klinischen Studien in China deuten darauf hin, dass Chloroquin auch gegen das neue Coronavirus helfen und den Krankheitsverlauf abmildern könnte