key: cord-0039395-dmg2eswv authors: Vetter, Ulrich title: Neuerkrankungsrate und Vorkommen chronischer Erkrankungen date: 2005 journal: Leistungsmanagement im Krankenhaus: G-DRGs DOI: 10.1007/3-540-27366-2_2 sha: 31f13d1ae5a765fa153f0f7fdc19f9fb0412c909 doc_id: 39395 cord_uid: dmg2eswv nan In den weiteren Abschnitten dieses Kapitels und in weiteren Kapiteln dieses Buches werden wir immer wieder auf dieses virtuelle Krankenhaus mit seinen 19.750 Patienten und seinem Einzugsgebiet von 100.000 Einwohnern eingehen und unsere Ausführungen so verdeutlichen. Die koronare Herzerkrankung (KHK, ischämische Herzkrankheit, Angina pectoris) steht von allen chronischen Erkrankungen an der Spitze der Erkrankungen und ist die häufigste Todesursache in Deutschland. Etwa 21% der Deutschen versterben an akuten oder chronischen Folgen der KHK. Ähnlich wie in den USA, wo valide Zahlen über die letzten 50 Jahre vorliegen (Cooper R. et al.) , ist auch in Deutschland die Sterblichkeit an der KHK in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen (Bruckenberger E.) . Die Genese der KHK ist multifaktoriell. Die KHK führt stets zu einem Missverhältnis zwischen Sauerstoffbedarf und -angebot im Herzmuskel. Die der KHK zugrunde liegende Arteriosklerose der Gefäßwand wird durch genetische Ursachen, Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus und Fettstoffwechselstörungen und exogene Einflüsse wie Rauchen und Bewegungsarmut gefördert. Neuerdings wird stark diskutiert, ob die KHK nicht auch als entzündlicher Prozess oder als Resultat einer Entzündung der Gefäßwand zu sehen ist. Rechnet man die aus den USA bekannten Zahlen zum Vorkommen der KHK auf Deutschland um, so müssen in Deutschland etwa 4 Mio. Bürger an einer KHK leiden. Im Einzugsgebiet unseres virtuellen Krankenhauses würden damit etwa 5000 Patienten mit einer koronaren Herzerkrankung leben und Krankenhausleistungen nachfragen. In deutschen Krankenhäusern werden jährlich 570.000 Patienten wegen einer KHK behandelt Damit würden unser virtuelles Krankenhaus etwa 600 bis 700 Patienten mit KHK zur Behandlung aufsuchen. Die hohe Zahl von Patienten mit KHK stellt eine große ökonomische Belastung für die Kostenträger dar. Die akute Folge der KHK sind das akute Koronarsyndrom und der Herzinfarkt. Für Deutschland muss man von 200.000 akuten Herzinfarkten pro Jahr ausgehen. Danach würden im Einzugsgebiet unseres virtuellen Krankenhauses etwa 250 Patienten an einem akuten Herzinfarkt pro Jahr erkranken; davon sind etwa 40% der Fälle Re-Infarkte (Cooper R. et al.) . Die Zahl der Patienten, die das Krankenhaus erreichen, dürfte aber um 20 bis 30% niedriger liegen, da ein Teil der Patienten außerhalb des Krankenhauses am akuten Herztod verstirbt. Damit ist in unserem virtuellen Krankenhaus mit der Akutversorgung von 200 Herzinfarktpatienten pro Jahr zu rechnen. In Deutschland wird ähnlich wie in anderen Industrienationen seit Anfang der 80er Jahre ein langsamer Rückgang der Zahl der akuten Myokardinfarkte beobachtet. Für die Führung eines Krankenhauses ist es wichtig, die aktuellen Entwicklungen der Akuttherapie des Herzinfarktes zu kennen und in die eigene Leistungsplanung und Leistungsgestaltung in der Kardiologie aufzunehmen. Mehrere große Studien der letzten Jahre haben gezeigt, dass die inter ventionelle Therapie (d. h. die Wiedereröffnung des verschlossenen Herzkranzgefäßes mittels Angioplastie) der konventionellen Lyse-Therapie (d. h. der Wiedereröffnung des verschlossenen Gefäßes mit einem Blutgerinnsel auflösenden Medikament) in allen Belangen überlegen ist. (Keeley E.C. et al.) Würden in Konsequenz dieser Ergebnisse alle Patienten mit akutem Myokardinfarkt nur noch in Krankenhäusern mit kardiologischen Fachabteilungen und der Möglichkeit einer interventionellen Therapie behandelt, würde dies für diese Krankenhäuser eine deutliche Mehrbelastung an Fallzahlen und Ressourcenaufwand bedeuten. Eine Lyse-Therapie wäre dann nur noch für Patienten adäquat, die wegen Kontraindikationen wie hohes Alter und Multimorbidität von einer interventionellen Therapie auszuschließen wären. Wenn der Anteil der Patienten, die in Deutschland bei einem akuten Myokardinfarkt interventionell behandelt werden, von heute etwa 25% auf 70% steigen würde, müssten in den deutschen Krankenhäusern schätzungsweise zusätzliche 70.000 Angioplastien in der Akutphase eines Herzinfarktes durchgeführt werden. Heute werden in deutschen Krankenhäusern rund 145.000 Angioplastien an den Herzkranzgefäßen durchgeführt, weniger als 20% davon bei Patienten mit akuten Herzinfarkten. Eine Änderung im therapeutischen Vorgehen in der Herzinfarktversorgung ist ohne einen Konzentrationsprozess bei den Leistungsanbietern nicht zu leisten. Zu einer optimalen Versorgung des Patienten mit Herzinfarkt gehört heute, die Angioplastie rund um die Uhr anzubieten und die Zahl von 400 Angioplastien pro Jahr zu erreichen. Ab dieser Zahl von Interventionen wird in der Fachwelt von einer hohen Ergebnisqualität ausgegangen. Unser virtuelles Krankenhaus würde diese Zahl an Angioplastien nur erreichen, wenn es sein Einzugsgebiet mehr als verdoppeln würde und 70 bis 80% seiner Patienten mit akuten Herzinfarkten interventionell behandelte. In den letzten Jahren wurde in Dänemark die Versorgung von Patienten mit akuten Herzinfarkten auf wenige Zentren mit der Möglichkeit der interventionellen Therapie konzentriert; im Ergebnis wurde eine Reduktion der Sterblichkeit nach Herzinfarkt beobachtet. Dies galt sogar für Patienten, die aus peripheren Krankenhäusern mit Zeitverzögerung in die Herzzentren zur Angioplastie verlegt worden waren (Andersen H.R. et al.) . Patienten mit Sick Sinus Syndrom, Bradykardie-Taxchykardie Syndrom, AV-Block III.Grades und Vorhofflimmern leiden an lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen. Deshalb werden bei ihnen jährlich 50.000 Herzschrittmacher implantiert. Unser virtuelles Krankenhaus müsste demnach bei 60 Patienten einen Herzschrittmacher implantieren. Diese Zahl wird in den nächsten Jahren zunehmen, da vermehrt auch Patienten mit Herzinsuffizienz zur Verbesserung ihrer Herzleistung mit einem Herzschrittmacher bzw. mit einem Herzschrittmacher, der mit einem Defibrillator kombiniert ist, versorgt werden. Die Herzinsuffizienz das chronische Versagen der Pumpleistung des Herzens ist in der Regel Folge entweder einer KHK oder einer Hochdruckerkrankung. In Deutschland geht man von 1 bis 1,5 Mio. Patienten mit Herzinsuffizienz aus. Damit würden im Einzugsgebiet unseres virtuellen Krankenhauses etwa 1200 bis 1800 Patienten mit einer Herzinsuffizienz leben, von denen etwa 20 bis 25% jährlich stationär behandelt werden. Die Mehrzahl der Patienten ist älter als 65 Jahre. Mehrere epidemiologische und Interventionsstudien aus den USA zeigen, dass die Neuerkrankungsrate von Patienten mit Herzinsuffizienz bei rückläufiger Sterblichkeit in den letzten Jahrzehnten praktisch unverändert geblieben ist (Levy D. et al.) . Neuerdings gibt es Hinweise, dass die Adipositas ein unabhängiger, aber wichtiger Risikofaktor für die Ausbildung einer Herzinsuffizienz ist und die über Jahre rückläufige Sterblichkeit an Herzerkrankungen bei Bevölkerungsgruppen mit hoher Prävalenz von Adipositas und Typ II Diabetes mellitus wieder anzusteigen droht (Kenchaiah S. et al.) . Wenn sich diese Entwicklung bewahrheitet, wäre auch in Deutschland mit einer vergleichbaren, wenn auch zeitlich verzögerten Entwicklung zu rechnen. Neueste Daten aus Deutschland zeigen, dass heute etwa 20% der Kinder und 30% der Jugendlichen übergewichtig sind. Mittelfristig wäre also nicht nur durch die zahlenmäßige Zunahme älterer Patienten mit steigenden Patientenzahlen mit KHK, Herzinfarkt und Herzinsuffizienz zu rechnen, sondern die Fallzahlzunahme würde durch die zunehmende Übergewichtigkeit der Bevölkerung noch verstärkt. Schätzungen für die nächsten zehn Jahre gehen von einer Zunahme der Patienten mit Herzinsuffizienz um 70% aus. Die arterielle Hypertonie ist neben der KHK der klassische Risikofaktor für kardiovaskuläre und zerebrovaskuläre Ereignisse. In Deutschland geht man davon aus, dass etwa 20-30% der erwachsenen Patienten an einer Hochdruckerkrankung leiden. Dies bildet sich auch in der Häufigkeit der Nebendiagnose Hochdruck bei der klinischen Dokumentation in den meisten deutschen Krankenhäusern ab. Es sind große Defizite in der Therapie und Compliance der Hypertonie bekannt. Nach einer großen amerikanischen Studie beendet zwischen 29 und 56% der Patienten je nach Medikation ihre Therapie innerhalb von 12 Monaten nach Beginn. Somit besteht ein erhebliches Defizit in der Sekundärprävention von kardiovaskulären Erkrankungen, wenn wir auf deren größten Risikofaktor blicken. Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) ist bei Personen vor Erreichen des 50. Lebensjahres selten. Geschätzt wird, dass etwa 2 Mio. Deutsche an einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit leiden. Die Prävalenz bei 75-jährigen Männern ist hoch und dürfte bei etwa 20% liegen. Nach diesen Zahlen würden etwa 2500 Patienten mit einer pAVK im Einzugsgebiet unseres virtuellen Krankenhauses leben. Häufig bleibt die chronische Extremitätenischämie aufgrund der pAVK über Jahre stabil und man kann davon ausgehen, dass nur 5% der Patienten jemals eine signifikante Extremitätenischämie entwickeln. Die Inzidenz der kritischen Extremitätenischämie, die zu radiologischen oder gefäßchirurgischen Interventionen zwingt, wird auf 80.000 Patienten jährlich geschätzt. Danach würden in unserem virtuellen Krankenhaus jährlich etwa 100 Patienten wegen kritischer Extremitätenischämie gefäßchirurgisch oder durch Angioplastie behandelt werden müssen. Bei weiteren 12 bis 25 Patienten mit pAVK muss eine Majoramputation als Endtherapie durchgeführt werden. Wegen der hohen Komorbidität der Patienten mit arterieller Verschlusskrankheit ist deren Krankenhausbehandlung äußerst ressourcenträchtig. Nicht selten sind diese Patienten MRSA-Träger, was den Aufwand der Behandlung weiter erhöht. Die Mortalität nach diagnostizierter pAVK ist hoch und geht meist auf die begleitende KHK zurück. Gefäßerkrankungen Die Appendizitis (Blinddarmentzündung) ist die neben der Gastroenteritis (Brechdurchfall) die häufigste akute gastroenterologische Erkrankung des Kindes-und Jugendalters. Heute werden deswegen etwa 140 Appendektomien pro 100.000 Einwohnern durchgeführt. In den nächsten Jahren ist wegen der weiter rückläufigen Kinderzahl in Deutschland mit einer Abnahme von Appendektomien zu rechnen. Gallensteine sind häufig. Im Alter von 65 Jahren sollen 15 bis 25% der Bevölkerung Gallensteinträger sein. In Deutschland werden jährlich deswegen etwa 150.000 Cholezystektomien (Gallenblasenentfernungen) durchgeführt. Unser virtuelles Krankenhaus müsste demnach etwa 180 Cholezystektomien durchführen (Neubrand M. et al.) . Inguinalhernien (Leistenbrüche) haben ihre Häufigkeitsgipfel im Kindes-und mittleren Erwachsenenalter. Unser virtuelles Krankenhaus müsste entsprechend der für Deutschland bekannten Zahl von Leistenbruchoperationen etwa 280 Herniotomien pro Jahr durchführen. Rheumatische Erkrankungen sind chronisch entzündliche Erkrankungen der Gelenke und der Wirbelsäule und dürfen nicht mit Arthrosen, den degenerativen Erkrankungen der Gelenke, verwechselt werden. Rheumatische Erkrankungen dürften eine Prävalenz von 1% in der Bevölkerung haben. Damit würden im Einzugsgebiet unseres virtuellen Krankenhauses etwa 1000 Patienten mit einer rheumatischen Erkrankung leben. Bandscheibenleiden und Rückenschmerzen sind vermutlich in Deutschland das am häufigsten auftretende Beschwerdebild. 30 bis 40% aller Erwachsenen, so wird geschätzt, klagen einmal im Jahr über Rückenbeschwerden. Die Lebensprävalenz dürfte doppelt so hoch sein. An chronischen Rückenschmerzen sollen 8 bis 10% aller Deutschen leiden. Die Prävalenz von Ischiasschmerzen mit Radikulopathie (Nervenschädigung) liegt deutlich niedriger, vermutlich unter 1%. Unser virtuelles Krankenhaus würde also etwa 1000 Patienten, die eine stationäre Behandlung benötigen können, in seinem Einzugsgebiet vorfinden. In Deutschland werden im Jahr etwa 70.000 bis 75.000 Laminektomien (Bandscheibenoperationen) durchgeführt. Diese Zahl stimmt in etwa auch mit der Zahl der in den USA durchgeführten Bandscheibenoperation überein. In unserem virtuellen Krankenhaus würden so etwa 90 Operationen im Jahr durchgeführt werden. Somit müsste sich etwa jeder zehnte Patient mit Ischiasschmerzen und Radikulopathie im Einzugsgebiet unseres virtuellen Krankenhauses einer Bandscheibenoperation unterziehen. Arthrosen (Gelenkverschleiß) sind häufige chronische Erkrankungen. Wegen der schwierigen Festlegung auf die klinische Diagnose Arthrose gibt es keine genauen Zahlen zur Inzidenz und Prävalenz dieser Erkrankung. Man schätzt, dass bis zu 8,5% aller über 50-Jährigen an einer Arthrose leiden. Wegen Arthrosen des Hüft-und Kniegelenkes werden jährlich in Deutschland zwischen 100.000 und 180.000 Hüft-und etwa 60.000 bis 100.000 Knieendoprothesen implantiert. In unserem virtuellen Krankenhaus würden deshalb etwa 120 bis 200 Hüft-und 75 bis 120 Knieendoprothesen im Jahr implantiert. Aufgrund der demographischen Entwicklung ist in den nächsten 10 Jahren mit einer 50% Zunahme der Fälle zu rechnen. Die Osteoporose (Knochenschwund) ist eine im Alter häufig vorkommende Erkrankung, die besonders Frauen betrifft. Etwa 30% aller Frauen sollen nach der Menopause eine Osteoporose entwickeln. In Folge einer Osteoporose und von Stürzen treten in Deutschland jedes Jahr bei älteren Patienten 90.000 bis 110.000 Schenkelhalsfrakturen auf (Becker et al.) Unser virtuelles Krankenhaus müsste demnach 110 bis 130 Patientinnen und Patienten nach Schenkelhalsfrakturen in der Regel operativ versorgen. Nach Schätzungen geht man von weiteren 150.000 Krankenhausbehandlungen wegen anderer Folgerkrankungen der Osteoporose wie Ober-und Unterarmfrakturen und Wirbelkörperfrakturen aus. Aufgrund der demographischen Entwicklung ist mit einer 50% Zunahme der Fälle in den nächsten 10 Jahren zu rechnen. Die . Tabelle 2.1 gibt einen Überblick über ausgewählte operative Eingriffe pro Jahr, die aus einem Einzugsgebiet von 100.000 Einwohnern zu erwarten sind. Krebserkrankungen Nach den in der Gesundheitsberichterstattung des Bundes veröffentlichten Zahlen wird von 340.000 Neuerkrankungen an Krebs in Deutschland pro Jahr (164.900 bei Männern und 173.400 bei Frauen) ausgegangen, wo-bei mehr als die Hälfte der Neuerkrankungen nach dem 75. Lebensjahr auftritt. Da im nächsten Jahrzehnt die Zahl der über 70-jährigen Männer zunehmen wird (Vorkriegs-und Kriegsjahrgänge weisen eine Unterrepräsentanz von Männern gegenüber Frauen auf, Nachkriegsjahrgänge tun dies nicht), ist mit einer Zunahme der männertypischen Krebserkrankungen wie des Prostata-Karzinoms zu rechnen. Es gibt insgesamt etwa 170 verschiedene Krebserkrankungen. . In . Tabelle 2.2 wollen wir uns auf die sechs häufigsten Krebserkrankungen konzentrieren, die von der Fallzahl etwa 50% aller Krebserkrankungen repräsentieren. Krebserkrankungen stellen für die Krankenhausmedizin eine immer größer werdende Herausforderung dar. Zum einen stellen diese Patienten hohe Ansprüche an die operativen Abteilungen eines Krankenhauses und tragen u. a. zur ständig steigenden Zahl operativer Eingriffe in deutschen Krankenhäusern erheblich bei. Allerdings tragen Krebsoperationen höchsten Anteil an kurativen Erfolgen in der Krebsbehandlung bei. Strahlentherapie und Zytostatikatherapie bleiben hinter den Ergebnissen der operativen Therapie zurück. Insgesamt dürfte die Heilungsrate bei Krebserkrankungen gemessen an der 5-Jahres-Überlebensrate bei knapp unter 50% liegen. Nach den Herzerkrankungen stellen die Krebserkrankungen die zweithäufigste Todesursache dar und sind jährlich für 220.000 Todesfälle in Deutschland verantwortlich. Für eine Stadt mit 100.000 Einwohnern, die von unserem virtuellen Krankenhaus versorgt wird, muss man mit 400 bis 450 Neuerkrankungen an Krebs pro Jahr rechnen. Weitere 2000 bis 2500 Patienten mit bekannten Krebserkrankungen dürften im Einzugsgebiet unseres virtuellen Krankenhauses leben. Neben Aufenthalten bei der Diagnosestellung stehen bei den onkologischen Patienten Krankenhausaufenthalte zur Durchführung von Operationen, längere intensive Chemotherapiezyklen und die Behandlung von Komplikationen und interkurrenter Erkrankungen im weiteren Verlauf der Erkrankung im Vordergrund. Bezogen auf die Zahl der Neuerkrankungen pro Jahr liegt die Zahl der behandelten onkologischen Fälle pro Jahr in einem Krankenhaus mit einem Einzugsgebiet von 100.000 Einwohnern etwa vier-bis achtmal höher, ist aber stark von der Vernetzung des Krankenhauses mit ambulanten onkologischen Praxen abhängig. Etwa 10% der Fälle der Krankenhäuser des Landesbetrieb Krankenhäuser Hamburg sind onkologische Patienten. Dabei liegt der Anteil der Krebspatienten, die operativ behandelt werden und bei denen aufwändige diagnostische und therapeutische Prozeduren (interventionelle Verfahren) durchgeführt wurden bei 40%. Etwa 15% aller operativen Eingriffe werden im LBK Hamburg bei Patienten mit Krebserkrankungen durchgeführt. Das Kolonkarzinom (Dickdarmkarzinom) ist mit etwa 50.000 Neuerkrankungen pro Jahr der häufigste Tumor und unser virtuelles Krankenhaus würde pro Jahr etwa 60 Patienten mit einem neu entdeckten Kolonkarzinom operativ versorgen. Durch gezielte Vorsorgeuntersuchungen mittels Koloskopie und endoskopischer Therapie von Frühformen des Kolonkarzinoms besonders bei Risikogruppen mit familiärer Belastung soll in den nächsten Jahren erreicht werden, die Zahl der Neuerkrankungen an Kolonkarzinomen zu halbieren. Inwieweit es gelingt ein solches Vorsorgeprogramm in Deutschland in den nächsten Jahren einzuführen und umzusetzen, bleibt abzuwarten. Tendenziell ist jedoch mit einem Rückgang der Neuerkrankungen an Kolonkarzinomen zu rechnen. In Deutschland erkranken jährlich etwa 46.000 Frauen an einem Mammakarzinom (Brustkrebs). Das Mammakarzinom stellt mit 26% aller Krebserkrankungen bei der Frau noch vor dem Kolonkarzinom die häufigste Tumorerkrankung dar. Die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt heute 73%. Die Brustkrebserkrankung ist in Deutschland wie in anderen Ländern leicht zunehmend. Als defizitär wird die Brustkrebsfrüherkennung angesehen, wobei derzeit in Deutschland in verschiedenen Regionen gemäß den Europäischen Leitlinien Pilotprojekte zum Mammographie Screening durchgeführt werden. Von ihnen verspricht man sich eine frühere Diagnose bei der Zielgruppe der 50-bis70-jährigen Frauen und in Konsequenz eine Senkung der Mortalität. Internationale Studien zeigen eine Mortalitätssenkung um 20 bis 30%. Unser virtuelles Krankenhaus müsste zwischen 50 und 60 Patientinnen mit einem neu diagnostizierten Mammakarzinom pro Jahr versorgen. Wegen des bei über 70 Jahren liegenden Altersgipfels der Erkrankung wird die Zahl der Neuerkrankungen in den nächsten Jahren noch zunehmen. (Vernesi U. et al.) . Damit ist die weniger radikale Methode heute das operative Vorgehen der Wahl. Eine für einige Zeit propagierte Hochdosis-Chemotherapie mit Knochenmarktransplantation erwies sich beim metastasierenden Mammakarzinom für das Überleben der Patientinnen nicht von Vorteil und bleibt weiterhin eine experimentelle Therapie (Elfenbein G.J.) . Beim Hals-Nasen-Ohren-Bereich liegen in ihrer Inzidenz teilweise deutlich unter der des Kehlkopfkarzinoms, zeigen aber ähnlich wie das Kehlkopfkarzinom eine kontinuierliche Zunahme in der Häufigkeit über die Jahre. Depressionen sind eine der häufigsten Erkrankungen in Deutschland. So rechnet man mit etwa 3,1 Mio. Erkrankten oder 6,3% der erwachsenen Bevölkerung, die im Jahr mindestens eine depressive Episode durchleiden. Das Suizidrisiko ist die höchste Gefährdung für einen Patienten mit Depression. Bei stationär behandelten Patienten wird das Suizidrisiko auf 15% eingeschätzt. Im Einzugsgebiet unseres virtuellen Krankenhauses würden deshalb etwa 3500 bis 4000 Patienten mit einer depressiven Erkrankung leben. Wegen der hohen Prävalenz der Erkrankung werden nicht wenige Patienten auch in somatischen Abteilungen oft mit hohem diagnostischen und therapeutischen Aufwand behandelt. Ein hohes Risiko an einer Depression zu erkranken haben ältere Menschen. Aufgrund des weiteren Ansteigens der Lebenserwartung der deutschen Bevölkerung in den nächsten Jahren ist mit einem Ansteigen um bis zu 50% der Fallzahlen depressiver Patienten zu rechnen. Die Schizophrenie ist die häufigste psychiatrische Erkrankung des jungen Erwachsenen. Jährlich erkranken etwa 20.000 bis 25.000 Patienten zwischen der Pubertät und dem 30.Lebensjahr neu an dieser Krankheit. Man nimmt an, dass etwa 550.000 bis 600.000 Patienten mit einer Schizophrenie in Deutschland leben. Unser virtuelles Krankenhaus hätte so im Jahr 30 neu erkrankte Patienten zu versorgen und in seinem Einzugsgebiet würden weitere 700 Patienten mit einer Schizophrenie leben, die unterschiedlich stark je nach Verlaufstyp der Erkrankung eine stationäre psychiatrische Behandlung benötigen. Aufgrund der demographischen Entwicklung der nächsten Jahre ist von einem Rückgang der Neuerkrankungen um 20 bis 30% auszugehen. Die Alkoholkrankheit ist die häufigste Suchterkrankung. Schätzungen gehen von 1,7 Mio. Alkoholabhängigen und weiteren 2,7 Mio. Personen, die Alkoholmissbrauch treiben in Deutschland aus. Im Einzugsgebiet unseres virtuellen Krankenhauses würden also 2100 alkoholkranke Patienten leben, etwa 10 bis 12% von ihnen werden wegen ihrer Alkoholkrankheit oder einer Alkoholpsychose jährlich stationär behandelt. Der zusätzliche Aufwand, den ein Krankenhaus wegen der Komorbidität Alkoholkrankheit bei somatischen Behandlungen dieser Patienten zu leisten hat, ist unbekannt. Demenzen als typische psychiatrische Alterskrankheiten werden vor dem Hintergrund der alternden deutschen Bevölkerung zu einem zuneh- Die Einzugsgebiete deutscher Krankenhäuser variieren je nach Größe zwischen Danish multicenter randomized study on fi brinolytic therapy versus acute coronary angioplasty in acute myocardial infarction: rationale and design of the danish trial in acute myocardial infarction-2 (DANAMI-2) Prädiktion von Mortalität und soziofunktionellen Einschränkungen nach proximalen Femurfrakturen bei nicht institutionalisierten Senioren Trends and disparities in coronary heart disease, stroke and other cardiovascular diseases in the United States Stem-cell transplantation for high-risk breast cancer Primary angioplasty vs. intravenous thrombolytic therapy for acute myocardial infarction: a quantitative review of 23 randomised trials Obesity and the risk of heart failure Inzidenz, Ätiologie und Langzeitprognose des Schlaganfalls Long-term trends in the incidence of and survival with heart failure Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs-und Stoff wechselkrankheiten zur Behandlung von Gallensteinleiden Perry NM (2001) Quality assurance in the diagnosis of breast disease Analysis of pooled data from randomised controlled trials of endaterectomy for symptomatic carotid stenosis Twenty year follow up of a randomized study comparing breast-conserving surgery with radical mastectomy for early breast cancer