key: cord-0039386-uynkp1pf authors: Lemmen, S. title: Intensivmedizin und Anästhesiologie date: 2006 journal: Praktische Krankenhaushygiene und Umweltschutz DOI: 10.1007/3-540-34525-6_26 sha: 2a7ab025393d1a43fb7b8f42c2c1885a717c45d7 doc_id: 39386 cord_uid: uynkp1pf Rund 5–10% aller stationären Patienten eines Krankenhauses liegen auf einer Intensivstation und sind häufig wegen der Grunderkrankung oder der Schwere ihrer akuten Erkrankung immunsupprimiert. Die Letalität ist mit 25–30% entsprechend hoch. Weiterhin werden zunehmend invasive diagnostische und therapeutische Maßnahmen auf Intensivstationen durchgeführt, sodass 25% aller nosokomialen Infektionen auf Intensivstation erworben werden (Widmer 1994; Trilla 1994). Diese sind überwiegend »deviceassoziiert«, wobei die patienteneigene, endogene Bakterienflora das wichtigste Erregerreservoir darstellt. Etwa 20–25% dieser Infektionen sind vermeidbar (Gastmeier et al. 2002), sodass die konsequente Einhaltung sinnvoller und soweit wie möglich evidenzbasierter, infektionspräventiver Maßnahmen auf einer Intensivstation besonders wichtig ist. Weiterhin kommt es insbesondere auf Intensivstationen häufig zur Übertragungen von Bakterien überwiegend durch die Hände des Stationspersonals oder durch inadäquat wiederaufbereitete Gegenstände, die beim Patienten angewendet werden. Die Bedeutung der unbelebten Umgebung wie z. B. Luft, Wasser oder der patientennahen oder -fernen Flächen bei der Übertragung wird in der Literatur sehr kontrovers diskutiert (Talon 1999). Dennoch sollte eine Intensivstation so konzipiert sein, dass das Risiko der Infektionsentstehung sowie der Übertragung von beispielsweise multiresistenten Erregern minimiert werden. Hierzu zählen ausreichende Möglichkeiten für eine hygienische Händedesinfektion, desinfizierbare Oberflächen sowie ausreichende räumliche Gestaltung der einzelnen Patientenzimmer. Rund 5-10% aller stationären Patienten eines Krankenhauses liegen auf einer Intensivstation und sind häufi g wegen der Grunderkrankung oder der Schwere ihrer akuten Erkrankung immunsupprimiert. Die Letalität ist mit 25-30% entsprechend hoch. Weiterhin werden zunehmend invasive diagnostische und therapeutische Maßnahmen auf Intensivstationen durchgeführt, sodass 25% aller nosokomialen Infektionen auf Intensivstation erworben werden (Widmer 1994; Trilla 1994) . Diese sind überwiegend »deviceassoziiert«, wobei die patienteneigene, endogene Bakterienfl ora das wichtigste Erregerreservoir darstellt. Etwa 20-25% dieser Infektionen sind vermeidbar (Gastmeier et al. 2002) , sodass die konsequente Einhaltung sinnvoller und soweit wie möglich evidenzbasierter, infektionspräventiver Maßnahmen auf einer Intensivstation besonders wichtig ist. Weiterhin kommt es insbesondere auf Intensivstationen häufi g zur Übertragungen von Bakterien überwiegend durch die Hände des Stationspersonals oder durch inadäquat wiederaufbereitete Gegenstände, die beim Patienten angewendet werden. Die Bedeutung der unbelebten Umgebung wie z. B. Luft, Wasser oder der patientennahen oder -fernen Flächen bei der Übertragung wird in der Literatur sehr kontrovers diskutiert (Talon 1999) . Dennoch sollte eine Intensivstation so konzipiert sein, dass das Risiko der Infektionsentstehung sowie der Übertragung von beispielsweise multiresistenten Erregern minimiert werden. Hierzu zählen ausreichende Möglichkeiten für eine hygienische Händedesinfektion, desinfi zierbare Oberfl ächen sowie ausreichende räumliche Gestaltung der einzelnen Patientenzimmer. adäquate Durchführung. Auch wenn in mehreren Studien die Bedeutung der Händedesinfektion sowohl bei der Übertragung von Erregern wie auch bei der Entstehung von Infektionen gezeigt werden konnte, bestätigen prospektiv durchgeführte Beobachtungsstudien, dass die Compliance bei der Händedesinfektion nur zwischen 30% und 60% liegt (Pittet et al. 2000) . Zusätzlich sollte das Stationspersonal auf Intensivstationen prinzipiell keinen Schmuck an den Händen und Unterarmen tragen, denn die Kontamination der Hände mit nosokomialen Infektionserregern wie S. aureus ist auch nach adäquat durchgeführter Händedesinfektion signifikant höher, wenn z. B. Fingerringe getragen werden (Trick et al. 2003; 7 Kap. 24) . > Es ist bekannt, dass eine personelle Unterbesetzung im Pflegebereich einer Intensivstation mit einer erhöhten Infektionsrate assoziiert ist; ein Verhältnis von 1:1 zwischen Pflegenden und Patienten wird aus krankenhaushygie nischer Sicht als optimal empfohlen (Fridkin et al. 1996) . In mehreren prospektiven Beobachtungsstudien konnte gezeigt werden, dass durch das routinemäßige Anlegen eines Schutzkittels beim Betreten einer Intensivstation keine Senkung der Infektionsrate erreicht wurde (Fenner u. Daschner, 1992) . Berücksichtigt man die Pathogenese tubus assoziierter Pneumonien, blasenkathe terassoziierter Harnwegsinfektionen oder katheterassoziierter Bakteriämien, so ist eine Protektion durch diese Maßnahme auch nicht nachvollziehbar. Es ist daher krankenhaushygienisch unbedenklich, auf das routinemäßige Anlegen eines Schutzkittels beim Betreten bzw. Verlassen der Intensiv station sowie auch auf das Tragen farbiger Bereichs kleidung zu verzichten. Hierdurch kann ein zusätzliches Sparpotenzial realisiert werden, ohne die Qualität der Kranken haushygiene zu mindern (Lemmen et al. 2001 Arbeitsflächen, auf denen Infusionslösungen oder Medikamente zur intravenösen Applikation zubereitet werden, müssen vor Beginn wischdesinfiziert werden. Weiterhin müssen sämtliche Flächen, die mit potenziell infektiösen Materialien (z. B. Blut, Eiter, Wundsekret usw.) kontaminiert sind, desinfizierend wiederaufbereitet werden (RKI 2004) . Die Wiederfindungsrate multiresistenter grampositiver Erreger wie z. B. MRSA oder VRE beträgt in der unbelebten Umgebung ca. 25% (Lemmen et al. 2004) . Im Rahmen der Isolationsmaßnahmen wird daher bei diesen Patienten eine routinemäßige Flächendesinfektion patientennaher und -ferner Flächen empfohlen (Cozad u. Jones 2003; RKI 1999) . Weiterhin wird für patientennahe Flächen und Flächen mit häufigem Handkontakt (z. B. Computertastatur, Monitore) eine routinemäßige Desinfektion empfohlen (RKI 2004) . Es wird sehr kontrovers diskutiert, welche Bedeutung eine bakterielle Kontamination der unbelebten Umgebung auf einer Intensivstation bei der Pathogenese nosokomialer Infektionen hat. Nach Dharan et al. (1999) kommt diesen Erregern bei der Entstehung von Pneumonie, Sepsis, Harnwegsinfektion und Wundinfektion eine extrem untergeordnete Rolle zu. Weiterhin konnte gezeigt werden, dass schon wenige Stunden nach einer Flächendesinfektion die gleiche bakterielle Kontamination wie vor der Desinfektion auftritt (Daschner et al. 1980) . Eine routinemäßige Desinfektion patientenferner Flächen und des Fußbodens ist auf einer Intensivstation nicht notwendig, eine regelmäßige Reinigung ist hier ausreichend (RKI 2004). Die Bedeutung der baulich-funktionellen Gestaltung einer Intensivstation bezüglich Vermeidung nosokomialer Infektionen wurde jahrelang überschätzt. Es wurde in mehreren vergleichenden Untersuchungen gezeigt, dass die Infektionsrate durch Umstrukturierung bzw. Neubau nicht gesenkt werden konnte (Hübner et al. 1989; Pittet u. Harbarth 1998) . Aktuelle Empfehlungen zur baulich-funktionellen Gestaltung einer Intensivstation werden zurzeit durch die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention am RKI neu überarbeitet. Da von der Intensivstation keine besondere Infektionsgefahr für andere Bereiche ausgeht und auch der umgekehrte Weg bei Einhaltung der Standardhygienemaßnahmen sehr unwahrscheinlich ist, muss eine Intensivstation räumlich nicht separat in einem Krankenhaus gelegen sein. Es hat sich ganz im Gegenteil bewährt, operative Intensivstationen baulich-funktionell in den Operationsbereich zu integrieren. Eine Schleuse, um die Intensivstationen zu betreten, hat keine infektionspräventive Bedeutung und ist daher aus krankenhaushygienischer Sicht nicht notwendig. Die Patientenzimmer sollten ausreichend groß gestaltet sein, sodass ein krankenhaushygienisch adäquates Verhalten und Arbeiten möglich ist. Die Zimmergröße richtet sich nach den üblicherweise auf der speziellen Intensivstation eingesetzten Geräten, wie z. B. Beatmungsgeräte, Perfusoren und Infusoren, Dialysegeräte usw.. Bei Mehrbettzimmern sollte ausreichend Platz zwischen den Patientenbetten vorhanden sein. Der Abstand zwischen Bettende und Wand sowie zwischen den Patientenbetten muss ausreichend sein, um ein kontaktfreies Bewegen mit einem sterilen Kittel zu ermöglichen. Aufgrund der zunehmenden Zahl von Patienten, die mit multiresistenten Erregern (z. B. MRSA oder VRE) kolonisiert oder infiziert sind, ist es sinnvoll und notwendig, mehrere Einzelzimmer auf einer Intensivstation zu integrieren. Erfahrungsgemäß sollte pro 6 Intensivbetten 1 Isolatierzimmer mit Schleuse, Handwaschbecken und ausreichend Stauraum vorhanden sein (O'Connell u. Humphreys 2000) . Normalerweise ist die Ausstattung einer Intensivstation mit einer zweistufigen raumlufttechnischen Anlage (RLT-Anlage) zur Be-und Entlüftung bzw. Kühlung und Erwärmung der Luft aus arbeitsphysiologischen Gründen ausreichend. Es spricht nichts dagegen, die Fenster so zu gestalten, dass diese zu öffnen sind (Fliegenschutzgitter). > Durch Inhalation von Aspergillussporen besteht bei extrem immunsupprimierten Patienten die Gefahr einer häufig letalen, invasiv-pulmonalen Aspergillose. Intensivstationen, die regelmäßig solche Hochrisikopatienten (z. B. nach Knochenmarktransplantation) versorgen, müssen über Isolatierzimmer mit endständiger Luftfilterung verfügen (dreistufige RLT-Anlage mit HEPA-Filter); durch einen positiven Luftdruck gegenüber den direkt angrenzenden Bereichen kann so die Luftbelastung mit Aspergillussporen reduziert werden 7 Kap. 9). Bei speziellen, pulmologisch orientierten Intensivstationen, die regelmäßig Patienten mit offener Tuberkulose der Atemwege betreuen, wird eine RLT-Anlage mit negativem Luftdruck im Patientenzimmer gegenüber den direkt angrenzenden Bereichen empfohlen, um so eine aerogene Übertragung der Mykobakterien auf andere Patienten effektiv zu vermeiden (7 Kap. 15). Händedesinfektionsmittelspender sollten vor allen Patientenzimmern, neben jedem Waschbecken sowie bei Mehrbettzimmern auch zwischen den Patientenbetten angebracht sein, um jederzeit die Möglichkeit zur Händedesinfektion zu gewährleisten. Auf der Station müssen ausreichend große Flächen zu Verfügung stehen, um Infusionslösungen sowie i.v.-Medikamente krankenhaushygienisch adäquat vorbereiten zu können; diese Flächen müssen wischdesinfizierbar sein. Die wichtigsten krankenhaushygienischen baulichfunktionellen Erfordernisse sind 4 eine ausreichende räumliche Gestaltung, 4 eine geeignete Anzahl von Isolationseinheiten, 4 genügend Möglichkeiten, eine hygienische Händedesinfektion durchzuführen. Bei der Planung muss auf einen ausreichend großen Versorgungs-und Entsorgungsraum mit adäquaten Möglichkeiten der Entsorgung sowie Reinigung und Desinfektion von Gegenständen geachtet werden. Es wird dringend empfohlen, bei der Konzeption von Neubauten bzw. Umbaumaßnahmen einen Krankenhaushygieniker frühzeitig in die Planung mit einzubeziehen. Die häufigsten Infektionen auf Intensivstationen sind device-assoziiert, wie tubus-assoziierte Pneumonien, ZVKassoziierte Bakteriämie/Sepsis oder blasenkatheter-assoziierte Harnwegsinfektion; auf operativen Intensivstationen treten postoperative Wundinfektionen auf. Spezielle Maßnahmen zur Vermeidung dieser Infektionen werden in den entsprechenden Kapiteln ausführlich beschrieben. Ergänzend hierzu werden im Folgenden weitere spezielle infektionspräventive Empfehlungen dargestellt, die unabhängig von diesen »invasiven Hilfsmitteln« sind. Trotz hoher Qualitätsanforderungen ist Trinkwasser praktisch nie keimfrei; temporär können potenziell pathogene Keime -überwiegend gramnegative Stäbchenbakterien wie beispielsweise Acinetobacter spp. oder Pseudomonaden -nachgewiesen werden. So wurden in einer Studie 33% genomisch identische Pseudomonas-aeruginosa-Stämme aus respiratorischen Sekreten von Patienten und an den Wasserhähnen der Waschbecken in deren Zimmern isoliert (Reuter et al. 2002) . Eine Übertragung von Wasserkeimen auf den Patienten ist möglich, der wichtigste und häufigste Vektor hierbei sind die Hände des Personals. > Die Autoren empfehlen daher nach Kontakt mit Trinkwasser vor infektionsgefährdenden Eingriffen am Patienten konsequent eine hygienische Händedesinfektion durchzuführen. Zusätzlich muss darauf geachtet werden, dass kein Leitungswasser, beispielsweise im Rahmen der aktiven Befeuchtung, der Vernebelung von Medikamenten oder vergleichbarer Maßnahmen am Patienten, eingesetzt wird; hierfür muss ausschließlich keimfreies, steriles Wasser verwendet werden. Häufig werden großflächige Wunden mit Leitungswasser »ausgeduscht«: Auch wenn von chirurgischer Seite der Wasserdruck zum Ausspülen und Reinigen der Wundfläche gewünscht wird, kann es so zum Eintrag von Bakterien in die Wunde kommen; alternativ sollten diese mit steriler Flüssigkeit wie z. B. 0,9%iger NaCl-Lösung gereinigt werden. Um den Wasserstrahl an den Wasserhähnen zu regeln, wird von einigen Autoren empfohlen, Lammellenstrahlregler im Gegensatz zu Siebstrahlreglern zu bevorzugen, da so Verunreinigungen und bakterielle Vermehrung reduziert werden können; auch diese sollten zusätzlich regelmäßig gereinigt und desinfiziert werden. Bei der Herstellung und Verwendung von Mundpflegelösungen muss auf eine keimfreie Herstellung und Verwendung geachtet werden. Durch Mikroaspiration bakterienhaltiger Spüllösung können bei intubierten Patienten Pneumonien entstehen. Weiterhin können kontaminierte Lösungen, wenn sie für mehrere Patienten verwendet werden, Quelle eines nosokomialen Ausbruchs sein (Krause et al. 2003) . Es ist beschrieben, dass es zu einer hohen mikrobiellen Belastung der Spüllösung kommen kann, wenn sie mit Teebeuteln oder Teeblättern hergestellt wird (Wilson et al. 2004 ). Bei der Herstellung der Mundspüllösungen sollte daher auf Folgendes geachtet werden: 4 Für die Verdünnung von Konzentraten (wie z. B. Salviatymol oder Chlorhexidin) ist ausschließlich keimfreies Wasser (z. B. nach Abkochen) zu verwenden. 4 Alternativ können fertig hergestellte Mundspüllösungen eingesetzt werden. Die Mundspüllösung sollte regelmäßig neu angesetzt werden, z. B. für jede Schicht. Es muss darauf geachtet werden, dass es zu keiner Kontamination der Spüllösung mit Bakterien aus dem Mund-Rachen-Bereich von Patienten kommt, wenn sie auch für andere Patienten verwendet wird; hier hat sich eine patientenbezogene Verwendung bewährt. Da die Sondenkost ein ideales Nährmedium für viele potenziell pathogene Erreger ist, erfordert deren Zubereitung und Verabreichung ein strenges hygienisches Vorgehen; idealerweise wird sie an einem separaten Platz auf der Intensivstation hergestellt. Vor der Zubereitung flüssiger Fertignahrung werden die Arbeitsfläche und die Hände desinfiziert. Nach dem Öffnen der Flasche wird das Applikationssystem aufgesteckt oder der Inhalt in ein spezielles System zur enteralen Ernährung (z. B. Enterofix) eingefüllt. Auch bei der Herstellung pulverisierter Fertignahrung müssen zuerst die Arbeitsfläche und die Hände desinfiziert werden, bevor man den Beutel mit einer sterilen Schere öffnet; das Pulver muss mit sterilem bzw. abgekochtem Wasser angerührt werden. Da auch Pulvernahrung nicht keimfrei ist, muss sie nach Herstellung schnellstmöglich verbraucht werden. Alle Hilfsmittel zur Zubereitung der Sondenkost (Löffel, Gefäße, Schneebesen oder Mixer) müssen nach Gebrauch z. B. in einer haushaltsüblichen Spülmasche gereinigt werden. > Im Rahmen von Ausbruchsuntersuchungen auf Intensivstationen konnten Mehrdosisbehältnisse als Quelle identifiziert werden (Krause et al. 2003 Die Trachealkanüle wird mit Einmalhandschuhen unter fließendem Wasser abgespült; mit einer sauberen Bürste wird anschließend mechanisch gereinigt. Die Desinfektion der Kanüle erfolgt nach Herstellerangaben (z. B. Einlegen in Instrumentendesinfektionslösung) und anschließender Spülung mit Aqua destillata. -Wechselkanülen sollten trocken und staubgeschützt gelagert werden. Die Leitungen von leergelaufenen Perfusorspritzen/Infusionssystemen können in der Regel sofort weiterverwendet werden; diese Systeme sollten inklusive der Dreiwegehähne und Hahnenbänke nicht öfters als alle 72 Stunden gewechselt werden. Befindet sich beim Wechsel der Infusionsleitung noch Restlösung in der Perfusorspritze, kann diese beim selben Patienten weiter verwendet werden. Leergelaufene Perfusorspritzen müssen verworfen werden, sie dürfen nicht durch Zurückziehen des Stempels und erneutes Befüllen der Spritze wiederverwendet werden. Bei Verwendung von lipidhaltigen Medikamenten (z. B. Propofol) müssen die Herstellerangaben bezüglich des Wechselintervalls der Perfusorleitungen beachtet werden. Bei Gabe von Blut-und Blutprodukten müssen die Vorgaben des Transfusionsgesetzes mit einem 6-stündigen Wechselintervall eingehalten werden. Das Legen einer Thorax-oder großlumigen Pleuradrainage (z. B. Bülow-Drainage) entspricht einem operativen Eingriff; der Operateur führt daher eine chirurgische Händedesinfektion über 3 Minuten durch, trägt einen sterilen Kittel, sterile Handschuhe, OP-Maske und eine Haube. Vor dem Legen der Drainage müssen evtl. Körperhaare entfernt werden; anschließend wird die Haut 3 Minuten desinfiziert. Die Punktionsstelle wird mit einem ausreichend großen sterilen Lochtuch abgedeckt. Es wird mit einem sterilen Trokar punktiert; anschließend wird das sterile Ableitungssystems an das Sogsystem (z. B. Wandsogsystem) angeschlossen. Der Verband wird mit einer sterilen Kompresse und einem sterilen Pflaster angelegt; bei Bedarf bzw. bei der täglichen Verbandskontrolle erfolgt ein Wechsel mit unsterilen, sauberen, neuen Einmalhandschuhen. Grundsätzlich muss vor und nach jeder Manipulation an Drainagen eine hygienische Händedesinfektion erfolgen. Im Operationsbereich werden durch den Anästhesisten zahlreiche invasive Maßnahmen durchgeführt, wie beispielsweise In-und Extubation, Anlage eines zentralven ösen Zugangs, Legen eines Blasenkatheters. Auch wenn diese Aktivitäten im Operationsbereich bzw. im Operationssaal stattfinden, gelten hierfür dieselben Hygienemaßnahmen wie außerhalb des Operationsbereichs (7 Kap. 24). Aus infektionspräventiver Sicht können alle operationsbegleitenden Maßnahmen, wie z. B. Intubation, Extubation, Anlage eines ZVK, eines arteriellen Zugangs und eines Blasenkatheters im OP-Saal selbst durchgeführt werden; aus logistischen Gründen hat es sich bewährt, dass dies überwiegend im Einleitungsraum erfolgt. Es bestehen keine krankenhaushygienischen Bedenken dagegen, nach der Operation einen Patienten im Einleitungsraum auszuleiten, in dem der bereits für die nächste Operation vorbereitete Patient liegt. Dem Aufwachraum kommt aus krankenhaushygienischer Sicht eine nur untergeordnete Rolle zu; hier entstehen ursächlich keine postoperativen Wundinfektionen. Er sollte daher so gelegen sein, dass eine optimale Logistik möglich ist. Traditionell gehört der Aufwachraum entweder dem OP-Bereich an und kann so vom OP-Personal -meist in grüner Bereichskleidung -betreten werden, oder er wird als »außerhalb des OP-Bereichs« definiert, um ungehinderten Zugang für das Stationspersonal -meist in weißer Bereichskleidung -zu gewähren; diese krankenhaushygienisch inkonsequente Trennung führt in der Praxis leider zu regelmäßigen Verstößen gegen die Kleiderordnung. In vielen Krankenhäusern mit einem modernen OP-Management wird daher der Aufwachraum als »gemischte Zone« definiert, dass heißt, der Patient kann vom OP-Personal ohne Wechsel der Bereichskleidung dorthin transportiert und ebenfalls ohne Wechsel der Bereichskleidung oder Überziehen eines Schutzkittels vom Pflegepersonal dort abgeholt werden. Gegen eine solche praktische, zeitund kostensparende Lösung bestehen keine krankenhaushygienischen Bedenken. Unter Berücksichtigung der Pathogenese einer postoperativen Wundinfektion ist es unerheblich, ob ein Patient in den OP-Bereich durch eine spezielle OP-Schleuse eingeschleust oder mit Hilfe einer rückenschonenden Umbetthilfe von seinem Stationsbett direkt auf die OP-Lafette gelegt wird; ein solches Umlagern kann entgegen der Vorstellung vieler Operateure auch direkt im OP-Saal erfolgen. Das wichtigste Erregerreservoir postoperativer Wundinfektionen ist die patienteneigene Besiedelung des Operationssitus selbst -und diese bleibt unbeeinflusst von der Art und dem Ort der Einschleusung. Aber auch exogene Reservoire für potenzielle Infektionserreger wie z. B. OP-Personal, Instrumente, Implantate usw. werden durch eine Schleuse nicht reduziert. Besteht eine spezielle Kleiderordnung für den OP-Bereich, muss dem Personal die Möglichkeit gegeben werden, sich umzuziehen. Hierfür ist ein einzelner Raum ausreichend, der funktionell in eine »reine Seite« zum Lagern der frischen OP-Kleidung und in eine »unreine Seite« zum Abwurf der benutzten OP-Kleidung getrennt ist. Eine Zwei-oder Dreikammerschleuse bietet keinen krankenhaushygienischen Vorteil und ist aus moderner infektionspräventiver Sicht nicht notwendig (Kappstein et al. 1991) . Bei der Vorbereitung von Anästhetika und anderen intravenös zu applizierenden Substanzen im OP-Bereich gelten dieselben hygienischen Vorgaben wie für Intensivstationen; sie sollten auch im OP-Bereich ausschließlich kurz vor Verwendung patientenspezifisch aufgezogen werden und mit Medikamentennamen, Datum und Uhrzeit beschriftet sein. Medikamente, die im Rahmen der totalintravenösen Anästhesie (TIVA) verwendet werden, müssen nach Herstellerangaben ausschließlich patientenspezifisch eingesetzt werden. Eine Verwendung der Restmedikation für nachfolgende Patienten ist aus krankenhaushygienischer Sicht kontraindiziert; eine Übertragung von beispielsweise Hepatitis-oder HI-Viren ist zu befürchten, auch wenn zwischen den Patienten die Infusionsleitung ggf. mit Rückschlagventil gewechselt wird. Rückschlagventile werden von den Herstellern nicht auf die Filterungsleistung bzw. Zurückhaltung von Viren überprüft, sondern nur auf Druckverhältnisse. Diese werden beispielsweise überschritten, wenn der Blutdruck am selben Arm gemessen wird, an dem die Infusionsleitung liegt. Da die Medikamente, die zur TIVA verwendet werden, teuer sind -nur deshalb möchte man die Restmedikation weiter verwenden -, stellt ein möglichst patientenspezifisches und bedarfsgerechtes Aufziehen eine Alternative dar, um nicht große Restmengen verwerfen zu müssen. Die Außenseite des Beatmungsgeräts sollte täglich routinemäßig sowie bei sichtbarer Kontamination mit potenziell infektiösem Material mit einem geeigneten Desinfektionsmittel desinfiziert werden. Für den Wechsel des Kreisteils sollten, falls vorhanden, die Empfehlungen des Herstellers beachtet werden. Da es hierzu keine Studien oder Expertenempfehlungen gibt, hat sich ein festes Zeitintervall bewährt, z. B. wöchentlich oder monatlich oder ein Intervall nach einer gewissen Anzahl von Betriebsstunden (z. B. 1000 Stunden). Die Befeuchtung der Atemluft erfolgt häufig passiv mit Hilfe eines »heat moist exchanger« (HME) mit bakterienfilternder Funktion. Hierbei kann das komplette Narkoseschlauchsystem für nachfolgende Patienten weiter verwendet werden; eine thermische Aufbereitung ist dann nur einmal täglich notwendig. Der HME kann entweder für eine Nachbeatmung desselben Patienten auf Intensivstation verwendet werden, oder er wird verworfen. Bei der alternativen, aktiven Befeuchtung über das Kreisteil muss das gesamte Narkoseschlauchsystem zwischen den Patienten routinemäßig gewechselt werden. Auch bei Patienten mit kontagiösen Infektionskrankheiten -wie z. B. Tuberkulose der Atemwege, CJK, Verdacht auf SARS oder andere Virusinfektionen oder bei einer MRSA-Besiedlung -ändert sich weder die Art oder Frequenz der Wiederaufbereitung des Beatmungsgeräts noch das Wechselintervall der Narkoseschlauchsysteme. Aus infektionspräventiver Sicht müssen auch bei kontagi- ösen Infektionskrankheiten keine Einwegssysteme verwendet werden. Generell ist eine thermische Desinfektion von Narkosezubehör aus ökologischen Gründen einer chemothermischen vorzuziehen. Bei der Aufbereitung des Absauggeräts sollten Sekretauffangbehälter/Spülglas nach OP-Ende thermisch desinfizierend wiederaufbereitet werden; alternativ werden heute häufig Einmalsysteme (meist mit einer Geliermasse) verwendet. Bei offener Absaugung muss der Katheter nach jedem Absauvorgang verworfen werden; der Absaugschlauch sollte täglich gewechselt werden. Das Absauggerät selbst sollte täglich wischdesinfizierend aufbe reitet werden. Anstelle von Intubationsnarkosen oder zur Therapie chronischer Schmerzsyndrome werden häufig Regionalanästhesien durchgeführt. Da es hierbei zu lokalen und systemischen Infektionen kommen kann, sind prinzipiell die üblichen Standardhygienemaßnahmen zu beachten (7 Kap. 24). Disinfection and the prevention of infectious disease Surface decontamination in the control of hospital infections: comparison of different methods Routine disinfection of patients' environmental surfaces. Myth or reality? Schutzkittel und Mundschutz in der Kinderklinik: Sinnvoll oder Ritual The role of understaffing in central venous catheter-associated bloodstream infections A quality management project in 8 selected hospitals to reduce nosocomial infections: a prospective, controlled study Influence of architectural design on nosocomial infections in intensive care units -a prospective 2-year analysis Hygienische und ökonomische Bedeutung von Schleusen im Krankenhaus Nosocomial transmission of hepatitis C virus associated with the use of multidose saline vials Den Hygienestandard halten und trotzdem Kosten senken Distribution of multi-resistant Gram-negative versus Gram-positive bacteria in the hospital inanimate environment Intensive care unit design and environmental factors in the acquisition of infection The intensive care unit Effectiveness of a hospital-wide programme to improve compliance with hand hygiene Analysis of transmission pathways of Pseudomonas aeruginosa between patients and tap water outlets Empfehlungen zur Prävention und Kontrolle von Methicillinresistenten Staphylococcus aureus Stämmen (MRSA) in Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen Bundesgesundheitsbl Anforderungen an die Hygiene bei der Reinigung und Desinfektion von Flächen The role of the hospital environment in the epidemiology of multi-resistant bacteria Impact of ring wearing on hand contamination and comparison of hand hygiene agents in a hospital Epidemiology of nosocomial infections in adult intensive care units Infection control and prevention strategies in the ICU Pathogen growth in herbal teas used in clinical settings: a possible source of nosocomial infection?