key: cord-0039253-geq0uecd authors: Backmund, M.; Eichenlaub, D. title: Drogennotfälle date: 2006 journal: HerzAkutMedizin DOI: 10.1007/3-7985-1630-8_39 sha: 02db292e76c66efa156a2af970d529e48230f5a3 doc_id: 39253 cord_uid: geq0uecd nan M. Backmund, D. Eichenlaub Unter Drogennotfållen werden alle lebensbedrohenden Zustånde verstanden, die nach Drogeneinnahme auftreten [6] . Zusåtzlich kaennen auch schwere, lebensbedrohende Entzugssyndrome als Drogennotfålle bezeichnet werden. Håufig werden mehrere psychotrope Substanzen gleichzeitig konsumiert, sodass die fçr bestimmte Drogen typischen klinischen Syndrome nicht erkennbar sind: Bei 1160 drogenabhångigen Patienten wurde im Krankenhaus Mçnchen Schwabing bei 48% eine Polytoxikomanie einschlieûlich des Morphintyps, bei 25% eine Abhångigkeit von 2 Substanzklassen und bei 32% eine Drogenabhångigkeit vom Morphintyp nach ICD-9-Kriterien diagnostiziert [1] . Im Folgenden wird jeweils speziell auf die håufigsten illegalen Substanzgruppen eingegangen: Opioide, Kokain und Amphetamine. Alkohol, Benzodiazepine und Barbiturate werden zusåtzlich erwåhnt, da sie sehr oft zusammen mit den illegalen Drogen konsumiert werden. Alle genannten Substanzen wirken auf das zentrale Nervensystem (ZNS). Die Opioide beeinflussen verschiedene Opiatrezeptoren: Myrezeptor, Kappa-, Sigma-und Deltarezeptor. Alkohol und Opioide interagieren komplex mit Endorphinen und den Opiatrezeptoren [10] . Unterschieden werden zentral dåmpfende, zentral erregende und periphere Wirkungen der Opioide. Intoxikationen werden lebensbedrohlich aufgrund der zentral dåmpfenden Wirkung direkt auf das Atemzentrum in der Medulla oblongata und die sedativ-hypnotische Wirkung auf das Stammhirn. Die Empfindlichkeit des Atemzentrums gegençber der Kohlendioxidspannung bzw. der H + -Ionen-Konzentration im Blut wird herabgesetzt und somit die Reizschwelle des Atemzentrums erhaeht [5] . Hin-sichtlich der zentral dåmpfenden Wirkung entwickelt sich bei regelmåûiger Zufuhr eine Toleranz, sodass Dosierungen çberlebt werden, die bei erstmaliger Anwendung taedlich sind. Eine Intoxikation, auch Ûberdosierung genannt, kann akzidentiell entstehen, aber auch suizidal beabsichtigt sein. Besondere Risiken fçr die intravenaes Drogenabhångigen (IVDA) liegen in den unterschiedlichen Reinheitsgraden des Heroins auf dem Schwarzmarkt. Dieser schwankt in den Groûstådten zwischen 5 und 70% Reinheitsgrad. Muss ein Sçchtiger, der z. B. 10%iges Heroin gewaehnt ist, seine Connection wechseln, weil sein Dealer verhaftet worden ist, und erwirbt nun 60%iges Heroin, droht auch bei gleicher Dosierung Todesgefahr. Håufig unterschåtzen IVDA auch die nicht mehr vorhandene Toleranz gegençber den Opioiden nach långerer drogenfreier Zeit: Sie erinnern sich an die Dosierungen vor der Entzugs-und Entwaehnungsbehandlung, und ¹dass sie nichts mehr gespçrt habenª und injizieren sich versehentlich eine taedliche Heroindosis [6] . Auch die erste Injektion çberhaupt kann eine lebensgefåhrliche Intoxikation hervorrufen. Schlieûlich setzen sich viele IVDA aus Verzweiflung in suizidaler Absicht den goldenen Schuss. In Deutschland sterben 1400±2000 IVDA pro Jahr an einer Ûberdosierung [8] Bei jedem Patienten, der komataes, atem-und herzkreislaufinsuffizient zur intensivmedizinischen Behandlung gebracht wird, sollte an eine Intoxikation durch psychotrope Substanzen gedacht werden, vor allem dann, wenn die Patienten zwischen 12 und 50 Jahre alt sind. 54% der Drogennotfallpatienten erzielen auf der Glasgow-Coma-Scale (GCS) 3±5 Punkte, wenn der Notarzt bei ihnen eintrifft, 18% 6±10 Punkte, 28% > 10 Punkte [6] . Urintests fçr Drogenscreening und ein Labor mit der Maeglichkeit der Alkoholbestimmung im Blut sind die einzigen zusåtzlichen Voraussetzungen neben einer den Standards entsprechenden Einrichtung einer internistischen Intensivstation (s. Kap. 1.1 Intoxikierte Patienten mit erhaltenen Schutzreflexen, die erweckbar und nicht ateminsuffizient sind, mçssen intensivmedizinisch çberwacht werden durch: z kontinuierliches EKG, z kontinuierliche Blutdruckmessung, z pulsoxymetrische Messung und z håufige Kaerpertemperaturmessung. Bei intubierten und beatmeten Patienten sollte das intensivmedizinische Monitoring zusåtzlich umfassen: z Literatur zu Kapitel 5.4 Maeglichkeiten und Grenzen der Differenzierung im Drogenentzug Somatische und neurologische Folgestaerungen bei Drogenabhångigen AIDS und HIV-Infektionen Treatment of myocardial ischemia induced by cocaine Zenker J (1993) Drogennotfallstudie. In: Das Bundesministerium fçr Gesundheit (Hrsg) Drogennotund -todesfålle Der Drogennotfall Deutsche Hauptstelle gegen die Suchtgefahren (Hrsg) Jahrbuch Sucht Hyperpyrexia and rhabdomyolysis after MDMA (Ecstasy) abuse. Lancet Die Alkoholkrankheit ± Diagnose und Therapie