key: cord-0037007-w76osch5 authors: Wicker, Sabine; Dickmann, Petra; Rabenau, Holger F.; Gottschalk, René title: Influenzapandemieplanung: Eine Herausforderung für die Arbeitsmedizin, den öffentlichen Gesundheitsdienst und Unternehmen date: 2014-04-04 journal: Zentralbl Arbeitsmed Arbeitsschutz Ergon DOI: 10.1007/bf03349123 sha: a54552ee49cea77f0fc58a7b720f518f27b92d7f doc_id: 37007 cord_uid: w76osch5 The term pandemic refers to an international or worldwide outbreak of an infectious disease which is limited in time. Due to their high infectiousness and easy person-to-person transmission, flu viruses repeatedly lead to pandemics (approx. 3 pandemics per century.). In contrast to an epidemic, a pandemic is not restricted to one area. The mortality of an influenza pandemic is greater than the seasonal flu wave, and is not restricted to the classical risk groups: high rates of infection can occur in all age groups, with peaks frequently occurring amongst young adults. The specific virological characteristics of the influenza virus represent a great challenge for the health system. In principle, any influenza virus which has never before — or at least not for a long time — circulated within the population can develop into a pandemic virus. One possible candidate amongst others appears to be the influenza virus A-H5N1. Influenza pandemics usually occur at intervals of 11 to 39 years, and 30 years have now passed since the last pandemic. At the moment, the national and international pandemic plans have in most cases not yet been completely worked out. The co-operation between the individual countries should be intensified, and in Germany in particular, efforts should be made — in view of the different concepts of the individual federal states — to arrive at a uniform action plan. The consequences of a pandemic affect both the economic and the social sphere. Hospitals, practicing doctors and public health services must jointly develop action plans in order to be able to care for large numbers of patients within a very short time. Occupational medical specialists should form a link between health services, companies and doctors and hospitals, and already be developing plans and their communication for the companies under their care. influenza survenaient à des intervalles de 11 à 39 ans, entre-temps, plus de 30 ans sont passés depuis la dernière pandémie. À l'heure actuelle, la plupart des plans anti-pandémie nationaux et internationaux n'ont toujours pas été élaborés intégralement. Il convient que la coopération entre les différents états soit intensifiée et notamment en Allemagne il faudrait arriver à une solution uniforme, ceci notamment en vue des concepts variés des différents länder. Les conséquences d'une pandémie concernent à la fois le domaine économique et le domaine social. Les hôpitaux, les médecins travaillant en cabinet et les services de santé publique doivent mettre au point des plans des processus communs pour suivre un grand nombre de malades dans un laps de temps le plus court. Les médecins des entreprises devraient constituer une interface entre les services de santé, les entreprises et les médecins traitants ainsi que les hôpitaux et élaborer des concepts ainsi que la communication de ceux-ci pour les entreprises suivies par eux, à l'heure actuelle déjà. Infektionserkrankungen sind eine stets vorhandene Bedrohung für die Menschheit (siehe Tabelle 1). Von der ersten Beschreibung der Pocken in Ägypten, der Pest im Mittelalter (Schwarzer Tod), der ‚Spanischen Grippe' im Jahr 1918, bis hin zu SARS -der ersten Pandemie in diesem Jahrtausend -traten Infektionskrankheiten in einer Art und Weise auf, die eine präzise Vorhersage nicht zuließen (Ludwig et al. 2003) . Die letzten Jahre waren keine Ausnahme von dieser Regel. Viele neue und erneut aufgetretene Infektionen stellen eine Herausforderung sowohl für das öffentliche Gesundheitswesen als auch die infektiologischen Laboratorien dar (Gottschalk & Preiser 2005 Tierische Influenzaviren, die noch nicht an den Menschen angepasst sind, können durch Änderungen ihres Erbgutes oder durch den Austausch ganzer Gene mit humanen Influenzaviren die Fähigkeit erlangen, Menschen zu infizieren und v.a. effizient von Mensch zu Mensch übertragen werden. Die Chance, dass sich H5N1 oder andere für den Menschen bislang ungefährliche Subtypen an den Menschen adaptieren, steigt mit der Anzahl der menschlichen Infektionen. Eine gleichzeitige Infektion mit den derzeit zirkulierenden menschlichen Influenzaviren und dem Vogelgrippevirus Influenza A/H5N1 birgt das Risiko einer Neukombination beider Viren und damit das Risiko der Entstehung eines von Mensch-zu-Mensch übertragbaren Virus (Allwinn & Doerr 2005; Beigel et al. 2005) . In der Regel werden Influenzaviren auf aerogenem Weg übertragen ("Tröpfcheninfektion" / Aerosole -Sprechen, Husten oder Niesen). Der größte Teil der infektiösen Viren ist in den beim Niesen entstehenden "großen Tröpfchen" enthalten, die eine Reichweite von ca. 1,8 m aufweisen. So ist es nicht verwunderlich, dass die meisten Influenza-Ausbrüche in überfüllten, schlecht ventilierten Räumen geschehen. Neben dem aerogenen Übertragungsweg stellen Schmierinfektionen (durch direkten oder indirekt Kontakt -z.B. Händeschütteln, kontaminierte Türklinken u.a.) die wesentlichen Transmissionswege dar. Wenngleich Influenzaviren allgemein als nicht sehr stabil gelten und durch gängige Desinfektionsmittel effizient zu inaktivieren sind, scheint die Umweltstabilität von H5N1 teilweise stammspezifisch zu sein. So scheint der 1997 Hong Kong H5N1-Stamm weniger stabil als der 2004 Vietnam H5N1-Stamm zu sein (Inaktivierung nach 2 Tagen bei 35ºC versus 6 Tagen bei 37ºC) (WHO, Hrsg. 2004). Eine Bedrohung für die öffentliche Gesundheit? Obwohl die Influenza eine weit verbreitete und normalerweise selbstlimitierende Erkrankung ist, stellt sie eine der gefährlichsten Infektionen dar. Weltweit kommt es jedes Jahr zu schätzungsweise 3-5 Millionen Erkrankungen und 250.000 -500.000 Todesfällen (Dushoff et al. 2005) . In Deutschland sterben nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) jedes Jahr 5.000-10.000 Personen an einer Influenza oder deren Komplikationen. In der Saison 2004/2005 kam es in Deutschland zu einer influenzabedingten Übersterblichkeit von insgesamt 15.000 Menschen. Bemerkenswert in diesem Kontext ist, dass in dieser Saison nur schätzungsweise 16% der deutschen Bevölkerung gegen Influenza geimpft waren (RKI, Hrsg. 2004). Im Gegensatz zu der "pandemischen Influenza", betrifft die saisonale Influenza üblicherweise nur einen Teil der Bevölkerung. Infolge vorausgegangener Infektionen mit verwandten bzw. ähnlichen Virustypen oder Impfungen weist ein Teil der Menschen eine (Kreuz-) Immunität auf. Der Antigendrift erfordert alljährlich eine Neuzusammensetzung des Influenzaimpfstoffes. Der Impfstoff wird vor Beginn der Influenzasaison gemäß den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des internationalen Überwachungsprogramm hergestellt. Innerhalb der gemäßigten Zonen zeigt die Influenza einen saisonalen Verlauf mit Erkrankungsgipfeln in den kälteren Monaten. Während einer durchschnittlichen Wintersaison ist die Rate der Influenza-bedingten Todesopfer/-fälle schätzungsweise 0,2% bis 0,35% (CDC 2005/WHO, Hrsg. 2003). Highly Pathogenic Avian Influenza (HPAI) Die hochpathogene Vogelgrippe (HPAI) oder "Geflügelpest" ist eine hochansteckende Erkrankung, die hauptsächlich Wasservögel betrifft. Jedoch sind auch alle anderen Vogelarten potentiell gefährdet; vor allen Nutzgeflügel stellt eine Risikopopulation dar (WHO, Hrsg. 2005; Tiensin 2005 ). Bislang wurde die Übertragbarkeit auf ca. 90 Vogelarten und mehr als 10 Säugetierarten nachgewiesen. Einzelne Infektionen von Säugetieren sind bereits aufgetreten. Beispielsweise starben gefangen gehaltene Tiger und Leoparden an einer Infektion mit dem H5N1-Virus. Dies zeigt, dass das H5N1-Virus Artgrenzen überwinden kann. Im Oktober 2004 infizierten sich Tiger im Sriracha Tiger-Zoo der Chonburi Provinz in Ost-Thailand. Insgesamt 147 der 441 Tiger des Zoos starben oder mussten eingeschläfert wer- Influenza pandemic planning: A challenge for occupational medicine, the public health service and companies Hämagglutinin (HA) und Neuraminidase (NA) sind die entscheidenden Antigene für die Bildung von Antikörpern. Anhand der unterschiedlichen Influenza A-Viren unterscheidet man 16 HA und 9 NA Subtypen, somit sind theoretisch insgesamt 144 Kombinationen möglich. Im Gegensatz zu dem oben beschrieben Antigendrift führt der Antigenshift zu einem kompletten neuen Virussubtyp. Bei einer gleichzeitigen Infektion einer Zelle mit den humanen und tierischen Influenzaviren kann ein Austausch (Reassortment) der Gensegmente für das HA und die NA stattfinden. Aufgrund der neuen Antigenstruktur des Virus ist die gesamte Weltbevölkerung immunologisch nicht auf das neue Virus vorbereitet -eine rasche und großflächige Ausbreitung ist die Folge. Darüber hinaus stände zu Beginn einer Pandemie noch kein Impfstoff zur Verfügung. Die Produktion des Impfstoffes kann erst nach Identifizierung des Pandemievirus erfolgen und würde einige Monate in Anspruch nehmen (WHO, Hrsg. 2003) . Durch eine Influenzapandemie kann es zu außergewöhnlich hohen Erkran-kungszahlen innerhalb der Bevölkerung kommen. Bei kleineren Pandemien, kann die Todesrate um das 3-oder 4-fache im Vergleich zur saisonalen Grippe ansteigen, wohingegen während großer Pandemien Todesraten von mehr als 10bis 50-fach möglich wären (Belshe 2005) . Zweifellos wird die nächste Influenzapandemie weltweitweit eine große Herausforderung für das Gesundheitswesen werden. Deswegen hat die WHO alle Mitgliedsstaaten aufgefordert Maßnahmen zu ergreifen, um einen Influenzapandemieplan zu erstellen und diesen unter den einzelnen Ländern abzustimmen. der WHO Im Jahr 1999 veröffentlichte die WHO den Influenzapandemieplan, "The role of WHO and guidelines for national and regional planning" (WHO/CDS/CSR/ EDC/99.1). Der Plan stellt Hintergrundinformationen dar und beschreibt die einzelnen Ablaufphasen einer möglichen Pandemie, falls es zu einer menschlichen Infektion mit einem neuen humanen Influenzavirussubtyp käme. Darüber hinaus beschreibt der Plan die geforderten Maßnahmen der WHO innerhalb der einzelnen Phasen sowie Leitlinien und Kernpunkte, die von den nationalen Regierungen bedacht werden sollten. Die WHO unterscheidet in ihrem neuen Pandemieplan (WHO -Mai 2005) zwischen sechs Phasen, die drei verschiedenen pandemischen Perioden zugeordnet sind. Für jede Phase wurde von der WHO eine allgemeine Zielsetzung für den öffentlichen Gesundheitsbereich formuliert (siehe Tabelle 2). Derzeit befindet man sich in der Warnperiode, Phase 3. Pandemiepläne sind ein sinnvolles Instrument um die Eintrittswahrscheinlichkeit einer Influenzapandemie zu reduzieren und das Schadensausmaß bei Eintritt zu minimieren. In Deutschland wurde der Influenzapandemieplan der WHO vom Robert Koch-Institut entsprechend den nationalen Gegebenheiten (Zusammenarbeit Bund / Länder) angepasst. Jedes Bundesland ist gehal-ten, den Pandemieplan entsprechend praktisch umzusetzen. Dabei ist es besonders wichtig, die beteiligten Gruppen (Ärzte, Krankenhäuser, Öffentlicher Gesundheitsdienst) und die Bevölkerung schon im Vorhinein über die Ziele, die Maßnahmen und die länderspezifischen Abweichungen zu informieren. Der Influenzapandemieplan orientiert sich an den drei von der WHO definierten pandemischen Perioden. Die Empfehlungen und Maßnahmen der Pandemiestrategie sind abhängig von der Phaseneinteilung. Innerhalb der interpandemischen Periode sollten die Vorbereitungen auf eine Influenzapandemie auf globaler, regionaler, nationaler und auf subnationaler Ebene vorangetrieben werden. Dieser Punkt des Pandemieplanes kann als weitestgehend erfüllt betrachtet werden, da in den meisten Staaten zumindest vorläufige Pläne existieren. Bestrebungen, das Risiko einer Übertragung auf den Menschen zu minimieren, und die Aufdeckung und Meldung von möglichen Übertragungen wurden entsprechend berücksichtigt (WHO Mai 2005). Frühes Entdecken menschlicher Fälle Der entscheidende Punkt in der pandemischen Warnperiode ist der frühe Nachweis und die virologische Bestätigung der ersten menschlichen Fälle sowie die schnelle Charakterisierung neuer Virussubtypen. In der Phase 4 des WHO Influenzapandemieplans werden alle menschlichen Fälle von Laboratorien, die der WHO angeschlossenen sind, überwacht. Gemäß dem Pandemieplan sind in den frühen Phasen der Pandemie die lokalen mikrobiologischen Labore für die Testung verantwortlich. Alle Länder müssen sicherstellen, dass genügend Laborkapazitäten vorhanden sind, um innerhalb eines engen Zeitfensters eine Virusspezifizierung zu erreichen. Dies ist von entscheidender Bedeutung, um Zeit für vorbereitende Maßnahmen einschließlich der Entwicklung eines Impfstoffes zu gewinnen. Während einer laufenden Pandemie ("Pandemische Phase" gemäß des WHO Pandemieplans), ist die Laborbestätigung von verdächtigten Fällen von ge-Zbl Arbeitsmed 57 (2007) 202-210 La planification anti-pandémies d'influenza : un défi pour la médecine du travail, les services de santé publique et les entreprises Zunehmende und anhaltende Übertragung in der Allgemeinbevölkerung. In Phase 6 wird weiter unterschieden, ob 1) ein Land noch nicht betroffen ist, 2) ein Land betroffen ist oder enge Handelsoder Reisebeziehungen mit einem betroffenen Land hat, 3) die Aktivität zurückgegangen ist, oder es sich um 4) eine zweite Pandemiewelle handelt. Minimierung der Auswirkungen der Pandemie. ringerer Bedeutung als die klinische und epidemiologische Erfassung gemäß der Falldefinition der WHO und des RKI. Allgemeine Empfehlungen Das Management hoch infektiöser Erkrankungen erfordert die Implementierung suffizienter Maßnahmen und Strukturen um die Verbreitung der Infektionserkrankung einzudämmen und die Behandlung der Erkrankten zu gewährleisten. Die Zusammenarbeit zwischen niedergelassenen Ärzten, Krankenhäusern und Arbeitsmedizinern in Forschung und Praxis sollte verbindlich geregelt werden. Ein Kernpunkt ist die Entscheidung, ob eine stationäre Aufnahme des Erkrankten erforderlich ist. Es sollen nur Patienten, die einer intensiven medizinischen Betreuung bedürfen, in Krankenhäuser eingewiesen werden. Alle anderen Influenzapatienten sollten durch niedergelassene Ärzte versorgt werden. Hierfür müssen entsprechende Budgets und Mittel vorhanden sein. Die Frage des Fallkostenpauschal-System muss daher in diesem Kontext erneut überdacht werden und an die Gegebenheiten einer pandemischen Erkrankung angepasst werden. Die Zusammenarbeit mit Arbeitsmedizinern ist in der Prävention einer pandemischen Infektionserkrankung von entscheidender Bedeutung. Je nach Tätigkeit ergibt sich für die Arbeitnehmer ein unterschiedlich hohes Infektionsrisiko (U.S. Department of Labor 2007). Beschäftigte im Gesundheitswesen stellten beispielsweise im Jahr 2003 circa 21% der SARS-Patienten, in einigen Ländern wie Kanada und Singapur waren es über 40% (Lenz et al. 2005 Quarantäne erfordert Separation und medizinische Überwachung. Das Hauptziel einer Quarantäne ist Präventionoder im Falle einer laufenden Pandemie -die Vermeidung der Verbreitung einer hochansteckenden Erkrankung. Die Quarantäne ist eine der effektivsten Maßnahmen des öffentlichen Gesundheitsdienstes, ihre Wirksamkeit und Effi-Zbl Arbeitsmed 57 (2007) Abbildung 1: Inkubationszeit und Infektiosität -Interventionsmöglichkeiten des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (Gottschalk 2005 ; modifiziert nach Anderson et al. 2004) Figure 1:Incubation time and infectiousness -Intervention possibilities of the public health service (Gottschalk 2005 ; modified according to Anderson et al. 2004) Illustration 1: Durée d'incubation et infectiosité -possibilités d'intervention du service de santé publique (Gottschalk 2005 ; modifié selon Anderson et al. 2004) Ein kranker Flugreisender, der sich noch im Abflugbereich befindet und verdächtige Symptome aufweist, darf den Flug nicht antreten. Das Flughafenpersonal sollte geschult werden, verdächtige Symptome zu bemerken und zielführend und angemessen handeln zu können. An Bord eines Flugzeuges sollte ein kranker Passagier durch das Kabinenpersonal umgehend isoliert werden (Moser et al. 1979) . Allgemeine Hygienemaßnahmen, wie Reinigung (insbesondere der Toiletten sowie Waschräume, Restaurants und öffentliche Bereiche) sind unentbehrlich, um eine Keimreduktion zu erreichen. Das gesamte Personal sollte entsprechend unterwiesen werden, um eine etwaige Ausbreitung von ansteckenden Erkrankungen zu verhindern. öffentli chen Verkehr Die Informationen für den Reise-und öffentlichen Nahverkehr sollten aktuell, praktikabel sowie angemessen sein und keine übertriebenen Ängste hervorrufen. Die Informationen müssen zuverlässig und für alle Bevölkerungsgruppen leicht zugänglich sein. Allgemeine hygienische Maßnahmen sind von äußerster Wichtigkeit und sollten mit der nötigen Transparenz der Bevölkerung erläutert werden. In diesem Kontext sollte stets auf die Verantwortung eines jeden Einzelnen hingewiesen werden. Personen, die in oder aus betroffenen Gebieten reisen, müssen auf das mögliche Übertragungsrisiko für sich selbst aber auch ihrer Mitmenschen hingewiesen werden. Medizinisches Personal, das Patienten behandelt, die an einer pandemischen Influenza oder einer hochpathogenen Vogelgrippeinfektion erkrankt oder infektionsverdächtigt sind, müssen adäquate persönliche Schutzausrüstungen benutzen z.B. Schutzkleidung, Schutzhandschuhe, Schutz brillen, FFP3-Atemmasken. Eine Studie aus Hongkong zeigte, dass die Benutzung von Atemmasken innerhalb der Allgemeinbevölkerung in doppelter Hinsicht effektiv sein kann: Einerseits wurde die Verbreitung des SARS-Virus durch infizierte Personen unterbunden und andererseits wurde die Übertragung auf noch nicht infizierte Personen reduziert. Das Tragen von Atemmasken -selbst einfacher OP-Masken -ist eine effektive Maßnahme, um eine Ansteckung zu verhindern (Lo 2003; Lenz et al. 2005) . Die Virusübertragung kann zwar nicht vollständig unterbunden werden, der Pandemiekurvenverlauf jedoch nachhaltig verbessert werden. Insbesondere die Kapazität der praktischen Ärzte und der Krankenhäuser wird sich dadurch erhöhen. Neben der antiviralen Prophylaxe sind hygienische Maßnahmen der einzig zuverlässige Weg, um eine Infektionsausbreitung verhindern. Bei Erkrankungen durch die saisonale Grippe, ist eine symptomatische Therapie meist ausreichend. Bei Risikopatienten und bei schweren Krankheitsverläufen kann eine antivirale Therapie indiziert sein. Zur antiviralen Therapie stehen einerseits die Ionenkanal-Inhibitoren Amandatin (Infectoflu ® ) und Rimantadin (nicht in Deutschland zugelassen) sowie die Neuramidase-Hemmer Oseltamivir (Tamiflu ® ) und Zanamivir (Relenza ® ) zur Verfügung. Die Wirkungen der Ionenkanal-Blocker zur Therapie und Prophylaxe der Influenza sind allerdings gering, so dass sie kaum noch Anwendung finden, da zusätzlich noch weitreichende Resistenzen bekannt sind. Der Stellenwert von Neuramidase-Hemmern in der Begrenzung einer Influenzapandemie ist unklar (Dolin 2005) . Im Gegensatz zu den gewissen therapeutischen Erfolgen bei der Behandlung schwerwiegender Fälle der saisonalen Grippe bei sehr frühzeitiger Anwendung wird die prophylaktische Anwendung im Rahmen einer Pandemie kontrovers diskutiert (Dolin 2005; Moscona 2005) . Zur Prophylaxe müssten die Neuramidase-Hemmer während der gesamten Pandemiephase verabreicht werden, wofür keine Zulassung besteht (längste zugelassene Verabreichung: 42 Tage). Da auch das Nebenwirkungsprofil und die Resistenzlage nicht vollständig geklärt sind, ist ein breiter prophylaktischer Einsatz dieser Präparate derzeit nicht zu empfehlen. Für Mitarbeiter mit einer arbeitsbedingten Exposition (z.B. Mitarbeiter im Gesundheitswesen mit Kontakt zu bestätigten oder verdächtigen Influenzafällen, sowie Tierärzte bei Kontakt mit bestätigten oder verdächtigen Vogelgrippefällen) kann eine antivirale Prophylaxe in Erwägung gezogen werden. Als prophylaktische Dosis sollten Erwachsene täglich 75 mg für mindestens 10 Tage einnehmen. Bei bekannten Nierenfunktionsstörungen, muss die Dosis um 50% reduziert werden, falls die Kreatinin-Clearance unter 30 ml/min liegt. Der Behandlungserfolg ist davon abhängig, wie schnell mit der antiviralen Therapie begonnen wird. Der Zeitrahmen von maximal 48 Stunden ist relativ eng, doch je später mit der Therapie begonnen wird, desto geringer ist die Wirksamkeit (Aoki et al. 2003) . Der Schwerpunkt der Influenzaprävention sollte im Hinblick auf die ungünstige Kosten-Nutzen-Rechnung und die bisher unzureichende Bevorratung der antiviralen Medikamente in allgemeinen hygienischen Maßnahmen und dem Tragen von Atemmasken liegen. Besonders wichtig ist es, die präventiven Vorkehrungen und die konkreten Maßnahmen frühzeitig und transparent allen involvierten Gruppen und der allgemeine Bevölkerung zu kommunizieren. Die Integration dieser Risikokommunikation ist wichtiger präventiver Schritt bei der Bekämpfung von Infektionskrankheiten. Sin-Nombre-Virus Borrelia burgdorferi 1995 Herpes hominis 8 (HHV-8) Legionella pneumophila 1995 Hepatitis-G-Virus Human Immundeficiency-Virus Australien Bat Lyssa-Virus Helicobacter pylori 1997 Influenza A-Virus (H5N1) Hepatitis-C-Virus 1998 Nipah-Virus Hepatitis-E-Virus 1999 Influenza A-Virus (H5N9) Wie gefährlich ist die Vogelgrippe für den Menschen? Genetic characterization of H5N1 influenza A viruses isolated from zoo tigers in Thailand Epidemiology, transmission dynamics and control of SARS: the 2002-2003 epidemic Early administration of oral oseltamivir increases the benefits of influenza treatment Writing Committee of the World Health Organization (WHO) (2005) Consultation on Human Influenza A/H5. Avian influenza A (H5N1) infection in humans The origins of pandemic influenza -lessons from the 1918 virus Related Articles, Links SARS spreads new outlook on quarantine models Influenza -Interpandemic as well as pandemic disease Human-to-human transmission of avian influenza A/H7N7, The Netherlands Mortality due to influenza in the United States -An annualized regression approach using multiple-cause mortality data Seuchenschutz durch den Öffentlichen Gesundheitsdienst am Beispiel SARS. Hrsg.: Akademie für öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf -Schriftenreihe der Akademie Bd Bioterrorism: is it a real threat? Schweres akutes respiratorisches Syndrom -SARS-in der Arbeits-und Umweltmedizin Respiratory Infections during SARS Outbreak Viral zoonoses -a threat under control? Neuraminidase inhibitors for influenza An outbreak of influenza aboard a commercial airliner RKI Influenza Fact sheet 01.07.2004 -ladbar unter Highly Pathogenic Avian Influenza H5N1 Control measures for severe acute respiratory syndrome (SARS) in Taiwan The World Health Organization Global Influenza Program Surveillance Network Guide to hygiene and sanitation in aviation zienz ist in früheren Zeiten bewiesen worden, z.B. bei Cholera, Typhus, Pocken und aktuell bei dem Ausbruch von SARS (Diamond 2003; Twu et al. 2003; Gottschalk 2005; Lenz et al. 2005) .Um eine effektive Quarantäne sicherzustellen, ist ein gut ausgebildeter und erfahrener öffentlicher Gesundheitsdienst erforderlich, um Die Kapazität der Quarantäneeinrichtungen würde aufgrund der exponentiell ansteigenden Fallzahlen schnell überschritten werden. Deswegen wird kein Land in der Lage sein, eine adäquate Anzahl von Quarantäneplätzen bereitzustellen. Häusliche Quarantäne bedingt geringere soziale Einschränkungen und ist leichter zu gewährleisten. Aus infektiologischer Sicht kann häusliche Quarantäne die Nachteile der öffentlichen Isolationseinrichtungen kompensieren. Die Effektivität jeglicher Quarantänemaßnahmen hängt von der stringenten Unterbrechung der Virusübertragung ab. Diese Maßnahmen müssen engmaschig von medizinischem Personal überprüft werden. Dies ist jedoch sowohl in öffentlichen Quarantäneeinrichtungen als auch im Rahmen der häuslichen Quarantäne nur schwer zu bewerkstelligen. Um die Ausbreitung einer Influenzapandemie zu verlangsamen, sind Quarantäne-Maßnahmen daher allenfalls in der frühen Phase 5 mäßig effektiv (Gottschalk 2005 Bei Risikopatienten (Kinder, alte Menschen) sowie immunsupprimierten Patienten (Krebspatienten, HIV-Patienten) sind stringente Therapierichtlinien erforderlich. Schwere der Grunderkrankung, Alter, Begleiterkrankungen der betroffenen Patienten und mögliche Folgekrankheiten müssen in Betracht gezogen werden und erfordern häufig eine weitergehende Behandlung. (Ein-/Ausreisescreening) An Influenza erkrankte Passagiere können asymptomatisch, gleichwohl infektiös sein. Deswegen sind Maßnahmen des Ein-und Ausreisescreenings (z.B. Temperaturmessungen, Erhebung des Gesundheitsstatus) nur von begrenzter Wirksamkeit und Effizienz, wie man während der SARS-Pandemie beobachten konnte (Gottschalk 2005) . Darüber hinaus zeigen die Erfahrungen mit SARS und der Tsunami-Katastrophe im Dezember 2004, dass die Passagiere in solchen Situationen alles tun, um nach Hause zu gelangen. Das bedeutet auch, dass unter Umständen bereits bestehende manifeste Symptome verborgen und verheimlicht werden.