key: cord-0036580-9tx4qxl4 authors: Liesenfeld, Oliver title: Toxoplasma gondii date: 2009-08-18 journal: Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen DOI: 10.1007/978-3-540-39026-8_1082 sha: 32dfe4e9106addcc5e131beb2aad2e8fc7870cfa doc_id: 36580 cord_uid: 9tx4qxl4 Toxoplasma gondii Pathogenität wird durch schnell replizierende Tachyzoiten ausgelöst. Verschiedene Organellen wie Microneme und Rhoptrien sind an der aktiven Invasion von Wirtszellen beteiligt. Es sind verschiedene "Escape"-Mechanismen zur Umgehung des Immunsystems beschrieben. Durch intrazelluläre Replikation kommt es zum Platzen der Wirtszelle, Infektion von Nachbarzellen und bei Immunsupprimierten zu nekrotischen Läsionen. Die Inkubationszeit beträgt 2-3 Wochen. In der Regel ist der Verlauf asymptomatisch, in ca. 5 % der Fälle treten Fieber und Lymphadenitis im Halsbereich auf. Bei Immunkompetenten treten meist keine Symptome auf. Unspezifische "grippale" Symptome oder mehrtägiges Fieber und Lymphadenitiden -vor allem im Halsbereich -können in ca. 5 % der Fälle auftreten. Toxoplasma-Zysten entwickeln sich im ZNS und Muskelgewebe und persistieren symptomlos lebenslang. Bei Immundefizienten können jedoch Bradyzoiten aus den Zysten freigesetzt werden und nekrotische Läsionen, v. a. im ZNS, verursachen (Toxoplasma-Enzephalitis). Die Erkrankung löst eine starke T-Zell-vermittelte Immunantwort (sogenannte Th1-Antwort) aus, bei der Interferon-gamma das Schlüsselzytokin darstellt. Zusätzlich werden Antikörper der Klassen IgM, IgA, IgG und IgE gebildet. Lymphadenitiden anderer Genese, Katzenkratzkrankheit, hämatologische Erkrankungen, z. B. Morbus Hodgkin. In 50 % der Fälle verläuft die Infektion bei Schwangeren und beim Neugeborenen asymptomatisch, v. a. wenn sie in der Spätschwangerschaft erworben wurde; in der Frühschwangerschaft kommt es bei der Frucht v. a. zu Hydrozephalus, intrazerebralen Verkalkungen, Retinochorioiditis. Bei Erstinfektion während der Schwangerschaft gehen in 50 % der Fälle Tachyzoiten auf Embryo bzw. Fetus über. Im 1. und 2. Trimenon kann dies zum Abort oder aber zur Geburt missgebildeter Kinder (Hydrozephalus, intrazerebrale Verkalkungen, Retinochorioiditis) führen. Bei Erregerübertritt im 3. Trimenon sind bei Geburt Symptome selten, bei diesen meist asymptomatisch geborenen Kindern können in der 2. und 3. Lebensdekade Retinochorioiditis und geistige Retardierung auftreten. Die Erkrankung löst eine starke T-Zell-vermittelte Immunantwort aus. Antikörper der Klassen IgM, IgA, IgG sind nachweisbar. Andere konnatale Infektionen (v. a. CMV). Neurologische und/oder psychiatrische Auffälligkeiten, vor allem Nervenlähmungen. Die Symptome sind die der Enzephalitis mit unterschiedlichen neurologischen und/oder psychiatrischen Auffälligkeiten. Ausgehend von den lebenslang persistierenden Gewebezysten im ZNS kommt es zu einer Reaktivierung der Infektion. Bradyzoiten werden aus den zerfallenden Zysten freigesetzt, wandeln sich in Tachyzoiten um und verursachen durch intrazelluläre Replikation nekrotische Läsionen, die sich v. a. im Bereich der Stammganglien finden. Enzephalitiden anderer Ursache, bakterielle Hirnabszesse, primäre Lymphome. Akut auftretende Visusminderung, "verschwommenes Sehen" Patienten mit einer aktiven Toxoplasma-Retinochorioiditis klagen über akut auftretende Visusminderung, "verschwommenes Sehen", Flocken im Gesichtsfeld und Metamorphopsien. Ist die Makula mitbetroffen, so kommt es zu einer deutlichen Visusminderung. Ausgehend von den lebenslang persistierenden Gewebezysten in der Retina kommt es zu fokalen Läsionen mit nekrotisierender Entzündung von Netz-und Aderhaut. Parasiten und/oder die Immunantwort sind an den pathologischen Veränderungen beteiligt. Die Immunantwort ist durch eine zelluläre und humorale Reaktion charakterisiert. Bei Patienten mit Toxoplasma-Infektion können IgM-, IgG-und IgA-Antikörper in Serum und Kammerwasser nachgewiesen werden. Clinical Parasitology, 9 th edn Mikroskopische Diagnostik: Bakteriologie, Mykologie, Virologie, Parasitologie Parasitic diseases, 5 th edn Hookworm infections. Human Parasitic Diseases Seroepidemiologische Untersuchungen zur Toxokariasis des Menschen Tropenmedizin in Klinik und Praxis, 3. Aufl T min über vier Wochen. Bei allergischen Reaktionen auf Sulfadiazin kann Pyrimethamin mit Clindamycin kombiniert werden. T. gondii ist weltweit verbreitet. Etwa 1/3 der Menschheit ist infiziert. Die Verbreitung hängt von den Essgewohnheiten und der Häufigkeit frei laufender Katzen ab. Pränatale Infektionen treten in Mitteleuropa in 1-5 Fällen pro 1.000-10.000 Lebendgeburten auf. Neben Katzen als Endwirten sind Nutztiere als Zwischenwirte von Bedeutung. Zu den Risikogruppen für die konnatale Infektion gehören nichtimmune Schwangere, für die Reaktivierung AIDS-und Transplantationspatienten mit latenter Infektion. Es existieren derzeit 15 Beratungsstellen, einschließ lich eines Konsiliarlaboratoriums (www.rki.de). Rickettsien