key: cord-0034898-gbckcvtj authors: von Loewenich, Friederike title: Anaplasmose und Ehrlichiose date: 2015-04-30 journal: Reisedermatosen DOI: 10.1007/978-3-662-44705-5_15 sha: 2f8561a7e1a19dcce2d46693a615cf63600224f7 doc_id: 34898 cord_uid: gbckcvtj Die humane Anaplasmose und die humane Ehrlichiose werden durch Zeckenstich auf den Menschen übertragen. Es handelt sich um unspezifische akut fieberhafte Erkrankungen. An Laborveränderungen werden am häufigsten eine Leukopenie, eine Thrombozytopenie und erhöhte Transaminasen gefunden. Hautmanifestationen sind bei der humanen Anaplasmose selten. Bei der humanen Ehrlichiose können makulopapulöse Exantheme und Petechien auftreten. Die Therapie besteht bei beiden Erkrankungen in der Gabe von Doxycyclin. Die Mitglieder der Familie der Anaplasmataceae mit humanmedizinischer Relevanz gehören zu den Genera Anaplasma, Ehrlichia, Neorickettsia und Neoehrlichia. Es handelt sich um obligat intrazelluläre, gramnegative Bakterien, die sich in Vakuolen ihrer Wirtzellen vermehren . Die beiden wichtigsten Vertreter sind Anaplasma phagocytophilum, der Erreger der humanen granulozytären Anaplasmose (HGA) und Ehrlichia chaffeensis, der Erreger der humanen monozytären Ehrlichiose (HME). Eine der HME vergleichbare Erkrankung durch E. ewingii wird selten bei immunsupprimierten Patienten beobachtet (Ismail et al. 2010) . Neorickettsia sennetsu ruft ein der infektiösen Mononukleose ähnliches Krankheitsbild hervor, das bisher nur in Südostasien beobachtet wurde (Newton et al. 2009 ). Candidatus Neoehrlichia mikurensis wurde kürzlich bei immunsupprimierten Patienten als Erreger eines fieberhaften Krankheitsbildes mit thromboembolischen Komplikationen erkannt (Grankvist et al. 2014 Alternative Übertragungswege für A. phagocytophilum sind jedoch ebenfalls beschrieben worden. Es existieren inzwischen mehrere Berichte über perinatale sowie transfusionsassoziierte Infektionen (Thomas et al. 2009 ). Die ursprünglich in China beobachtete Mensch-zu-Mensch-Übertragung von A. phagocytophilum (Zhang et al. 2008) hat sich nicht bestätigt. Tatsächlich handelte es sich um Infektionen mit einem neuartigen Bunya-Virus (Xu et al. 2011; Yu et al. 2011) . k Humane monozytäre Ehrlichiose Der Erreger der HME, E. chaffeensis, wird ebenfalls durch Zeckenstich auf den Menschen übertragen. Der wichtigste Vektor ist die Zeckenart Amblyomma americanum (Ismail et al. 2010 (Blanco und Oteo 2002; Strle 2004) . Aufgrund der fehlenden Meldepflicht existieren keine Inzidenzdaten. Kürzlich wurden HGA-Erkrankungen auch aus Asien, hauptsächlich aus China, berichtet (Xu et al. 2011; Zhang et al. 2013 (Dumler et al. 2007 ). Hautmanifestationen sind im Gegensatz zur HME selten. Die Laborveränderungen sind unspezifisch. Am häufigsten werden eine Leukopenie, Thrombozytopenie und erhöhte Transaminasen gefunden (Ismail et al. 2010) . Der klinische Verlauf ist in der Regel gutartig, es wurden aber auch schwere Verläufe mit Entwicklung eines "acute respiratory distress syndrome" (ARDS) beschrieben (Ismail et al. 2010) . Die Letalität ist niedrig und wird mit 0,6 % angegeben (Dumler 2012) . Persistierende Infektionen und chronische Folgeerkrankungen treten nicht auf. k Humane monozytäre Ehrlichiose Die Inkubationszeit der HME beträgt zwischen 7 und 10 Tagen nach Zeckenstich (Dumler und Walker 2001) . Die klinischen Symptome wie Fieber, Kopf-, Muskel-und Gelenkschmerzen ähneln denen der HGA, der Verlauf ist jedoch häufig schwerer (Ismail et al. 2010 Der mikroskopische Direktnachweis im Giemsa-gefärbten Blutausstrich ist wenig sensitiv und erfordert einen geübten Untersucher. Es stellen sich basophile intrazytoplasmatische Einschlüsse, sog. Morulae, in den neutrophilen Granulozyten dar (. Abb. 15.1). In der Mehrzahl der Fälle sind weniger als 1 % der Neutrophilen infiziert (Aguero-Rosenfeld 2002). Die Methode der Wahl zur Diagnose der HGA ist der Nachweis der Erreger-DNA im EDTA-Blut mittels PCR. Da die Nachweisbarkeit von A. phagocytophilum im Blut jenseits der ersten Krankheitswoche und nach Therapie sehr schnell abnimmt, muss das EDTA-Blut sobald wie möglich in der akuten Krankheitsphase abgenommen werden (Thomas et al. 2009 ). Der IgG-Antikörper-Nachweis mittels indirekter Immunfluoreszenz eignet sich nur zur retrospektiven Bestätigung der Diagnose. IgG-Antikörper gegen A. phagocytophilum sind etwa ab dem elften Tag nach Krankheitsbeginn nachweisbar (Aguero-Rosenfeld 2002). Untersucht werden müssen ein Ausgangsserum und ein etwa 4 Wochen später entnommenes Rekonvaleszenzserum. Ein mindestens 4-facher Titeranstieg bestätigt die Diagnose. Da Durchseuchungstiter sowohl in Nordamerika als auch in Europa bei gesunden Personen nachweisbar sind, hat ein einzelner Titernachweis keine Aussagekraft. Für die kulturelle Anzucht, die nur in Speziallaboratorien möglich ist, werden am häufigsten HL60-Zellen eingesetzt. k Humane monozytäre Ehrlichiose Im Prinzip stehen dieselben 4 Diagnosemethoden zur Verfügung wie für die HGA: Mikroskopischer Direktnachweis (EDTA-Blut), DNA-Nachweis (EDTA-Blut), Serologie (Serum) und Kultur (EDTA-Blut). Der mikroskopische Direktnachweis im Giemsa-gefärbten Blutausstrich ist wenig sensitiv und erfordert einen geübten Untersucher. Es stellen sich basophile intrazytoplasmatische Einschlüsse (Morulae), hauptsächlich in den Monozyten, dar (. Abb. 15.2). Nur bei etwa 3 % der Patienten sind Morulae mikroskopisch nachweisbar (Ismail et al. 2010) . Die Methode der Wahl zur Diagnose der HME ist der Nachweis der Erreger-DNA im EDTA-Blut mittels PCR. Das Blut muss vor Beginn einer antibiotischen Therapie abgenommen werden. Die Sensitivität des Erregernach-weises ist in der ersten Krankheitswoche am höchsten (Thomas et al. 2009 ). Der IgG-Antikörper-Nachweis mittels indirekter Immunfluoreszenz eignet sich nur zur retrospektiven Bestätigung der Diagnose. Untersucht werden müssen ein Ausgangsserum und ein etwa 4 Wochen später entnommenes Rekonvaleszenzserum. Ein mindestens 4-facher Titeranstieg bestätigt die Diagnose. In den USA kommen Seroprävalenzraten von bis zu 12 % der Bevölkerung vor (Thomas et al. 2009 ), sodass hier ein einzelner Titernachweis keine Aussagekraft hat. Antikörpernachweise bei Personen, die nicht aus dem Endemiegebiet stammen oder keine entsprechende Reiseanamnese aufweisen, sind sehr wahrscheinlich auf serologische Kreuzreaktionen zurückzuführen, die bei den Mitgliedern der Familie der Anaplasmataceae häufig sind (Ismail et al. 2010) . Die kulturelle Anzucht von E. chaffeensis in DH82-Zellen ist möglich, gelingt jedoch deutlich seltener als die von A. phagocytophilum. z Therapie Das Mittel der Wahl zur Therapie der HGA und HME stellt Doxycyclin (Erwachsene: 2-mal 100 mg/Tag) für 7-14 Tage dar. Mangels Alternativen wird auch bei Kindern unter 8 Jahren Doxycyclin empfohlen (Thomas et al. 2009 ). Bei Schwangeren kann Rifampicin eingesetzt werden. Die Erfahrungen sind hier allerdings begrenzt. Morulae (Pfeile) in einem Monozyten in einem Giemsa-gefärbten Blutausstrich (Vergrößerung 10 × 100) Diagnosis of human granulocytic ehrlichiosis: state of the art Human granulocytic ehrlichiosis in Europe Summary of notifiable diseases -United States The biological basis of severe outcomes in Anaplasma phagocytophilum infection Tick-borne ehrlichioses Reorganization of genera in the families Rickettsiaceae and Anaplasmataceae in the order Rickettsiales: unification of some species of Ehrlichia with Anaplasma, Cowdria with Ehrlichia and Ehrlichia with Neorickettsia, descriptions of six new species combinations and designation of Ehrlichia equi and 'HGE agent' as subjective synonyms of Ehrlichia phagocytophila Ehrlichioses in humans: epidemiology, clinical presentation, diagnosis, and treatment Infections with the tick-borne bacterium "Candidatus Neoehrlichia mikurensis" mimic noninfectious conditions in patients with B cell malignancies or autoimmune diseases Human ehrlichiosis and anaplasmosis Sennetsu neorickettsiosis: a probable fish-borne cause of fever rediscovered in Laos Human granulocytic ehrlichiosis in Europe Current management of human granulocytic anaplasmosis, human monocytic ehrlichiosis and Ehrlichia ewingii ehrlichiosis Metagenomic analysis of fever, thrombocytopenia and leukopenia syndrome (FTLS) in Henan Province, China: discovery of a new bunyavirus Fever with thrombocytopenia associated with a novel bunyavirus in China Nosocomial transmission of human granulocytic anaplasmosis in China Molecular analysis of Anaplasma phagocytophilum isolated from patients with febrile diseases of unknown origin