key: cord-0033449-ybtet45r authors: Wirtz, A.; Gottschalk, R.; Weber, H.-J. title: Management biologischer Gefahrenlagen: Überlegungen zur notwendigen Infrastruktur in Ländern und Kommunen date: 2003 journal: Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz DOI: 10.1007/s00103-003-0717-z sha: da867e98b3094ef254a517199b2bf4788099f0a2 doc_id: 33449 cord_uid: ybtet45r Management of a terrorist or criminal attack with biological agents depends on the number of primarily contaminated cases, on the numbers of persons who need medical treatment, on the possibility of human-to-human transmission, and on the tenacity of the germs.In the event of a high rate of human-to-human transmission, the strategy of transmission control depends on the kind of transmission and the effectiveness of measurements implemented by public health authorities. In this respect, it does not differ from the management of the natural emergence of an infectious disease (for example SARS). At all times it is necessary to establish precautions for the clinical management of severely ill persons. The possibility of professional clinical management depends on the number of affected people at one time and the necessary precautions for the medical personnel and the community. Kind, time, and region of the deliberate release of new or manipulated microorganisms or the natural emergence of an infectious disease are not predictable—the risk of human transmission is of course higher in regions with high population density. It is recommended that single cases of a highly contagious, lifethreatening disease be treated in central institutions with special technical support and facilities for staff protection (isolation unit). However, in terms of an epidemic situation, every single region must establish precautions for its own management of such cases. Das Management möglicher Szenarien nach der Freisetzung biologischer Stoffe in krimineller oder terroristischer Absicht ist im Wesentlichen abhängig von der Anzahl primär kontaminierter und medizinisch zu versorgender Personen, von der Übertragbarkeit und dem Übertragungsmodus des Erregers auf den Menschen und von der Überlebensund Infektionsfähigkeit der freigesetzten Keime in der Umwelt (Tenazität).Sind die Erreger von Mensch zu Mensch übertragbar, ist eine effektive Strategie zur Kontrolle der weiteren Ausbreitung davon abhängig, welche Übertragungswege zu erwarten sind und welche durchsetzungsfähigen Maßnahmen den Gesundheitsbehörden zur Verfügung stehen, um die Infektketten zu unterbrechen.Das Management unterscheidet sich dann nicht mehr von dem bei natürlichem Auftreten einer Infektionskrankheit (Beispiel SARS).Unabhängig davon, ob Infektionskrankheiten natürlicherweise auftreten oder absichtlich zu terroristischen Zwecken ausgebracht wurden, ist es notwendig,Vorsorge für die Versorgung der betroffenen, meist schwer kranken Menschen zu treffen.Die Versorgungsmöglichkeiten sind wiederum davon abhängig, wie viele Menschen gleichzeitig erkranken und welche Schutzmaßnahmen für Personal und Umwelt bei der Behandlung erforderlich sind.Art, Zeitpunkt und Ort des Auftretens neuer oder veränderter Mikroorganismen oder der Freisetzung möglicherweise auch genetisch veränderter Erreger können nicht vorherbestimmt werden.Ballungsräume tra-Grundsätzlich lassen sich im Zusammenhang mit biologischen Agenzien 4 Gefahrenstufen für die öffentliche Gesundheit definieren: 1. Es wird ein von Mensch zu Mensch kaum weiter übertragbarer Keim in kleinerem Umfang freigesetzt (Beispiel Milzbrandsporen in Briefumschlägen). 2. Es werden einzelne Kranke mit einer hochkontagiösen lebensbedrohli-chen Krankheit diagnostiziert (Beispiel: Einzelfälle von Pocken, Ebolafieber oder SARS). 3. Es wird ein von Mensch zu Mensch nicht übertragbarer Krankheitserreger in großem Umfang freigesetzt, und er führt zu einer hohen Zahl Erkrankter/Toter (Beispiel: große Mengen von Milzbrand/Q-Fieber-Erregern). 4 . Es kommt zu einem nahezu zeitgleichen Auftreten von vielen Menschen mit einer hochkontagiösen lebensbedrohlichen Krankheit (Terroranschlag) oder zu einer natürlichen Epi-/Pandemie. Allen Szenarien ist gemeinsam, dass die Gefahr für die öffentliche Gesundheit wegen der Übertragbarkeit oder der Wiederholungspotenz nicht auf eine Region oder Stadt begrenzt werden kann. Daher ist bei diesen Gefahrenlagen grundsätzlich eine koordinierte Zusammenarbeit vieler Behörden und Institutionen auf verschiedenen Ebenen (Kommune, Land, Bund, Gesundheits-und Gefahrenabwehrbehörden) notwendig. Für die fachliche Bewertung dieser Gefahrenlagen und ggf. die systematische Erforschung der Grundlagen ihrer Bekämpfung und damit auch für die fachliche Absicherung der notwendigen Maßnahmen zur Begrenzung der Gefahr gen allerdings allein wegen der Vielzahl von Menschen auf begrenztem Raum ein größeres Verbreitungsrisiko.Einzelne Erkrankungsfälle von bekannten oder neuen hochkontagiösen lebensbedrohlichen Erkrankungen können zentral auf Stationen mit besonderen technischen Einrichtungen und Personalschutzkonzepten (Isolierstationen) versorgt werden.Bei einer Vielzahl von betroffenen Personen muss jedoch jede Region in der Lage sein, die Versorgung von Kranken und das Management zur Eindämmung der Weiterverbreitung selbst und möglicherweise ohne Unterstützung von außen bewältigen zu können. Bioterrorismus · Seuchen · Hochkontagiöse lebensbedrohliche Erreger · Infrastruktur zur Versorgung · Öffentlicher Gesundheitsdienst Abstract Management of a terrorist or criminal attack with biological agents depends on the number of primarily contaminated cases, on the numbers of persons who need medical treatment, on the possibility of human-to-human transmission, and on the tenacity of the germs.In the event of a high rate of humanto-human transmission, the strategy of transmission control depends on the kind of transmission and the effectiveness of measurements implemented by public health authorities.In this respect, it does not differ from the management of the natural emergence of an infectious disease (for example SARS).At all times it is necessary to establish precautions for the clinical management of severely ill persons.The possibility of professional clinical management depends on the number of affected people at one time and the necessary precautions for the medical personnel and the community.Kind, time, and region of the deliberate release of new or manipulated microorganisms or the natural emergence of an infectious disease are not predictable -the risk of human transmission is of course higher in regions with high population density.It is recommended that single cases of a highly contagious, lifethreatening disease be treated in central institutions with special technical support and facilities for staff protection (isolation unit). However, in terms of an epidemic situation, every single region must establish precautions for its own management of such cases. Es gibt jedoch Hoffnung, dass sich dies in den nächsten Jahren ändert [2] . Mit den neuen und verbesserten Systemen könnten evtl. besonders gefährdete Anlagen überwacht werden -messen kann man jedoch auch nur einen Stoff, der bereits ausgebracht wurde. Außer bei nachrichtendienstlichen und kriminalistischen Hinweisen muss daher vor allem auch bei einem plötzlichen, synchronisierten Auftreten gleichartiger Infektionssymptome bei mehreren Personen an einen biologischen Anschlag gedacht werden. Dies gilt insbesondere dann, wenn natürliche Ursachen/Vektoren fehlen ( Tabelle Zur Festlegung der Impfstrategie zum Schutz der Bevölkerung muss eine Risikoabschätzung erfolgen, d. h., es muss abgeschätzt werden, in welcher Relation die Gefahr der unkontrollierten Ausbreitung nach einem Anschlag zu den Risiken einer präventiven Impfung steht. Die unbedingt notwendige Koordination der Öffentlichkeitsarbeit obliegt bei den beschriebenen Gefahrenlagen zunächst dem Sozialministerium und im Folgenden lageabhängig den örtlich handelnden Institutionen oder den Gefahrenabwehrbehörden. Fachliche Informationen und Antworten auf Fragen aus der Öffentlichkeit werden im Internet bereitgestellt (Beispiel SARS [18] ). Ein wichtiger Aspekt des in Hessen und in anderen Bundesländern durchgeplanten Umgangs mit einem möglichen Pockenanschlag ist, dass die aufgebauten Kommunikationsstrukturen, die Aufgabenverteilung und die Versorgungsstrukturen in den einzelnen Landkreisen und Städten -einschließlich der Beteiligung von Krankenhäusern, niedergelassenen Ärzten, Apothekern und Arzthelferinnen, Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz an einem solchen Geschehen -auch für andere potenzielle Szenarien im Zusammenhang mit lebensbedrohlichen Infektionserkrankungen genutzt werden können. Szenarien im Zusammenhang mit bioterroristischen Anschlägen bzw. das Aufkommen neuer oder veränderter Mikroorganismen in einer globalisierten Welt zeigen, dass eine Bündelung der vorhandenen infektiologischen Ressourcen zur Begegnung des Problems unumgänglich ist. Das Konzept der "Isolierstation" in Frankfurt am Main (Behandlungszentrum) mit seiner flexiblen räumlichen Gestaltung, der Möglichkeit zur Intensivbetreuung und Bed-side-Labordiagnostik und dem immer wieder trainierten Personalschutzkonzept hat sich in der Konfrontation mit einem unbekannten hochinfektiösen und lebensbedrohlichen Erreger (SARS) bewährt. Seuchenhygienisch gesehen, erfüllen die vorhandenen Kompetenzzentren (mit den ihnen jeweils angeschlossenen Behandlungszentren) zusätzlich zu dem Großschadenslagen durch biologische Agenzien Management zur Bekämpfung eines bioterroristischen Anschlags durch Pockenviren Pocken -wieder ein aktuelles Thema.Fortbildung der Hessischen Landesärztekammer und des Hessischen Sozialministeriums;Videomedi cine medienproduktions GmbH Effectiveness of precautions against droplets and contact in prevention of nosocomial transmission of severe acute respiratory syndrome (SARS) Pockenalarm in Hannover 1972 -Verlauf und Erfahrungsbericht aus der Sicht der Gesundheitsbehörde Pockenschutzimpfung -Information für Ärztinnen und Ärzte A model for a smallpox-vaccination policy Modeling potential responses to smallpox as a bioterrorist weapon Management und Kontrolle lebensbedrohender hochkontagiöser Infektionskrankheiten Schutz vor lebensbedrohenden importierten Infektionskrankheiten -Strukturelle Erfordernisse bei der Behandlung von Patienten und anti-epidemiologische Maßnahmen Management of patients with suspected viral haemorrhagic fever and other potentially lethal contagious infections in Germany Hochinfektiöse, lebensbedrohliche Importinfektionen: Aufgaben des öffentlichen Gesundheitsdienstes Wer Fragen zum Rauchen hat, eine individuelle Beratung zum Rauchverzicht sucht, Adressen von Beratungsstellen vor Ort benötigt oder Informationsmaterial zum Thema Nichtrauchen braucht, kann sich an das Beratungstelefon der BZgA wenden Identification of a novel coronavirus in patients with severe acute respiratory syndrome Klinik und Behandlung des schweren akuten respiratorischen Syndroms Hochkontagiöse lebensbedrohliche Krankheiten Rahmenkonzept zur Gefahrenabwehr bei außergewöhnlichen Seuchengeschehen: Maßnahmen des Gesundheitsamtes Auftrag, Patienten maximal betreuen zu können, durch Einbindung der Forschungseinrichtungen auch den Auftrag, das Wissen bereitzustellen, welches die Verhinderung weiterer Ausbreitung ermöglicht -und zwar grundsätzlich auch bei einer Epidemie im ganzen Land. Das konnte bei SARS eindrucksvoll unter Beweis gestellt werden. Daher ist es unbedingt notwendig, die Kompetenz-und Behandlungszentren personell und materiell gut auszustatten und möglichst gemeinsam -also länderübergreifend -zu unterstützen.Im