key: cord-0033447-1siozy8w authors: Rose, M.A. title: Infektionen der oberen Atemwege date: 2014-02-08 journal: Monatsschr Kinderheilkd DOI: 10.1007/s00112-013-2965-9 sha: a4ae5b299d24bda59481f0b8994b222fe5a4c6b1 doc_id: 33447 cord_uid: 1siozy8w BACKGROUND: Upper airway infections contribute significantly to paediatric morbidity and hospitalization especially of young children, are often treated polypragmatically, and are one of the main reasons for antibiotic prescriptions. The severity varies between mild, self-limiting and potentially life-threatening airway obstructions. DIAGNOSIS: The physician involved can normally make the right diagnosis based on the patient′s history and physical findings; additional diagnostic procedures (blood tests, imaging) should be restricted to unclear cases. THERAPY: Antibiotic stewardship should be applied. Imminent airway obstruction will require early and competent paediatric intensive care interventions. Since viral and bacterial upper airway infections can present with similar features, it is useful to approach them under topographical aspects. PREVENTION: Following immunization recommendations can prevent an enormous amount of severe potentially life threatening airway infections. Infektionen der oberen Atemwege sind einer der häufigsten Gründe für eine Inanspruchnahme der ärztlichen Versorgung. Meist handelt es sich um selbstlimitierende harmlose Erkrankungen, aber auch schwerwiegende Verläufe sind möglich. Um diese möglichst zu vermeiden, kommt präventiven Maßnahmen in Form von Impfungen, aber auch dem raschen Erkennen und der adäquaten Behandlung therapiebedürftiger schwerer Infektionskrankheiten der oberen Atemwege entscheidende Bedeutung zu. Ein gesundes Kind erkrankt altersabhängig durchschnittlich an 5-6 akuten Atemwegsinfektionen pro Jahr, die meist unkompliziert und selbstlimitierend verlaufen und überwiegend durch Viren hervorgerufen werden (. Tab. 1, [19] ). Gleichzeitig sind Erkältungen einer der häufigsten Gründe für eine Inanspruchnahme der ambulanten und stationären kinder-und hausärztlichen Versorgung, stellen auch volkswirtschaftlich eine hohe Belastung dar und führen in rund 10% der Erkrankungsfälle zu verschriebener oder Selbstmedikation, die ihrerseits teilweise von fraglichem Nutzen ist oder sogar zu Folgeschäden führen kann. Die nachfolgende Übersicht soll zu einem ressourcensparenden und zielführenden Umgang mit akuten Infektionen der oberen Atemwege bei Kindern und Jugendlichen beitragen. Eine Definition der im Folgenden häufig angeführten Evidenzgrade findet sich in . Tab. 2 Sie wird in der Regel durch Viren [u. a. Rhino-, RS-("respiratory syncytial"), Influenza-und Parainfluenza-, Adeno-, Coronaviren] hervorgerufen und ist ein selbstlimitierendes Krankheitsbild, das allerdings bei Säuglingen durch behinderte Nasenatmung zu Trinkschwierigkeiten und Atemstörungen führen kann. Symptomatische Maßnahmen wie nasal verabreichte Muttermilch oder physiologische Kochsalzlösung können Linderung verschaffen (Evidenzgrad C). Abschwellende Nasentropfen können ebenfalls helfen, sollten aber wegen ihrer Beeinflussung der Schleimhautdurchblutung nur wenige Tage Einsatz finden, und insbesondere bei Säuglingen sind altersgerecht niedrige Konzentrationen zu beachten. Begünstigend für komplizierte Verläufe sind vorbestehende Abwehrschwäche, Fehlbildung und Grunderkrankungen wie Mukoviszidose [zystische Fibrose (CF)]. Im Zusammenhang mit einer akuten Rhinitis können benachbarte Strukturen mitbetroffen sein und bakteriell superinfizieren (Otitis media, Sinusitis, periorbitale Zellulitis usw.). Ein eitriger Schnupfen stellt keine Indikation für eine Antibiotikatherapie dar. Auch die unkomplizierte Otitis media muss jenseits der ers-ten 2 Lebensjahre bei ansonsten gesunden Kindern nicht primär antibiotisch behandelt werden, sondern spricht häufig gut auf symptomatische Maßnahmen (Ibuprofen, Paracetamol, abschwellende Nasentropfen) mit einer hohen Selbstheilungsrate an (Evidenzgrad A). Dauert eine akut-infektiöse Rhinitis länger als 10 Tage, sind differenzialdiagnostische Überlegungen ratsam (v. a. Allergien, Fremdkörper). Da die Pneumatisierung der Schädellufträume erst mit zunehmendem Alter erfolgt, präsentieren sich infektiöse Entzündungen der Nasennebenhöhlen je nach Lebensalter unterschiedlich. Kieferhöhlen und Siebbeinzellen sind schon früh angelegt, während Keilbein-und Stirnhöhlen bei den meisten Kindern erst im Vorschul-bzw. Schulalter pneumatisieren und erst dann eine Sinusitis entstehen kann. Typischerweise folgt sie auf eine Erkältung -selten kann sie auch von dentalen Prozessen ausgehen und wird durch Grunderkrankungen ( Es handelt sich um eine diffuse Infektion des Submandibular-und Sublingualraums mit reduziertem Allgemeinzustand, starken Schmerzen, Fieber und Dysphagie bis hin zur Atemwegsobstruktion. Sie steht typischerweise mit Zahn karies, Sichelzellkrankheit, Abwehrschwäche und Verletzungen im Kopf-Hals-Bereich in Verbindung und wird durch Staphylokokken, αhämolysierende Streptokokken und Anaerobier (Bacteroides, Peptokokken, Peptostreptokokken) hervorgerufen. Obere Atemwegsinfektionen · Rhinosinusitis · Lemierre-Syndrom · Ludwig-Angina · Selbstmedikation Background. Upper airway infections contribute significantly to paediatric morbidity and hospitalization especially of young children, are often treated polypragmatically, and are one of the main reasons for antibiotic prescriptions. The severity varies between mild, self-limiting and potentially life-threatening airway obstructions. Diagnosis. The physician involved can normally make the right diagnosis based on the patient′s history and physical findings; additional diagnostic procedures (blood tests, imaging) should be restricted to unclear cases. Therapy. Antibiotic stewardship should be applied. Imminent airway obstruction will re-quire early and competent paediatric intensive care interventions. Since viral and bacterial upper airway infections can present with similar features, it is useful to approach them under topographical aspects. Prevention. Following immunization recommendations can prevent an enormous amount of severe potentially life threatening airway infections. Upper airway infections · Rhinosinusitis · Lemierre′s syndrome · Ludwig′s angina · Over-the-counter drugs Die antibiotische Therapie kann mit Metronidazol und/oder β-Laktamase -stabilen β-Laktam-Antibiotika erfolgen, bei Penizillinunverträglichkeit mit Clindamycin. Bei ausgeprägten Gewebsschwellungen können Glukokortikoide erwogen werden, bei entsprechenden Eiteransammlungen die chirurgische Drainage (Evidenzgrad B). Die rekurrierende Larynxpapillomatose wird durch das humane Papillomavirus (HPV, typischerweise Typen 1 und 11) hervorgerufen, welches auch 90% der Genitalwarzen verursacht. Rund 25% aller Frauen im gebärfähigen Alter tragen HPV in ihrem Genitaltrakt, und eine In-Utero-Übertragung ist beschrieben, sodass durch einen Kaiserschnitt allenfalls eine Transmissionsverminderung erreicht werden kann. Die seltene Larynxpapillomatose hat eine Prävalenz von 3-5 auf 100.000 und kann sich bis in die tiefen Atemwege ausdehnen. Typischerweise beginnt die klinische Präsentation mit Heiserkeit und schreitet langsam voran, bei HPV-Typ 11 sind deutlich fulminantere Verläufe beschrieben. An Therapieoptionen sind Laserablationen oder endoskopische Mikrodébridements beschrieben, adjuvant Interferon, Ribavirin und Aciclovir (Evidenzgrad C). In den letzten Jahren wird in therapierefraktären Fällen auch zunehmend intraläsional Cidofovir instilliert, bei intrapulmonalem Befall auch systemisch (Evidenzgrad C). Im Tierversuch wurde eine möglicherweise erhöhte Karzinogenese gezeigt, die Übertragbarkeit dieses Risikos auf den Menschen ist unklar [28] . Mit der Verfügbarkeit der quadrivalenten HPV-Impfung gegen die Serotypen 6, 11, 16 und 18 bleibt zu hoffen, dass die Krankheit zunehmend zurückgedrängt werden wird. . Tab. 6, [30] ). Razemisches Epinephrin 2,25% (0,05 ml/kgKG) scheint genauso wirksam zu sein wie das üblicherweise verfügbare L-Epinephrin (1:1000 verdünnt, 0,5 ml/kgKG), allerdings hält die Wirkung von L-Epinephrin tendenziell länger an, und eine systematische Übersichtsarbeit kam zu dem Ergebnis, dass 3-5 ml reines 1:1000 verdünntes L-Epinephrin sicher und wirksam sind [2, 29] . Obwohl die Adrenalininhalation in systematischen Studien [2] Ungeachtet der Erfolge laufender Impfprogramme bleibt Diphtherie weltweit ein Problem. Die durch Corynebacterium diphtheria und Corynebacterium ulcerans hervorgerufene Erkrankung beginnt üblicherweise mit kruppösen Beschwerden, Husten und Halsschmerzen mit Voranschreiten zu einem septischen Krankheitsbild mit disseminierter intravasaler Koagulation und Nierenversagen, Erstickungsanfällen durch die Pseudomembranen im oberen Atemwegstrakt, Exotoxinausschüttung mit Lähmungserscheinungen, kardialer Beeinträchtigung mit Erregungsleitungsstörungen und Myokardversagen, Nebennierenrindeninsuffizienz mit endokrinologischem Dekompensieren bis hin zum Versterben. Schon in der ersten Erkrankungswoche können Elektrokardiogrammauffälligkeiten imponieren, die Inzidenz von begleitenden Kardiomyopathien beträgt bis zu 20% mit einer Mortalität von bis zu 50% [15] . Auch wenn in Europa die Diphtherie durch Immunisierungsprogramme weitgehend unter Kontrolle ist, werden immer wieder eingeschleppte Fälle aus nichtindustrialisierten Ländern beobachtet, sodass das Krankheitsbild unverändert bekannt sein muss und auch eine konsequente Immunisierung der in unseren Breitengraden lebenden Bevölkerung weiterhin angezeigt ist. Erkältungen zählen zu den häufigsten Infektionskrankheiten überhaupt; Kinder in den ersten 5 Lebensjahren erleiden 6 bis 8 Episoden/Jahr mit einer Wendigkeit zum männlichen Geschlecht, während Jugendliche und Erwachsene 2-bis 4-mal pro Jahr erkranken. Der Besuch von Gemeinschaftseinrichtungen erhöht das Risiko, wovon auch jüngere Geschwisterkinder daheim (Säuglinge!) betroffen sind. Ursächlich sind zwar rund 200 Viren mit je nach Patientenalter unterschiedlicher Verteilung, aber selbst in Studien gelingt in bis zu 30% der Fälle kein Erregernachweis [9] . Eine in Finnland an akut erkälteten, durchschnittlich 2-jährigen, in Kindertagesstätten betreuten Kindern durchgeführte Studie zeigte Rhinovirus als häufigsten Erreger (71%), gefolgt von humanen Bocaviren (HBoV; 14%), Adenovirus (12%), Enterovirus (10%), Coronavirus (6%), Influenzaviren (6%), RSV (4%), Parainfluenzavirus (4%) und humanes Metapneumovirus (hMPV; 2%; [20] [25, 27] . Primäre Endpunkte waren Dauer und Schweregrad des Hustens, Sputumproduktion, nasale Verstopfung und Einschätzung des Kinderarztes. Bei Erkältungen hatten Dekongestiva und Antihistaminika bei insbesondere jungen Kindern im Plazebovergleich keine nachgewiesene Wirksamkeit [3, 12] . Auch für Hustenblocker ist die Datenlage dünn; die American Academy of Pediatrics rät von Kodein oder Dextromethorphan enthaltenden Hustenmitteln ab. In einer aktuellen nordamerikanischen Übersichtsarbeit zu therapeutischen Ansätzen bei erkältungskranken Kindern konnte keine Wirksamkeit für inhalative oder orale Steroide sowie Echinaceapräparate belegt werden [19] . Therapeutisch wirksam waren Vaporub® (ätherisches Kombinationspräparat aus Kamille, Eukalyptus und Menthol), Zinksulfat, Buchweizenhonig und Pelargonienwurzelextrakte (Umckaloabo®, Kaloba®). Andere Therapieoptionen sind Honig, Kochsalzlösung (sog. Meerwasserspülung), Vitamin C, Echinacea und Zink [23] . In pädiatrischen Studien war Honig bei der Verminderung von Husten etablierten Hustenblockern (Dextromethorphan, Diphenhydramin) überlegen [18, 22] und stellt eine sinnvolle Behandlungsoption dar, sollte allerdings wegen der Gefahr des Säuglingsbotulismus erst jenseits des ersten Lebensjahres Einsatz finden. Kochsalzspülungen können muko-und sekretolytisch wirken, und Gurgeln mit warmer Kochsalzlösung hilft auch bei Halsschmerzen [24] . Insbesondere bei jungen Kindern kann auch physiologische Kochsalzlösung oder Muttermilch in die Nase eingeträufelt werden (Evidenzgrad C). Vitamin C zeigte in einer aktuellen Cochrane-Analyse bei Kindern kein therapeutisches Potenzial, spielt aber bei der Vorbeugung eine gewisse Rolle [10] . Eine gewisse prophylaktische Wirkung ließ sich für Zinksulfat (antiviral), Nasenspülung mit physiologischer Kochsalzlösung so-wie das Kombinationspräparat Chizukit (Echinacea, Vitamin C und Propolis) zeigen [5] . Bei 2-bis 10-Jährigen ließ sich während der Erkältungssaison mit prophylaktisch täglich 5 mg Zinksulfat eine Verminderung der Häufigkeit und Schwere von Erkältungserkrankungen erreichen [16] . Rose hat Unterstützung für wissenschaftliche Projekte und Vortragshonorare der Firmen Abbott/Abbvie, AstraZeneca, GSK, Infectopharm, Novartis Vaccine, SPMSD, Symbiopharm, Wyeth/Pfitzer erhalten Alle im vorliegenden Manuskript beschriebenen Untersuchungen am Menschen wurden mit Zustimmung der zuständigen Ethik-Kommission, im Einklang mit nationalem Recht sowie gemäß der Deklaration von Helsinki von 1975 (in der aktuellen, überarbeiteten Fassung) durchgeführt. Von allen beteiligten Patienten liegt eine Einverständniserklärung vor The strength-of-recommendation taxonomy (SORT) Nebulized epinephrine for croup in children Is an antihistamine-decongestant combination effective in temporarily relieving symptoms of the common cold in preschool children? Deutsche Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie (DPGI) (2013) DGPI Handbuch Infektionen bei Kindern und Jugendlichen, 6. Aufl. Thieme, Stuttgart Treatment of the common cold in children and adults FDA statement following CHPA′s announcement on nonprescription over-the-counter cough and cold medicines in children The comparative effectiveness of prednisolone and dexamethasone for children with croup: a community-based randomized trial Direct and indirect effectiveness of influenza vaccination delivered to children at school preceding an epidemic caused by 3 new influenza virus variants The common cold Vitamin C for preventing and treating the common cold Changing epidemiology of life-threatening upper airway infections: the re-emergence of bacterial tracheitis Effectiveness of an antihistamine-decongestant combination for young children with the common cold: a randomized, controlled clinical trial Steroid treatment of laryngotracheitis: a meta-analysis of the evidence from randomized trials Respiratory virus infections Clinical features und predictors of diphteritic cardiomyopathy in Vietnamese children The prophylactic and therapeutic effectiveness of zinc sulphate on common cold in children On certain septicaemias due to anaerobic organisms Effect of honey, dextromethorphan, and no treatment on nocturnal cough and sleep quality for coughing children and their parents Diagnosis and treatment of the common cold in pediatric patients Viral etiology of common cold in children Bacterial tracheitis re-examined: is there a less severe manifestation? A comparison of the effect of honey, dextromethorphan, and diphenhydramine on nightly cough and sleep quality in children and their parents Zinc for the common cold Efficacy of isotonic nasal wash (seawater) in the treatment and prevention of rhinitis in children Over the counter medications for acute cough in children and adults in ambulatory settings Impact of antibiotics on expression of virulence-associated exotoxin genes in methicillin-sensitive and methicillin-resistant Staphylococcus aureus Antihistamines for the common cold Effectiveness of cidofovir intralesional treatment in recurrent respiratory papillomatosis The safety of nebulisation with 3 to 5 ml of adrenaline (1:1000) in children: an evidence-based review Croup: an overview