key: cord-0030100-2lq3z6st authors: Jacobsen, C.; Volkmann, I.; Wedegärtner, F.; Harris, J.; Bertram, B.; Bambas, B.; Framme, C. title: Der schwerwiegendste Vorfall – Erfahrungen von Aggressionen und Gewalt in der Augenheilkunde date: 2022-04-20 journal: Ophthalmologe DOI: 10.1007/s00347-022-01634-2 sha: 31f912f0b6d2aa5b7e6aa091d4b4ee811ee66db0 doc_id: 30100 cord_uid: 2lq3z6st BACKGROUND: Experiences of aggression/violence influence job satisfaction and can have a long-term psychological and physical impact on employees. In the fall of 2018, the Professional Association of Ophthalmologists (BVA) and the German Ophthalmological Society (DOG) conducted a survey on experiences of aggression and violence. The first results were published in 2020. In the survey it was also possible to describe the most serious incident to date using free text fields, among others. METHOD: All 9411 members of the DOG and BVA were given the opportunity to complete a questionnaire online in 2018 regarding aggression and violence in ophthalmology. RESULTS: Overall, 253 of 1508 (16.8%) ophthalmologists participating in the survey reported their most serious incident, 46.8% of which were classified as moderate and 34.3% were related to verbal violence such as insults and threats. The most serious incident was experienced by 171 (67.6%) physicians in a practice setting, 71% were specialists at the time of the incident and 74.3% of the incidents occurred during regular working hours. The main causes were intercultural conflicts, long waiting times, problems with the allocation of appointments, excessive expectations, differences in treatment and basic aggressiveness. The offenders were male in 86.3% of cases, 15.8% of the incidents were reported to the police and 21 (8.3%) physicians issued a practice reprimand or house ban. DISCUSSION: The description of the most serious incidents illustrates situations that are sometimes hard to imagine and also which incidents were considered serious. There are large subjective variations in the assessment of the incidents. Protective measures in practices and clinics are essential. Die ersten Ergebnisse dieser Umfrage wurden 2020 veröffentlicht. Dabei bejahten 83,3 % der 1508 Augenärztinnen und Augenärzte, die sich an der Umfrage beteiligten, bereits Aggressionen/Gewalt im Rahmen ihrer ärztlichen Tätigkeit erfahren zu haben. Insbesondere Augenärztinnen sowie junge Ärztinnen und Ärzte meldeten signifikant häufiger entsprechende Erfahrungen [2] ; 65,6 % der Umfrageteilnehmer berichteten von verbalen Übergriffen ohne Drohung wie Beleidigungen, Fluchen, Beschimpfungen oder Schreien. Der Mittelwert der Anzahl der in den vergangenen 12 Monaten erlebten Vorfälle lag hier bei 10,7 Vorfällen. Über körperliche Gewalterfahrungen berichteten 24,1 % der Teilnehmenden. Sexuelle Übergriffe mit dem Charakter einer Einschüchterung oder Belästigung widerfuhren 322 (21,4 %) der Befragten. Im Rahmen der Umfrage konnten die Teilnehmer zudem Angaben zu dem jeweils schwerwiegendsten Vorfall angeben, den sie bislang erlebt hatten, und in Freitextfeldern nähere Angaben machen. Mit diesem Manuskript werden diese zusätzlichen subjektiven Angaben quantitativ und qualitativ ausgewertet. Die Ergebnisse liefern einen Überblick über die jeweiligen Vorfälle und zeigen, wie Aggressionserfahrungen im beruflichen Kontext von den Opfern bewertet werden. Mit den ermittelten Angaben zu den Hintergründen der Vorfälle können ferner Maßnahmen zur Prävention entworfen und eingeleitet werden. Es berichteten 253 von 1508 (16,8 %) Augenärztinnen und Augenärzten über die als schwerwiegendsten Vorfall wahrgenommene persönliche Erfahrung, wobei dieser subjektiv als "leicht" über "mittelschwer" und "schwer" bis hin zu "sehr schwer" kategorisiert werden konnte. Der Anteil von Frauen an diesem Kollektiv betrug 58,9 %. Ärztinnen und Ärzte erfuhren zu 46, 8 In vielen schwerwiegenden Fällen waren die Konflikte interkultureller Natur mit rassistischen Beleidigungen seitens der Patienten/Angehörigen oder dem Vorwurf des rassistischen Verhaltens durch das Personal. Mehrfach kam es zu Auseinandersetzungen, weil Patienten sich aus kulturellen bzw. religiösen Gründen von Ärztinnen nicht behandeln lassen wollten und auf die Behandlung durch männliche Ärzte bestanden. In einem Fall drohte ein Angehöriger, er würde eine behandelnde Ärztin "abstechen", falls die Untersuchung nicht von einem männlichen Kollegen fortgesetzt würde, denn eine (weibliche) Ärztin sei nicht kompetent und kein "richtiger" Arzt. Es wurde 32-mal (12,6 %) in den Freitextfeldern die Wartezeit als Ursache für den Vorfall genannt. In 13 ( [5] . In der Umfrage von Vorderwülbecke unter Allgemeinmedizinern äußerten sich 449 von 831 Teilnehmern zum gravierendsten Vorfall. Dabei fanden 68 % der Vorfälle in der regulären Arbeitszeit statt im Vergleich zu 74,3 % in dieser Umfrage; 121 Schilderungen betrafen Beleidigungen und Bedrohungen, und 119 Vorfälle beinhalteten Gewalt. In 90 (20 %) Fällen kam es zu einer Meldung bzw. Anzeige bei der Polizei ähnlich wie unter den Ophthalmologen. In beiden Umfragen wurden 4 % der Vorfälle als sehr schwer eingestuft [4] . In einer Umfrage zu Gewalt in Notaufnahmen 2018 im Rahmen des Forschungsprojekts GINA wurden als Ursache von Aggression und/oder Gewalt Alkohol-oder Drogeneinfluss (86 %), lange Wartezeiten (83 %), Verwirrtheit der Patienten (54 %), Unzufriedenheit mit der Versorgung (45 %) und Verständigungsprobleme (38 %) genannt [6] . Gerade in den Freitextfeldern wurde in dieser Umfrage öfter auf lange Wartezeiten oder Unzufriedenheit mit der Versorgung hingewiesen. Mit zuneh-mendem Versorgungsmangel ist hier eine Zuspitzung der Situation zu erwarten [7] . In dieser Analyse wurden v. a. Extremfälle als Ergänzung zu der primär quantitativen Analyse in der ersten Auswertung erwähnt, die bereits 2020 erschien [2] . Die Limitationen von qualitativen Umfragen müssen beachtet werden. Auch ob die genannten Vorfälle tatsächlich so stattgefunden haben, kann nicht überprüft werden. In [8, 9] . In der Befragung unter Pädiatern kam es v. a. zu Beschimpfungen mit dem Vorwurf der fachlichen Inkompetenz sowie Beleidigungen. Dies kann zu persönlicher Belastung führen mit Angst vor Diensten, Schlaflosigkeit, Ärger, Aufregung, Wut sowie psychischen und psychosomatischen Beschwerden [4] . Hüpfner beschrieb 2020 Konzepte gegen Gewalt im Krankenhaus [10] . Hierbei ist insbesondere auf die Grundsatzerklärung zum Schutz vor Gewalt in der Notaufnahme, modifiziert nach dem American College of Emergency Physicians, zu verweisen [11] . Vorbeugende Schutzmaßnahmen können baulich-technische (wie Rückzugsräume, klare Fluchtwege, Sprechzimmer mit 2 Türen, keine toten Winkel oder Videoüberwachung), organisatorische (wie Gefährdungsbeurteilungen und Abstimmungen über Verhalten bei Aggressionsfällen) oder personenbezogene (Schulungen) Maßnahmen sein [12] . Aufgrund der Tatsache, dass -vielleicht auch vermehrt unter den Belastungen der COVID-19-Pandemie -sich nicht nur der Pflegemangel weiter verstärkt, sondern auch der Ärztemangel dazu beiträgt, dass es offensichtlich immer schwieriger wird, Termine beim Facharzt zu bekommen und/oder adäquate Wartezeiten bei der Konsultation zu erreichen, ergibt sich weiteres Potenzial für Aggressionen gegen Ärzte. Die Daten zeigen die teilweise erhebliche Schwere der Übergriffe, sodass man die Thematik eines adäquaten Mitarbeiterschutzes in Klinik und Praxis immer ernster nehmen muss. An analysis of the exposure to violence and burnout levels of ambulance staff Erfahrungen von Aggression und Gewalt gegen Augenärztinnen und Augenärzte POPAS (perception of prevalence of aggression scale) CONNECTING. Partnerschaftsunternehmen für Beratung und Ausbildung Aggression and violence against primary care physicians-a nationwide questionnaire survey Crazy bitch!" -Erlebte Aggression und Gewalt im Klinikalltag von Kinderärzten GINA -Gewalt in der Notaufnahme. Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) (2022) Versichertenbefragung: Ärztemangel ist größte Herausforderung für Gesundheitssystem Gewalt gegen Ärztinnen und Ärzte: Null Toleranz Ärztekammer Niedersachsen klagt über aggressive Patienten Gewalt und Aggression im Krankenhaus -Was, wenn das Personal Hilfe braucht? Protection from violence in the emergency department DGUV Information 206-019 "Gut vorbereitet für den Ernstfall Videoüberwachung: Zulässigkeit in der Arztpraxis Bullying, harassmentand sexual discrimination among ophthalmologists in Australia and New Zealand Background: Experiences of aggression/violence influence job satisfaction and can have a long-term psychological and physical impact on employees. In the fall of 2018, the Professional Association of Ophthalmologists (BVA) and the German Ophthalmological Society (DOG) conducted a survey on experiences of aggression and violence. The first results were published in 2020. In the survey it was also possible to describe the most serious incident to date using free text fields, among others. Method: All 9411 members of the DOG and BVA were given the opportunity to complete a questionnaire online in 2018 regarding aggression and violence in ophthalmology.Results: Overall, 253 of 1508 (16.8%) ophthalmologists participating in the survey reported their most serious incident, 46.8% of which were classified as moderate and 34.3% were related to verbal violence such as insults and threats. The most serious incident was experienced by 171 (67.6%) physicians in a practice setting, 71% were specialists at the time of the incident and 74.3% of the incidents occurred during regular working hours. The main causes were intercultural conflicts, long waiting times, problems with the allocation of appointments, excessive expectations, differences in treatment and basic aggressiveness. The offenders were male in 86.3% of cases, 15.8% of the incidents were reported to the police and 21 (8.3%) physicians issued a practice reprimand or house ban. Discussion: The description of the most serious incidents illustrates situations that are sometimes hard to imagine and also which incidents were considered serious. There are large subjective variations in the assessment of the incidents. Protective measures in practices and clinics are essential. Workplace violence · Psychosocial stress · Employee satisfaction · Work safety · Threats