key: cord-0026209-37au7wjw authors: Ziegler, Petra title: Der Einfluss der COVID-19-Pandemie auf das Hautkrebsscreening: Ergebnisse einer großen Hautarztpraxis im flächengrößten Landkreis Bayerns date: 2022-01-21 journal: Hautarzt DOI: 10.1007/s00105-022-04941-6 sha: 89c748f9975b6c7abfa83d9af6ad57508d54eed8 doc_id: 26209 cord_uid: 37au7wjw BACKGROUND: The advantages and disadvantages of the nationwide skin cancer screening which was introduced in 2008 are regularly discussed. OBJECTIVES: Do missed skin cancer screenings change the tumor depths? METHODS: Evaluation and analysis of office data from the second quarters of 2019, 2020 and 2021 were compared using the one-way analysis of variance (ANOVA) with Welch’s F test. RESULTS: There was a significant increase in the tumor thickness in squamous cell carcinoma and basal cell carcinoma, while there was only a tendency due to the small amount of data available for malignant melanoma. CONCLUSIONS: The results of the analysis emphasize the importance of the skin cancer screening as a method of early detection and reduction of mutilating operations and expensive immunotherapies by the prompt detection of malignant tumors. Nach einem erfolgreichen Pilotprojekt in Schleswig-Holstein, in dem die Mortalitätsrate des malignen Melanoms um 50 % (Abnahme von 2,3/100.000 Einwohner auf 1,0/100.000 Einwohner) innerhalb von 5 Jahren gesunken war [2] , wurde das Hautkrebsscreening am 01.07.2008 bundesweit für alle gesetzlich Versicherten ab 35 Jahren alle 2 Kalenderjahre eingeführt. Ziel war die frühzeitige Erkennung von Hautkrebs und die Senkung der Mortalitätsrate. Seit der Einführung des bundesweiten Screenings haben rund die Hälfte aller berechtigten Versicherungsnehmer diese Vorsorgeuntersuchung wahrgenommen [4] . Kontroverse Diskussionen um die Sinnhaftigkeit des Hautkrebsscreenings werden jedoch immer wieder geführt. Zum einen werden die Ergebnisse der Pilotstudie hinterfragt, da sie großen Schwankungen in einem kleinen Bundesland unterliegen und außerdem individuelle Verläufe nicht dokumentiert wurden [9] . Ferner wurde die hohe Zahl diagnostizierter In-situ-Melanome (50 %) bemängelt, die über dem weltweiten Durchschnitt liegt und damit auf eine [1] . Dem gegenüber steht eine deutliche Zunahme epithelialer Tumoren, die bei zu später Diagnostik zum Risiko von Metastasierung der malignen epithelialen Karzinome und mutilierenden und aufwendigen Operationen bei allen epithelialen Tumoren führen kann [10] . Der Beginn der COVID-19-Pandemie im März 2020 führte nun zu einer globalen Veränderung der Inanspruchnahme von ärztlichen Vorsorgeuntersuchungen. Viele Hautarztpraxen hatten einen deutlichen Einbruch der Gesamtpatientenzahl, insbesondere aber auch bei der Nachfrage dieser sonst beliebten Vorsorgeuntersuchung erlebt [3, 5] . Die Frage, welchen Einfluss die Pandemie nun auf die langfristigen Ergebnisse des Hautkrebsscreenings ausgeübt hat, war naheliegend. Erste Ergebnisse bezüglich der Zunahme der Breslow-Eindringtiefe von primär diagnostizierten Melanomen wurden bereits beschrieben [7] . Subjektiv fiel 2021 in der eigenen Hautarztpraxis zunächst eine Zunahme massiv fortgeschrittener, desaströser Hauttumoren auf (. Abb. 1 und 2). Die Fragestellung war zu prüfen, ob es auch objektiv evaluierbar zu einer Zunahme der Eindringtiefe von malignen Hauttumoren durch versäumte Screening Untersuchungen 2020 gekommen ist. Die Ergebnisse der Auswertung der 3 Ver-gleichsquartaleII/2019,II/2020 und II/2021 in einer Hautarztpraxis spiegeln den Einfluss der COVID-19-Pandemie auf das Tumorwachstum wider. Durch versäumte Screeninguntersuchungen aus Angst vor COVID-19-Infektion hat die Eindringtiefe aller 3 Hautkrebsarten zugenommen, signifikant nachweislich bei Basalzellkarzinomen und Plattenepithelkarzinomen, aufgrund zu geringer Fallzahlen nicht signifikant nachweisbar, aber mit deutlich erkennbarem Trend auch beim malignen Melanom. Diese Daten bestätigen alle befürchteten Sorgen [3] , dass die nicht wahrgenommenen Vorsorgeuntersuchungen einen negativen Einfluss auf die Gesundheit der Bevölkerung haben. Gleichzeitig bekräftigen diese Ergebnisse auch den Sinn und die Bedeutung des Hautkrebsscreenings und lassen die immer wieder diskutierte höhere finanzielle Mehrbelastung für das Gesundheitssystem in einem anderen Licht erscheinen. Durch frühzeitige Diagnostik aller Hautkrebsarten, v. a. aber auch der wesentlich häufigeren Basalzellkarzinome und Plattenepithelkarzinome, können anderweitige hohe Kosten bei aufwendigen, teils mutilierenden Tumoroperationen und teuren Immuntherapien bei fortgeschrittenen Tumorformen reduziert werden. Bei der ständig geführten Diskussion um die Kosten für das Hautkrebsscreening sollten die höhere Überlebenschance, die bessere Lebensqualität und hiermit die ethische Bedeutung einer frühzeitig erkannten Tumorerkrankung nicht vergessen werden. Background: The advantages and disadvantages of the nationwide skin cancer screening which was introduced in 2008 are regularly discussed. Objectives: Do missed skin cancer screenings change the tumor depths? Methods: Evaluation and analysis of office data from the second quarters of 2019, 2020 and 2021 were compared using the one-way analysis of variance (ANOVA) with Welch's F test. Results: There was a significant increase in the tumor thickness in squamous cell carcinoma and basal cell carcinoma, while there was only a tendency due to the small amount of data available for malignant melanoma. The results of the analysis emphasize the importance of the skin cancer screening as a method of early detection and reduction of mutilating operations and expensive immunotherapies by the prompt detection of malignant tumors. Eklatante Überdiagnostik? Schwelle für histologische Melanomdiagnose ist scheinbar gesunken Systemic skin cancer screening in Northern Gemany ImpactoftheCOVID-19 pandemicondermatology practice worldwide: results of a survey promoted by the international dermatoscopy society (IDS) Gesetzliches Hautkrebsscreening in Deutschland -Motivation und Motive zur Teilnahme versus Nichtteilnahme Impact of the COVID-19 pandemic on cancer diagnoses in general and specialized practices in Germany Hautkrebsscreening in Deutschland Delayed melanoma diagnosis in the COVID-10 era: increasedBreslowthicknessinprimarymelanomas seen after the COVID-19 lockdown Trends of incidence of thick, thin and in situ melanoma in Europe Das deutsche Hautkrebsscreening: vom Ende einer Illusion Zehn Jahre Hautkrebsscreening in Deutschland -Leuchtturmfunktion, Probleme und Verbesserungsansätze -Daten einer großen Hautarztpraxis