key: cord-0025558-iwmcczp7 authors: Bankwitz, Dorothea; Krey, Thomas; Pietschmann, Thomas title: Entwicklungsansätze für Impfstoffe gegen Hepatitis-C-Virus-Infektionen date: 2022-01-11 journal: Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz DOI: 10.1007/s00103-021-03477-9 sha: 12e07b8752efdf8a46d5046174685ec7262a745d doc_id: 25558 cord_uid: iwmcczp7 The incidence of hepatitis C virus (HCV) infections remains high even more than 10 years after approval of the first direct-acting antivirals for treatment of hepatitis C. In some countries, more people are newly infected with the virus than patients cured by antiviral therapy. The development of a prophylactic vaccine could prevent virus transmission and thereby make a significant contribution to control the global burden of this disease. In this article, we review the unique challenges and current approaches to HCV vaccine development. HCV is a highly diverse and versatile virus that mostly escapes the immune system and establishes chronic infections. However, up to one third of the exposed individuals can spontaneously resolve HCV infections, which indicates that protective immunity can be achieved. Numerous studies on determinants of protective immunity against HCV show an increasingly complete picture of what a vaccine must achieve. It is very likely that both strong neutralizing antibodies and powerful cytotoxic T cells are needed to reliably protect against chronic HCV infection. The key question is which approaches allow maturation of particularly broadly effective antibodies and T cells. This will be necessary to protect against the high number of different HCV variants. The recent successes of mRNA vaccines open new doors for HCV vaccine research and development. Combined with a deeper understanding of the structure and function of the viral envelope proteins, the identification of cross-protective antibody and T‑cell epitopes as well as the use of standardized methods to quantify the effectiveness of vaccine candidates, new perspectives arise for the development of a vaccine. Einleitung Hepatitis-C-Virus(HCV)-Infektionen lassen sich durch antivirale Medikamente sehr effizient behandeln. Trotzdem ist davon auszugehen, dass erst die Entwicklung eines HCV-Impfstoffs die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) angestrebte Elimination des Virus sicherstellen kann. Die Notwendigkeit eines präventiven HCV-Impfstoffs wird bei der Betrachtung epidemiologischer Kennzahlen deutlich. Weltweit leben 71 Mio. Menschen mit einer HCV-Infektion [1] , hiervon leben 5,9 Mio. in der Europäischen Union, wobei es hier zwischen den einzelnen Ländern große Unterschiede in den Prävalenzen gibt [2] . So liegt die HCV-Seroprävalenz in der Allgemeinbevölkerung in Italien bei 5,9 %, in Deutschland hingegen nur bei 0,4 % [2] . Etwa 70 % der HCV-Infektionen heilen nicht spontan aus, sondern persistieren. Unterbleiben die Diagnose und eine Therapie, können schwere Spätfolgen auftreten und viele dieser Patienten entwickeln nach Jahrzehnten eine Leberzirrhose oder Leberkrebs. In Industrieländern werden Schätzungen zufolge 60 % D. Bankwitz, T. Krey und T. Pietschmann haben gleichermaßen zum Manuskript beigetragen. der Leberzellkarzinome durch eine chronische Hepatitis C verursacht. In Europa wird bei 63 % der Lebertransplantationen als Indikation eine HCV-Infektion angegeben [3] . Im Jahr 2019 starben weltweit etwa 290.000 Menschen an Hepatitis-Cbedingten Spätfolgen [1] . Für das Erreichen der von der WHO angestrebten HCV-Elimination gibt es die Zielvorgabe, die HCV-Inzidenz bis 2030 um 80 % gegenüber der Inzidenz des Jahres 2015 zu senken (1, 75 Mio. HCV-Neuinfektionen im Jahr 2015 [4]). Dieses Ziel ist ohne einen wirksamen HCV-Impfstoff schwer erreichbar [5] . Ein wichtiger Grund hierfür ist die ungebrochen hohe Rate an HCV-Neuinfektionen. Gründe hierfür sind beispielsweise die steigende Anzahl injizierender Drogenkonsumenten bedingt durch die anhaltende Opioidkrise in Nordamerika sowie durch nosokomiale Infektionen in Entwicklungs-und Schwellenländern. Im Jahr 2017 wurden 1,5 Mio. HCV-Patienten mit direkt wirkenden antiviralen Substanzen behandelt, im gleichen Jahr gab es jedoch 1,6 Mio. Neuinfektionen [6] . Im Jahr 2019 haben sich weltweit 1,5 Mio. Menschen neu mit HCV infiziert, es ist somit kein wesentlicher Rückgang bei den Neuinfektionen zu verzeichnen [1] . Nach Schätzungen der WHO waren im Jahr 2019 nur 21 % aller HCV-positiven Patienten diagnostiziert und in dieser Gruppe haben 63 % eine Behandlung mit antiviralen Substanzen erhalten [1] . Während der COVID-19-Krise war der Zugang zur HCV-Diagnostik und -Behandlung für viele Patienten weltweit stark eingeschränkt. Aufgrund dessen ist davon auszugehen, dass es zu einem Anstieg der HCV-Prävalenz kommen wird [1, 7] . Die HCV-Infektionen sind in der Bevölkerung ungleich verteilt. HCV ist hyperendemisch in der Gruppe der injizierenden Drogenkonsumenten; hier liegt die HCV-Seroprävalenz in Deutschland bei 68% und in 25 weiteren Ländern zwischen 60 % und 80 % [8, 9] . Bei Männern, die Sex mit Männern haben, liegt die Prävalenz einer HCV-Infektion bei 3,4 % [10]. Einer HCV-Mikroelimination in diesen Bevölkerungsgruppen steht erschwerend gegenüber, dass sich erfolgreich therapierte Patienten erneut mit HCV infizieren können [11] . Wenn Personen, die intravenösen Drogenkonsum praktizieren,eine erfolgreiche HCV-Therapie durchlaufen haben und weiterhin Drogen injizieren, beträgt die HCV-Reinfektionsrate nach 6 Bundesgesundheitsbl https://doi.org/10.1007/s00103-021-03477-9 © Der/die Autor(en) 2022 Zusammenfassung Mehr als 10 Jahre nach der Zulassung der ersten direkt wirkenden antiviralen Wirkstoffe zur Behandlung der Hepatitis C bleibt die Inzidenz der Hepatitis-C-Virus-(HCV-)Infektion ungebrochen hoch. In manchen Ländern stecken sich mehr Menschen neu mit dem Virus an, als Patienten durch eine erfolgreiche Therapie geheilt werden. Die Entwicklung eines prophylaktischen Impfstoffes könnte die Transmission des Virus unterbinden und dadurch einen wesentlichen Beitrag zur Kontrolle dieser weltweit verbreiteten Infektion leisten. In diesem Artikel werden die besonderen Herausforderungen und die aktuellen Ansätze der HCV-Impfstoffentwicklung dargestellt. HCV ist ein hochgradig diverses und wandlungsfähiges Virus, das zumeist dem Immunsystem entkommt und chronische Infektionen etabliert. Andererseits heilt die HCV-Infektion bei bis zu einem Drittel der exponierten Individuen aus, sodass eine schützende Immunität erreichbar ist. Zahlreiche Untersuchungen zu den Determinanten einer schützenden Immunität gegen HCV zeichnen ein immer kompletteres Bild davon, welche Ziele ein Impfstoff erreichen muss. Sehr wahrscheinlich werden sowohl starke neutralisierende Antikörper als auch wirkungsvolle zytotoxische T-Zellen gebraucht, um sicher vor einer chronischen Infektion zu schützen. Die Schlüsselfrage ist, welche Ansätze besonders breit wirksame Antikörper und T-Zellen heranreifen lassen. Dies wird erforderlich sein, um vor der großen Fülle unterschiedlicher HCV-Varianten zu schützen. Die jüngsten Erfolge von mRNA-Impfstoffen öffnen neue Türen auch für die HCV-Impfstoffforschung. Kombiniert mit einem tieferen Verständnis der Struktur und Funktion der viralen Hüllproteine, der Identifizierung kreuzprotektiver Antikörperund T-Zellepitope sowie der Nutzung standardisierter Verfahren zur Quantifizierung der Wirksamkeit von Impfkandidaten ergeben sich neue Perspektiven für die Entwicklung eines Impfstoffes. Hepatitis-C-Virus · Antikörperantwort · T-Zellantwort · Impfstoffplattformen · Impfstoffvalidierung The incidence of hepatitis C virus (HCV) infections remains high even more than 10 years after approval of the first direct-acting antivirals for treatment of hepatitis C. In some countries, more people are newly infected with the virus than patients cured by antiviral therapy. The development of a prophylactic vaccine could prevent virus transmission and thereby make a significant contribution to control the global burden of this disease. In this article, we review the unique challenges and current approaches to HCV vaccine development. HCV is a highly diverse and versatile virus that mostly escapes the immune system and establishes chronic infections. However, up to one third of the exposed individuals can spontaneously resolve HCV infections, which indicates that protective immunity can be achieved. Numerous studies on determinants of protective immunity against HCV show an increasingly complete picture of what a vaccine must achieve. It is very likely that both strong neutralizing antibodies and powerful cytotoxic T cells are needed to reliably protect against chronic HCV infection. The key question is which approaches allow maturation of particularly broadly effective antibodies and T cells. This will be necessary to protect against the high number of different HCV variants. The recent successes of mRNA vaccines open new doors for HCV vaccine research and development. Combined with a deeper understanding of the structure and function of the viral envelope proteins, the identification of cross-protective antibody and T-cell epitopes as well as the use of standardized methods to quantify the effectiveness of vaccine candidates, new perspectives arise for the development of a vaccine. Hepatitis C virus · Antibody response · T-cell response · Vaccine platforms · Vaccine validation wie an keiner anderen Position. Demzufolge nutzt das Virus die HVR1 förmlich als "Köder" für das Immunsystem und lenkt damit von den hoch konservierten und empfindlichen Teilen, die für die Bindung von CD81 entscheidend sind, ab. Infektionsversuche zeigen, dass die HVR1 sogar ganz deletiert werden kann, ohne dass das Virus seine Infektiosität einbüßt [24, 25] . Diese veränderten Viren reagieren wesentlich empfindlicher auf Antikörper gegen die CD81-Bindestelle als HCV-Wildviren. Deswegen geht man davon aus, dass die HVR1 den Zugang zu den hoch konservierten Bereichen förmlich abdeckt. Eine wichtige Herausforderung für die Impfstoffentwicklung ist es also, die Struktur und Funktion der HCV-Hüllproteine noch besser zu verstehen, um Antigene konstruieren zu können, welche die Ablenkung des Immunsystems auf wenig schützende Bereiche überwinden und die Bildung großer Mengen von breit neutralisierenden Antikörpern ermöglichen. In vielen antiviralen Impfstoffen werden virale Partikel als Impfstoffantigene verwendet [42] . Diese wirken primär über die Induktion neutralisierender Antikörper. Auch aus Zellkultur gewonnene inaktivierte HCV-Partikel (HCVcc) sind in Tiermodellen immunogen und induzieren schützende Antikörper [43] [44] [45] . Allerdings stellen die Konzentrierung und Aufreinigung von Viruspartikeln eine Herausforderung für die Impfstoffherstellung dar. In gängigen Zellkulturmodellen wächst HCV zu eher niedrigen Virustitern, was die Ausbeute limitiert und bezüglich der Skalierbarkeit der Produktion zu Limitationen führt. Zudem haben HCV-Partikel eine ähnliche Dichte, wie sekretierte humane Lipoproteine, die während der Produktion ebenfalls von den virusproduzierenden Zellen freigesetzt werden. Dies erschwert die Abtrennung von zellulären Bestandteilen und Verunreinigungen und kompliziert den Produktionsprozess. Daher ist -wie bei vielen anderen inaktivierten Impfstoffen -die Entwicklung eines effizienten, mit industriellen Anforderungen kompatiblen Verfahrens zur Produktion des inaktivierten Impfstoffs ein wesentlicher Engpass für die Herstellung eines inaktivierten Impfstoffs aus HCVcc für den Menschen [46, 47] . Obwohl die Immunogenität inaktivierter HCV-Partikel erwiesen ist, bleibt abzuwarten, ob der hohe Produktionsaufwand in einem akzeptablen Verhältnis gegenüber anderen Kandidaten mit einfacheren Produktionsverfahren steht. Die Nutzung rekombinanter Hüllproteine ist eine vielseitige und wirtschaftliche und deswegen attraktive Alternative bei der Impfstoffherstellung. Solche Subunit-Vakzine werden zudem bereits erfolgreich zur Prophylaxe gegen eine Viel-zahl von viralen Krankheitserregern eingesetzt [48] . Die HCV-Glykoproteine E1 und E2 sind die primären Angriffspunkte der humoralen Immunantwort und daher als Immunogen prädestiniert [49] . E1 und E2 sind Transmembranproteine vom Typ I, die ein nichtkovalentes Heterodimer bilden und auf dem reifen Viruspartikel in kovalenten Strukturen höherer Ordnung beobachtet wurden [50] . Bislang sind die meisten charakterisierten neutralisierenden Antikörper (nAks) gegen das HCV E2 gerichtet. Es gibt mehrere lineare und diskontinuierliche Regionen in HCV E2, an die nAks binden können. Die meisten dieser Epitope sind auf der als "front layer" bezeichneten Region von E2 lokalisiert und beinhalten Teilbereiche, die für die Bindung an den Rezeptor CD81 wichtig sind. Der bislang erfolgreichste HCV-Impfstoffkandidat war das aus einem Gt1a-Isolat (H77) gewonnene, rekombinante HCV-E1E2-Protein (rE1E2), welches nach Immunisierung von Schimpansen in5 von7 Fällenzu einersterilenImmunität gegen eine homologe Infektion führte, während die verbleibenden 2 Tiere eine limitierte akute Infektion durchmachten [51] . Dasselbe Immunogen in Kombination mit dem Adjuvans MF59 stellte sich in einer Phase-I-Studie in verschiedenen Dosen als verträglich heraus [52] und induzierte in den Patienten polyfunktionale CD4+-T-Zellantworten sowie in 3 von 16 Probanden kreuzreaktive nAks [53, 54] . Eine weitere Möglichkeit zur Präsentation von Immunogenen sind VLPs, ein vielversprechender Bereich der Impfstoffforschung, der in den Impfstoffen gegen das Hepatitis-B-Virus (HBV) und das humane Papillomavirus (HPV) bereits Marktreife erlangt hat und auch im Rahmen der HCV-Impfstoffentwicklung exploriert wurde [55] . Dabei assemblieren virale Strukturproteine genomunabhängig zu einem Partikel, welches dem Virus ähnelt, aber nicht die Fähigkeit zur Replikation besitzt. Aufgrund der Multimerisierung in einer repetitiven Struktur und ihrer Fähigkeit, in Gewebelymphknoten zu gelangen, sind VLPs in der Regel immunogener als lösliche Proteine [56, 57] . VLPs für HCV wurden zuerst in der Insektenzelllinie Sf9 mithilfe eines Baculovirus produziert, welches die Glykoproteine E1 und E2 codiert [58] . Diese VLPs induzierten eine HCV-spezifische zelluläre und humorale Immunantwort sowohl in Mäusen als auch in Pavianen [58] [59] [60] . Bei der nachfolgenden Immunisierung von Schimpansen wurde jedoch in 3 von 4 Tieren trotz einer beobachteten CD4+-und CD8+-T-Zellreaktion keine humorale Reaktion nachgewiesen [61] . Die Arbeit an diesem Impfstoffkandidaten wurde im Folgenden nicht fortgeführt. Ein weiteres Produktionssystem für HCV-VLPs wurde kürzlich mithilfe einer Transduktion der menschlichen Hepatomzelllinie Huh-7 mit rekombinanten Adenoviren etabliert, welche die HCV-Strukturproteine codieren [62] . Um die Diversität von HCV zu reflektieren, wurde dieses im Original für ein Gt1a-Isolat (H77) entwickelte VLP-Produktionssystem auch für Strukturproteine der Gt1b, 2a und 3a etabliert und eine Mischung der erzeugten VL-Ps als quadrivalenter Impfstoffkandidat charakterisiert [63] [64] [65] . Dabei zeigte sich sowohl in Mäusen als auch in Schweinen eine Induktion von nAks und die Aktivierung von CD4+-und CD8+-T-Zellreaktionen, allerdings fehlen bislang noch Daten zur Neutralisation heterologer HCV-Isolate. Um die angesprochene verbesserte Immunogenität von multimeren Partikeln zu nutzen, wurde auch lösliches E2 auf selbstorganisierende Ferritinpartikel aufgebracht, was im Vergleich zu monomerem löslichen E2 zur Induktion erhöhter nAk-Titer führte [66] . Einer ähnlichen Strategie folgend, wurden die Glykoproteine E1, E2 oder E1E2 auch in Nanopartikel des Hepatitis-B-Virus-(HBV-)Oberflächenantigens (HBsAg) eingebaut und diese chimären HBV-HCV-Partikel induzierten in Kaninchen kreuzneutralisierende Aks gegen Gt1a, 1b, 2a und 3 [67] . In diesen Studien fiel auf, dass die humoralen Reaktionen bei Tieren, die mit E1E2-haltigen HBsAg-VLPs geimpft wurden, im Vergleich zu Tieren, die HBsAg-VLPs der einzelnen Proteine empfingen, deutlich geringer ausfielen. Dies könnte auf eine schwächere Immunogenität der Heterodimere hindeuten, z. B. durch eine Maskierung immundominanter Epitope. In Fällen, in denen herkömmliche Impfstoffe keine oder nur eine unzureichende Immunreaktion hervorrufen, kann das Epitop konformationell eingegrenzt und dadurch stabilisiert werden, z. B. durch epitopfokussiertes Impfstoffdesign oder chemische Peptidmodifikation wie eine Zyklisierung. Eine solche Stabilisierung der Epitopkonformation kann die Antigenität verbessern. Überzeugende Ergebnisse entsprechender Studien bei ähnlichen Viren, wie dem respiratorischen Synzytialvirus (RSV; [68] ), dem Influenzavirus (IAV; [69] ) und dem humanen Immundefizienzvirus (HIV; [70] ), haben epitopfokussiertes Impfstoffdesign auch für HCV attraktiv werden lassen. In einer der ersten Studien solcher Art wurden Neutralisationsepitope aus E1 (Aminosäuren 314-324) oder E2 (Aminosäuren 412-423) in einer von nAks erkannten Konformation auf sogenannte Trägerproteine ("scaffolds") transplantiert und diese dann als Immunogen verwendet [71] . 3 E1-und 5 E2-Scaffolds binden die nAks IGH526 (E1) bzw. HCV1 [71] , leider liegen aber bislang keine Neutralisationsdaten für die unterschiedlichen Scaffolds vor. In einer zweiten Studie wurde eine zyklische Variante eines Epitop-I-Peptids entwickelt, die peptidspezifische, aberzumeist nichtneutralisierende Aks in Mäusen induzierte [43] . Analog dazu wurden in einer weiteren Studie 2 weitere strukturbasierte Immunogene getestet: Ein zyklisches Defensin und ein bivalentes Immunogen mit 2 Epitop-I-Kopien auf der E2-Oberfläche lösten bei Mäusen eine stärkere epitopspezifische Reaktion und eine höhere Neutralisierungseffizienz im Serum gegen homologe HCV-Infektion aus als das native Peptidepitop [72] . Allerdings war die Neutralisation heterologer HCV-Stämme nur limitiert möglich. In einem alternativen Ansatz wurde gezeigt, dass ein antiidiotypischer Ak, al-so ein Antikörper, dessen Paratop ein Neutralisierungsepitop nachahmt, eine robuste nAk-Antwort induziert [73] , was darauf hindeutet, dass solche strukturbasierten Strategien eine vielversprechende Alternative zur Entwicklung eines sicheren und effizienten B-Zellimpfstoffs darstellen können. Wie oben erwähnt, verbessert die Multimerisierung die humorale Immunantwort gegen bestimmte Antigene beträchtlich und ähnliche Strategien wurden daher auch im strukturbasierten Impfstoffdesign angewendet [68, 74] . Auch für HCV wurde eine solche Multimerisierung mit dem epitopbasierten Scaffold-Design für E1 (aa314-324) und dem E2-Epitop I kombiniert, indem 24 Kopien dieser Scaffolds auf dem multivalenten, selbstassemblierenden Ferritin aus Helicobacter pylori präsentiert wurden [71] . Hohe Diversität und ausgeprägte Wandlungsfähigkeit machen HCV zu einem schwierigen Erregerziel für die Entwicklung eines protektiven Impfstoffs. Trotz dieser Viruseigenschaften heilt die Infektion bei bis zu einem Drittel der virusexponierten Menschen aus. Dies zeigt, dass eine schützende Immunantwort gegen das Virus erreichbar ist. Ein präzises Verständnis der immunologischen Korrelate einer natürlichen Ausheilung wird wesentliche Orientierung für die Impfstoffentwicklung geben. Antikörper tragen sehr wahrscheinlich zur Ausheilung der HCV-Infektion in der akuten Infektionsphase bei [75, 76] . Welche Ziele auf den Hüllproteinen in dieser entscheidenden Frühphase der Infektion durch Antikörper abgedeckt werden müssen, ist bisher allerdings im Detail nicht bekannt. Möglich, dass es sich vorwiegend um konservierte Epitope der CD81-Bindestelle handelt. Die Klärung dieser Frage könnte eine wichtige Bedeutung für die Entwicklung optimierter Antigene haben. Bei SARS-CoV-2 und bei RSV konnten auf Basis struktureller Informationen optimierte Hüllproteine gestaltet werden, welche eine stabilisierte Form des Präfusionskomplexes präsentieren und große Mengen neutralisierende Antikörper induzieren. Vielleicht erlauben umfassendere strukturelle Informationen über den HCV-Hüllproteinkomplex in Zukunft eine ähnliche Optimierung der Hüllproteine, welche gezielt die Immunogenität der konservierten Hüllproteinepitope verstärkt. Zahlreiche Studien belegen, dass robuste, multispezifische T-Zellantworten mit einer natürlichen Ausheilung der Infektion korrelieren [76, 77] . Vermutlich können sowohl Antikörper als auch zytotoxische T-Zellen für sich genommen eine schützende Wirkung entfalten und sehr wahrscheinlich ist der Schutz am größten, wenn gleichzeitig beide Arme der adaptiven Immunantwort wirksam sind. Allerdings variieren wichtige T-Zellepitope zwischen den Virustypen und es ist derzeit nicht klar, welche T-Zellepitope besonders breit schützen. Auch in diesem Bereich benötigen wir mehr Informationen über die Determinanten einer kreuzprotektiven Immunität bei HCV. Zukünftige Studien müssen klären, ob beispielsweise eine besondere Auswahl von Epitopen weniger besonderer Virustypen oder andererseits viele Sequenzvarianten eines Epitops einen breiten T-Zellschutz aufbauen. Die jüngsten Durchbrüche bei der Entwicklung und dem Einsatz mRNA-basierter Impfstoffe geben sicherlich wesentliche und nachhaltige Impulse auch für die HCV-Impfstoffforschung. Unabhängig davon, ob diese Verabreichungsform bei HCV besondere immunologische Vorteile bietet, sollte alleine die große Flexibilität der Plattform die vergleichende Analyse neuer Impfstoffkandidaten wesentlich beschleunigen und die Forschung voranbringen. Neutralizing antibodies induced by cell culture- Global progress report on HIV, viral hepatitis and sexually transmitted infections, 2021. Accountability for the global health sector strategies 2016-2021: actions for impact Current prevalence of chronic hepatitis B and C virus infection in the general population, blood donors and pregnant women in the EU/EEA: a systematic review Zur Situation bei wichtigen Infektionskrankheiten in Deutschland -Hepatitis C im Jahr The case for a universal hepatitis C vaccine to achieve hepatitis C elimination The road to elimination of hepatitis C: analysis of cures derived hepatitis C virus protect against infection in mice Viral hepatitis: cell-culture-derived HCV-a promising vaccine antigen Induction of humoural and cellular immunity by immunisation with HCV particle vaccine in a nonhuman primate model Downstream processing of cell culture-derived virus particles Improved virus purification processes for vaccines and gene therapy Vaccines: past, present and future The past, present and future of neutralizing antibodies for hepatitis C virus Characterization of the envelope glycoproteins associated with infectious hepatitis C virus Vaccination of chimpanzees against infection by the hepatitis C virus Safety and immunogenicity of HCV E1E2 vaccine adjuvanted with MF59 administered to healthy adults A hepatitis C virus (HCV) vaccine comprising envelope glycoproteins gpE1/gpE2 derived from a single isolate elicits broad cross-genotype neutralizing antibodies in humans Characterization of antibodies induced by vaccination with hepatitis C virus envelope glycoproteins TherationaleforapreventativeHCV virus-like particle (VLP) vaccine Vaccine delivery: a matter of size, geometry, kinetics and molecular patterns Self-assembling protein nanoparticles in the design of vaccines Hepatitis C virus structural proteins assemble into viruslike particles in insect cells Hepatitis C viruslike particles induce virus-specific humoral and cellular immune responses in mice Immunization with hepatitis C virus-like particles induceshumoralandcellularimmuneresponsesin nonhuman primates Immunization with hepatitis C virus-like particles results in control of hepatitis C virus infection in chimpanzees Hepatitis C VLPsdeliveredtodendriticcellsbyaTLR2 targeting lipopeptide results in enhanced antibody and cellmediated responses Immunological responses following administration of a genotype 1a/1b/2/3a quadrivalent HCV VLP vaccine Characterization of a hepatitis C virus-like particle vaccine produced in a human hepatocyte-derived cell line Pre-clinical evaluation of a quadrivalent HCV VLP vaccine in pigs following microneedle delivery A nanoparticlebased hepatitis C virus vaccine with enhanced potency ChimerichepatitisB virus/ hepatitis C virus envelope proteins elicit broadly neutralizing antibodies and constitute a potential bivalent prophylactic vaccine Proof of principle for epitope-focused vaccine design Hemagglutinin-stem nanoparticles generate heterosubtypic influenza protection Epitope-based vaccine design yields fusion peptide-directed antibodies that neutralize diverse strains of HIV-1 Approaching rational epitope vaccine design for hepatitis C virus with meta-server and multivalent scaffolding Structure-based design of hepatitis C virus vaccinesthatelicitneutralizingantibodyresponses to a conserved epitope Development of a structural epitope mimic: an idiotypic approach to HCV vaccine design De novo protein design enables the precise induction of RSV-neutralizing antibodies 2020) B cell immunodominance in primary hepatitis C virus infection Rapid inductionofvirus-neutralizingantibodiesandviral clearance in a single-source outbreak of hepatitis C 2021) T cell immunity to hepatitis C virus: lessons for a prophylactic vaccine