key: cord-0025441-wfcs1mf6 authors: Dingerkus, Vita Louisa Sophie; Straube, Torsten; Becker, Matthias Dieter title: Infraorbitale granulomatös-purulente Läsion vermeintlich unklarer Ätiologie date: 2022-01-10 journal: Ophthalmologe DOI: 10.1007/s00347-021-01561-8 sha: c465548d835ec3f0fa12fb909b8375186a0c0302 doc_id: 25441 cord_uid: wfcs1mf6 nan Eine 43-jährige Patientin wurde durch den hausinternen, internistischen Notfall aufgrund einer seit einigen Wochen persistierenden, schmerzfreien Schwellung des rechten Unterlides zugewiesen. Sie hatte bereits über zwei Wochen ein ihr unbekanntes Antibiotikum eingenommen und diverse antibiotische und steroidhaltige Salben appliziert, was zu keinerlei Verbesserung geführt hatte. In der medizinischen Anamnese ließen sich eine arterielle Hypertonie, Adipositas, Asthma und, wie sich allerdings erst später im Verlauf herausstellte, eine derzeit inaktive periorale Dermatitis erheben. Eine diabetische oder weitere dermatologische Grunderkrankungenbestandennicht. Es wurdevon keinem Trauma, früheren Entzündungsepisoden oder Infektionen der periokulären Dermis berichtet. In der Statuserhebung zeigte sich linksseitig ein unauffäla b Nach diesem wichtigen Detail in der Anamnese der Patientin wurde zunächst vermutet, dass die HA ursächlich für den Entzündungsprozess gewesen sein könnte, da zwei der möglichen Late-onset-Komplikationen nach HA-Behandlungen Biofilm-und Granulombildungen sind, welche deutlich seltener nach BoNT-A beobachtet werden [1, 2] . In unserem Fall jedoch bestätigte uns die dermatologische Praxis, in welcher die kosmetischen Eingriffe vorgenommen worden waren, dass bei dieser Patientin periokulär ausschließlich BoNT-A durch die auf kosmetische Eingriffe spezialisierte Dermatologin angewandt worden war. Die Latenz von 6 Wochen kann einerseits durch das langsame Wachstum von den niedrig pathogenen Bakterien S. epidermidis und P. acnes erklärt werden, andererseits durch eine langsame, subkutane Granulombildung mit Ausdehnung bis in den Orbicularismuskel, wie sich in der MRT zeigte (. Abb. 2) Die kosmetische Behandlung mit BoNT-A stellt wohl die häufigste aller kosmetischen Eingriffe weltweit dar und wird generell als sicher angesehen. Eine sehr seltene Komplikation hierbei ist die Granulombildung. Unseres Wissens nach handelt es sich hier um den ersten veröffentlichten Fall eines superinfizierten Granuloms nach BoNT-A-Injektion, welches nicht mit Mykobakterien assoziiert war und welches nach initialer antibiotischer Therapie im weiteren Spontanverlauf eine deutliche Besserung zeigte. FallbeschreibungeninBezugauf Granulombildung nach BoNT-A-Injektionen sind selten: Eine kürzlich erschienene Fallstudie stufte diese Komplikation als vermutlich unterdiagnostiziert ein [3] . Granulome nach BoNT-A-Injektionen treten mit einer großen Spannbreite an klinischer Latenz auf: zwischen zwei Tage und bis zu sechs Jahre nach BoNT-A-Injektion wurden beschrieben, die Diagnose wird oft mittels Biopsie gestellt [3] . Nur wenige Veröffentlichungen beschreiben purulente Granulome, wobei bei diesen, im Gegensatz zu unserem Fall, Mykobakterien nachgewiesen worden waren [4, 5] . Möglicherweise hat bei unserer Patientin der Gebrauch von steroidhaltigen Salben in der Vorgeschichte ebenfalls zur Befundverschlechterung beigetragen, da diese bei perioraler Dermatitis kontraindiziert sein können, weil sie eine granulomatöse Dermatitis verursachen können [6] . In Zusammenschau der Befunde sowie der gesamten Anamnese, gehen wir in diesem Fall von einer multifaktoriellen [1, 7] . Letzteres kann auch bei nicht superinfizierten Granulomen nach BoNT-A als Behandlungsoption evaluiert werden [3] . Nur in letzter Instanz wäre die chirurgische Sanierung eine Option. Da aber, wie in diesem Fall ersichtlich, eine spontane Regression möglich ist, kann nach Ausschluss oder Behandlung einer purulenten Komponente der Verlauf abgewartet werden. Wichtig ist, bei periokulären Läsionen explizit in der Anamnese nach möglichen kosmetischen Eingriffen zu fragen, da diese zeitlich dem Granulom lange vorausgegangen sein können. Eine Biopsie sichert die Diagnose, ist aber nicht zwingend notwendig, wenn eine Bildgebung ausreichend konklusiv ist. Treatment of soft tissue filler complications: expert consensus recommendations The role of bacterial biofilm in adverse soft-tissue filler reactions: a combined laboratory and clinical study Nodular eruptions as a rare complication of botulinum neurotoxin type-A: case series and review of literature Botulinum toxin type A injection-related suppurative granuloma: a case report Mycobacterial infection after cosmetic procedure with botulinum toxin a Granulomatous periorificial dermatitis in an adult: a case report with review of literature Global aesthetics consensus: avoidance and management of complications from hyaluronic acid fillers-evidence-and opinionbased review and consensus recommendations selten, können aber noch spät auftreten und sind wahrscheinlich unterdiagnostiziert. 4