key: cord-0023335-ywyme5yg authors: Güther, Helen; Baranzke, Heike; Höhmann, Ulrike title: Herausforderndes Verhalten bei Personen mit Demenz date: 2021-11-23 journal: MMW Fortschr Med DOI: 10.1007/s15006-021-0285-x sha: 4e589fd5ddeb33a4f9082df33a4a4db610832807 doc_id: 23335 cord_uid: ywyme5yg nan Bis zu 70% der Bewohnerschaft in deutschen Alten pflegeeinrichtungen gelten als demenziell verändert [1] . Die Prävalenz von "Herausforderndem Verhalten" (HV) in Pflegeheimen in Deutschland liegt je nach Datengrundlage bei mindestens 50%. Insgesamt tragen Demenzbetroffene mit HV ein hohes Risiko für eine Heimeinweisung [2] . In Pflegeheimen existiert eine hohe hausärztliche Versorgungsdichte (> 90%), zudem sind neurolo gische und/oder psychiatrische Kontakte für Bewoh ner mit Demenz vorhanden. Versorgungs lücken be stehen allerdings in der weiteren fachärztlichen v. a. in der gerontopsychiatrischen Versorgung [3] . Die hausärztliche Versorgung in Pflege heimen wurde in den letzten Jahren gesetzlich gestärkt [4, 5] . Tragfä hige Modelle zur Umsetzung fehlen jedoch [3] . Folgende Problembereiche in der stationären Lang zeitpflege drängen auf Veränderung: wenig Wirkung, können die Symptomatik sogar verstärken und mit erheblichen Nebenwirkungen sowie einer gesteigerten Mortalität verbunden sein [6, 7, 8, 9] . -Schmerzen können eine Ursache für HV sein [10] . -Unerkannte Kau und Schluckprobleme können zu Essstörungen führen [11] . [21] umgehend zu revidieren [21] . Als primäre Behand lungsziele im Umgang mit HV gelten der Erhalt der Lebensqualität sowie die Förderung der sozialen Teilhabe und der Selbstständigkeit der Personen mit Demenz [1, 7] . [8, 9, 20] . [8] . Die medikamentöse Therapie ist nachrangig, spe zifisch für die Art der Demenzerkrankung und er folgt ausschließlich zur Behandlung psychotischer Symp tome wie Agitation, Aggression und Depres sion [8] . Außerdem sind bei Antipsychotika Neben wirkungen sowie zerebro und kardiovaskuläre Ri siken abzuwägen und das Prinzip "start low, go slow" zu beherzigen [9] . InHouseSchulungen des Pflegepersonals durch Haus und Fachärzte sowie Fallbesprechungen können eine gelingende Umset zung befördern. Besondere Aufmerksamkeit und Sorgfalt gebührt der Schmerzdiagnostik und therapie. Dazu empfeh len sich Beobachtungsskalen wie die Beurteilung von Schmerzen bei Demenz (BESD) sowie das Beobach tungsinstrument für das Schmerzassessment bei alten Menschen mit Demenz (BISAD) [10] . Als zentrale Bestandteile werden neben der medikamentösen Therapie mit Analgetika individuell adäquate, nicht medikamentöse Therapien wie Bewegungspro gramme (z. B. FitnessGehen, Aerobic, Geh und Krafttraining), Kälte und Wärmeanwendungen, transkutane elektrische Stimulationen, Akupunktur, Musik und Aromatherapie, Snoezelen, soziale und psychologische Interventionen sowie die Schmerz edukation von Angehörigen und Betroffenen emp fohlen. Diesen kommt insbesondere bei lange beste hendem Schmerzgeschehen mit funktionellen Beeinträchtigungen hohe Bedeutung zu und richtet sich nach der Grunderkrankung, der Umsetzbarkeit und den Vorlieben des Demenzbetroffenen [22] . Kau und Schluckprobleme erfordern eine zahnärzt liche Behandlung [11] . Das Fragentool MAGIC im geriatrischen Assessment empfiehlt sich hierbei als Basis der hausärztlichen Diagnostik [11, 23] . Ein spezifisches Mundgesundheitsscreening (GAMS) ist in Entwicklung [11] . [4, 5] . Die aufgeführten Aufgaben und Pflichten für Hausärzte sind in der Infobox 1 zusammengefasst. Hier soll das eigene berufliche Handeln hinterfragt werden. Im Fokus stehen u. a. der Stand demenzspe zifischer Fortbildungen im multiprofessionellen Team und die Einweisungsgründe (medizinische Notwendigkeit, Wunsch der Angehörigen oder Pfle genden, fehlende Patientenverfügung, HV). Darüber hinaus sollte bei einer Einweisung überprüft werden, ob eine demenzsensible Umgebung sowie die Mög lichkeiten zu alternativen Behandlungen vorhanden sind. Die Perspektive sowie der mutmaßliche Wille der Betroffenen müssen vor einer Einweisung eben falls ermittelt und berücksichtigt werden [12] . Die personzentrierte Kommunikation ist hochbe deutsam für das Wohlbefinden von Demenzbetrof fenen und für die HVPrävention [27, 28] . Empirische Studien zeigen, dass Betroffene bis zum schweren Demenzstadium aktiv (verbal, nonverbal sowie paraverbal) kommunizieren, um ihrer Persönlich keit, ihrer sozialen Position und ihren Emotionen Ausdruck zu verleihen [14] . Herausforderndes Verhalten bei Personen mit Demenz Grundsatzstellungnahme: Menschen mit Demenz -Begleitung, Pflege und Therapie Beschreibung und Bewertung der fachärztlichen Versorgung von Pflegeheimbewohnern in Deutschland. Schriftenreihe Health Technology Assessment Vereinbarung nach §119b Abs. 2 SGB V zur Förderung der kooperativen koordinierten ärztlichen und pflegerischen Versorgung in stationären Pflegeheimen Gesetz zur Stärkung des Pflegepersonals (Pflegepersonal-Stärkungsgesetz -PpSG). Deutscher Bundestag Drucksache 19/4453 The IPA Complete Guides to Behavioral and Psychological Symptoms of Dementia (BPSD) Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN). S-3-AWMF-Leitlinie 038-013 Erfassung der Mundgesundheit von ambulant betreuten Senioren durch Hausärzte. Entwicklung und Validierung des geriatrischen ambulanten Mundgesundheits-Screenings Non-verbale Kommunikation. Demenz Support Stuttgart (Hrsg.) -Teil 2: Verständigung. DeSSorientiert 1-1 Einwilligung von Menschen mit Demenz in medizinische Maßnahmen. Interdisziplinäre S2k-Leitlinie für die medizinische Praxis (AWMF-Leitlinie Registernummer 108 -001) Rahmenempfehlung zum Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Menschen mit Demenz in der stationären Altenhilfe Geriatrisches Assessment in der Hausarztpraxis Hilfen zur Kommunikation bei Demenz. Demenz-Service 2. Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) Hearing the voice of people with dementia. Opportunities and Obstacles Wie forschen mit Menschen mit Demenz? Probleme, Lösungen und offene Fragen Pflegende Angehörige von Erwachsenen Die Autorinnen erklären, dass sie sich bei der Erstellung des Beitrages von keinen wirtschaftlichen Interessen leiten ließen. Sie legen folgende potenzielle Interessenkonflikte offen: Keine. Der Verlag erklärt, dass die inhaltliche Qualität des Beitrags durch zwei unabhängige Gutachten bestätigt wurde. Werbung in dieser Zeitschriftenausgabe hat keinen Bezug zur CME-Fortbildung. Der Verlag garantiert, dass die CME-Fortbildung sowie die CME-Fragen frei sind von werblichen Aussagen und keinerlei Produktempfehlungen enthalten. Dies gilt insbesondere für Präparate, die zur Therapie des dargestellten Krankheitsbildes geeignet sind.