key: cord-0022163-7pbk7w7k authors: Christlein, Daniel; Kast, Johannes; Baumhauer, Matthias title: Gegenwärtige Entwicklungen in der Healthcare-Informationstechnologie: Auswirkungen auf die strukturierte Befundung date: 2021-10-15 journal: Radiologe DOI: 10.1007/s00117-021-00924-1 sha: 099bfb62d1e633c179e687f873705ae7009d52a5 doc_id: 22163 cord_uid: 7pbk7w7k Structured reporting has become established in many radiological applications over the last 20 years. However, its significance is often still seen as being limited to a narrow section of clinical workflows—image reporting and the creation of radiological reports. By placing every clinical and radiological finding in a semantic context from which its clinical meaning can be reproduced at any time, even by digital assistance systems, structured handling of medical data is essential for the interoperability of clinical systems along the entire diagnostic and therapeutic pathway. Strukturierte Befundung gewinnt seit ca. 20 Jahren in vielen Anwendungen der Radiologie zunehmend an Bedeutung. Oft werden ihre Mehrwerte lediglich in Bezug auf die Befundung und Erstellung des Befundberichts gesehen. Indem sie jeden klinischen und radiologischen Befund in einen semantischen Kontext stellt, aus dem seine klinische Bedeutung jederzeit auch durch digitale Assistenzsysteme reproduzierbar bleibt, stellt der strukturierte Umgang mit medizinischen Daten eine wesentliche Grundlage für die Interoperabilität klinischer Systeme entlang des gesamten Diagnose-und Behandlungspfads dar. Befundungssysteme · Digitalisierung · Interoperabilität · Assistenzsysteme · FHIR Strukturierte Befundung in der Radiologie [1] [2] [3] hat in den vergangenen 20 Jahren für bestimmte Fragestellungen -wie beispielsweise die multiparametrische Magnetresonanztomographie (MRT) der Prostata [4, 5] -auch in der klinischen Routine [6] einen festen Platz errungen. Das macht es uns möglich, die Verheißungen, mit denen sie einst angetreten ist, mit Praxiserfahrungen zu vergleichen. Gleichzeitig lässt sich aus der heutigen Perspektive und den gegenwärtigen Trends in der Medizininformatik besser ermessen, welche Rolle die strukturierte Befundung in Zukunft noch einnehmen könnte und welche Voraussetzungen dafür noch erfüllt werden müssen. Weitgehender Konsens herrscht bei überweisenden Ärzten, wie etwa Onkologen, dass die strukturierte Befundung die Vollständigkeit, Reproduzierbarkeit und Übersichtlichkeit der Befundberichte stärkt [7] [8] [9] [10] [11] und zur Qualitätssicherung beiträgt. Doch ein weiterer Vorteil der strukturierten Befundung, der in klinischen Studien längst genutzt wird, findet auch in der klinischen Routine immer mehr Anerkennung: Die Zugänglichkeit struk-turierter Daten für eine weiterführende, computergestützte Verwertung schafft neue Möglichkeiten, den Radiologen und die klinischen Zuweiser [12] in ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen. Textgeneratoren, die automatisch gegliederte und reich illustrierte Befundberichte erzeugen [13] und die sich im Zusammenhang mit dem Stichwort "strukturierte Befundung" oft als erstes aufdrängen, stellen einen einfachen Anwendungsfall dar, der das Potenzial der strukturierten Befundung aber bei weitem nicht ausschöpft. In der Radiologie sind die Herausforderungen, die mit der Befunderhebung in komplexen Fällen einhergehen, wohlbekannt. Gerade die onkologische Radiologie [16, 17] erfordert üblicherweise die Einbeziehung umfangreicher klinischer Daten aus mehreren Abteilungen und zahlreicher Vorbefunde in die Erstellung eines radiologischen Befundberichts, der klinische Entscheidungsfindung optimal unterstützt. Oft sieht sich der Radiologe in der Situation, die Gesamtsicht der verschiedenen Konsiliarbefunde und der Patientenhistorie in seinem eigenen Befundbericht zumindest zur Kenntnis nehmen zu müssen; mit dem Tumorboard [18] ist diese Gesamtsicht an vielen Kliniken auch bereits institutionalisiert -in der Regel mit überzeugendem Erfolg für den Patienten, aber um den Preis hohen Arbeitsaufwands für das Zusammentragen der klinischen Daten. Gerade hier setzt der eigentliche Mehrwert der strukturierten Befundung an. Eine gemeinsame Sprache aller klinischen Systeme -das Fernziel, für das die strukturierte Befundung eine notwendige Vorbedingung darstellt bedeutet, dass der Radiologe diese Zusammenführung nicht mehr manuell vollziehen müsste, sondern dabei durch automatisiert abfragbare, elektronische Patientenakten (EHR) und digitale Assistenzfunktionen unterstützt würde; die Vergleichbarkeit und Abbildbarkeit medizinischer Daten bei einer solchen Abfrage der Patientenakte wird dank der im strukturierten Datenmodell kodierten, semantischen Informationen mit Unterstützung des Computers direkt am Befundungsarbeitsplatz sichergestellt. Dank solcher Entwicklungen eröffnet eine konsequente strukturierte Befundung neue Perspektiven für die täglichen Arbeitsabläufe in der Patientenversorgung. Mit ihr werden Patientendaten in einer Weise erhoben und bereitgestellt, die für die Verarbeitung in Assistenzsystemen auch über die Hersteller hinweg geeignet sind. Gleichzeitig profitiert der Radiologe davon, aus einer Vielzahl solcher Systeme unterschiedlicher Anbieter dasjenige auswählen zu können, das sich am besten in seinen Arbeitsablauf einfügt -statt seine Daten nur innerhalb geschlossener Systeme zu finden oder von De-facto-Standards abhängig zu sein, die von globalen IT-Monopolisten, wie etwa Amazon oder Facebook, geschaffen werden. Dazu müssen natürlich nicht nur Forschungsdaten, sondern auch die in der täglichen Routine erhobenen Daten als potenzieller Input für eine Assistenzfunktion in gleicher Weise strukturiert sein, wenn der Radiologe Nutzen aus dem Ökosystem von Unterstützungs-und Assistenzsystemen ziehen will, das um ihn herum wächst. Das Potenzial dieser Entwicklungen auf regulatorischer ebenso wie auf technischer Ebene für die Patientenversorgung und medizinische Forschung der Zukunft lässt sich anhand einiger innovativer Projekte der jüngeren Vergangenheit und Gegenwart ermessen, die den Nutzen der Vernetzung und Interoperabilität klinischer Daten sowohl abteilungsübergreifend als auch klinikübergreifend hervorheben und damit im Großen die Mehrwerte interdis- Während all diese Bewegungen eine klare Richtung andeuten, in die sich die Radiologie bewegt, ist nicht zu vergessen: HL7 FHIR und andere Schnittstellen, sowie das E-Health-Gesetz und andere regulatorische Maßnahmen, bilden nur den Boden für ein datengetriebenes Ökosystem in der Medizin -strukturierte Daten, die über Systemgrenzen hinweg reproduzierbar und interpretierbar bleiben, sind das Wasser und die Nährstoffe, die für dieses Wachstum unverzichtbar sind. Die Tage, in denen Befunde außerhalb ihres ursprünglichen Entstehungskontextes nicht mehr interpretier-und verwertbar sind und in denen für jede Kommunikation zwischen zwei klinischen Systemen individuelle Schnittstellen erstellt werden mussten, sind gezählt. Die Radiologie ist -aufgrund der überragender Bedeutung von schwer quantifizier-und objektivierbaren Daten -seit jeher ein Prüfstein für die strukturierte Befundung, gleichzeitig aber aufgrund ihrer herausragenden Stellung im diagnostischen Prozess ein prädestinierter Knotenpunkt für die synoptische, abteilungsübergreifende Sichtung und Bewertung medizinischer Daten und wird von der im Hintergrund verlaufenden Vernetzung klinischer Systeme auf Basis strukturierter Daten überdurchschnittlich profitieren. So dürften die zahlreichen Assistenzfunktionen, die das digitale Ökosystem bereitstellen wird, bald ein unverzichtbarer Helfer dabei werden, den immer schneller wachsenden Stand des medizinischen Fachwissens und die abteilungsübergreifende Krankengeschichte des Patienten holistischer und somit effizienter im Blick zu halten. Die gemeinsame Sprache -die von Anfang an unter dem Paradigma strukturierter Befunde erstellten, gespeicherten und kommunizierten Daten -werden aber notwendige Voraussetzung sein, an diesem revolutionären Ökosystem teilhaben zu können. Structure and content of radiology reports, a quantitative and qualitative study in eight medical centers Structured reporting in radiology Structured reporting of prostate magnetic resonance imaging has the potential to improve interdisciplinary communication Structured reporting in clinical routine Standardised reports with a template format are superior to free text reports: the case for rectal cancer reporting in clinical practice Impact of a structured report template on the quality of MRI reports for rectal cancer staging Preferences for structured reporting of measurement data: an institutional survey of medical oncologists, oncology registrars, and radiologists The radiology report as seen by radiologists and referring clinicians: results of the COVER and ROVER surveys Improving communication of diagnostic radiology findings through structured reporting Quantitativeradiologyreporting inoncology: surveyofoncologistsandradiologists Structured reporting: a fusion reactor hungry for fuel Improving radiologic communication in oncology: a singlecentre experience with structured reporting for cancer patients Improving consistency in radiology reporting through the use of department-wide standardized structured reporting Structured reporting of rectal cancer staging and restaging: a consensus proposal Structured reporting of solid and cystic pancreatic lesions in CT and MRI: consensus-basedstructuredreporttemplates of the German Society of Radiology (DRG) Implementing a multidisciplinary tumor board in the community practice setting 34-21st Century Cures Act Integrating the healthcare enterprise: a primer: part 1. Introduction IHE Radiology Technical Committee (2015) IHE radiology technical framework supplement: management of radiology report templates (MRRT) App gallery