key: cord-0020966-tgolihr0 authors: Lewandowski, K.; Kretschmer, B.; Schmidt, K. W. title: 175 Jahre Anästhesie und Narkose – Auf dem Weg zu einem „Menschenrecht auf Ohnmacht“ date: 2021-09-16 journal: Anaesthesist DOI: 10.1007/s00101-021-01043-1 sha: f3f2f5e403f2bf4f63f7292ae7587c3646bc9e68 doc_id: 20966 cord_uid: tgolihr0 The Ether Day, a key moment in the history of mankind, commemorates its 175th anniversary on 16 October 2021. On that day the dentist William T. G. Morton successfully gave the first public ether anesthesia in Boston. From then on it was possible to save people from pain with justifiable risk and at the same time to protect them from psychological damage by inducing unconsciousness. The German philosopher Peter Sloterdijk, one of the most renowned and effective philosophers of our times, deduced that from then on humans, to some extent, had a right to unconsciousness when in psychophysical distress. This postulate unfolded from his concept of “anthropotechnics” developed around 1997, meaning the idea of treating human nature as an object of possible improvements. According to Sloterdijk, in favorable cases a synthesis of man and technology can result in a significant improvement of human capabilities in the sense of “enhancement”, i.e. an increase, an improvement or even an expansion of intellectual, physical or psychological possibilities, as it were in a transgression of the human (so-called transhumanism). Man should go into vertical tension, i.e. strive for higher aims and exploit his inherent potential, he should not dwell in the horizontal. This is not meant as an appeal but as an imperative: “You must change your life!”. In this context modern anesthesia may prove helpful: be operated on by others in order to undergo an enhancement. Or, in its most extreme form, the operation in the “auto-operational curved space”, a person can even operate on himself as has been dramatically demonstrated by Rogozov, a young Russian physician and trainee surgeon who successfully performed a self-appendectomy under local anesthesia at the Novolazarevskaya Antarctic Station in 1961; however, the implementation of this idea is a long way off. On the one hand, many countries lack qualified personnel in sufficiently large numbers to perform even vital operations with patients under anesthesia. On the other hand, over the decades it has become clear that anesthesia is obviously beneficial for mankind in that it offers relief from pain and psychological stress but that it can also often show its dark side: substance abuse, use of anesthetics in torture and in executions. In addition, the role of anesthetics in resuscitation, palliative care, and allaying executions is unclear or controversial. Finally, the necessary formal legal steps to acknowledge a “human right to unconsciousness” have not yet been implemented. Menschenrechte. Die begriffliche Bestimmung von Menschenrechten ist von juristischen und philosophischen Sichtweisen geprägt. Die juristische Sichtweise könnte man mit dem Schweizer Staats-und Völkerrechtlicher Kälin wie folgt formulieren: "Internationale Menschenrechte sind die durch das internationale Recht garantierten Rechtsansprüche von Personen gegen den Staat oder staatsähnliche Gebilde, die dem Schutz grundlegender Aspekte der menschlichen Person und ihrer Würde in Friedenszeiten und im Krieg dienen" [55] . In (rechts)philosophischer Sichtweise sind Menschenrechte vorstaatliche Rechte, die jedem Menschen gegenüber den organisierten Kollektiven (insbesondere den Staaten) zukommen [50] . Wiewohl der Gedanke an Menschenrechte durchaus weit zurückreicht, blieben Ansätze ihrer Realisierung lange Zeit bestenfalls anekdotisch. Umfassende Anerkennung erfuhr die Menschenrechtsidee erst in und seit der Aufklärung. Dabei ist der Begriff des Menschenrechts trotz aller Überschneidungen nicht mit dem des Grundrechts gleichzusetzen. Während Menschenrechte einem jeden zustehen, greifen Grundrechte nicht selten nur für einen beschränkten Personenkreis, so etwa bei der Berufs-, Vereinigungsoder Versammlungsfreiheit, die nach dem Grundgesetz nur Deutschen zustehen. In ihrer Entstehung waren Menschenrechte zunächst v. a. Freiheitsrechte, die sich als Abwehrrechte gegen die staatli-Abb. 1 Recht auf Schutz der Gesundheit. Angelegt war und ist derlei bereits in der Europäischen Sozialcharta von 1961 [37] , die ein Recht auf Schutz der Gesundheit gewährt (Art. 11), sowie im UN-Sozialpakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte von 1966 [116] , durch den die Vertragsstaaten "das Recht eines jeden auf das für ihn erreichbare Höchstmaß an körperlicher und geistiger Gesundheit" (Art. 12 Abs. 1) anerkennen. Die zur vollen Verwirklichung dieses Rechts zu ergreifenden Maßnahmen umfassen gemäß Art. 12 Abs. 3 lit. d ausdrücklich "die Schaffung der Voraussetzungen, die für jedermann im Krankheitsfall den Genuss medizinischer Einrichtungen und ärztlicher Betreuung sicherstellen". Mit Fokus hierauf hat der zuständige UN-Ausschuss in seinen (unverbindlichen) Allgemeinen Bemerkungen Nr. 14 vom 11.08.2000 [117] erläutert, dass dies für die Staaten anhand 4 wesentlicher Kriterien (verfügbar, zugänglich, annehmbar und qualitativ) die Verpflichtung beinhalte, die nach der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unentbehrlichen Arzneimittel verfügbar zu machen (Ziff. 12 lit., 17 und 43 lit. d). Tatsächlich unterhält die WHO seit 1977 eine derartige Liste der "essential medicines", die alle 2 Jahre erscheint (aktuell noch in 21. Aufl. 2019). Sieht man diese Liste ein, findet sich in ihr eine Vielzahl von wohlbekannten Anästhetika und Mitteln zur Schmerzbehandlung [125] . Schmerz als göttliche Strafe. Bereits in der Antike war bekannt, dass der Schmerz auf etwas verweist. Da die Griechen die natürliche Welt als göttlich ansahen, konnte Schmerz im doppelten Sinn gleichzeitig unsichtbare Abläufe innerhalb des Körpers signalisieren und auch eine Heimsuchung (gewöhnlich eine Strafe) durch die Götter bedeuten [78] . So werden etwa in der biblischen Schöpfungsgeschichte konkrete Erfahrungen wie Geburtsschmerzen als Strafe auf den Sündenfall zurückgeführt. "Ich will dir viel Mühsal schaffen, wenn du schwanger bist, und unter Schmerzen sollst du deine Kinder gebären" (1. Mose 3, 16). Der Evolutionsbiologe van Schaik und der Historiker und Literaturwissen-schaftler Michel sehen gerade darin einen Beleg dafür, wie sehr der Mensch dem "Kohärenzzwang" unterliegt, den Ereignissen, die ihm widerfahren, einen Sinn und eine Erklärung abzugewinnen. Beschwerden während der Schwangerschaft und Schmerzen bei der Geburt konnten von den damaligen Menschen nicht als "normales Widerfahrnis" verstanden werden, wie etwa jener Schmerz, der sich nach einem Sturz vom Baum einstellte, sondern Geburtsschmerzen waren unheimlich und unverständlich -und damit extrem erklärungsbedürftig. Der positive Effekt der biblischen Geschichte war nun, dass sie beruhigte, indem sieeineErklärungbotund versicherte: Die Geburtsschmerzen sind "normal", jede Frau muss sie durchleiden, als Strafe für Evas Verfehlung im Paradies. Auf diese Weise wurde zwar die Qual der Geburt nicht aufgehoben, aber die Panik vor etwas Unerklärlichem und Lebensbedrohlichem reduziert -und das erleichterte letztlich die Geburt [97] . Entscheidend für den Umgang mit dem Schmerz ist seine jeweilige zeitbedingte Deutung. Die Vorstellung des Schmerzes als Strafe für die Sünde mündet in die mittelalterlichen Höllendarstellungen, in denen gezeigt wird, wie der sündige Mensch in Ewigkeit Schmerzen leiden wird, als Strafe für seine Sünden. Diese Darstellungen sollten die Gläubigen schrecken und auf dem Pfad der Tugend halten bzw. sie dorthin zurückführen. Erlösung vom Schmerz. Eine solche Welt der Sünden und Schmerzen war auf Erlösung angewiesen. Die Theologie sieht in den Schmerzen, die Jesus Christus am Kreuz erleidet, einen Bestandteil seines Heilswerkes, indem er die sündig gewordenen Menschen mit Gott versöhnt und von der Entzweiung mit Gott erlöst [4] . So hat der Schmerz im christlichen Mittelalter stets auch eine spirituelle Bedeutung und wird als ein Zeichen für den Menschen und seine Beziehung zu dem Göttlichen verstanden [78] . Aus religiöser Perspektive erscheint das irdische Leben als Durchgangsstadium zu Auferstehung und ewigem Leben. Schmerz erinnert an den leidenden Christus ("passio Christi"), von dem zugleich als "Arzt" die Heilung bzw. Erlösung erwartet wird ("Christus medicus" Am "Äthertag", dem 16 [14] . Auch wenn wir im Folgenden darauf nicht näher eingehen können, soll zumindest darauf hingewiesen werden, dass ein Patient durch die Medikamentengabe des Anästhesisten nicht im strengen Wortsinn "bewusst-los" wird. Folgen wir der umgangssprachlichen Redensart, kann der Mensch zwar das Bewusstsein "verlieren" und "wiedererlangen" (so in vielen Sprachen: Englisch: "lose consciousness"; Französisch: "perdre conscience"; Spanisch: "perder el conocimiento"; Italienisch: "perdere conoscenza"), doch wörtlich genommen müsste dann beantwortet werden, "wo" das Bewusstsein ist, wenn es "verloren" wurde und wieder zurückkehren kann. Präziser gesagt, wandert das Bewusstsein jedoch nicht aus, vielmehr wird durch die Anästhesie die Verbindung zur bewussten Wahrnehmung unterbrochen bzw. beeinflusst und zudem die Erinnerung daran verändert, d. h. in unserem Kontext, dass der Patient von der Schmerzempfindung und -erinnerung "abgekoppelt" wird. Der Anaesthesist 5 Die Anästhesie erfüllt dem Patienten den Wunsch, "nicht dabei sein" zu müssen, wenn der schmerzhafte Eingriff erfolgt. Er oder sie gelangt durch die Anästhesie "an einen anderen Ort", ist der Situation quasi "entrückt". Sich der Wirklichkeit zu entziehen, hat historisch gesehen zwei Auslöser: durch äußere Einwirkung und durch unauflösbare innere Spannungen. Klassisch zu nennen ist hier das "In-Ohnmacht-fallen" als Reaktion auf ein schockierendes Ereignis. Dies verweist auf eine spirituell-religiöse Dimension, denn wohin genau das Bewusstsein sein Augenmerk richtet, ist noch zu klären. Mit der Ohnmacht sei es "wie mit dem Eintritt in ein andres Leben", heißt es bei Heinrich von Kleist [58, 59] . Bereits in antiken Texten wird berichtet, wie Menschen "in Ohnmacht fallen", etwa im apokryphen biblischen Buch Judit (ca. 1. Jh. v.Chr.), Kap. 13, Verse 29f.: Nachdem Judit den Heerführer Holofernes überlistet und enthauptet hatte, wurde Achior, der Feldherr der Ammoniter, herbeigerufen. "Als Achior den Kopf des Holofernes sah, entsetzte er sich, wurde bleich vor Schrecken und stürzte vornüber zu Boden. Als er wieder zu sich kam, ...". In-Ohnmacht-fallen Die Aussicht auf einen schmerzfreien Eingriff war stets verbunden mit der Bereitschaft, sich dem Arzt auszuliefern, die Verfügungsmacht über den eigenen Körper (teilweise) aufzugeben und für längere Zeit "ohne Macht", d. h. ohn-mächtig, zu sein. Diese Vorstellung war und ist bis heute durchaus noch angstbesetzt. Im Zuge der Professionalisierung des ärztlichen Berufsstandes ist das Vertrauen darauf, dass es während dieses bewusst in Kauf genommenen wehrlosen Zustandes in der Ohnmacht nicht zu Übergriffen und Verletzungen kommt, in der Form gewachsen, dass der Patient nicht unbedingt einer individuellen Person vertrauen muss, sondern dem Anästhesisten als Vertreter einer Profession. So ist heute nicht zwingend der aufklärende Anästhesist mit jener Person identisch, die die Anästhesie konkret durchführt und den Patienten "ohnmächtig" werden lässt. Diese medikamentös induzierte und gezielt herbeigeführte Ohnmacht hat ihre "Vorläufer" in den verschiedenen Formen des In-Ohnmacht-Fallens. Dieses konnte sowohl als physiologisch-unbeherrschbare Reaktion (z. B. Kreislaufversagen) wie auch als Zeichen der Schwäche oder als gesellschaftlich akzeptiertes und erwartetes Verhalten eingestuft werden, das bis weit ins 19. Jh. erlaubte, sich einer "moralisch prekären" oder einer "unvorteilhaften Situation" zu entziehen. In der literarischen Verarbeitung ist v. a. Heinrich von Kleist zu nennen, in dessen dramatischen Werken die Protagonisten reihenweise in Ohnmacht fallen -und zwar Frauen und Männer! Nur Der zerbrochene Krug kommt ohne Ohnmacht aus [15] . Das In-Ohnmacht-Fallen kann als Versuch der Person verstanden werden, sich vor einer drohenden Fragmentierung, dem seelischen Auseinanderfallen, zu schützen. Nach dieser Lesart geht es beispielsweise bei den Ohnmachten der Protagonisten in Kleists Dramen nicht um die für den Zuschauer sichtbare Darstellung von Personen, die nun plötzlich "ohne Macht" sind (dann müssten viele Protagonisten auf der Bühne ständig in Ohnmacht fallen), sondern um das affektive Überwältigtwerden des Bewusstseins durch die blitzartige Erhellung von Widersprüchlichkeiten im eigenen Inneren. Dem Zuschauer soll deutlich vermittelt werden: Die Person auf der Bühne kann die aktuellen intrapsychischen Spannungen nicht bewältigen und bricht zusammen. Demgegenüber verfällt ein antiker Held nicht in Ohnmacht, auch nicht bei heftigsten Schmerzen. Er verfällt allenfalls in einen von den Göttern gelenkten Wahnsinn. Oder er blendet sich, um nichts mehr sehen zu müssen [15] und sich aus Teilen des Lebens zurückziehen zu können. Über die Ohnmacht, die die Protagonisten bei Kleist wählen, lässt sich sagen: "Unbewusst töten sie sich temporär, wie um sich Ruhe zu verschaffen" [15] . Ohnmacht und Todessehnsucht gehören stets eng zusammen. Das In-Ohnmacht-Fallen lässt sich als besondere Form der Körperrhetorik verstehen: Dadurch wird etwas, das im Inneren (unbewusst) verborgen ist, der Außenwelt sichtbar gemacht. In den mittelalterlichen Inquisitionsverfahren wurde so die Ohn-macht auch als ein vermeintlich verräterischer "Wahrheitsbeweis" verstanden, der einen verborgenen "sündigen", unbewussten Teil des Subjekts ans Licht brachte [15] . Awareness ist ein Phänomen intraoperativer Wachheit. Die Patienten erinnern Ereignisse aus der intraoperativen Phase. Das kann mit einem extremen Schmerzerleben verbunden sein. Awareness ist eine unzureichende Bewusstseinsausschaltung infolge inadäquater oder trotz scheinbar adäquater Anästhetikazufuhr. Das Drama einer missglückten Anästhesie zeigt sich, wenn eine Narkose nicht tief genug ist, aber die verabreichten Muskelrelaxanzien wirken, der Patient also bei Bewusstsein bleibt, alles hört und spürt, aber quasi "gelähmt" ist und sich selbst nicht mehr bemerkbar machen kann. Hieraus können schwerwiegende psychologische Langzeitfolgen und eine posttraumatische Belastungsstörung ("posttraumatic stress disorder", PTSD) resultieren. Diese, auch als "accidental awareness" bezeichneten Phänomene, treten mit einer Häufigkeit von 0,007 bis 0,2 % bei Allgemeinanästhesien auf. Eine PTSD wird bei 43 % der betroffenen Patienten festgestellt [57] . Risikofaktoren für eine Awareness lassen sich in patientenseitige (z. B. Drogenabhängigkeit, weibliches Geschlecht), operationsbedingte (z. B. Sectio caesarea, Herzchirurgie, Notfalleingriffe) und anästhesiebedingte (z. B. Verwendung von Muskelrelaxanzien oder totaler intravenöser Anästhesie) einteilen [19, 119] . Die Awareness-Episoden werden von Patienten als lebensbedrohlich erlebt, wie 12 Frauen, die sich in Narkose einer Sectio caesarea unterzogen hatten, berichteten. Es finden sich Formulierungen, wie z. B. "Erinnerung an ein Gefühl des Erstickens und der Unfähigkeit zu atmen, zusammen mit einem Gefühl des Ertrinkens beim Einleiten" und "Detaillierte Erinnerung an Stimmen und an einen scharfen, schneidenden Schmerz im Unterleib. Unfähig zu kommunizieren" oder "ein Gefühl, dass sie sterben würde" [79]. Sir Oliver Wendell Holmes, Arzt, Schriftsteller und Universalgelehrter, schrieb am 21. November 1846 einen Brief an Dr. William T. G. Morton, der wenige Wochen zuvor die erste öffentliche Äthernarkose gegeben hatte. In dem Schreiben schlug er vor: "The state should, I think, be called ,Anaesthesia' . This signifies insensibility, more particularly . . . to objects of touch". Im vorletzten Satz seines Briefes prophezeite Holmes, dass dieser Begriff "von den Zungen jeder zivilisierten Gattung der Menschheit wiedergegeben werde" (". . . will be repeated by the tongues of every civilized race of mankind") [88]. Ob und wann sich Holmes' Prophezeiung in den zahlreichen Sprachen dieser Welt erfüllte, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht erforscht. Lediglich aus der Schweiz ist bekannt, dass der Begriff "Anästhesie" 1847 nochnicht,jedochab 1848 verwendetwurde. Bis 1848 sprach man von "Ätherschlaf" oder "Ätherrausch" [47] . Holmes hatte ein einprägsames Wort in die Sprachen der Welt eingeführt, das die Unempfindlichkeit gegenüber chirurgischen Schmerzen ausdrückt. Bis heute gibt es keinen Konsens über eine objektive Definition der Allgemeinanästhesie. Das mag damit zusammenhängen, dass unterschiedliche Konzentrationen von verschiedenen inhalativen Anästhetika eine Vielzahl verschiedener reversibler Effekte auslösen können. Niedrige Konzentrationen können eine Amnesie, Euphorie, Analgesie, Hypnose, Erregung und Hyperreflexie auslösen. Höhere Konzentrationen bewirken tiefe Sedierung, Muskelrelaxation sowie verminderte motorische und autonome Reaktionen auf Schmerzreize. Diese Effekte resultieren dann in einer "chirurgischen" Anästhesie [24] . Die verschiedenen Begriffe, die im Zusammenhang mit der Beschreibung von "Nichtwachzuständen" verwendet werden, sind in . Tab. 1 aufgelistet. Da sich das Aufgabengebiet der Anästhesie in den letzten Dekaden kontinuierlich erweitert hat, sind gelegentlich Namensänderungen für dieses Fachgebiet empfohlen worden. So schlug Greene 1993 vor, statt "anesthesiology" oder "anesthesiologist" die Begriffe "metesthesiology" und "metesthesiologist" zu verwenden [43] . Das Präfix "met" ist konnotiert mit "darüber hinaus", wie z. B. bei dem Wort "Metaanalyse". Nur 2 Jahre später wies Saidman diesen Vorschlag als unpraktikabel zurück ("Ist da die Anästhesie am Apparat?" -"Nein, Sie sprechen mit der Metesthesiologie!"; [95] ). Er regte an, die Bezeichnung "perioperative medicine and pain management" (PMPM) einzuführen. Der nach dem Vorschlag von Holmes in der Tradition stark verwurzelte Begriff der "Anästhesie" hat den Lackmustest der Zeit überstanden -die anderen Vorschläge haben sich bis zum heutigen Tag nicht durchsetzen können. Eine unzulängliche Schmerzbehandlung kann über komplexe physiologische und pathophysiologische Mechanismen Gesundheit und Lebensqualität von Betroffenen folgenschwer negativ beeinflussen und zudem zur Kostensteigerung im Gesundheitswesen beitragen. Schließlich kann eine pflichtwidrig unterlassene oder sonst unzulängliche Schmerztherapie auch zu unangenehmen juristischen Folgen für Mitglieder eines Behandlungsteams führen, da es sich dann um eine straf-und zivilrechtlich relevante Körperverletzung handelt [115] . Bis in die 1980er-Jahre nahm man an, dass Neugeborene keinen Schmerz wahrnehmen oder sie empfundenen Schmerz leicht wieder vergessen würden [94] . Diese Annahme ging auf Untersuchungen der Psychologin McGraw in den 1940er-Jahren zurück. Sie hatte berichtet, dass neonatale Reaktionen auf Nadelstiche nicht vorhanden oder inkonsistent waren [71] . Weiterhin war Anästhesisten bekannt, dass es bei kleinen Kindern häufiger zu anästhesieassoziierten Komplikationen kam und das Monitoring noch nicht ausgereift war. Operationen wurden dann oft ohne oder nur mitminimaler Anästhesieund mit Muskelrelaxierung durchgeführt [104] . Immerhin wurde bei der "Liverpool-Technik" eine Kombination aus Lachgas, intermittierend Äther und D-Tubocurarin verabreicht [53] . Die Wende brachte erst eine 1987 veröffentlichte Meilensteinarbeit, eine der ersten randomisierten kontrollierten Untersuchungen an Neonaten [6] : Frühgeborene, bei denen eine Ligatur eines offenen Ductus arteriosus vorgenommen wurde, erhielten Lachgas und D-Tubocurarin mit oder ohne Zusatz von Fentanyl (10 μg/kgKG i.v.). Zahlreiche hormonelle Reaktionen auf die Operation (Änderungen z. B. der Plasma-Adrenalin-, Noradrenalin-, Glukagon-, Aldosteronund Kortisolspiegel) waren in der Non-Fentanyl-Gruppe signifikant höher als in der Fentanyl-Gruppe. Verschiedene postoperative Komplikationen traten in der Fentanyl-Gruppe deutlich seltener auf (keine Statistik, nur eine Gegenüberstellung der Zahlen). Die Ergebnisse dieser Untersuchung mit einer kleinen Fallzahl von n = 16 ließen die Schlussfolgerung zu, dass Frühgeborene eine erhebliche Stressreaktion auf Operationen unter Lachgasund Kurare-"Anästhesie" zeigen, und dass die Verhinderung dieser Reaktion durch Fentanyl-Gabe mit einem verbesserten postoperativen Ergebnis assoziiert ist. Interessanterweise erinnern sich die Autoren Sippell [106] und Anand [7] daran, dass in Großbritannien nach der Publikation der Studie Stürme der öffentlichen Entrüstung losbrachen, Tageszeitungen darüber berichteten und sogar ein Untersuchungsausschuss des Unterhauses sich mit dem Beitrag auseinandersetzte. Es war für die Menschen schwer verständlich, mit dieser Arbeit einen lange nichthinterfragten Mythos beerdigen zu müssen. In den darauffolgenden Jahren ist dann auch noch herausgearbeitet worden, dass die Exposition von Neugeborenen gegenüber Schmerzen zu einer lang anhaltenden veränderten Schmerzschwelle und erhöhter Angst im späteren Leben führen kann [61] . Die Einstellung zur neonatalen Schmerzwahrnehmung hat sich seit der randomisierten kontrollierten Studie von Anand et al. [6] [32] . Die weltweite Prävalenz der männlichen Zirkumzision wird auf 38-39 % geschätzt [76, 77] . Im mittleren Osten und in Nordafrika beträgt sie 95 %, in den USA -dort aber nicht aus rituellen Gründen -91 % bei weißen Männern, 76 % bei schwarzen Männern und 44 % bei Hispanoamerikanern [52] . Neben rituellen oder religiösen Aspekten spielen, besonders in der Neuzeit, medizinische Begründungen eine wichtige Rolle. Wenn die Zirkumzision vor der Pubertät durchgeführt wird, kann möglicherweise das Risiko, an einer "Humanimmunodeficiency-virus"(HIV)-Infektion/ einem "acquired immune deficiency syndrome" (AIDS) zu erkranken, verringert werden [12, 42] . In einigen Ländern, in denen aus unterschiedlichen Beweggründen frühkindliche Beschneidungen häufig durchgeführt werden, konnten niedrigere Häufigkeiten an später auftretenden Peniskarzinomen dokumentiert werden [101] . Eine Zirkumzision im Erwachsenenalter hat diesen Effekt jedoch nicht [105] . Es gibt allerdings erhebliche Meinungsunterschiede darüber, ob die Zirkumzision insgesamt nützlich, neutral oder schädlich ist. Verschiedene medizinische Organisationen und Interessengruppen haben unterschiedliche Ansichten angenommen. Gegenwärtig ist die medizinische wissenschaftliche Literatur über die Auswirkungen der Beschneidung auf die Gesundheit, einschließlich der sexuellen Gesundheit, teilweise widersprüchlich. Im Jahr 2007 empfahl die WHO die Zirkumzision als Vorbeugungsmaßnahme gegenHIV-Infektionen [123] . Gestütztwurde die Empfehlung auf Studien aus Kenia und Uganda, deren Ergebnisse darauf hindeuten, dass das Risiko einer HIV-Infektion bei beschnittenen heterosexuellen Männern etwa 50 % geringer ist als bei unbeschnittenen. Ob diese Ergebnisse auf andere Länder übertragbar sind, ist allerdings umstritten [110] . Die männliche Beschneidung ist ein schmerzhafter Eingriff und wird häufig oh-ne oder mit ungeeigneten analgetischen Verfahren durchgeführt. In einer aktuellen Metaanalyse war die Kombination aus Ringblockade, "Eutectic-mixture-of-local-anaesthetics"(EMLA)-Creme und Zuckerlösung anderen Kombinationen hinsichtlich der Schmerzbekämpfung überlegen [94] . Die Bevorzugung eines multimodalen Ansatzes, einschließlich kinästhetischer Maßnahmen, ergibt sich auch nach einer weiteren Metaanalyse [61] . Berichte über Beschneidungen in Eswatini und Sambia bei Adoleszenten zeigen, dass der Operationsschmerz minimal ist, aber die Injektion des Lokalanästhetikums als schmerzhaft empfunden wird [98] . In der Vergangenheit wurde wiederholt postuliert, dass eine Zirkumzision zu psychologischen Folgeschäden und sexuellen Funktionsstörungen führen kann [112] . Eine aktuelle Metaanalyse zeichnet jedoch ein anderes Bild: Sexuelle Funktion, Empfindung, Befriedigung und Genuss werden nicht beeinträchtigt [75] . Davon zu unterscheiden ist die weibliche Genitalverstümmelung (engl.: "female genital mutilation", FGM). Mit dem Begriff FGM werden alle Verfahren bezeichnet, die absichtlich die weiblichen Genitalien modifizieren oder sie verletzen, ohne dass medizinische Gründe vorliegen [31] . Zu den typischen Risiken einer FGM zählen Blutungen, Infektionen, Tod, Dyspareunie, Komplikationen bei der Geburt und psychische Langzeitfolgen [122] . Nach aktuellen Schätzungen wurden weltweit über Anästhesie bei Wiederbelebungsmaßnahmen? [35] ? Und ermöglicht sie -neben allen psychosozial problematischen Aspekten -nicht auch eine verdeckte Tötung, weil die genaue Grenze nicht scharf zu ziehen ist? Der Anästhesist, Intensivmediziner und Medizinethiker Salomon hat diesen kritischen Anfragen entgegnet, dass es darauf ankommt, mit welchen Motiven die Sedierung eingesetzt wird [96] . "Die Sedierung kann aber auch so genutzt werden, daß sie den von Elias und der Bundesärztekammer angestrebten Zielen entspricht. Dazu ist es wichtig, daß sie kritisch, transparent und gut dokumentiert eingesetzt wird .... Ihr vorausgehen muß die bestmögliche Therapie der belastenden Symptome, und sie muß eingebettet sein in eine gute psychosozia-le und zugewandte Umgebung. Sie ist an die Autonomie des Sterbenden geknüpft und muß daher einvernehmlich mit ihm oder nach seinem mutmaßlichen Willen erfolgen. Das beinhaltet auch, daß offene Angelegenheiten für den Sterbenden zuvor befriedigend geregelt worden sind und einAbschiednehmenmöglichist" [96] . "Die Sedierung ist unter diesen Voraussetzungen [...] auch vertretbar, wenn Symptome optimal beherrscht werden und die ,ganzheitliche Umsorgung' effektiv ist. Dem Sterbenden darf sein Wunsch nach Schlaf in den Tod nicht verwehrt werden, wenn er -auch nach Regelung aller Angelegenheiten -weiter diesen Wunsch hat. Eine Verweigerung könnte ihm den Abschied erschweren. Terminale Sedierung muß nicht nur auf Situationen beschränkt sein, bei der körperliche Symptome nicht anders beherrschbar sind. Sie ist nicht ultima ratio, sondern eine Facette von Sterbebegleitung" [96] . Die aktuelle S3-Leitline Palliativmedizin scheint dies auf den ersten Blick enger zu fassen, wenn hier die palliative Sedierung als Ultima Ratio für jene seltenen Fälle beschrieben wird, "wenn weder durch eine ursächliche noch durch eine symptomatische Therapie, bzw. durch das Weglassen von Maßnahmen, eine zufriedenstellende Linderung des Leidens bei Sterbenden erreicht werden kann" [66] . Es wird jedoch eingeräumt, dass es für nichtphysische Symptome wie Angst und existenzielles Leid keinen übergreifenden fachlichen Konsens im Hinblick auf die Indikation für eine palliative Sedierung gibt [66] . Da der in früheren Publikationen verwendete Terminus "terminale Sedierung" zu dem Missverständnis führen konnte, als solle der Patient durch die Sedierung zu Tode gebracht werden, wird heute von "palliativer Sedierung" gesprochen, an die medizinische, ethische und rechtliche Anforderungen zu stellen sind [64] . So muss der Patient über die Maßnahme aufgeklärt worden sein und eingewilligt haben. Die S3-Leitline Palliativmedizin beschreibt: "In seltenen Fällen gibt es Symptome, die durch eine primäre Symptomkontrolle nicht ausreichend gelindert werden können, d. h. unzureichend beherrschbar sind. Wenn dies zu einer Belastung führt, dass dies ein wesentlicher Grund für einen geäußerten Todeswunsch ist, dann Der Anaesthesist 9 kann auch eine palliative Sedierung erwogen werden". Konkret wird unter palliativer Sedierung verstanden: "der überwachte Einsatz von Medikamenten mit dem Ziel einer verminderten oder aufgehobenen Bewusstseinslage (Bewusstlosigkeit), um die Symptomlast in anderweitig therapierefraktären Situationen in einer für Patienten, Angehörige und Mitarbeiter ethisch akzeptablen Weise zu reduzieren .... Die Sedierung kann intermittierend oder dauerhaft eingesetzt werden. Die angestrebte Sedierungstiefe kann von flacher Sedierung bis zum dauerhaften Ausschalten des Bewusstseins reichen" [66] . Zumeist erfolgt in der palliativen Sedierung keine künstliche Ernährung mehr, die in der Regel vom Patienten nicht mehr gewollt ist. Jedem Guten wohnt das Schlechte innedas haben viele Erfindungen der Menschheit gezeigt. Die Anästhesie ist hier keine Ausnahme. Anästhesiepersonal. Eine aktuelle Umfrage an 1385 in Deutschland in der Anästhesie tätige Personen (98,7 % Ärzte, Pflege 0,5 %, andere Assistenzberufe 0,1 %, Sonstige 0,7 %) ergab, dass 76,5 % in den letzten 2 Jahren am Arbeitsplatz "dramatische und emotional sehr belastende Ereignisse" erlebt haben. Als besonders belastend wurden Ereignisse eingeschätzt, in die Kinder involviert waren [49] . Schätzungsweise 10-15 % der Ärzte werden irgendwann im Laufe ihrer Karriere von einer Substanz abhängig. Alkohol ist die am häufigsten missbrauchte Substanz unter Ärzten; die geschätzte Prävalenz der Abhängigkeit von anderen Substanzen beträgt 1-2 %. Opioide sind die am häufigsten missbrauchten Anästhesiemedikamente, es gibt jedoch eine signifikante Anzahl von Nichtopioidmedikamenten mit Missbrauchspotenzial. Zu den am häufigsten genannten Anästhetika dieser Klasse gehören Propofol, Benzodiazepine, Ketamin und die inhalativen Mittel. Unter Anästhesisten wurde die Häufigkeit des Missbrauchs von Narkose-mitteln auf 1,0 % bei den Fachärzten und 1,6 % bei den Assistenzärzten geschätzt [128] . Opioidepidemie Am 21. April 2016 fand ein Mitarbeiter des Popstars Prince (bürgerlicher Name: Prince Rogers Nelson) den Künstler leblos im Aufzug seines Aufnahmestudios. Der Rettungsdienst wurde gerufen; eine Reanimation blieb erfolglos. Eine später durchgeführte toxikologische Untersuchung ergab sehr hohe Fentanylkonzentrationen im Serum (67 ng/ml). Laut "Europäischer Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht" beträgt die empfohlene Serumkonzentration für eine Analgesie lediglich 1-2 ng/ml [38] . Ermittlungsbeamte schlossen ein Verbrechen aus; Prince hatte offensichtlich nicht gewusst, dass die von ihm eingenommenen Schmerzmittel Fentanyl enthielten. Der Staatsanwalt machte die seitJahrenschwelendeOpioidkriseund die landesweite Verbreitung von Medikamentenfälschungen für den Tod des Popmusikers verantwortlich [73] . Der Tod des äu-ßerstbeliebtenKünstlers hateinseitJahren gärendes Problem in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt: Mehr als 450.000 Menschen verstarben seit 1999 in den USA an den Konsequenzen einer Opioidüberdosis. Die dafür verantwortlichen Substanzen umfassen rezeptierte Schmerzmittel, aber auch illegale Drogen wie z. B. Heroin [10] . Insgesamt verstarben im Jahr 2014 in den USA 28.647 Personen im Zusammenhang mit Opioiden; im Jahr 2017 hat sich diese Zahl mehr als verdoppelt; etwa 72.000 Tote wurden gezählt. Die "Centers for Disease Control and Prevention" schätzen, dass zwei Drittel der Drogentoten in den USA auf Opioide zurückzuführen sind [48] . Der Gebrauch von psychoaktiven Substanzen in sexuellen Interaktionen ist ein wiederkehrendes Phänomen. In letzter Zeit hat dieses Phänomen erhöhte mediale und wissenschaftliche Aufmerksamkeit erfahren [84] . Sexuelle Übergriffe unter Drogeneinfluss ("drug-facilitated sexual assaults", DFSA) sind eine Form der sexuellen Gewalt gegen eine Person, die durch eine be-wusstseinsverändernde Substanz wie Alkohol oder "Date-rape"-Drogen entmündigt wurde. Es wird geschätzt, dass bei 75 % aller Vergewaltigungen im Bekanntenkreis Alkohol und/oder Drogen im Spiel sind [23] . Folgende Substanzen werden eingesetzt [23] : [102, 126] . Auch bei Analgosedierungen auf der Intensivtherapiestation sind Fantasien, Träume und Halluzinationen mit sexuellen Inhalten beschrieben worden [13] . So wird aus medikolegalen Gründen vielfach empfohlen, Narkosen nur in Anwesenheit einer weiteren Person ("Zeugen") durchzuführen. [17] . Hierfür wurden sie mit Bezeichnungen wie "frontline COVID-19 warrior" oder "hero" geadelt [113] . Wenn man sich jetzt das Winston Churchill zugeschriebene Bonmot "Never let a good crisis go to waste" ins Gedächtnis ruft, kann sich für Anästhesisten in der COVID-19-Pandemie eine Perspektive für eine persönliche Weiterentwicklung eröffnen. Rund 5 Mrd. von fast 8 Mrd. Menschen, die aktuell auf der Erde leben, haben lediglich begrenzten Zugang zu notfallmäßigen und lebensnotwendigen chirurgischen Eingriffen [72] . Ungefähr ein Drittel der globalen Krankheitslast kann auf chirurgisch behandelbare Erkrankungen zurückgeführt werden. Insbesondere in Ländern mit niedrigem Einkommen können die notwendigen chirurgischen Eingriffe jedoch wegen eines Mangels an Chirurgen, Gynäkologen/Geburtsmedizinern und Anästhesisten oft nicht oder nur ohne Anästhesie durchgeführt werden [51] . Die Knappheit an sicheren, finanzierbaren und zeitnah verfügbaren Anästhesieleistungen wurde als "Anästhesielücke" bezeichnet; die Anästhesie gilt als der "unsichtbare Freund" des "vernachlässigten Stiefkindes" (gemeint ist die Chirurgie; [39] ). Fehlende Anästhesiekapazität stellt eines der wichtigsten Hindernisse für eine flächendeckende chirurgische Versorgung dar [8] . Der Mangel an Anästhesisten in Ländern mit niedrigem Einkommen wird auch noch dadurch verschärft, dass bis zu 25,9 % (im Mittel: 16,6 %) der in Ländern mit hohem Einkommen beschäftigten Anästhesisten ihre Ausbildung in einem Land mit niedrigem Einkommen absolviert haben und dann ausgewandert sind [62] . Für die Länder und ihre Bevölkerungen, die von diesem "brain drain" betroffen sind, ist dies ein überaus ernstes Problem. Um die Auswirkungen des Mangels an Anästhesisten für die Patienten zu lindern, gab es in der jüngeren Vergangenheit einige vielversprechende Ansätze: -Nichtanästhesisten wurden trainiert, Narkosen mit Ketamin (Ketanest ® ) zu geben, wenn kein Anästhesist verfügbar war [20] [21] [22] . -Aufgabenverlagerung [40] . Die WHO definiert Aufgabenverlagerung als angemessene Verlagerung von Aufgaben von hochqualifizierten auf weniger qualifizierte Arbeitskräfte mit kürzerer kompetenzbasierter Ausbildung, um die vorhandenen personellen Ressourcen optimal zu nutzen [124] . -Durchführung chirurgischer Eingriffe in Lokalanästhesie, z. B. Appendektomien [54, 103] , Bauchwandhernien [69] , Leistenhernien [121] . Aber auch ausgedehntere Operationen wie Gastroenterostomien oder Darmresektionen sind in Lokalanästhesie möglich [29] . -Durchführung von Anästhesien durch nichtärztliches Personal: "Why waste a doctor for anesthesia?" [34] . Da Menschenrechte ausnahmslos für alle Menschengelten, sind nocherhebliche Anstrengungen erforderlich, um in Ländern mit niedrigem Einkommen ein "Menschenrecht auf Ohnmacht" nicht nur zu formulieren, sondern auch um-und durchzusetzen. So wünschenswert ein "Menschenrecht auf Ohnmacht", also Anästhesie in psychophysischen Ausnahmesituationen, auch ist, muss es im Moment noch als Vision angesehen werden. Zum einen fehlt in vielen Ländern qualifiziertes Personal in Heutige Anästhesieverfahren -Versuch einer Systematik Hrsg) (1998) Principles of neurology Anfrage des Abgeordneten Marcel Luthe (FDP) zum Thema "Liquid EcstasyundK Ethische Aspekte des Schmerzes -Expertenwissen und Subjektivität The medieval catholic tradition. In: Numbers RL, Amundsen DW (Hrsg) Caring and curing. Health and medicine in the Western religious traditions Randomised trial of fentanyl anaesthesia in preterm babies undergoing surgery: effects on the stress response Discovering pain in newborn infants Defining the anesthesia gap for reproductive health procedures in resource-limited settings McKinsey akzeptiert in Opioidkrise millionenschweren Vergleich Is pharmacological, H2S-induced 'suspended animation' feasible in the ICU? Male circumcision for HIV prevention in young men in Kisumu, Kenya: a randomised controlled trial Sexual hallucinations during and after sedation and anaesthesia Die philosophischen Grundlagen der Neurowissenschaften Zu den Ohnmachtsszenarien Kleistscher Protagonisten Pressemappe 175 Jahre Anästhesie im Jahr 2021. Informationen und Interviews zur Erinnerung an die erste Narkose 1846. Interview mit DGAI-Präsident Professor Dr Corona pandemic: bringing anaesthesiologist's professional role and other skills to the fore Das Geheimnis des Schlafs Die neue S1-Leitlinie "Geburtshilfliche Analgesie und Anästhesie" -Vorstellung und Kommentar A safe-anesthesia innovation for emergency and life-improving surgeries when no anesthetist is available: a descriptive review of 193 consecutive surgeries Safety and feasibility of a ketamine package to support emergency and essential surgery in Kenya when no anesthetist is available: an analysis of 1216 consecutive operative procedures Correction to: Safety and feasibility of a ketamine package to support emergency and essential surgery in Kenya when no anesthetist is available: an analysis of 1216 consecutive operative procedures Drug-facilitated sexual assaults (DFSA): a serious underestimated issue Mechanisms of actions of inhaled anesthetics Surgical management of female genital mutilation-related morbidity: a scoping review Eine nicht "ganz normale What is consciousness, and could machines have it? Local anaesthesia for major general surgical procedures. A review of 116 cases over 12 years Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg) Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie Conversations about FGM in primary care: a realist reviewonhow, whyandunderwhatcircumstances FGM is discussed in general practice consultations Ritual male circumcision: a brief history Unter besonderer Berücksichtigung eigener Erfahrungen in der Demokratischen Republik Kongo und der Mongolei Über die Einsamkeit der Sterbenden in unseren Tagen ?start=%2F%2F* %5B%40attr_id%3D%27bgbl264i1261.pdf %27%5D#__bgbl__%2F%2F*%5B%40attr_ id%3D%27bgbl264i1261 European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction Surgery and global health: a view from beyond the OR Global surgical, obstetric, and anesthetic task shifting: a systematic literature review Fordham University The medieval Sourcebook: twelfth ecumenical council: Lateran IV 1215. Canon 22 Male circumcision for HIV prevention in men in Rakai, Uganda: a randomised trial The 31st Rovenstine Lecture. The changing horizons in anesthesiology Sprachgebrauch und Tatbestand: Zum Kriterium des Schmerzes im Lethal injection: a stain on the face of medicine Choosing anaesthesia as a career: a postgraduate student's perspective Lizentiatsarbeit an der Philosophischen Fakultät der Universität Zürich Langzeitanwendungen von Opioiden bei chronischen nicht-tumorbedingten Schmerzen Let's talk about Human rights Task sharing in global anesthesia and surgery: workforce concerns Prevalence of circumcision among men and boys aged 14 to 59 years in the United States Local anaesthesia for appendicectomy: one surgeon's experience Müller L, Kälin W, Wyttenbach J (Hrsg) Das Bild der Menschenrechte. Lars Müller The role of anaesthesiologists in lethal injection: a call to action Accidental awareness under general anaesthesia: incidence, risk factors, and psychological management Deckname Artischocke. Die geheimen Menschenversuche der CIA Pain control in neonatal male circumcision: a best evidence review International migration of surgeons, anaesthesiologists, and obstetricians Professional artist, good Samaritan, servant and coordinator: four ways of understanding the anaesthetist's work Arztrecht, 6. Aufl. CH Beck, München 65. Laufs A, Uhlenbruck W (1999) Handbuch des Arztrechts Erweiterte S3-Leitlinie Palliativmedizin für Patienten mit einer nicht-heilbaren Krebserkrankung. Langversion 2.2 Cardiac arrest teams perspectives on communication and ethical conflicts related to awareness during CPR, a focus group study protocol ) K.-o.-Mittel: Häufigkeit, Wirkungsweise, Beweismittelsicherung Preperitoneal mesh repair of spigelian hernias under local anesthesia: description and clinical evaluation of a new technique Science in Dachau's shadow: Hebb, Beecher, and the development of CIA psychological torture and modern medical ethics Theneuromuscularmaturation of the human infant Global Surgery 2030: evidence and solutions for achieving health, welfare, and economic development Kein Purpur-Regen über Paisley Park. 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Aufl. CF Müller %2F*%5B%40attr_id%3D%27bgbl273s1569.pdf %27%5D__1631682506720. Zugegriffen: 14 General Comment No. 14: The Right to the Highest Attaina-bleStandardofHealth(Art. 12 oftheCovenant), 11 Moratorium für die Anwendung der Todesstrafe 51/w, Awarenessmitposttrau-matischerBelastungsstörungVorbereitungaufdie Facharztprüfung: Fall 48 Mammalian hibernation and the oxygen consumption of a denning black bear (ursus americanus) Postoperative clinical outcomes and inflammatory markers after inguinal hernia repair using local, spinal, or general anesthesia: a randomized controlled trial The experiences and psychological outcomes for pregnant women who have had FGM: a systematic review World Health Organization WHO and UNAIDS announce recommendations from expert consultation on male circumcision for HIV prevention Task shifting: global recommendations and guidelines Liste der unentbehrlichen Arzneimittel Patient experience of sexual hallucinations after propofol-induced painless abortion may lead to violence against medical personnel The absence of cruelty is not the presence of humanness: physicians and the death penalty in the United States Nonopioid anesthetic drug abuse among anesthesia care providers: a narrative review *%5B %40attr_id%3D%27bgbl288s0662.pdf%27 %5D__1631683304017. Zugegriffen: 15 The Ether Day, a key moment in the history of mankind, commemorates its 175th anniversary on 16 October 2021. On that day the dentist William T. G. Morton successfully gave the first public ether anesthesia in Boston. From then on it was possible to save people from pain with justifiable risk and at the same time to protect them from psychological damage by inducing unconsciousness. The German philosopher Peter Sloterdijk, one of the most renowned and effective philosophers of our times, deduced that from then on humans, to some extent, had a right to unconsciousness when in psychophysical distress. This postulate unfolded from his concept of "anthropotechnics" developed around 1997, meaning the idea of treating human nature as an object of possible improvements. According to Sloterdijk, in favorable cases a synthesis of man and technology can result in a significant improvement of human capabilities in the sense of "enhancement", i.e. an increase, an improvement or even an expansion of intellectual, physical or psychological possibilities, as it were in a transgression of the human (so-called transhumanism). Man should go into vertical tension, i.e. strive for higher aims and exploit his inherent potential, he should not dwell in the horizontal. This is not meant as an appeal but as an imperative: "You must change your life!". In this context modern anesthesia may prove helpful: be operated on by others in order to undergo an enhancement. Or, in its most extreme form, the operation in the "auto-operational curved space", a person can even operate on himself as has been dramatically demonstrated by Rogozov, a young Russian physician and trainee surgeon who successfully performed a selfappendectomy under local anesthesia at the Novolazarevskaya Antarctic Station in 1961; however, the implementation of this idea is a long way off. On the one hand, many countries lack qualified personnel in sufficiently large numbers to perform even vital operations with patients under anesthesia. On the other hand, over the decades it has become clear that anesthesia is obviously beneficial for mankind in that it offers relief from pain and psychological stress but that it can also often show its dark side: substance abuse, use of anesthetics in torture and in executions. In addition, the role of anesthetics in resuscitation, palliative care, and allaying executions is unclear or controversial. Finally, the necessary formal legal steps to acknowledge a "human right to unconsciousness" have not yet been implemented. Anniversary · History of anesthesia · Ether · Pain · Unconsciousness