key: cord-0018271-lqs8mzv0 authors: Briegel, J.; Brenner, Th. title: Sterblichkeit bei Sepsis in Deutschland – Eine Frage der Repräsentativität! date: 2021-06-18 journal: Anaesthesist DOI: 10.1007/s00101-021-00984-x sha: 58a072ab950cbb1bf08898232de4f8b67a371c3c doc_id: 18271 cord_uid: lqs8mzv0 nan "Sepsis -Es überleben zu wenige." So betitelte Eckert im September 2019 ihren Bericht von der Fachveranstaltung des Aktionsbündnisses Patientensicherheit in Deutsches Ärzteblatt [2] . Diese Feststellungistunbestritten, denndieSterblichkeit der Sepsis ist nach wie vor zu hoch. Weiter heißt es in ihrem Bericht, dass Deutschland im internationalen Vergleich ziemlich schlecht dastehe: "Mit über 40 % liegt die Letalität schwerer Sepsis in Deutschland rund 10-20 % höher als beispielsweise in England oder den USA". Erstaunlich ist, dass gerade diese beiden Länder in ihren offiziellen Statistiken während der SARS-CoV-2-Pandemie für das Jahr 2020 eine ausgesprochen hohe Übersterblichkeit ("Excess deaths include deaths from COVID-19 and other causes") von 17 % bzw. 20 % ausweisen, während in Deutschland "nur" ein 5 %iger Anstieg über dem Durchschnitt vergangener Jahre zu verzeichnen war [8] [7] . Eine Möglichkeit für einen internationalen Vergleich der Sepsissterblichkeit bieten kontrollierte klinische Studien. Sie werden nach weitgehend standardisierten Kriterien in einem definierten klinischen Umfeld durchgeführt. "All-cause mortality" über oder zum Ende eines definierten Zeitraums nach Beginn einer Intervention ist ein häufiger Endpunkt. Natürlich sagt dies nichts über die Epidemiologie einer Sepsis in dem jeweiligen Land aus, aber es gibt Hinweise auf die Qualität der Intensivmedizin des betreffenden Landes. Genau dies war die Absicht der Metaanalyse von Bauer et al. [1] . Ziel ihres systematischen Reviews und ihrer Metaanalyse war eine Schätzung der 30-und 90-Tage-Sterblichkeit von Patienten mit Sepsis oder septischem Schock auf Intensivstationen in Deutschland im Vergleich zu Europa und Nordamerika. Die vor Abdruck erfolgte Online-Publikation dieser Metaanalyse hat zu einer sehr angeregten akademischen Diskussion geführt, die in zwei Leserbriefen und in einer Stellungnahme sowie in dem über ein Erratum korrigierten Artikel der Autoren in dieser Ausgabe der Zeitschrift Der Anaesthesist abgedruckt sind [5, 6] . Die einzelnen Änderungen sind im online verfügbaren Erratum aufgeführt [9] . Ungeachtet der diskutierten methodischen Fragen ergibt sich aus der Arbeit von Bauer et al., dass sich auf der Datenbasis von kontrollierten klinischen Studien die Sterblichkeit der Sepsis in Deutschland nicht von anderen europäischen Ländern und Nordamerika unterscheidet. Bislang ungelöst ist aber nach wie vor das Problem, dass es weder in Deutschland noch in anderen Ländern bevölkerungsbasierte Daten zur Sterblichkeit bei Sepsis gibt; für die Realisierung einer derartigen Erhebung sind die aktuellen Sepsiskriterien schlichtweg ungeeignet (SOFA-Score außerhalb der Intensivstation!) [3] . Um repräsentative Daten zur Sepsissterblichkeit für die klinischen Versorgungsstrukturen in Deutschland zu erhalten, wäre es zweifelsohnesinnvoll,die90-Tage-Sterblichkeit der Sepsis einheitlich, systematisch und verpflichtend zu erfassen. Dieser von Matthias Gründling vorgeschlagene Weg würde maßgeblich dazu beitragen, belastbare epidemiologische Daten zur klinischen Versorgung der Sepsis in Deutschland zu generieren. Hierdurch können mögliche Defizite in unseren Versorgungsstrukturen detektiert und verbessert werden. Sterblichkeit bei Sepsis und septischem Schock in Deutschland Thema Sepsis. Es überleben zu wenige Incidence and mortality of hospital-and ICU-treated sepsis: results from an updated and expanded systematic review and meta-analysis Aktueller Wissensstand und Limitationen der Erhebung in Abrechnungsdaten Sepsisletalität in Deutschland -gute vergleichbare Daten sind aktuell nicht verfügbar Methodische Schwächen und Fehler bei der Datenextraktion führen zu einer erheblichen Unterschätzung der Sterblichkeit bei Sepsis und septischem Schock in Deutschland Incidence of severe sepsis and septic shock in German intensive care units: the prospective, multicentre INSEP study You Can't Trust Anyone': russia's hidden Covid toll is an open secret Erratum zu: Sterblichkeit bei Sepsis und septischem Schock in Deutschland