key: cord-0017858-omb43fbs authors: Kerbl, Reinhold title: „Politische Kindermedizin“ date: 2021-05-31 journal: Monatsschr Kinderheilkd DOI: 10.1007/s00112-021-01151-7 sha: b9920775ead3ae8c220291e84c7d29ffb250bd2b doc_id: 17858 cord_uid: omb43fbs nan Alle, die jemals als Kinderlobbyisten aktiv waren, wissen nur allzu gut, wie viele Wege erforderlich sind, um (auch gute) Ide-en endlich umzusetzen. Als Beispiel soll die "Kinderrehabilitation" genannt sein, deren Umsetzung in Österreich ganze 25 Jahre in Anspruch genommen hat. Ein Hauptgrund für "Nichterfolg" sind meist die mit Verbesserungsvorschlägen verbundenen Kosten. Die freundliche Ablehnung "gute Idee -aber wir haben kein Geld" haben alle Kinderlobbyisten wohl nur allzu oft gehört. Erst "Corona" hat deutlich gemacht, dass bei entsprechendem Willen sehr vieles möglich ist. Leider war mit der Aussage "koste es, was es wolle" des österreichischen Bun Politische Kindermedizin (Editorial) Politische Kindermedizin im internationalen Vergleich Politische Entscheidungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz ckende Honorierung ambulanter und tagesstationärer Versorgung. » Neue Versorgungsmodelle müssen angedacht und umgesetzt werden R. Kerbl aus Leoben et al. beschreiben mit der "Operation Bergdoktor" ein neues Modell der Kooperation zwischen extra-und intramuralem Bereich. Dieses nahm seinen Ausgangspunkt aus der aktuellen Situation der pädiatrischen Mangelversorgung in der Region Obersteiermark. In diesem flächenmäßig großen, aber wenig dicht besiedelten und bergigen Gebiet bleiben Kassenfacharztstellen zunehmend unbesetzt, sodass Eltern immer öfter keinen Kinderarzt mehr finden. Die "Operation Bergdoktor" sieht vor, dass an der Kinder-und Jugendabteilung des regionalen Schwerpunktkrankenhauses junge Kolleginnen und Kollegen speziell für die Tätigkeit in der betreffenden Region ausgebildet werden. Dafür wurden für 6 bis 8 Jahre zusätzliche Ausbildungsstellen geschaffen und mit einem Kostenvolumen von 4,15 Mio. € finanziert. Im Rahmen des Projektes werden "dislozierte Ambulanzen" eingerichtet und ärztlicherseits von der "Mutterabteilung" beschickt. Dabei können die Ärztinnen im Sinn einer "Jobrotation" sowohl im Krankenhaus als auch in den peripheren Einrichtungen tätig sein. Anstellung anstatt wirtschaftlicher Selbstständigkeit und dadurch fehlendes Unternehmerrisiko werden von vielen als Vorteil gesehen, und die enge Zusammenarbeit zwischen niedergelassener Pädiatrie und Klinik allgemein begrüßt. Auch wenn dieses Modell nicht 1:1 auf andere Regionen übertragbar ist, zeigt es doch, dass neue Modelle angedacht und umgesetzt werden müssen, um die pädiatrische Versorgung auch in der Peripherie langfristig sicherzustellen.Es erscheint äußerst wichtig, dass Kinder-und JugendärztInnen ihre Ideen und Vorschläge zur Verbesserung der Kinderund Jugendgesundheit einbringen, aber auch in Form von "policy statements" öffentlich sichtbar machen. Beispielgebend dafür ist die American Academy of Pediatrics (AAP), die auch Anleitungen für gute Child advocacy (Kinderlobbyismus) gibt. In den deutschsprachigen Ländern ist Derartiges oft (noch) auf Einzelinitiativen bzw. -aktivitäten beschränkt.Wünschenswert ist es, dass sich insbesondere jüngere Kolleginnen und Kollegen mit dieser Thematik beschäftigen, auch wenn dies im medizinischen Alltag meist unbedankt bleibt und manchmal sogar mitleidig belächelt wird. Nach vielen leeren Kilometern gelingt es doch immer wieder, die eine oder andere Verbesserung für Kinder zu erreichen -diese Chance sollte nicht ungenutzt bleiben.Ich hoffe, dass dieses Themenheft dazu beiträgt, etwas mehr Verständnis für "politische Kindermedizin" zu erzeugen und manche zur aktiven Mitarbeit zu motivieren.Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre -wie immer freuen wir uns über jegliche Form der Rückmeldung.